Absolut lesenwert! Unbedingt auch für Lehrer!
Jordan Banks (das Alter-Ego von Jerry Craft) 12 Jahre, wechselt auf dringenden Wunsch seiner Mutter, von seiner kleinen übersichtlichen Privatschule in Washington Hights zur elitären Riverdale Day Care ...
Jordan Banks (das Alter-Ego von Jerry Craft) 12 Jahre, wechselt auf dringenden Wunsch seiner Mutter, von seiner kleinen übersichtlichen Privatschule in Washington Hights zur elitären Riverdale Day Care Privatschule. Ihm sollen mal alle Möglichkeiten offenstehen und seine Herkunft aus einem der raueren Viertel der Stadt, ihm nicht im Wege stehen. Dabei wünscht er sich nichts sehnlicher, als auf die Kunst Highschool zu gehen, da er leidenschaftlich zeichnet, doch die beginnt erst ab der 9. Klasse und nicht der 7. Sein Vater versteht seine Sorgen, denn schon die Netzpräsentation zeigt, dass diese Schule nicht nur anspruchsvoll ist, sondern auch nicht sehr divers! Beiden ist klar, dass es ein farbiger Schüler dort nicht leicht haben wird, so wie sein Vater in dem von Weißen dominierten Verlagswelt auch nicht klar kam und nun das örtliche Gemeindezentrum leitet. Seine Mutter aber hat es geschafft und ist stolz darauf, daher soll auch ihr Sohn „die Regeln“ lernen. Schon als sein „Guide“ Liam ihn mit einer fetten Limosine abholt und ihn der blasse Blondschopf muffelig anschweigt, rutscht ihm sein Herz in die Hose. Kaum angekommen, laufen sie dem Schulbully Andy in die Arme und einige seiner Lehrer schaffen es einfach nicht, sich seinen, und Drews Namen zu merken. Drew ist schwarz und einer der Besten der Stufe, ein Typ, den man eigentlich nicht vergessen kann! Dass Jordan sich mit ihm und wider Erwarten auch mit Liam anfreundet, macht den Schulalltag langsam erträglich.
Diese Graphic Novel hat mir so gut gefallen, dass ich ständig meinen Töchtern und meinem Mann davon erzählt habe. Meinem Mann habe ich gesagt, dass er es unbedingt seinen Lehramtsanwärtern vorstellen soll, damit diese sich mal besser in ihre Schüler und den Alltagsrassismus in Schulen hineinfühlen können. Es sind so viele Kleinigkeiten, an denen es sich für farbige Schüler bemerkbar macht, dass sie anders sind und nein, es ist nicht immer gut etwas Besonderes zu sein! Jordan führt hierzu einen absolut unschlagbaren Dialog mit seiner Lehrerin, die es einfach nicht verstehen will, doch seine Argumentation ist unschlagbar! Er schluckt ganz schön viel, doch irgendwann, als es für seinen Freund Drew zu Unrecht kritisch wird, bricht es aus ihm heraus! Er steht zu seiner Überzeugung ein und erhält sogar Unterstützung, weil nicht nur seine Worte der Wahrheit entsprechen, sondern weil viele seiner Mitschüler ihn mögen, weil er niemals fies ist. Das hat mir besonders gut gefallen. Obwohl er viel Leid und Ausgrenzung erfährt, aufgrund seiner gemischt ethnischen Herkunft (das macht ihn ja noch schwieriger ihn einer Schublade zuzuordnen! Wo kommen wir denn da hin!) wird er niemals gemein und schon gar nicht schwächeren gegenüber, denn es gibt immer welche, die noch weiter abseits stehen als man selbst. Dass sich diese Haltung auszahlt merkt am Ende nicht nur er und die Leserschaft! Daher ist es wirklich auch ein großartiges Ende, dass zwar nicht den Alltagsrassismus per se abschafft, aber den Schulalltag und Jordans Leben doch ein Stück voran bringt!
Jerry Craft ist ein brillanter Erzähler mit Worten ebenso wie mit dem Stift! Sein Zeichenstil ist ebenso ansprechend, wie ausdrucksstark und übermittelt unterschwellig weitere Emotionen. So sehen wir bisweilen schon auf dem ersten Blick was an einigen Schülern so besonders ist, noch ehe sie protestieren, dass nicht jeder Hispanic automatisch Mexikaner ist! Ja, Rassismus ist vielfältig und diese Schüler sind erst 12, sexuelle Diversität spielt hier noch keine Rolle, was ich sehr gut finde, damit es nicht vom eigentlichen Thema ablenkt. Das Mädchen Alexandra steht hier stellvertretend für alle, die auf eine andere Weise anders sind, als wegen ihrer Hautfarbe. Richtig klasse finde ich Jordans doppelseitige Skizzen-Tipps wie z.B. Überlebensstrategien auf dem Schulweg, oder das genervte, wenn seine Mutter mit dem Fotoapparat fotografiert. Witzig, mit hohem Wiedererkennungswert und sooo treffend!
Ein sehr intelligentes, warmherziges und witziges Buch gegen Rassismus besonders im Schulalltag!