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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2024

die Geister der Vergangenheit

Das Baumhaus
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Der Thriller fesselt von der ersten bis zur letzten Seite. Interessant finde ich, dass die Kapitel aus unterschiedlichen Sichtweisen, von verschiedenen Personen erzählt werden. Dies bietet mehr Abwechslung ...

Der Thriller fesselt von der ersten bis zur letzten Seite. Interessant finde ich, dass die Kapitel aus unterschiedlichen Sichtweisen, von verschiedenen Personen erzählt werden. Dies bietet mehr Abwechslung und teilweise werden auch gleiche Situationen unterschiedlich wahrgenommen, das finde ich spannend.
Hendrik beschäftigt sich mit der Aufarbeitung seiner Kindheit und hat teilweise Erinnerungen, die er nicht mehr genau zuordnen kann. Nachdem er sich nun wieder am Ort befindet, wo er einen Teil seiner Kindheit bei seinem Großvater verbracht hat, kommen gewisse Informationen und Erinnerungen mit voller Wucht zurück und sind erschreckend für ihn. Sohn Fynn fühlt sich sofort wohl im verkommenen Ferienhaus und beginnt seine Umgebung zu erkunden, wie es für Kinder in seinem Alter üblich ist.
Gelungen finde ich die Stimmung des Buches, sie ist unheilvoll und es schweben die Geister der Vergangenheit noch deutlich über Hendrik und seiner Familie. Eigentlich wollte Hendrik die Zeit und die Stimmung dafür nutzen, an seinem neuen Buchprojekt zu arbeiten, aber es kommt anders als erwartet. Mit der Zeit werden immer mehr Zusammenhänge von damals klar, die auch noch bis jetzt nachwirken und am Ende des Buches einen stimmigen Abschluss bilden.

Veröffentlicht am 23.05.2024

erfrischende Themenkombination

Morden in der Menopause
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Der Roman liest sich locker, leicht und darf nicht ganz ernst genommen werden, ausgenommen von den kurzen fachlichen Inputs über die Wechseljahre sowie deren Begleiterscheinungen. Als hätte Liv, 48 Jahre, ...

Der Roman liest sich locker, leicht und darf nicht ganz ernst genommen werden, ausgenommen von den kurzen fachlichen Inputs über die Wechseljahre sowie deren Begleiterscheinungen. Als hätte Liv, 48 Jahre, nicht schon genug andere Sorgen zu stemmen, mit drei Teenagern, dementen Schwiegereltern und stressigen Kund*innen, befindet sie sich plötzlich und unvorbereitet am Anfang der Wechseljahre. Die Autorin schreibt dies überspitzt, aber immer auch mit einem wahren Kern und fachlichen Hard Facts zu Beginn der Kapitel. Bei Liv löst das Hormonchaos zusammen mit ihren privaten Desastern und ihrer tollpatschigen Art, mit der sie von einem Problem in ein größeres schlittert, ein ungewolltes Morden aus, das aber gezielt nur unliebsame Personen betrifft. Bei ihren Vertuschungsversuchen reitet sich Liv immer weiter ins Chaos hinein, hat aber ein Händchen dafür im letzten Moment geschickt die Kurve zu kriegen. Der Roman ist sehr unterhaltsam und die Themenkombination aus Morden und der Menopause finde ich außergewöhnlich und gelungen.

Veröffentlicht am 16.05.2024

Mensch und Natur

Das Flüstern im Eis
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Bei diesem Regionalkrimi ist alles stimmig, vom Cover über die regionalen Geschichten bis zu den authentisch wirkenden Ermittlerinnen. Der Fall kommt mit weniger grausamen Details oder blutrünstigen Beschreibungen ...

Bei diesem Regionalkrimi ist alles stimmig, vom Cover über die regionalen Geschichten bis zu den authentisch wirkenden Ermittlerinnen. Der Fall kommt mit weniger grausamen Details oder blutrünstigen Beschreibungen von Tötungsarten aus und ist dennoch spannend und mitreißend. Vor allem durch die bildhafte Beschreibung der Region hat man als Leserin das Gefühl vor Ort zu sein, die Stimmung zu spüren, den Wetterwechsel und auch die regionalen Traditionen und charakterlichen Eigenheiten mitzuerleben. Die Geschichten der Bergführer und Bergrettung über den Ortler haben mir sehr gut gefallen und auch die Hintergrundgeschichte der Klettermeisterin. Ich hoffe, dass Kommissar Grauner sich dafür entscheidet, noch ein wenig länger im Amt zu bleiben, denn mittlerweile hat sich das Team gerade gut zusammengefunden und jeder kann ihre/seine Stärken zeigen und Schwächen kompensieren. Sehr gut gefällt mir an diesem Krimi, dass auch teilweise Täterinnen nicht als Unmenschen dargestellt werden, sondern die Person dahinter wahrgenommen werden kann und auch die Schicksale, die miteinander verstrickt sind. Ich habe den kurzen gedanklichen Ausflug auf den Ortler sehr genossen und freue mich auf den nächsten Teil!

