Pin darf auf keinen Fall werden wie ihre Mutter, aber niemand will ihr sagen, warum. Sie sucht nach Hinweisen in den bunten Köstlichkeiten, die die Mutter je nach Gemütslage in der Küche zaubert – roter Chili steht für Gefahr, Kohl in Kokossauce für ›alles paletti‹ –, wenn sie nicht gerade andere Kämpfe austrägt: als Stipendiatin an einer Eliteschule, als sichtbare Punjabi in der multikulturellen Metropole Singapur, Tag für Tag rassistisch angegangen vom Schulbusfahrer, als einziges Mädchen in einer Jungenclique. Ihr Rückzugsort ist ihre kleine Familie, ihre zärtliche Beziehung zum Vater – bis die übergriffige Großmutter zu ihnen in die kleine Wohnung zieht, das Porträt eines wachsamen Sikh-Gurus an die Wohnzimmerwand hängt und eine neue Hausordnung installiert. Gut gehütete Geheimnisse aus der Vergangenheit drängen ans Licht. Ist Pin stark genug, um die Wahrheit auszuhalten?
Ein komplexes Familiendrama, das die Spannungen zwischen Moderne und Tradition auslotet, und eine sehr tiefgehende, schmerzhaft-warmherzige Geschichte über Kindheit und Erwachsenwerden. Voll von Farben, Gerüchen, Geschäckern – von Leben.
Shortlist Singapore Book Awards und Singapore Literature Prize
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Meine Meinung:
Es gibt selten Schriftstellerinnen, die ich für ihren geschaffenen Roman wirklich bewundere und sagen muss, dass sie damit ein überaus wichtiges Werk geschaffen haben, doch dieser Schriftstellerin ...
Meine Meinung:
Es gibt selten Schriftstellerinnen, die ich für ihren geschaffenen Roman wirklich bewundere und sagen muss, dass sie damit ein überaus wichtiges Werk geschaffen haben, doch dieser Schriftstellerin ist dies mit diesem Roman definitiv gelungen.
Ein herausragendes, wichtiges und bemerkenswertes Buch!
Bereits nach wenigen Seiten, stellte sich das schriftstellerische Können der Autorin ein und zog mich sofort in seinen Bann. Sowohl der kernige und ohne Umschweife erzählte Schreibstil, der dennoch auf so vielen Ebenen zu funktionieren weiß und der den Interpretationsspielraum des Lesers, bis in die Tiefe weckt ohne zu viel zu erzählen, ließ mich innerlich den Hut ziehen.
Wie furchtloch ohne Scheu und ohne jegliche Tabus, erzählt die Autorin einen Charakter , der polarisiert, der kein Blatt vor den Mund nimmt und so stark erzählt ist, dass dieser zu einem Paradebeispiel in der Literatur wird, für was ?
Für Authentizität, Mut, Eigensinn und absoluten Tiefgang.
Sie erschafft einen Charakter, der ebenso geheimnisvoll erzählt ist, der einem in vielen Facetten unangepasste Stärke Mut und Eigensinn vermittelt, einer Charakterentwicklung, die den Leser den Hut ziehen lässt und die genau dazu geeignet ist auf gesellschaftliche Strukturen und Missstände hinzuweisen. Sie macht auf die Anforderungen und klischeehaften Denkweisen gegenüber Frauen aufmerksam ein Leben nach gesellschaftlichen Plan oder dessen Anforderungen zu leben, aufmerksam und dies auf eine starke so bemerkenswerte Weise!
Mein Fazit:
Ein grandioser, polarisierender Roman, der einiges zu sagen hat.
Für mich ein großes Stück, bedeutender Literatur und ein Roman, wie ich ihn so noch nie gelesen habe.
Pin, eine Punjabi, lebt mit ihren Eltern in Singapur, wo sie tagtäglich diskrimminierende und rassistische Erfahrungen macht. Doch ihre Familie ist ihr Rückzugsort voller Liebe und Zuneigung, die vor allem ...
