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Veröffentlicht am 03.05.2024

Vorhersehbare Liebesgeschichte mit unspektakulären Charakteren

Die Telefonistinnen - Stunden des Glücks
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Köln, 1948: der Krieg ist vorbei, aber die Bevölkerung leidet immer noch unter den Nachwirkungen. So langsam geht es aber aufwärts. Auch für Gisela, die sich mit ihrem 12jährigen Sohn Peter allein durchschlagen ...

Köln, 1948: der Krieg ist vorbei, aber die Bevölkerung leidet immer noch unter den Nachwirkungen. So langsam geht es aber aufwärts. Auch für Gisela, die sich mit ihrem 12jährigen Sohn Peter allein durchschlagen muss, seitdem ihr Mann einberufen wurde. Als Telefonistin arbeitet sie zusammen mit ihrer Freundin Hanni in einer großen Versicherung.

Dies ist der erste Band einer dreiteiligen Reihe über vier Frauen im Köln der Nachkriegszeit, die gemeinsam in einer großen Versicherung als Telefonistinnen arbeiten.

Nachdem ich die ersten Seiten des Romans gelesen hatte, habe ich mich auf die Geschichte einer starken Frau gefreut, die es schafft, sich nach dem Krieg wieder ein gutes Leben aufzubauen. Gerne hätte ich Gisela auf diesem Weg begleitet und anfangs war sie mir auch sehr sympathisch.

Leider tritt der Roman über viele Kapitel auf der Stelle, es geschieht gefühlt nichts. Giselas Geschichte dümpelt vor sich hin und auch von ihrer Arbeit als Telefonistin erfährt man eigentlich relativ wenig. Dafür umso mehr von ihrer teenagerhaften Schwärmerei für den Finanzchef der Firma. Hier wandelte sich Gisela für mich von der starken Frau, die die Kriegszeiten allein mit ihrem Kind gemeistert hat, zu einem hormongesteuerten Teenager. Wie sie den Finanzchef bei jeder Gelegenheit angeschmachtet hat, war schwer zu ertragen und irgendwann ging sie mir nur noch auf die Nerven.

Giselas Freundin Hanni wirkte da auf mich schon etwas realistischer. Sie versucht ihrem tyrannischen Vater zu entkommen und näht nachts in einem Kellerraum wunderbare Kleidungsstücke. Ob sie ihren großen Traum von einer Arbeit als Schneiderin erfüllen kann bleibt offen. Dies ist vielleicht dann Thema in einem Folgeband.

Erna, die Rezeptionistin, ist ein richtiges kölner Urgestein und die Klatschzentrale der Firma. Sie lockert die doch recht eintönige Geschichte immer mal wieder auf und brachte mich zum Schmunzeln. Für mich war sie noch der farbigste Charakter der Geschichte.

Von den zwei „neuen“, Julia und Charlotte, erfährt man nicht viel. Das hat sich die Autorin wohl für die nächsten Bände der Reihe aufgehoben.

Leider wirken die Figuren in diesem Roman auf mich hölzern und farblos. Richtig warm geworden bin ich mit ihnen und der Geschichte nicht. Auch die Dialoge waren oft sehr bemüht und gewollt. Da halfen auch die übertrieben vielen, bildhaften Vergleiche nichts, die mich aufgrund ihrer Masse dann eher störten.

Wirklich mitgerissen hat mich die Geschichte nicht und es kam auch keine Spannung auf. Daran konnte auch ein dramatischer Schicksalsschlag gegen Ende des Buches nichts ändern, der auf mich sehr konstruiert wirkte und wohl nur als Sprungbrett für Giselas Liebesleben dienen sollte. Schade, auch hieraus hätte man mehr machen können.

Fazit:
Ich hatte hier die Geschichte einer starken, mutigen, selbständigen Frau erwartet und bin daher sehr enttäuscht, dass es eher eine seichte, vorhersehbare Liebesgeschichte gab. Die Charaktere empfand ich flach und farblos und die Handlung vorhersehbar und langweilig. Die Folgebände werde ich daher sicherlich nicht lesen.