Veröffentlicht am 08.05.2024

intensiv

Notizen zu einer Hinrichtung
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Das Buch kann man nach dem Lesen nicht so schnell vergessen, sondern es arbeitet noch lange nach. Mich hat es inhaltlich überrascht und mit voller Wucht getroffen.
Interessant finde ich, dass die Autorin ...

Das Buch kann man nach dem Lesen nicht so schnell vergessen, sondern es arbeitet noch lange nach. Mich hat es inhaltlich überrascht und mit voller Wucht getroffen.
Interessant finde ich, dass die Autorin die einzelnen Sichtweisen schildert, jede Person bekommt ihren Raum und wird von ihr in den Mittelpunkt gestellt. Nicht wie ansonsten häufig der Mörder, vor allem Serienmörder, die gesamte Aufmerksamkeit der Medien und Gesellschaft abbekommt, so wird hier auch versucht das Leben der Opfer ins Zentrum zu stellen, sie als Menschen, die sie waren und die sie hätten werden können und wie sich das Leben ihrer Familien ohne sie verändert. Die Geschichte beginnt mit der harten, brutalen Kindheit von Ansel und seiner verzweifelten Mutter, die versucht, das Richtige zu unternehmen unter Berücksichtigung ihrer damaligen Situation und ihres Wissens. Spannend finde ich auch die Gedanken, die Ansel sich über seine Mitmenschen macht, vor allem auch über Frauen, die Theorien, die er aufstellt und wie er den Countdown bis zur Hinrichtung erlebt.
Interessant finde ich die Sichtweise der Autorin, dass sie versucht, nicht kategorisch in Gut und Böse einzuteilen, sondern in allen Menschen beide Seiten zum Vorschein bringt, mit mehr oder weniger starken Ausprägungen.
Das Buch ist düster, schwer und intensiv und wirkt noch lange nach dem Lesen nach.

Veröffentlicht am 06.05.2024

emotionale und unterschiedliche Zugänge

Treibgut
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Cape Cod – in diesem Roman nicht nur der Rückzugsort der Reichen und Schönen, sondern der Familie Gardner, bei der endlich hinter die Fassaden geblickt wird. Die Kapitel werden aus den Sichtweisen der ...

Cape Cod – in diesem Roman nicht nur der Rückzugsort der Reichen und Schönen, sondern der Familie Gardner, bei der endlich hinter die Fassaden geblickt wird. Die Kapitel werden aus den Sichtweisen der Familienmitglieder geschrieben und es ist teilweise sehr spannend zu lesen, wie die gleiche Situation von den einzelnen Personen komplett unterschiedlich wahrgenommen werden und wie auch die Erinnerungen an Früher stark auseinanderdriften. Adam, Ken, Abby und Jennifer verändern sich im Laufe des Romanes, teilweise zu ihrem Vorteil und teilweise machen sie auch schwierige Phasen durch. Mir gefällt es sehr gut, dass Jennifer wachgerüttelt wird und Stellung bezieht, sodass sie sich neben ihrem starken, bestimmenden Ehemann behaupten kann. Ken ist zum Schluss gar nicht mehr so stark, wie er vorgibt zu sein und Adam verwirrt durch seine psychische Erkrankung und auch durch den Wegfall der Anerkennung durch seine Forschungsarbeit. Vor allem die Frauen der Familie haben sich zusammengetan und sind mutiger und selbstbewusster geworden. Einerseits durch den Einfluss der Zwillinge im Teenageralter, die ihnen die Augen öffnen, aber auch durch einen Neuzugang in der Familie und dem Blick, wie die Familie von anderen wahrgenommen wird.
Die Stimmung des Buches ist durchgehend im Umbruch, die Emotionen sind stark und deutlich und wechseln sich auch gut ab und somit lebt die Familiengeschichte von den Dramen und von der Aufarbeitung vieler unausgesprochener Situationen und Fragen. Manche Menschen schaffen es sich zu verändern, andere wiederum können mit Veränderung nicht gut umgehen. Mir hat der Stil sehr gut gefallen, ich hätte noch ewig weiterlesen können.