Pin, eine Punjabi, lebt mit ihren Eltern in Singapur, wo sie tagtäglich diskrimminierende und rassistische Erfahrungen macht. Doch ihre Familie ist ihr Rückzugsort voller Liebe und Zuneigung, die vor allem in Form des Essens ihrer Mutter Gestalt annimmt. Doch eines Tages zieht Pins Großmutter in der kleinen Wohnung ein und bringt alles durcheinander. Die Beziehung zwischen ihr und Pins Mutter ist durch ein vergangenes Ereignis stark geprägt und noch immer spürbar präsent. Was wird das bis dahin gut gehütete Geheimnis der Vergangenheit in der kleinen Familie anstellen?
Balli Kaur Jaswal erzählt aus der Perspektive der zehnjährigen Pin, deren Wahrnehmung, Gedanken und Schilderungen ich sehr interessant und nahbar fand. Die zahlreichen Erfahrungen und Erlebnisse in Singapur, die Mischung der Menschen dort und die enge Beziehung innerhalb der Familie ist sehr anschaulich. Zwischen Pins Mutter und der Großmutter bestehen starke Spannungen, die Pins Kindheit und ihr Heranwachsen ebenfalls beeinflussen.
Die Geschichte baut sich langsam auf, aber der Schreib- und Erzählstil gefielen mir sehr gut, weshalb mich das gemächliche Tempo keinesfalls störte, sondern ich dieses als sehr passend empfand.
In Balli Kaur Jaswals Roman “Zuckerbrot“ geht es um eine Sikh-Familie, die im Vielvölkerstaat Singapur lebt. Die 10jährige Pin besucht mit Hilfe eines Stipendiums eine christliche Schule, obwohl sie keine ...
In Balli Kaur Jaswals Roman “Zuckerbrot“ geht es um eine Sikh-Familie, die im Vielvölkerstaat Singapur lebt. Die 10jährige Pin besucht mit Hilfe eines Stipendiums eine christliche Schule, obwohl sie keine Christen sind. Pin liebt ihre Eltern und hat ein besonders gutes Verhältnis zum Vater, der in einem Hotel arbeitet. Sie müssen mit wenig Geld auskommen. Nur am Essen will die Mutter, eine hervorragende Köchin, nicht sparen. Die Einkäufe von Mutter und Tochter inklusive sorgfältiger Prüfung der Ware und Feilschen sind ein regelrechtes Ritual. Pins Mutter Jini leidet seit ihrer Jugend an einer rätselhaften Hautkrankheit, die sich unter Stress verschlechtert. Deshalb bezahlt sie als Vierzehnjährige einen Guru, den die Mutter verehrt und der sie heilen soll. Es kommt anders. Die Mutter spricht nie darüber, was damals geschah, aber hier scheint die Ursache für das schlechte Verhältnis zwischen der Mutter und der Großmutter zu liegen, die eines Tages bei der Familie einzieht. Von dem Tag an hat sie das Sagen, und mit dem häuslichen Frieden ist es vorbei. Auch das Verhältnis zum älteren Bruder der Mutter und seiner Frau, dem Fetten Tantchen, ist seit damals gestört. Er musste auf Vermittlung des Gurus eine unattraktive Frau heiraten, um die Familie zu entlasten. Auch die Schwägerin behandelt die Mutter ohne jeden Respekt. Pin will endlich erfahren, was zu diesem Familienzwist geführt hat.
Der Roman ist jedoch nicht nur eine Familiengeschichte über drei Generationen von Frauen, sondern zeigt auch, wie das Leben in Singapur 1967 und Anfang der 90er Jahre aussah. Da gab es allgegenwärtigen Rassismus, Ausgrenzungen durch das Kastensystem, ein dominantes Patriarchat und soziale Ungerechtigkeit. Auch Pin wird wegen ihrer dunklen Haut in der Schule gemobbt und schämt sich für ihre Armut. Sie zeigt jedoch trotz ihrer schwierigen Lebenssituation Stärke und ist entschlossen, ihren Weg zu gehen. Eine sehr lohnende Coming-of-Age-Geschichte mit einem exotischen Ambiente.
Das Tolle an Rezensionsexemplaren ist, dass man dadurch immer wieder Bücher liest, die normalerweise im Buchhandlungsregal stehengeblieben werden. Ein solch überraschender Glückgriff ist für mich „Zuckerbrot“ ...
