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Veröffentlicht am 26.05.2024

Im Widerstand

Wir waren nur Mädchen
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Während des Zweiten Weltkriegs schließt sich die unscheinbare Jusstudentin Hannie Schaft dem Widerstand an. Aus vergleichsweise harmlosen Aufgaben wie dem Verteilen von Zeitungen wird bald mehr für die ...

Während des Zweiten Weltkriegs schließt sich die unscheinbare Jusstudentin Hannie Schaft dem Widerstand an. Aus vergleichsweise harmlosen Aufgaben wie dem Verteilen von Zeitungen wird bald mehr für die entschlossene junge Frau: sie wird ausgebildet im Umgang mit Schusswaffen. Zielstrebig hält sie mit ihren Freunden und Mitstreitern durch bis zum bitteren Ende.

Basierend auf historischen Tatsachen und akribischer Recherche erzählt Autorin Buzzy Jackson aus dem Leben Hannie Schafts. Erst kommt die Geschichte etwas langatmig und unspektakulär daher. Hannie scheint so emotionslos wie schüchtern zu sein, ihre Handlungen scheint sie zwar strukturiert, aber eher automatisiert zu setzen und vermittelt so den anfänglichen Eindruck einer naiven oder oberflächlichen Person. Vielleicht ist aber auch genau das wesentlich, um im Widerstand bestehen zu können? Nach einigen Längen steigt die Spannung endlich an, bis es im letzten Viertel tatsächlich zu überaus realistischen, recht grausigen Szenen kommt. Aufgrund zahlreicher Überlieferungen gelingt es Jackson hervorragend, aus dem wahren Leben zu berichten, fehlende Teile werden geschickt ergänzt und verweben Fiktion mit Historie. Erwähnenswert sind jedenfalls auch das Nachwort und die Anmerkungen der Autorin, wodurch der Leser nochmals einen guten Überblick bekommt zu historischen Persönlichkeiten und Details zur niederländischen Zeitgeschichte.

Fazit: trotz einiger Längen zu Beginn und im Mittelteil ein überaus interessanter Roman mit sehr realistischen, besonders am Ende sogar brutalen Szenen, die nur schwer zu ertragen sind.

Veröffentlicht am 21.05.2024

Kindheit

Amrum
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Nanning ist in Hamburg geboren, lebt aber, seit er sich erinnern kann, auf der Nordseeinsel Amrum. Während des Kriegs herrschen schwierige Zeiten, dennoch scheinen Nanning und sein bester Freund Hermann ...

Nanning ist in Hamburg geboren, lebt aber, seit er sich erinnern kann, auf der Nordseeinsel Amrum. Während des Kriegs herrschen schwierige Zeiten, dennoch scheinen Nanning und sein bester Freund Hermann nicht unglücklich zu sein. Sie helfen am Bauernhof aus für eine Kanne Milch und ein Stückchen Butter, jagen Kaninchen und tauschen Schollen, um ihre Familien zu unterstützen. Die Unterschiede - Nannings Familie ist Hitler treu, Hermann wächst abseits der Pimpfe auf - stören die Kinder im Alter von zehn Jahren nicht, aber ihre Welt verändert sich mit Hitlers Tod schlagartig.

Das Portrait einer Insel, das karge, herausfordernde, aber nicht unbedingt völlig triste Leben zweier Burschen, hält der Leser mit diesem Buch in Händen. Voller Leidenschaft beschreibt das Autorenduo die Landschaft Amrums, erzählt detailliert von der Vogelwelt und der Weite des Meeres. Allerdings muss in Zeiten der Not vor allem an sich selbst und die Familie gedacht werden, so wird nicht ausgespart, wie Nanning ein Kaninchen tötet, häutet und zerlegt, um die schwangere Mutter mit etwas Fleisch zu versorgen. Bei allen Gegensätzen geht es in dieser Geschichte um Freundschaft, Familie und Zusammenhalt, wenn es nötig ist.

Was man in jeder Zeile spürt, ist Hark Bohms Verbundenheit mit Amrum, der Insel, auf der er aufgewachsen ist, die er seine Heimat nennt. Dadurch ist auch der Leser ganz nah dran am Geschehen, erlebt Kaninchenjagd und Ausflug mit dem Segelboot, um Schollen zu fangen, hautnah mit, als ob er selbst dabei wäre. Bohm sieht genau hin, schreibt detailgetreu, aber doch ohne Schnörkel, passend zur damaligen Zeit. Viel Wissenswertes zum Überleben in Krisenzeiten, zur politischen Situation, die Nanning hin- und herreißt zwischen Liebe zur regimetreuen Mutter und den Skeptikern des Führerkults, fließt ein in diesen Roman, möglicherweise auch die ein oder andere autobiografische Szene.

Ein interessantes Buch, welches sachlich, aber doch in romanhaftem Stil, Zeitzeugnis ablegt und die Dinge vor allem aus Sicht der Kinder darstellt. Lesenswert.

Veröffentlicht am 19.05.2024

Carolina

Der zauberhafte Papierladen in Amalfi
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Carolina, die Besitzerin eines feinen Papierwarengeschäfts in Amalfi, ist seit Jahren mit ihrer großen Liebe Bernardo zusammen. Als er unbedingt aus Amalfi wegmöchte, zerbricht die Beziehung und Carolina ...

Carolina, die Besitzerin eines feinen Papierwarengeschäfts in Amalfi, ist seit Jahren mit ihrer großen Liebe Bernardo zusammen. Als er unbedingt aus Amalfi wegmöchte, zerbricht die Beziehung und Carolina wendet sich dem Konditor Aldo zu. Ein Jahr später kehrt Bernardo zurück und beginnt auch wieder in Caros nächster Nähe zu arbeiten, nämlich im Eissalon ihrer Freundin Livia. Obwohl beide noch Gefühle füreinander verspüren, weist Caroline Bernardo konsequent ab, will sie doch nicht noch einmal so schwer enttäuscht werden.

