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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2017

Ein Stück Geschichte - brutal, widerwärtig, ehrlich

Underground Railroad
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Mit dem Buch "Underground Railroad" ist Colson Whitehead die sprachlich absolut gelungene Umsetzung des wohl dunkelsten Teils amerikanischer Geschichte gelungen.

Das Buch handelt von der jungen Sklavin ...

Mit dem Buch "Underground Railroad" ist Colson Whitehead die sprachlich absolut gelungene Umsetzung des wohl dunkelsten Teils amerikanischer Geschichte gelungen.

Das Buch handelt von der jungen Sklavin Cora, die sich so sehr nach Freiheit sehnt, dass sie eines Nachts gemeinsam mit Caesar von der Plantage flüchtet. Hilfe bekommen die beiden immer wieder von der Underground Railroad, einer Organisation, die entflohene Sklave an (vermeintlich) sichere Orte bringt. Die Underground Railroad existierte wirklich - Colson Whitehead hat jedoch einen Brückenschlag zwischen Fakten und Fiktion gewagt und in seinem Buch eine richtige Eisenbahnlinie entstehen lassen. Ich finde dies sehr gelungen, da man als Leser so einen deutlich leichteren Zugang zu dieser Organisation und deren Arbeitsweise bekommt.

Cora gelingt zunächst die Flucht, doch ihre neu errungene Freiheit ist nicht das, was sie sich darunter vorstellt - immer wieder muss sie sich verstecken und weiterflüchten, um nicht entdeckt und zur Plantage zurückgebracht oder womöglich gehängt zu werden.

Das Leben der Sklaven auf den Plantagen wird mit brutaler Ehrlichkeit erzählt. Schläge, Verstümmelungen, Vergewaltigung und Tod sind Alltag bei denjenigen, von denen das Buch erzählt. Das alles geht einem bei der Lektüre sehr nahe.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, da es nicht nur sprachlich und von den Charakteren her überzeugt, sondern weil es die längst überfällige Aufarbeitung dieses Themas darstellt - vor dem Hintergrund der derzeitigen politischen Lage in den USA hätte auch der Zeitpunkt für das Erscheinen des Buches nicht besser gewählt sein können!

Veröffentlicht am 14.10.2017

Eigenwillig

Die Schlange von Essex
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"Die Schlange von Essex" ist wohl eines der eigenwilligsten Bücher, das ich in letzter Zeit gelesen habe. Für mich eines der Bücher, die man entweder lieben oder hassen kann - bei mir trifft ersteres zu.
Cover ...

"Die Schlange von Essex" ist wohl eines der eigenwilligsten Bücher, das ich in letzter Zeit gelesen habe. Für mich eines der Bücher, die man entweder lieben oder hassen kann - bei mir trifft ersteres zu.
Cover und Buchbeschreibung lassen zunächst einen "normalen" historischen Roman erwarten, doch dieses Buch ist so eigensinnig, dass es sich nicht einfach so in ein Genre stecken lässt.

Um zum Inhalt ein paar Worte zu verlieren: Cora verliert ihren Ehemann, den sie jedoch kaum betrauert, da die Ehe der beiden alles andere als glücklich war. Ein Freund der Familie rät ihr einen Besuch bei Pfarrer William Ransome an, der außerhalb Londons auf dem Land lebt. Kaum trifft Cora in Aldwinter ein, passieren mysteriöse Dinge und alle vermuten ein Ungeheuer im Blackwater - die Schlange von Essex. Cora freundet sich mit Will und dessen Frau Stella an. Zwischen den beiden entbrennen lebhafte Diskussionen über Religion, Wissenschaft und das Leben an sich. Es gibt durchaus noch andere wichtige Charaktere im Buch, für mich drehte sich der Hauptteil der Geschichte aber um Cora und Will.
Das Buch hat bei mir mit seinem eigenwilligen Stil sehr deutlich gepunktet, die Verwirrung und Sorge der Dorfbewohner ist fast greifbar. Sehr gut gefällt mir, dass der Text immer wieder durch die Briefe der Hauptpersonen aneinander aufgelockert und bereichert wird. Das Buch nimmt immer wieder unterschiedliche Perspektiven ein, so dass man die Beweggründe der handelnden Personen meist sehr gut nachvollziehen kann.
Die Auflösung der Geschichte finde ich sehr gut gewählt - leider kann ich dazu nicht mehr sagen, ohne zu spoilern.
Insgesamt war dies ein Buch, welches aus der Rolle fällt und damit genau meinen Geschmack getroffen hat!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Figuren
  • Originalität
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 30.09.2017