Das Tolle an Rezensionsexemplaren ist, dass man dadurch immer wieder Bücher liest, die normalerweise im Buchhandlungsregal stehengeblieben werden. Ein solch überraschender Glückgriff ist für mich „Zuckerbrot“ von Balli Kaur Jaswal. Das Cover in warmen Orangetönen gepaart mit einem lila Buchrücken und Lesebändchen vermittelt so viel Wohlfühlatmosphäre, gepaart mit einer Familiengeschichte, die in der Punjabregion spielt, eine Kultur, zu der ich trotz Verwandten in eben dieser Region sehr wenig Verbindung habe und bei der ich bei Büchern immer – alle Vorurteile auf meiner Seite – Bollywoodromantik vermute, dass ich das Buch wahrscheinlich nicht in meinen Warenkorb hätte wandern lassen. Dumm von mir, denn Zuckerbrot ist ein wundervolles Buch, ja, auch zum Wohlfühlen, aber eben absolut nicht nur. Und es bringt der lesenden Person nicht nur eine Kultur, sondern vor allem das Leben, die Klüfte zwischen Generationen, die Verbindung, die das Blut doch schafft, sowie auch die Grenzen, die wir manchmal zu früh setzen, auf sehr lebendige Art und Weise näher.
Lebendig ist eine perfekte Überleitung, denn sehr lebendig startet mensch auch ins Buch und wird sofort hineingeworfen in die Atmosphäre Singapurs, mit seinem einerseits so maximal geordneten Alltag, den vielen Regeln, der extremen Sauberkeit, den klaren Familienstrukturen und abseits davon den dann doch chaotisch-lauten, überbordenden Märkten und all dem, was unter der Ordnung brodelt. Hier in Singapur wächst Pin, in der Haupthandlung zehn Jahre alt und weiblich gelesen, auf – mit ihrer Mutter, die sie regelmäßig daran erinnert, bitte nicht so zu werden wie sie, eine Mutter, die anders als Pin extrem auf sich und ihre Erscheinung achtet, und ihrem Vater, der zu wenig Geld von der Arbeit nach Hause bringt, ein Pragmatiker ist, wie er im Buche steht, aber auch ein Fels in der Brandung, ein kleiner Fels, und der nichts lieber tut, als dem Loseglücksspiel zu frönen, denn irgendwann muss der große Gewinn ja kommen. Pin hat das Problem, das viele Kinder haben: Zu viele Rätsel bei diesen komischen Erwachsenen, die einem Kind nicht erklärt werden. Warum soll sie nicht werden, wie die Mutter, was ist vorgefallen zwischen dieser und deren Mutter, die nun in die beengte Wohnung der Kleinfamilie einziehen wird, warum ist ihr Vater so verständnisvoll für all die Launen der Mutter, wieso gibt es so viel Streit mit der Verwandtschaft, und, wichtige Frage: Warum kocht ihre Mutter ihre Stimmungen? Die ersten Kapitel geben wenig Antworten und stellen viele offene Fragen in den Raum, aber über allem liegt eine unglaubliche Nähe und Wärme, obwohl die Figuren wie kleine Solitäre nebeneinanderher kreisen. Was es mit dem Titel auf sich hat, wird früh geklärt (fast schon schade), wofür er symbolisch steht, entpuppt sich erst mit der Zeit.
