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Veröffentlicht am 23.06.2024

Fragmentarische Erzählung über ein bewegtes Leben mit Erkenntnissen zum Nachdenken

Seinetwegen
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Ich fand „Seinetwegen“ wirklich überraschend gut. Überraschend deshalb, weil ich das Werk in seiner Schreibart schon besonders fand und sonst eine klare und fließende Sprache bevorzuge. Dieses Buch von ...

Ich fand „Seinetwegen“ wirklich überraschend gut. Überraschend deshalb, weil ich das Werk in seiner Schreibart schon besonders fand und sonst eine klare und fließende Sprache bevorzuge. Dieses Buch von Zora del Buono ist eher fragmentarisch, die Autorin springt zwischen vielen Themen hin und her, was aber irgendwie total gut funktioniert.

Haupthandlung ist natürlich die Suche nach E. T., welcher für den Autounfall, bei dem Zoras Vater verstarb, verantwortlich ist. Doch parallel macht sich die Autorin so viel mehr kluge Gedanken, spricht mit Freund*innen und reflektiert sich selbst. So werden z. B. auch Themen wie Antinatalismus, (früherer) Rassismus in der Schweiz, Queerness sowie die AIDS-Krise, die misogyne Gesellschaft, Autofanatismus und dessen Folgen, Schuld und das Leben der eigenen Vorfahrinnen behandelt.

Mit schnellen Themenwechseln kann ich normalerweise nicht so gut umgehen und auch der Verzicht auf direkte Rede sowie die vielen Nebenfiguren haben mir das Lesen etwas erschwert. Ich bin jedoch äußerst fasziniert davon, wie del Buonos Gedanken nahtlos ineinanderfließen und so wichtige Reflexionsprozesse auslösen. Als Leser:in wird einfach schnell klar, dass eine unfassbar kluge Frau mit viel Lebenserfahrung und Weltoffenheit diesen Text geschrieben hat. Ich kannte Zora del Buono vorher noch nicht und bin wirklich beeindruckt von ihr und ihrer Reflektiertheit.

Wäre das Buch dicker gewesen, wäre es mir wahrscheinlich schwerer gefallen, es zu Ende zu lesen. Doch die 200 Seiten sind meines Erachtens perfekt gewählt. Eine tolle Alltagslektüre, die anspruchsvoll und zugleich zugänglich ist.

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Veröffentlicht am 15.05.2024

Etwas schleppender als erwartet, jedoch durchaus unterhaltsam und thematisch vielfältig.

Das Gegenteil von Erfolg
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Das Cover hat mich vom Stil her direkt angesprochen und das Thema rund um ein Leben zwischen Karriere, Familie und Kapitalismuskritik erst recht. Der Klappentext versprach ja Einiges an Chaos - und das ...

Das Cover hat mich vom Stil her direkt angesprochen und das Thema rund um ein Leben zwischen Karriere, Familie und Kapitalismuskritik erst recht. Der Klappentext versprach ja Einiges an Chaos - und das wurde auch erfüllt, jedoch etwas schleppender als gedacht. Grundsätzlich mochte ich das Buch und die behandelten Themen. Die Zielkonflikte der beiden Protagonistinnen sind spannend und tragen maßgeblich zum Chaos der Geschichte bei. Der zugrundeliegende Humor und eine gewisse Leichtigkeit sorgen für ein gutes Lesevergnügen.

Trotzdem habe ich ein paar Kritikpunkte:

Fast die komplette Geschichte erstreckt sich auf einen einzigen Tag, von ein paar Rückblenden und dem Epilog mal abgesehen. Ich denke, prinzipiell ist das auch kein Problem, es hat bei mir aber für ambivalente Gefühle beim Lesen gesorgt. Einerseits zog sich die Handlung an einigen Stellen recht in die Länge, andererseits passierte dann auf einmal total viel. Manchmal hat mir seitenlang die Tiefe in den Figuren gefehlt, dann wurde das später wieder nachgeholt. Das hat bei mir zu einem ungewohnten Lesefluss geführt, den ich nicht so richtig abschließend bewerten kann. An sich fand ich, dass sich der Text sehr gut lesen lässt, aber da den Charakteren für mein Empfinden eher spät Tiefe verliehen wurde, gab es bei mir auch immer mal ein Stolpern. Vielleicht liegt das aber auch an der Übersetzung?!

Ein Punkt, der für mich kein Abzug, wohl aber erwähnenswert ist: Der Bereich Kapitalismuskritik kommt kürzer als von mir erwartet, dafür gibt es einige weitere Felder der Gesellschaftskritik, die tiefer behandelt werden. Vor allem die (internalisierte) DickFettfeindlichkeit hat mich extrem getroffen. Für sowas hätte ich mir eine Inhaltswarnung gewünscht. Nichtsdestotrotz finde ich es total klasse, dass dieses Thema aufgegriffen wird. Leistungsdruck, Elternschaft und Umweltzerstörung empfand ich als vertreten wie versprochen. Ehrlicherweise war ich von der angekündigten Affäre Alex’ recht enttäuscht. Die Beziehung und deren Darstellung habe ich persönlich nicht gefühlt.

Schließlich, und das irritiert mich schon deutlich mehr, verstehe ich die Wahl der Coverperson nicht. Warum wurde sich nicht für eine dick
fette Person entschieden, obwohl das ja doch eindeutig der Protagonistin entspricht? Das englische Cover finde ich dahingehend besser. Außerdem löst sich die Goldschrift hinten super schnell ab, wenn dort beim Lesen die Finger liegen. Das hab ich auch schon an den Verlag gemeldet, sodass es hoffentlich überarbeitet werden kann.