Düster, gruselig und sprachlich absolut genial

Palast der Finsternis
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Zunächst muss ich gestehen, dass mich bei diesem Buch das Cover total neugierig gemacht hat, Es wirkt auf den ersten Blick schon ein wenig gruselig, zumal es im Licht auch etwas schimmert. Nehme ich Titel ...

Zunächst muss ich gestehen, dass mich bei diesem Buch das Cover total neugierig gemacht hat, Es wirkt auf den ersten Blick schon ein wenig gruselig, zumal es im Licht auch etwas schimmert. Nehme ich Titel und Cover zusammen, lässt das Buch auf eine düstere und gruselige Story hoffen.

Das Buch handelt von Anouk, die gemeinsam mit vier anderen Jugendlichen eingeladen wurde, einen angeblich erst kürzlich entdeckten unterirdischen Palast aus der Zeit der französischen Revolution zu erforschen. Alle fünf sind von einander sehr verschieden, was Charakter und Fähigkeiten angeht. Sie reisen gemeinsam nach Paris zum Ausgangspunkt ihrer Forschungen. Doch recht schnell wird Anouk klar, dass an der Sache etwas faul ist - oder weshalb sollte Prof. Dorf sie beim Abendessen alle unter Drogen setzen? Später wachen die Jugendlichen in dem Palast auf, wo sie sofort ihre Flucht planen. Doch der Palast ist gespickt von lauter Fallen...

Was es mit dem Palast auf sich hat, erfährt man als Leser in einem zweiten, parallel erzählten Handlungsstrang. Dieser spielt im Jahr 1789 und erzählt von Aurélie du Bessancourt, deren Vater den Palast anlegen ließ. Man erfährt, wie ihre Familie vor den Aufständen flüchtete und wie sich das Leben im unterirdischen Palast abspielte.

Viel mehr möchte ich zum Inhalt nicht sagen, da ich nicht allzuviel vorwegnehmen möchte. Was mich aber von Anfang bis Ende fasziniert hat, ist die Sprache des Autors, die mich von der ersten Seite an gefesselt hat. Das Buch ist zwar leicht zu lesen, aber es wird eine Menge Atmosphäre eher über die Sprache als über die Handlungen übertragen, so dass man sich doch beim Lesen immer einn wenig gruselt und die düstere Atmosphäre nachempfinden kann - gleichzeitig kann man aber das Buch nicht weglegen. Der Autor beweist mit diesem Buch eine Menge Phantasie - wenn man bedenkt, dass Bachmann gerade einmal 24 Jahre alt ist, hat er dafür ein wirklich tolles Buch abgeliefert (vor allem bin ich auch gespannt, was er in Zukunft noch schreiben wird!). Auch die Art und Weise, wie die einzelnen Charaktere im Buch dargestellt wurden, hat mir gut gefallen. Es war nicht alles von Anfang an offensichtlich, sondern durchschaubarer wurden die einzelnen Personen erst später im Verlauf der Geschichte.

Insgesamt hat mich dieses Buch wirklich begeistert, weswegen ich sehr gern 5 Sterne vergebe. Ich bin sehr sicher, dass man von Bachmann auch in Zukunft noch hören wird. In meinen Augen ist er ein großartiger Autor!

Veröffentlicht am 27.08.2017

Spannender historischer Roman

Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf (Die Henkerstochter-Saga 7)
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Da ich sehr gern historische Romane lese, habe ich "Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf" förmlich verschlungen.

