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JonasRoka

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.12.2023

Gemeinsam wohnt sich besser

Hänge-Party
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Zumindest für eine gewisse Zeit und solange man prinzipiell noch Single ist, finde ich eine WG eine bedenkenswerte Alternative. Selbst bin ich erst nach meiner Studi-Zeit in eine gezogen (geht auch). Das ...

Zumindest für eine gewisse Zeit und solange man prinzipiell noch Single ist, finde ich eine WG eine bedenkenswerte Alternative. Selbst bin ich erst nach meiner Studi-Zeit in eine gezogen (geht auch). Das waren die abwechslungsreichsten 5 Wohn-Jahre meines Lebens.

Die Handlung macht einen Sprung zurück in die 1990er Jahre, als es für alle in einer WG nur ein gemeinsames Telefon gab, das regelmäßig endlos-belegt war, wenn man gerade einen wirklich wichtigen Anruf erwartete. Treffpunkt war immer die Wohnküche und dort war man nie alleine. Am Wochenende stiegen die aus heutiger Sicht legendären Partys, an die man sich eigentlich aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums gar nicht mehr entsinnen dürfte. Die Zeit der Schwärmereien und Kurzbeziehungen, an die man sich heute besser auch nicht mehr erinnert. Doch geteiltes Leid und auch die Freude ist dann halb bzw. doppelt schön, eben mit den besten Freunden auf Zeit in einer WG.

Die Ich-Erzählerin hat lange keinen Namen, bis dieser dann nach einer ganzen Weile doch noch fällt, was aber zu dem Zeitpunkt gar nicht mehr so wichtig erscheint. Man könnte meinen, der Roman trägt autobiografische Züge, aber es könnte auch ganz anders sein. Der Autorin Andrea Eckstein gelingt es auf geniale Art und Weise, auch meine WG-Zeit wieder aufleben zu lassen. Und das macht sie mit einem lockeren und reibungslosen Stil, der schwimmt sogar in Milch. Ich habe mich als Leser gefühlt, als ob ich direkt mit am WG-Tisch sitze oder in der schrecklichen Kneipe und mit seltsamen Gestalten abhänge.

Großes Lob der Autorin, der ein bemerkenswerter Erstling gelungen ist.

Fazit: Wurde bestens unterhalten, 5 Sterne mit einem plus.

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Veröffentlicht am 25.11.2023

Wenn uns die Luft ausgeht

Odenwald
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Ich wohne am Rande des Odenwalds. Hätte ich den Autor nicht persönlich kennengelernt, hätte ich diesen Roman aufgrund von Titel und Aufmachung wahrscheinlich eher nicht ausgewählt, zumal ich nicht so der ...

Ich wohne am Rande des Odenwalds. Hätte ich den Autor nicht persönlich kennengelernt, hätte ich diesen Roman aufgrund von Titel und Aufmachung wahrscheinlich eher nicht ausgewählt, zumal ich nicht so der Thriller-Fan bin.

Ausgehend von einem Friedwald im Odenwald stellen die Bäume plötzlich ihr Wachstum ein und sterben ab. Dieses Phänomen breitet sich rasend schnell aus und alle Experten sind ratlos. Wenn es kein Einhalt gibt, dann wird die Luft ganz schön dünn für die Menschheit, denn ohne Photosynthese kein Sauerstoff zum Atmen ..

Klima-Thriller steht auf dem Cover. Für mich ist es aber vielmehr ein vielschichtiger Roman, der zwar die Klima-Problematik im Fokus behält, aber vor allem eine philosophische Auseinandersetzung mit den Gesamtzusammenhängen, die das Leben ausmachen, bietet. Dabei kommen radikale Ansichten zu Wort, die mich ziemlich zum Nachdenken brachten und bei mir selbst zu überraschenden Erkenntnissen führten. Besonders gefallen haben mir auch die „fiktionalen“ Elemente der Geschichte. Natürlich gibt es tote Menschen, doch die eigentlichen Opfer sind die Bäume.

Der Schreibstil des Autors ist sehr gut lesbar und trotzdem anspruchsvoll. Frank Schuster gelingt es ganz hervorragend, verschiedene Handlungsstränge und Zeitebenen kunstvoll miteinander zu verknüpfen und einen gut gedehnten Spannungsbogen bis zum Schluss aufrechtzuerhalten. Ich finde es klasse, dass dem Leser nicht alles „vorgekaut“ wird sondern ihm auch einiges zugetraut wird. Würde mal sagen, dass das Ende ein wenig offen bleibt, was mir auch gefällt.


Fazit: Es kommt selten vor, dass mich ein Buch dermaßen positiv überrascht hat. Mein erstes Buch des Autors. Sicherlich nicht mein letztes.

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Veröffentlicht am 08.06.2024

Held wider Willen

Die Reise von Arcas Pheynix
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Die titel-gebende jugendliche Hauptfigur erhält bei einer Art Initiationsritus die höchste Punktzahl und gilt fortan als aussichtsreichster Anwärter im Kampf gegen den ewigen Feind. Zu dumm nur, dass ...


