Sehr vielschichtig und komplex - Teil 1 von 2
Zuerst noch eine kleine Vorwarnung: "Kaiserwald" ist nicht abgeschlossen! Im Oktober erscheint der zweite Teil der Dilogie und die Auflösung! Es werden zwar in diesem Teil einige Geheimisse gelöst, aber ...
Zuerst noch eine kleine Vorwarnung: "Kaiserwald" ist nicht abgeschlossen! Im Oktober erscheint der zweite Teil der Dilogie und die Auflösung! Es werden zwar in diesem Teil einige Geheimisse gelöst, aber der Großteil nicht. Obwohl ich offene Enden wirklich gar nicht mag, passt es hier für mich trotzdem, denn die Geschichte ist komplex und ich weiß, dass das große Ganze im Oktober aufgelöst wird. Damit kann ich gut leben! ;) - und ich freue mich schon auf "Sonnenwende"
Anja Jonuleit erzählt in mehreren Erzählsträngen und Zeitebenen eine Geschichte, bei der ich zu Beginn kleine Schwierigkeiten hatte, reinzufinden. Es dauert etwas, bis ich die vielen Figuren, Settings und Zeiten zuordnen konnte, doch danach konnte ich das Buch nur mehr schwer aus der Hand legen.
Die Geschichte wird aus der Sicht von drei verschiedenen Protagonistinnen auf verschiedenen Zeitebenen erzählt:
Riga 1997: Die Deutschlehrerin Rebecca Maywald verschwindet spurlos
Allgäu 1998: Penelope lebt seit dem Verschwinden ihrer Mutter bei ihren Großeltern im Allgäu und wartet verzweifelt auf die Rückkehr ihrer Mutter
Berlin 2023: Die Ex-Gebirgsjägerin Mathilda versucht ihren Plan umzusetzen, um Kontakt zu einer Diplomatenfamilie zu bekommen
Wir haben es mit einer undurchsichtigen Geschichte um zwei Familien zu tun, die gespickt ist von Lügen, Intrigen und Halbwahrheiten. Dreh- und Angelpunkt ist die Diplomatenfamilie von Prokhoff in Riga, die aus wirklich undurchsichtigen oder besser facettenreichen Charakteren besteht. Es gibt viele Rückblicke und als Leser fragt man sich die ganze Zeit, wie alles zusammenhängen wird. Einige kleine Puzzlesteinchen klappt die Autorin für uns auf, aber das Gesamtbild ist noch unscharf und schemenhaft.
Der Roman lässt sich schwer beschreiben und einem bestimmten Genre zuordnen. Es ist eine Mischung aus Familiendrama und Krimi. Die Geschichte beginnt leise und beginnt im weiteren Verlauf im Kopf immer lauter zu werden.
Besonders gut haben mir die Charakterdarstellungen der einzelnen Figuren gefallen. Neben den drei Hauptprotagonistinnen, gibt es jede Menge Nebencharaktere, die mehr oder weniger eine große Rolle spielen. Anja Jonuleit gelingt es, jeden davon, eine eigene Erzählstimme zu geben. Dabei sticht die von Penelope heraus, die ihre Geschichte einer unbekannten Person erzählt. Sie ist ein äußerst intelligentes Kind und hat Hyperthymesie (HSAM). Personen mit HSAM können sich an jeden oder nahezu jeden Tag ihres Lebens ab einem bestimmten Alter erinnern. Das stelle ich mir eigentlich nicht sehr positiv vor...wie findet ihr das?
Zurück zu Penelope....ich habe eine Vermutung, wen sie ihre Geschichte erzählt, aber sicher bin ich mir nicht....und genauso unsicher lässt uns die Autorin in ihrem Verwirrspiel zurück, bis wir die große Auflösung im Herbst bekommen werden. Darauf bin ich schon mega gespannt!
Fazit:
"Kaiserwald" ist eine Art Drama um zwei Familien und eine verschwunde Frau, welches langsam Fahrt aufnimmt. Ab einem bestimmten Zeitpunkt wird die Geschichte jedoch immer interessanter und mysteriöser. Man rätselt mit und wird in einen Sog gezogen, der einem nun ungeduldig auf die Fortsetzung warten lässt!