Neben den Lokalen ihrer Freundinnen Livia und Diletta führt Carolina ihre Cartiera, welche ihr Ein und Alles ist. Mit großer Leidenschaft ordnet sie ihre Waren an und gestaltet eigene Karten mit pfiffigen Sprüchen, um auch jüngere Kundschaft anzusprechen. Die bildhaften Beschreibungen Roberta Gregorios versetzen den Leser sofort in die malerische Landschaft Amalfis, die lockere Atmosphäre Süditaliens ist gekonnt eingefangen. Am liebsten würde man ohnehin gleich bei allen drei Freundinnen gustieren und anschließend bei Sal auf einen Espresso einkehren. Das sympathische Damentrio zeigt, was wahre Freundschaft ist, auch wenn sich so manche Unstimmigkeit einschleicht, am Ende ist man doch füreinander da. Und auch die wahre Liebe wartet irgendwo, ob alt, ob jung, selbst wenn man sich dagegen sperrt. Sogar Gregorios Schreibstil verbreitet Harmonie und beschwingtes Urlaubsflair, sodass man sich ganz und gar fallen lassen kann in die liebevoll erdachte Handlung.

Auch wenn die Schönheit der berauschenden Küste in Band 3 noch deutlicher zum Tragen kommt, so hat mir auch dieser Teil großen Spaß beim Lesen bereitet. Da die Geschichten zum Glück unabhängig voneinander zu lesen sind, werde ich demnächst diese wundervolle Reihe mit Nummer Eins (Livia) abschließen.

Veröffentlicht am 12.05.2024

Wurzeln

Limonensommerliebe
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Cara wächst ohne Vater auf und öfter als ihr lieb ist, wird sie daran erinnert, dass etwas in ihrem Leben fehlt. Nach dem Zusammentreffen von beruflichen Problemen mit einem unerklärbaren Anruf aus Italien ...

Cara wächst ohne Vater auf und öfter als ihr lieb ist, wird sie daran erinnert, dass etwas in ihrem Leben fehlt. Nach dem Zusammentreffen von beruflichen Problemen mit einem unerklärbaren Anruf aus Italien fliegt Cara kurzerhand an die Amalfiküste, um den wenigen Spuren nachzugehen, welche sie möglicherweise ihren väterlichen Wurzeln näherbringen.

Teils mit Cara, teils mit ihrer Mutter Anna fünfundzwanzig Jahre zuvor, verbringt der Leser spannende Stunden im schönen Süditalien am klaren blauen Tyrrhenischen Meer. Ein besserwisserischer Zitronenplantagenbesitzer und ein reicher Sportwagenfahrer kreuzen Caras Wege, die Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen scheint aussichtslos. Neben einer durchsetzungsstarken Nonna (Großmutter) darf natürlich die Amalfi-Zitrone ebensowenig fehlen wie Limoncello, Torta Caprese und andere regionale Köstlichkeiten, die quirlige Stimmung und das heitere Lebensgefühl des Südens. Die Geschichte ist logisch angelegt und enthüllt dem Leser und Cara erst nach und nach wesentliche Geheimnisse aus der Vergangenheit. Auch wenn die Figuren sehr schön und durchaus glaubwürdig beschrieben sind, so könnte das Ganze noch ein bisschen lebendiger und emotionaler sein. Dennoch handelt es sich um einen lesenswerten Roman, der tiefergehende Themen aufgreift und Generationenkonflikte ans Licht bringt.

Fazit: ein schönes Buch mit herrlicher (Urlaubs)Kulisse und ernsthaftem Hintergrund.

Veröffentlicht am 07.05.2024

Der Anfang ...

Loreley - Die Frau am Fluss
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Am Rhein, 1801 – 1828: Die Waise Julie muss sich als geduldete Magd im Wirtshaus ihres Vormunds verdingen, bis sie vom Pfarrer sogar aus dem Ort gewiesen wird. Mit einem dreifachen Witwer wird sie stromabwärts ...

Am Rhein, 1801 – 1828: Die Waise Julie muss sich als geduldete Magd im Wirtshaus ihres Vormunds verdingen, bis sie vom Pfarrer sogar aus dem Ort gewiesen wird. Mit einem dreifachen Witwer wird sie stromabwärts in Sankt Goar verheiratet und nimmt mutig und entschlossen ihr Schicksal an. Weitere Handlungsstränge befassen sich mit der älteren Elisabeth, welche Julie ein wenig unter ihre Obhut nimmt und Johann, der seine gesamte Familie verloren hat.

Eine melodievolle Sprache, nahe gehende Schicksale, harte Arbeit und der wunderschöne Rhein – wie kann man bei diesem Buch vorbeigehen? Gar nicht. Eine sehr schön erzählte Geschichte erwartet den Leser, die Figuren sind realistisch und glaubwürdig, die Härte des Lebens zur damaligen Zeit recht gut greifbar. So ist es nur allzu verständlich, dass man Kapitel um Kapitel verschlingt, Zusammenhänge sucht zwischen den Handlungssträngen um Julie und Johann. Und dann gibt es auch noch Geheimnisse, die aber nur teilweise aufgeklärt werden. Fortsetzung folgt …

Gut recherchierte Details zur damaligen Zeit und historische Personen sorgen für Lebendigkeit und lassen die Legende um Loreley wieder erwachen. Ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht, denn der einzige Wermutstropfen ist das offene Ende dieses Buches.