Die titel-gebende jugendliche Hauptfigur erhält bei einer Art Initiationsritus die höchste Punktzahl und gilt fortan als aussichtsreichster Anwärter im Kampf gegen den ewigen Feind. Zu dumm nur, dass Arcas keiner Fliege etwas zuleide tun möchte und in seinem bisherigen Dasein alles anderes als kampferprobt ist ..

Die Rahmenhandlung spielt in einer fremden Welt und es blieb mir unklar, ob auf der Erde in weit entfernter Zukunft, oder irgendwo im Weltraum auf einen wüsten Planeten. Jedenfalls handelt es sich bei den Sancturianern um Menschen. Andere Wesen, die auftauchen, sind das jedenfalls nicht. Zudem gibt es schreckliche Monstermutationen, die es bevorzugt auf Menschenfleisch abgesehen haben.
Die Technik hat sich jedenfalls deutlich weiterentwickelt, die hierarchischen Strukturen stattdessen erinnern an voraufklärerische. Immerhin beweist man Durchhaltevermögen in dem man seit vielen Jahrhunderten Krieg gegen denselben Feind führt, obwohl die Ressourcen stark eingeschränkt erscheinen.

Die militärischen Strukturen sind wohl zeitlos und zwischenmenschliche Vorurteile und Intrigen offensichtlich auch. Schnell wechselt der Fokus auf die Handlungsebene auf einer Art Militärschule. Die Heldenfigur steht sich zunächst selbst im Weg und erfüllt die Erwartungen nicht. Doch schnell steigt er auf und wird zu einem beliebten und geachteten Mitglied der Truppe. Pazifistische Gedanken erscheinen so hinsichtlich einer massiven Bedrohung von außen schnell als ein absolutes Luxusgut.

Besonders gut gefallen hat mir, dass sich die kleine Liebesgeschichte dezent im Verborgenen weiterentwickelt hat. Außerdem, dass das Thema Vorurteile und Ausgrenzung aufgegriffen wird.
Nicht so gut fand ich, dass wie (fast) immer die überleben, die im Fokus stehen, Aber, das ist (meist) auch in Heldenfilmen so. Die Opfer sind immer die anderen, die gesichtslose Masse.

Fazit: Ich vermute, dass Fans von aktuellen Filmen von Marvel Gefallen an der Lektüre finden könnten. Selbst gehöre ich wohl weniger zur Zielgruppe, trotzdem gebe ich 4 Stern, weil es dem Autor gelungen ist, mit sehr lebendigen und spannenden Schilderungen einer fremden Welt und wohltuend wenig Pathos, mich bei der Stange zu halten.

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Veröffentlicht am 04.05.2024

Ein Plädoyer für Vertrauen, Zusammenarbeit und Demokratie

Ein Chinese sagt nicht, was er denkt
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Der Autor berichtet von seinen geschäftlichen Verbindungen mit Menschen aus China, die häufig von anderen Erfahrungen geprägt wurden. Er erklärt dies mit großen kulturellen Unterschieden, dass eben auch ...


Der Autor berichtet von seinen geschäftlichen Verbindungen mit Menschen aus China, die häufig von anderen Erfahrungen geprägt wurden. Er erklärt dies mit großen kulturellen Unterschieden, dass eben auch die sozialen Strukturen anders aufgebaut sind und nach festgelegten hierarchischen Vorgaben gehandelt wird. Trotzdem baut er in Kooperation ein kleines Unternehmen auf. Über den beruflichen Kontext lernt er ebenfalls seine jetzige Frau kennen, die er auf Familienbesuche nach China begleitet. Auch dabei lernt er landestypische Verhaltensmuster kennen, die für ihn als Schweizer gewöhnungsbedürftig sind. Die Familie hat wohl einen ganz anderen Stellenwert und Statussymbole ebenso. Doch seine Ehefrau wird für ihn zum „Türöffner“ und zur guten Beraterin bezüglich chinesischer Gepflogenheiten.

Das vorliegende Buch ist keine wissenschaftliche Abhandlung sondern ein Erfahrungsbericht. So habe ich es auch gelesen und war häufiger überrascht, wie leidensfähig der Autor sich mitunter in sein Schicksal gefügt hat. Es gibt eine kleine Exkursion nach Russland und Einblick in die ‚Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)‘

Er weist auch darauf hin, dass es nicht die Chinesin oder den Chinesen gibt, bei einem so riesigen Land mit über 160x so vielen Einwohnern wie in der Schweiz. Trotzdem gibt es Gemeinsamkeiten in der kulturellen Prägung und deutliche Unterschiede zu der mitteleuropäischen. Der Autor nimmt auch zur politischen Entwicklung Stellung und bietet damit eine Interpretationshilfe zum aktuellen Geschehen in China (aber auch in Russland)

Eine Kernaussage des Autors ist: Dass man einen chinesischen Menschen nicht nach seinen Worten sondern nach seinen tatsächlichen Handlungen einschätzen sollte. Manchmal gibt es dann eine böse Überraschung, wenn man die Aussagen für bare Münze gehalten hat.