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Veröffentlicht am 13.02.2023

Zeitsprünge und Logikfehler trüben das Lesevergnügen

Die Herrin der Farben
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Im Augsburg des 18. Jahrhunderts baut Anna Barbara Gignoux zusammen mit ihrem Mann Johann eine Textildruckfabrik auf. Insbesondere der mächtigen Weberzunft ist dies ein Dorn im Auge. Als Johann viel zu ...

Im Augsburg des 18. Jahrhunderts baut Anna Barbara Gignoux zusammen mit ihrem Mann Johann eine Textildruckfabrik auf. Insbesondere der mächtigen Weberzunft ist dies ein Dorn im Auge. Als Johann viel zu früh stirb, kämpft Anna um das Überleben ihrer Fabrik und macht einen folgenschweren Fehler.

Anna Barbara Gignoux ist eine historisch verbürgte Person, deren Leben hier versucht wird auf 500 Seiten darzustellen. Der Roman ließ sich an sich gut und flüssig lesen, allerdings gibt es immer wieder massive Zeitsprünge, die mir letztendlich den Spaß an der Geschichte nahmen. Vor allem gegen Ende werden diese Sprünge immer heftiger. Ich fühlte mich wie beim Schnellvorlauf eines Films, den man immer mal kurz anhält, um zu schauen, an welcher Stelle man denn grad ist, um dann schnell weiter zu spulen. Durch die Zeitsprünge wird der Lesefluss immer wieder unterbrochen und es kommt keine wirkliche Spannung in der Geschichte auf.

Sehr störend waren auch die massiven Logikfehler in dem Roman. So wird der Schwiegervater als Vater betitelt, die Stiefkinder sind auf einmal Schwiegerkinder und eine Schwangerschaft dauert um die 12 Monate.

Leider bleiben die Charaktere des Romans für mich oberflächlich und blass. Durch die vielen Zeitsprünge konnte ich keine wirkliche Beziehung zu ihnen aufbauen und selbst dramatische Ereignisse im Leben der Anna Gignoux beeindruckten mich wenig.
War Anna am Anfang des Romans für mich noch eine willensstarke, kluge und sympathische junge Frau, änderte sich dies im Laufe der Geschichte um 180 Grad. Sie wurde zusehends herrischer, egoistischer und unsympathischer. Hatte ich aufgrund des Titels noch gedacht, dass es Anna hauptsächlich um die Farben und das künstlerische ging, wurde aber immer mehr klar, dass sie als knallharte Geschäftsfrau dargestellt wird, der es um den Erhalt der Fabrik und Ihres persönlichen Wohlstandes geht. Ihre Handlungen und auch ihre charakterliche Veränderung waren für mich dann irgendwann nicht mehr nachvollziehbar.

Der Roman endet mit Annas Tod im hohen Alter. Diese Schlussszene ist mir viel zu kitschig dargestellt und passt überhaupt nicht zu der Anna, die ich vorher 500 Seiten lang kennengelernt habe.

Fazit:
Ich hatte mich auf einen historischen Roman über das Leben einer staken Frau gefreut und wurde leider bitter enttäuscht. Wenn ich das Buch nicht in einer Leserunde gelesen hätte, hätte ich sicherlich nicht bis zum Ende durchgehalten. Schade, da das Leben der Anna Barbara Gignoux aus meiner Sicht viel Potential für einen tollen Roman gehabt hätte.

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Veröffentlicht am 15.02.2021

Enttäuschend und emotionslos

Dein erster Blick für immer
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Maya arbeitet in London bei einem großen Modeunternehmen. Auf ihrer täglichen Zugfahrt sieht sie eines Tages ihren Traummann und verliebt sich sofort in ihn. Leider bemerkt er Maya nie, bis zu jenem Tag, ...

