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Veröffentlicht am 04.07.2024

Auswandern nach Norwegen

Windstärke 15
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Es ist ein ehrlicher Blick auf das Auswandererleben und dem Leben mit der Natur. Der Autor nimmt den Lesenden mit auf die Reise. Von Deutschland nach Norwegen ans Ende der Welt. Es war ein Leuchtturm, ...

Es ist ein ehrlicher Blick auf das Auswandererleben und dem Leben mit der Natur. Der Autor nimmt den Lesenden mit auf die Reise. Von Deutschland nach Norwegen ans Ende der Welt. Es war ein Leuchtturm, der sein Leben auf den Kopf stellte und die Einheimischen und die Behörden, die sein Leben erschwerten.

Thomas Bickhardt beschreibt seinen Kampf mit den Behörden und den Fallstricken juristischer Spitzfindigkeiten. Seinen Frust, seine Wut und seine Verzweiflung, wenn wieder alles am seidenen Faden hing. Und doch blieb er. Die Natur, das Meer und die Gewalten, die auf ihn wirkten und ihn immer wieder an seine Grenzen brachten, faszinierten ihn zu sehr. Anfangs stand er allein da. Im Laufe der Jahre zog seine Freundin zu ihm und sie gründeteten eine Familie.

Eine Auswanderung mit einem Happy End? Eher nicht, denn das Bygdedyret (das sture Dorftier, umgangssprachlich für sturre Dorfbewohner) stand oft im Weg. Er musste, selbst nach 30 Jahren, feststellen, dass er nicht zur Gruppe gehörte. Er wurde nicht eingeladen, wurde nicht informiert und nur ungern angehört. Er kämpfte nicht nur gegen die Naturgewalten, sondern auch gegen die Einwohner, die den Deutschen nicht wollten.

Ich ziehe den Hut vor so viel Ehrgeiz, Willen und Durchhaltevermögen. Sieht man sich die Bilder, die sich im Buch befinden an, kann man durchaus nachvollziehen, was ihn fasziniert hatte. Seine Bedingungen waren nicht optimal und doch hat er sich sein eigenes (temporäres) Paradies erschaffen.

Veröffentlicht am 29.06.2024

Gut zu lesendes Sachbuch über unser Gehirn

Das ausgeglichene Gehirn – Was uns die Neurowissenschaft über mentale Gesundheit verrät
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Vorab: es ist kein Anleitungsbuch, sondern eher ein wissenschaftlicher Blick auf das Gehirn und wie es funktioniert. Die Autorin hat den Inhalt in zwei große Blöcke aufgeteilt. Diese sind wiederum in ...

Vorab: es ist kein Anleitungsbuch, sondern eher ein wissenschaftlicher Blick auf das Gehirn und wie es funktioniert. Die Autorin hat den Inhalt in zwei große Blöcke aufgeteilt. Diese sind wiederum in kleinere Kapitel unterteilt, so dass man sich das Buch gut einteilen kann. Es liest sich zwar gut und flüssig, aber die Autorin verwendet einige wissenschaftliche Studien, Begrifflichkeiten und Abhandlungen für die es etwas Zeit und Muße braucht.

Der Inhalt ist interessant (wenn auch nicht so viel Neues für mich dabei war) und gut aufgebaut. Die Erklärungen sind so, dass man sie gut nachvollziehen kann. Sie geht dabei im ersten Teil auf die Zusammensetzung der psychischen Gesundheit ein und im zweiten Teil auf die Möglichkeiten, die wir haben, um das Gehirn aktiv zu unterstützen. Es gab ein paar Aha-Momente und viele Passagen, die mir bekannt waren, aber noch einmal ins Gedächtnis gerufen worden.

Für mich war es ein interessantes und informatives Buch, welches mir das Gehirn noch einmal etwas näher gebracht hat.

PS: Für mich war das Quellenverzeichnis eine wahre Fundgrube an Informationen. Schon allein dafür lohnt sich das Buch.

Veröffentlicht am 29.06.2024

Alles auf einmal - leider zu viel

Brown Girls
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Eine Geschichte in zig kleinen Kapiteln und die Worte schießen wie aus einem Maschinengewehr auf den Lesenden. Gefühlt werden in rasender Geschwindigkeit die einzelnen Szenen heruntergerasselt und alles ...

Eine Geschichte in zig kleinen Kapiteln und die Worte schießen wie aus einem Maschinengewehr auf den Lesenden. Gefühlt werden in rasender Geschwindigkeit die einzelnen Szenen heruntergerasselt und alles in die kleinen Kapitel gesteckt, was zu den Themen Migration, Gender, Mobbing, Rassismus und Vorurteile zur Zeit besprochen wird. Zusätzlich baut sie noch weitere Themen wie schwierige Familienverhältnisse, die Unterschiede zwischen brown und white boys, die Politik und Karriere und Kind oder Nicht-Kind und die Pandemie in die wenigen Seiten.