Die Gestaltung und der optische Gesamteindruck des Buches hat mir gut gefallen. Der Autor verwendet auch Fußnoten und QR-Codes.

Die Fokussierung des Konfliktes mit dem Geschäftspartner nimmt aus meiner Sicht aber zu viel Raum ein und hat für mich als Leser keinen Mehrwert. Manche Wiederholungen in anderen Kontexten (z.B. Ukrainekrieg, Schenkrituale) hätte man durchaus kürzen oder streichen können. Seine Aufführungen über sein Verständnis über das Miteinander (das ‚gute‘ Zusammenleben) war für mich auch einmal zu viel.

Ich empfand das Buch aber insgesamt als gut zu lesen. Der Schreibstil des Autors geht für mich in Ordnung.

Fazit: Ein informatives Buch mit persönlichen Einblicken des Autors in eine mir fremde Welt. Für mich vor allem erkenntnisreich hinsichtlich des aktuellen politischen Geschehens.

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Veröffentlicht am 28.02.2024

Eine junge Frau hält - allen Widrigkeiten zum Trotz - stand

Aufstieg
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Von einem Tag auf den nächsten wird auf Planet Erde das komplette Leben völlig umgekrempelt, nachdem Eisen einfach so verschwindet. Auch im Ruhrgebiet brechen die bekannten Strukturen zusammen und der ...

Von einem Tag auf den nächsten wird auf Planet Erde das komplette Leben völlig umgekrempelt, nachdem Eisen einfach so verschwindet. Auch im Ruhrgebiet brechen die bekannten Strukturen zusammen und der Kampf ums Überleben beginnt. Ein Mädchen bleibt zunächst an der Seite ihrer Großmutter, die über magische Fähigkeiten verfügt. Als diese stirbt muss sich Vera allein durchschlagen, bis zu dem Tag, an dem sie von der Erdoberfläche entführt wird und in einem fremden Sonnensystem wieder zu sich kommt ..

Gefesselt von den ersten ca. 120 Seiten hatte ich einen schwungvollen Start in den zunächst sehr dystopischen Handlungsverlauf. Durch die Entführung kam es für mich als Leser zu einem Bruch, der mich irritierte und mir einiges abverlangte. Nun schwenkt der Verlauf in Richtung Sciencefiction um. Mit den nächsten ca. 100 Seiten tat ich mich schwer. An das neue Leben von Vera als Sexsklavin mit recht detaillierten Beschreibungen des Geschlechtsverkehrs musste ich mich erst einmal gewöhnen. Die Außerirdischen in der Stadt „Babylon“ wirkten auf mich wie dem römischen Imperium entsprungen und auch die Orgien erinnerten mich an durchwegs irdische Gepflogenheiten. Dieser Abschnitt zog sich dann auch ein wenig in die Länge. Vielleicht war das ein bewusstes stilistisches Mittel der Autorin, um die lähmende Hoffnungslosigkeit von Vera vor Augen zu führen?

Doch Vera macht im Verlauf der Geschichte eine ziemlich große Entwicklung durch. Sie kämpft sich aus dem für sie bestimmten Schicksal heraus, zunächst auf die Plantagen und von dort weiter - auf der Flucht - in die Berge. Ab hier war ich dann wieder voll mit dabei. Denn außerhalb der Stadt „Babylon“ gibt es noch weit mehr humanoide Bewohner auf dem fremden Planeten.

Vera wird in einem Dorf aufgepäppelt und der Leser erfährt zunehmend mehr über die Zusammenhänge auf dem Planeten und die Verbindung zur Erde. Das Leben in dieser Region gleicht dem auf der Erde in erschreckenden Übereinstimmungen (Spielplätze, Touristen) und ist bei anderen Aspekten doch fremd. Schön wird aus meiner Sicht vor allem auch die fremdartige Tierwelt beschrieben. So habe ich das Buch mit Genuss bis zum Ende gelesen

Der Schreibstil der Autorin zeichnet sich durch seine Kreativität aus und ist flüssig zu lesen. Die langen Namen der Herrscher und ihre zusätzlichen Spitznamen waren für mich die einzigen Stolpersteine im Lesefluss. Diesbezüglich erwies sich die Personenliste im Anhang als nützlich.

Die komplette Serie (Die Elektron-Sage) ist wohl schon einmal erschienen. Der vorliegende erste Band stellt nun den Beginn einer überarbeiteten 2. Auflage dar.

Fazit: Wer eine außergewöhnliche Zusammenstellung sucht und ein wenig ‚Sitzfleisch‘ beim Lesen aufweist, könnte großen Gefallen an diesem Roman finden.

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