Maya arbeitet in London bei einem großen Modeunternehmen. Auf ihrer täglichen Zugfahrt sieht sie eines Tages ihren Traummann und verliebt sich sofort in ihn. Leider bemerkt er Maya nie, bis zu jenem Tag, an dem Maya all ihren Mut zusammennimmt und ihm einen Zettel mit einer kurzen Nachricht zusteckt. Zwischen Hoffen und Bangen wartet Maya nun auf seine Reaktion, die hoffentlich ihr Leben verändern wird.

Dein erster Blick für immer basiert auf einer wirklich schönen Idee, aus der man viel hätte machen können. Leider hat mir die Umsetzung so gar nicht gefallen. Das Buch besteht aus 54 Kapiteln, welche jeweils recht kurz sind. Die Perspektive wechselt von Kapitel zu Kapitel und es kommen die unterschiedlichsten Personen zu Wort. Zusammen mit den oft kurzen, abgehackt wirkenden Sätzen kam ich mir manchmal vor wie in einer Diashow, in der zusammenhanglos und durcheinander ein Bild nach dem anderen gezeigt wird. So war es mir nicht möglich, mich in die Personen einzufühlen oder ihre Handlungen nachzuvollziehen. Aufkommende Emotionen wurden bei mir leider im Keim erstickt, da das Kapitel wieder zu Ende war und es mit einer anderen Geschichte weiterging.
Die eigentliche Geschichte von Maya und ihrem Bahn-Mann James gerät immer mehr aus dem Blickfeld. Stattdessen werden Geschichte anderer Personen erzählt und der Leser durch unnötige Zeitsprünge verwirrt. Oft schien es mir so, dass die Autorin einen Kopf voller Ideen hatte und alle irgendwie in diesem Buch unterbringen musste. Hier wäre es besser gewesen, sich auf die wesentliche Geschichte zu konzentrieren und diese dann tiefgehender und emotionaler zu erzählen.
Auch die Erzählperspektive hat mich oft gestört. Das Buch ist in der Gegenwart geschrieben und der Schreibstil wirkte auf mich oft oberschlau und belehrend. Es gab viele Andeutungen auf wichtige Ereignisse in der Vergangenheit, die aber im Laufe des Buches nie aufgeklärt wurden und mich mit großen Fragzeichen zurückließen. Das hätte man sich definitiv sparen können.

Die Charaktere fand ich allgemein zu oberflächlich beschrieben. Es ist mir leider nicht gelungen eine Beziehung zu ihnen aufzubauen und ihre Handlungen nachzuvollziehen. Viele Personen waren aus meiner Sicht auch einfach überflüssig und haben die Geschichte nur aufgebläht und mich verwirrt. Allerdings waren die Charaktere sich auch meist treu – es war von Anfang an klar, wer hier gut und wer böse ist.
Maya war mir recht sympathisch, wenn sie auch oft sehr naiv wirkte. Sie ist die nette Kollegin, die sich um alle und alles kümmert und jeder mag sie. Sie setzt sich für Kollegen ein, gibt kostenlosen Sprachunterricht und steckt gern zurück, wenn das für anderen hilfreich ist. Sie wirkt wie das nette Mädchen von nebenan, aber oft auch langweilig und uninteressant.
James, der Bahn-Mann, war mir zunächst gar nicht sympathisch. Er wirkte langweilig und bequem. So richtig konnte ich nicht nachvollziehen, was Maya an ihm so fasziniert. Gegen Ende des Buches wurde es dann besser und James hat sich positiv entwickelt.
Mein Lieblingscharakter war eindeutig Velma. Zwar nur ein Nebencharakter, der auch bald wieder aus Mayas Leben verschwindet, aber sie hat für mich endlich etwas Leben in das Buch gebracht.

FAZIT:
Insgesamt war „Dein erster Blick für immer“ leider eine riesengroße Enttäuschung für mich. Ich hatte einen schönen Liebesroman erwartet und bekommen habe ich eine Aneinanderreihung kurzer Szenen mit Charakteren die oberflächlich wirken und deren Entwicklung ich nicht nachvollziehen konnte. Die Geschichte hat so viele Schauplätze und dreht sich um so viele andere Dinge, dass das eigentliche Thema, nämlich Maya und James, völlig untergeht.

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