Abschließend gesagt, hätte ich mir das Buch noch ein wenig lustiger und leichtgängiger vorgestellt. Ich hatte einige Irritationsmomente, die nicht hätten sein müssen. Ab der Hälfte nimmt die Geschichte Fahrt auf, was wahrscheinlich auch an der Figurentiefe liegt, die dann erreicht wurde. Das Buch halte ich für eine unterhaltsame Lektüre für alle, die sich von den behandelten Themen angesprochen fühlen. Denn Identifikationsmöglichkeiten liefert es allerhand. Die Themen sind so vielfältig wie wichtig und genau deshalb wünsche ich dem Buch viele Leser*innen.

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Veröffentlicht am 06.05.2024

Geschichte mit Sogwirkung, ganz viel Liebe und einem Wermutstropfen

Soul Food
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Das Buch lässt sich wirklich super leicht lesen. Die Kapitel sind alle zwischen 2 und 6 Seiten lang, was einen tollen Sog entwickelt. Als Mensch, der mit längeren Kapiteln manchmal struggelt, fand ich ...

Das Buch lässt sich wirklich super leicht lesen. Die Kapitel sind alle zwischen 2 und 6 Seiten lang, was einen tollen Sog entwickelt. Als Mensch, der mit längeren Kapiteln manchmal struggelt, fand ich das total angenehm und ich konnte das Buch fast in einem Rutsch lesen.

Die Protagonistin Emoni und alle anderen wichtigen Figuren, wie ihre Großmutter und ihre beste Freundin, sind einfach herzensgute Menschen und die Liebe in ihren Beziehungen zueinander ist greifbar. Ich habe beim Lesen ein gutes Gefühl bekommen für die Herausforderungen einer alleinerziehenden Teenager-Mutter, die in einer rassistischen Welt lebt und von Anfang an Geldsorgen hat. Positiv fand ich auch, dass Themen wie die Hintergründe von Kriminalität in ärmeren Vierteln sowie Kolonialismus nebenbei zumindest kurz aufgegriffen wurden.

Ich persönlich fand es immer schlimm, wenn detailliert beschrieben wurde, wie tote Tiere zubereitet werden. Damit gerechnet habe ich zwar, aber es hätte ja auch nicht unbedingt sein müssen. Dass grundlegende Gedanken zu Tierrechten/Antispeziesismus in Büchern mit einem gewissen gesellschaftskritischen Anspruch trotzdem oft fehlen, ist für mich einfach ein Wermutstropfen.

Insgesamt ist es aber ein tolles Buch über die Suche nach der eigenen Bestimmung im Leben, junge Elternschaft und gegenseitige Unterstützung. Es kommt ohne großartige Romantik und damit auch ohne Spice aus, was ja völlig okay ist. Ein Buch, dass sicher auch für jüngere Menschen gut geeignet ist.

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Komplex, herausfordernd, aber begeisternd

Die Mütter
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Das Buch fordert die eigene Akzeptanz für Leerstellen ordentlich heraus. Wie auch in „Die verschwindende Hälfte“ wechseln die Perspektiven teils rasant. Trotzdem gibt es ganz viele Stellen, die von der ...

Das Buch fordert die eigene Akzeptanz für Leerstellen ordentlich heraus. Wie auch in „Die verschwindende Hälfte“ wechseln die Perspektiven teils rasant. Trotzdem gibt es ganz viele Stellen, die von der lesenden Person selbst gefüllt werden müssen, moralische Urteile werden, insofern überhaupt gewollt, höchstens sanft angestoßen.
Für mich ist der Schreibstil total schwer zu fassen und zu beschreiben, aber irgendwie fasziniert und begeistert er mich. Brit Bennet schafft es erneut, die Komplexität des Lebens in eine schöne Form zu fassen, die zum Weiterlesen animiert, aber auch Lesepausen verträgt.

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Kleine Hoffnungsschimmer in dunklen Zeiten

Liebe Enkel oder Die Kunst der Zuversicht
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Das Buch ist für alle, die Gedankenanstöße zur eigene Wirksamkeit brauchen in einer Welt, deren Komplexität ohnmächtig machen kann. Gabriele von Arnim wählt der Reihe des Kjona-Verlags entsprechend die ...

Das Buch ist für alle, die Gedankenanstöße zur eigene Wirksamkeit brauchen in einer Welt, deren Komplexität ohnmächtig machen kann. Gabriele von Arnim wählt der Reihe des Kjona-Verlags entsprechend die Form eines Briefes an ihre Enkel. Das hindert beim Lesen aber nicht daran, sich selbst angesprochen zu fühlen.

Die gut 70 Seiten lesen sich schnell weg. Ich war beim Lesen ambivalent - oft haben mir ihre Perspektive und die gewählten Beispiele zu möglicher Selbstwirksamkeit Zuversicht gegeben. An manchen Stellen habe ich aber auch einen innerlichen Widerstand verspürt, weil alle genannten Möglichkeiten natürlich ziemlich im Klein-Klein verbleiben und die Ebene einer Systemkritik fehlt. Andererseits finde ich nicht, dass das dem Buch wirklich zum Vorwurf gemacht werden kann, schließlich sind das nun einmal die einzigen Bereiche, in denen wir konkret und mit entsprechend direktem Feedback selbst wirksam sein können.

Die Autorin findet an einigen Stellen auch klare Worte für ihre Generation und die allgemeine Haltung ebendieser den aktuellen Problemen gegenüber. Der Text ist aber nicht aufwiegelnd geschrieben und ich mochte ihn insgesamt sehr gern. Er ist keine Gesellschaftskritik, sondern eine kurzweilige Lektüre für Menschen, die neben aller Systemkritik positive Gedanken und Hoffnung suchen.

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