Ich habe beim Lesen durch Zufall erst gesehen, dass dieses Buch bereits der siebte ...

Da ich sehr gern historische Romane lese, habe ich "Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf" förmlich verschlungen.

Ich habe beim Lesen durch Zufall erst gesehen, dass dieses Buch bereits der siebte Band einer Reihe ist - allerdings konnte man dieses Buch auch sehr gut lesen, ohne die Vorgänger zu kennen. Natürlich wären einem die Charaktere vertrauter gewesen, zu Beginn wurde die Beziehung der Personen zueinander aber so gut dargestellt, dass man problemlos in die Geschichte hineinfinden kann.

Das Buch handelt vom Scharfrichter Jakob Kuisl, der in den Rat der Zwölf aufgenommen wird, weswegen er mit seiner gesamten Familie zum Treffen der Henker nach München reist. Auf diesem Wege möchte er auch gleich seine jüngste Tochter Barbara verheiraten. Kaum in München angekommen, wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, die offenbar hingerichtet wurde. In den folgenden Tagen tauchen immer mehr Frauenleichen auf - Kuisls Neugier ist geweckt und er macht sich gemeinsam mit seinen Töchtern, seinem Schwiegersohn und seinem Henkerskollegen Deibler auf die Spur des Mörders. Dass auch noch eine Gruppe von Münzfälschern München heimsucht, macht die ganze Angelegenheit nicht leichter. Dann fällt auch noch der Verdacht auf die Henker des Rats....

Ich fand das Buch von Anfang an recht spannend, was zum einen an der vom Autor geschaffenen Atmosphäre lag, zum anderen daran, dass man immer wieder neue Details erfuhr, die einen am eigenen Verdacht zweifeln ließen. Unterm Strich muss ich gestehen, dass ich bis kurz vor Schluss nicht wusste, wer hinter den Morden steckt - besser kann es ja gar nicht sein, denn nichts ist schlimmer, als nach den ersten Seiten schon die Auflösung zu kennen. Wie in historischen Romanen üblich sind einige der Aktionen der Charaktere ein wenig zu übertrieben riskant, aber dadurch bleibt es auch dauerhaft spannend. Mir hat das Lesen jedenfalls viel Spaß gemacht und ich werde definitiv auch die anderen Bände der Henkerstochter noch lesen!

Veröffentlicht am 30.07.2017

Ein ungewöhnliches Buch!

Was man von hier aus sehen kann
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Das Buch hat mich durch sein ungewöhnliches Cover aufmerksam gemacht, entsprechend gespannt war ich also, ob es mich dann auch überzeugen kann.
Zum Inhalt will ich gar nicht viele Worte verlieren, da die ...

Das Buch hat mich durch sein ungewöhnliches Cover aufmerksam gemacht, entsprechend gespannt war ich also, ob es mich dann auch überzeugen kann.
Zum Inhalt will ich gar nicht viele Worte verlieren, da die Geschichte um Selma, Luise und die anderen Dorfbwohner eigentlich nur den Rahmen dafür bildet, was in dem Buch wirklich wichtig ist.

Wenn Selma von einem Okapi träumt, stirbt innerhalb des nächsten Tages jemand. Dies bringt jeden im Dorf dazu, nachzudenken: über sich, sein Leben und vor allem über Gefühle: Liebe, Vertrauen, Schmerz, Trauer... Dieser Fokus auf menschliche Emotionen prägt das ganze Buch. Mariana Leky verzichtet dabei allerdings auf komplizierte Formulierungen, sondern formuliert leicht und eingängig, wenn auch teils sehr eigenwillig mit Wortschöpfungen, die einen manchmal beim Lesen stutzen lassen.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich habe einige Zeit zum Lesen gebraucht, aber das lag wohl daran, dass ich immer wieder einzelne Abschnitte Revue passieren lassen musste und mich etwas länger mit dem gelesenen auseinandergesetzt habe.

Von mir gibt es volle 5 Sterne für dieses Buch und eine eindeutige Leseempfehlung!