Die Autorin rennt durch die Leben der einzelnen Charaktere und feuert den Lesenden die schwierigen Umstände, die Missstände und den Frust um die Ohren. Viele der angesprochenen Probleme kennt man, hat man gelesen oder gehört. Sie (die Probleme) sind nicht neu, schon seit Jahren präsent und doch leider bis heute nicht behoben.

Die Geschichte liest sich, trotz oder vielleicht gerade wegen den vielen Kapiteln flüssig und schnell. Für mich waren aber die Charaktere leider zu oberflächlich geblieben. Für die wenigen Seiten war die Gruppe an Mädchen und die Themenvielfalt zu groß, um wirklich einen Tiefgang zu erreichen.

Veröffentlicht am 05.05.2024

Eher ein Wohlfühlroman mit Mord, als ein Krimi

Nebel über Rønne
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Der zweite Fall von Lennart Ipsen liest sich schnell und einfach weg. Es ist fast ein Wohlfühlroman, nur mit ein paar Toten.

Lennart muss wieder ran und kann auf die volle Unterstützung seines weiblichen ...

Der zweite Fall von Lennart Ipsen liest sich schnell und einfach weg. Es ist fast ein Wohlfühlroman, nur mit ein paar Toten.

Lennart muss wieder ran und kann auf die volle Unterstützung seines weiblichen Teams mit Tao und Britta, die gegensätzlicher nicht sein könnten, bauen. Während für ihn die Morde und das Drumherum zu groß für ein kleines Inselteam erscheinen, wollen Britta und Tao "ihren" Fall nicht abgeben. Beide Frauen hängen sich rein und Lennart kann nur mitziehen. Doch so langsam entsteht ein Bild, die vielen Puzzleteile fügen sich zusammen. Hilfe von außen gibt es dann doch noch - von einem guten Freund und vom ehemaligen Chef.

Liest man den Krimi, dann bekommt man das Gefühl, einen kleinen Reiseroman in den Händen zu halten. Die Insel, deren Bewohner:innen und ihre Eigenarten werden immer wieder in den Fokus gerückt. Auch die privaten/familiären Passagen haben einen großen Anteil an der Geschichte. Grundsätzlich finde ich kleine private Einschübe und eigenwillige Charaktere gut, aber sie waren mir in diesem Buch zu viel. Die Morde und die Hintergründe wirkten wie eingeschoben. Die Spannung, die ein Krimi haben sollte, wollte sich nicht so richtig einstellen.

Wenn man sich vom Gedanken einen fesselnden Krimi lesen zu wollen verabschiedet, ist das Buch eine gelungene Geschichte mit Mord. Michael Kobr kann sehr gut schreiben und wunderbare Bilder im Kopf entstehen lassen. Dadurch lassen sich die knapp 400 Seiten gut lesen.

Veröffentlicht am 15.04.2024

Zwei Frauen, zwei Leben

Der Pakt der Frauen
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Zwei Frauen, zwei Zeitebenen, zwei Bildungswege und ein Kochbuch.

1976: Katharina Adler kämpft sich als junge Wissenschaftlerin durch die Männerreigen, die sie gern klein halten, beiseite schieben und ...

Zwei Frauen, zwei Zeitebenen, zwei Bildungswege und ein Kochbuch.

1976: Katharina Adler kämpft sich als junge Wissenschaftlerin durch die Männerreigen, die sie gern klein halten, beiseite schieben und bloßstellen wollen. Doch Katharina setzt sich durch und leitet ihr Seminar zum Thema Kochbücher. Sie will die Rechte der Frauen stärken, ihren Studentinnen ein Vorbild sein und sich ihren Platz als Professorin erkämpfen. Der Spott, die Häme und die wenig charmanten Kommentare der männlichen Kollegen begleiten sie dabei tagtäglich.

1940: Ihre Mutter Jule hatte ein anderes Leben. Ein schweres Leben während der Kriegsjahre und als junge Haushaltshilfe bei einer jüdischen Familie. Sie lernt Zwangsarbeiterinnen kennen und versucht ihnen zu helfen. Deren Rezepte schreibt Jule nieder, damit sie nicht vergessen werden. Das Kochbuch mit diesen Rezepten bekommt Katharina in die Hände und ganz langsam schließt sich der Kreis bzw. die Geschichte.

Die Passagen über Jule und die Zwangsarbeiterinnen fand ich gut und sehr interessant, da ich bisher kaum etwas über das Leben und die Bedingungen der Zwangsarbeiterinnen gelesen habe. Es waren bedrückende Passagen, die noch etwas länger im Gedächtnis bleiben. Die Geschichte rund um Katharina und deren Probleme mit den bestehenden Machtstrukturen empfand ich nach einiger Zeit ermüdend, da sie sich wiederholten. Das Thema Kochbücher konnte mich tatsächlich auch nicht so richtig begeistern, obwohl ich gern koche. Aber diese Textpassagen waren durchaus zu lang und etwas zäh.

Volle Begeisterung für das Buch kam bei mir leider nicht auf, die geschichtlichen Einschübe aus den 1940er Jahren fand ich dagegen gelungen.