Das Buch spielt auf verschiedenen Zeitebenen. Auf der ersten, 1990, erleben wir, dass die 10jährige Pin nicht nur die schon genannten Schwierigkeiten hat, leider sieht sie sich zusätzlich als Stipendiatin an einer Eliteschule, die finanziell nicht mithalten kann und als Inderin in Singapur, die dem Glauben der Sikhs angehört, jeden Tag mit Rassismus, Ausgrenzung, Verachtung und viel Einsamkeit konfrontiert. Selbst beim Fußballspielen mit den Jungs darf sie nur auf den Platz, wenn einer der anderen nicht mehr kann oder sich verletzt. Als ihre Großmutter zu ihnen in die beengte Wohnung zieht, zieht mit ihr auch die Vergangenheit von Pins Mutter ein und Pin verliert nicht nur ihr Zimmer, das sie fortan mit der Großmutter teilen muss, sie verliert auch die Düfte, die durch die Wohnung ziehen, wenn ihre Mutter kocht und an denen sie deren Stimmung erkennen kann, sie verliert auf eine Art ihre Kindheit, weil sie dem Geheimnis ihrer Mutter nicht mehr entgehen kann. Die Haut ihrer Mutter, die an Neurodermitis leidet, ist ein Spiegel dieser Entwicklung, blutrot wird sie und der Ausschlag wird immer heftiger. Mit der Großmutter zieht auch noch etwas anderes ein: „... ein furchtbares Schweigen, als ob etwas in unsere Wohnung eingedrungen wäre und alle Geräusche hinausgesaugt hatten.“
Auf der zweiten Zeitebene, 1967, lernen wir Pins Mutter Jini als Kind kennen, die Pin in dem Alter verblüffend ähnelt. Langsam entblättert sich, was dazu führte, dass Jini 1990 doch ganz anders wirkt als Pin und wieso das Verhältnis zu Pins Großmutter und zum Rest der Familie so unglaublich angespannt ist. Über all dem schwebt Gott – zu dem Pin nun wiederum ein sehr angespanntes Verhältnis hat, das die Autorin Balli Kaur Jaswal mit einer so wundervollen Komik wiedergibt, dass ich sie einfach nur dafür Knutschen könnte. Dennoch liegt unter der Komik auch viel Ernst, denn deutlich zeigt sie auch auf, warum Kinder und Religion eine ganz zerstörerische Kombi sein können.
Gemeinsam mit Pin und Jini reisen wir auch noch in andere Jahre ihres Lebens, aber noch mehr soll hier nicht verraten werden. Denn dieses Buch ist eine Entdeckung, sollte auf keinem Fall im Bücherladenregal versauern und muss, MUSS! unbedingt von ganz vielen Menschen gelesen werden. Es ist ein herzerwärmendes Plädoyer FÜR das Miteinandern, für das miteinander reden, gegen das Schweigen, für einen Gott, der Erbarmen hat, wenn es ihn denn schon braucht, für das Zuhören und den Glauben, aber nicht den an egal welchen Gott, sondern den Glauben aneinander. Und ganz nebenher ist es auch noch ein Buch gegen Alltagsrassismus, gegen Ausgrenzung und Intoleranz, aber: Das bemerkt mensch gar nicht, was eine weitere Leistung dieses einfach nur zu schätzenden Buches ist. Geht nicht in den Buchladen. Lauft. Rennt!
Meine Meinung:
Dies ist der hochspannende und innovativer Debütroman , der mit "Zuckerbrot" einen ganz neuen Sound innerhalb des deutschen Buchmarktes der Literatur geschaffen hat. Denn die Autorin scheut ...
Meine Meinung:
Dies ist der hochspannende und innovativer Debütroman , der mit "Zuckerbrot" einen ganz neuen Sound innerhalb des deutschen Buchmarktes der Literatur geschaffen hat. Denn die Autorin scheut sich nicht davon scharfzüngig und absolut bissig über die rassistische Gesellschaft, die Probleme der Gesellschaft im Allgemeinen, aber eben auch über innerfamiliäre Konflikte zu schreiben und dabei nimmt sie absolut kein Blatt vor den Mund und scheut sich nie einiges an Gesellschaftskritik zu äußern. Dabei steht aber eben auch immer die nötige und wohldosierte Emotionalität der Charaktere und der Geschichte im Vordergrund und weiß den Leser zu begeistern und nahm mich unwahrscheinlich für diese ungewöhnliche, aber so wichtige Geschichte ein!
Dabei sind ihre Vergleiche, Gestaltungen der Geschichte und ihr intellektueller Ideenreichtum immer sehr spitz, manchmal gerade zu erschreckend auf den Punkt gebracht und trifft den Leser mitten da, wo es auch mal weh tut und dieser ordentlich zum Denken angeregt wird.
Und diese Geschichte ist emotional und dramatisch, wie ein gut gemachter Film, den man einfach innerhalb kürzester Zeit konsumieren muss, weil er einen emotional so packt.