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Veröffentlicht am 05.08.2024

Enge in der Brust, Ideen im Kopf

Herzblut
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Inhalt:
Während im Vorgängerband der Schwerpunkt auf den Ermittlungsarbeiten lag, begleiten wir in diesem 7. Band der Reihe unseren mürrischen Lieblingskommissar auf einer eigenartigen (bewusst nicht "einzigartigen") ...

Inhalt:
Während im Vorgängerband der Schwerpunkt auf den Ermittlungsarbeiten lag, begleiten wir in diesem 7. Band der Reihe unseren mürrischen Lieblingskommissar auf einer eigenartigen (bewusst nicht "einzigartigen") Reise zu sich selbst. Nachdem ein anhaltender Druck in der Brust und ein missverständliches Gespräch mit Freund und Feind Doktor Langhammer ihm Angst eingejagt haben, arbeitet Kluftinger auf eine gesunde Entwicklung hin, stellt seine Ernährung um und versucht sich in Achtsamkeitsübungen. Gleichzeitig geht er einem verzwickten Mordfall nach, der immer wieder den Fokus auf das Herz und herzkranke Menschen lenkt und die Enge in Kluftingers Brustkorb täglich intensiviert.

Meine Meinung:
Einmal mehr habe ich mich in Kluftingers Welt gewagt und mich bestens vom kauzig-unbeholfenen Kommissar mit dem ungeschlagenen Riecher für verborgene Spuren unterhalten lassen. Nicht nur einmal habe ich laut aufgelacht aber auch eine sonderbare Rührung beim Gedanken an Kluftingers vermeintlich nahendes Ableben verspürt.
Der Fokus wurde in meinen Augen zurecht nicht auf die Verstrickungen in diesem Fall gelegt, dafür haben Kluftinger, sein Privatleben und seine Lieben eine viel grössere Rolle gespielt, als auch schon, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. Diese Abwechslung macht die Reihe in meinen Augen erst so richtig sympathisch und sorgt für sehr viel Unterhaltung, lässt tief ins Leben des Protagonisten blicken und bietet trotzdem ganz unterschiedliche, spannend und klug aufgebaute Fälle.

Meine Empfehlung:
Meine Sympathie für diese Reihe und Kommissar Kluftinger wächst und ich freue mich, dass ich noch einige weitere Bände vor mir habe. Es scheint, als würde das Autorenduo mit jedem Band mehr zusammenwachsen, was für immer runder erzählte Krimis sorgt, weiter so!

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Veröffentlicht am 24.07.2024

Unterhaltsam und ausgeklügelt aufgebaut

Schutzpatron
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Inhalt:
Diesmal hat es Klufti mit ganz grossen Fischen zu tun. Erfahrene Kunstdiebe planen, den berühmten Altusrieder Burgschatz zu stehlen. Bereits vor zwanzig Jahren hatte Kluftinger mit diesem Schatz ...

Inhalt:
Diesmal hat es Klufti mit ganz grossen Fischen zu tun. Erfahrene Kunstdiebe planen, den berühmten Altusrieder Burgschatz zu stehlen. Bereits vor zwanzig Jahren hatte Kluftinger mit diesem Schatz und berüchtigten Ganoven aus der Region zu tun.
Ausserdem wird bei einer routinemässiger Obduktion einer alten Dame festgestellt, dass sie keines natürlichen Todes gestorben ist und schon bald stellt sich die Frage, wie und ob diese Fälle zusammenhängen. Als auch noch Kluftingers Auto verschwindet und es in seinem Privatleben ebenfalls turbulenter wird, hat er alle Hände voll zu tun.

Meine Meinung:
Einmal mehr hat mich das Autorenduo mit einer äusserst spannenden und unterhaltsamen Geschichte beeindruckt. Besonders gut gefallen haben mir die ausgeklügelten Beschreibungen des im Stile von Ocean’s Eleven konzipierten Coups sowie die Irrungen und Wirrungen um Kluftingers Auto. Auch hat sich einmal mehr gezeigt, dass der Kommissar aller Eigenheiten sowie seiner Abneigung gegen die Errungenschaften der Technik und seiner teilweise sehr konservativen Weltanschauungen zum Trotz ein grandioser Ermittler mit einem hervorragenden sechsten Sinn ist. Ausserdem macht er sich so langsam und wird hoffentlich in den nächsten Bänden noch ein wenig aufgeschlossener und vorurteilsfreier ihm fremden Menschen und Kulturen gegenüber.

Meine Empfehlung:
Die Reihe überrascht mich immer wieder mit einem ganz neuen, aussergewöhnlichen Fall und einem einzigartigen, im schönen Allgäu gelegenen Setting. In diesem Band besonders unterhaltsam gestaltet ist Kluftis geheime Jagd nach dem Dieb seines Autos.

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Veröffentlicht am 09.06.2024

Ein ganz anderer Krimi

Morden mit Maud
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Inhalt:
Dieser lose an die Kurzgeschichtensammlung "Alter schützt vor Morden nicht" anschliessende Erzählband lässt die neunundachtzigjährige Schwedin Maud in sechs aufeinander aufbauenden Geschichten ...

Inhalt:
Dieser lose an die Kurzgeschichtensammlung "Alter schützt vor Morden nicht" anschliessende Erzählband lässt die neunundachtzigjährige Schwedin Maud in sechs aufeinander aufbauenden Geschichten auf ihr bewegtes Leben zurückblicken. Schnell wird klar, dass unsere Protagonistin zwar alt, aber noch lange nicht senil ist. Vielmehr nimmt sie ihr Leben (und das Leben und Sterben anderer Menschen manchmal auch) selbst in die Hand und reist im abschliessenden und längsten Text nach Südafrika, wo sie ein wenig zufällig und unfreiwillig in eine Ermittlung gerät, mit der sie ausnahmsweise einmal (fast) nichts zu tun hat.

Meine Meinung:
Auch dieses Buch habe ich von der lieber Irene vom Blog Igelabooks erhalten und mit sehr viel Vergnügen gelesen. Es ist definitiv ein ganz aussergewöhnlicher Krimi mit einer sympathischen Protagonistin, die es faustdick hinter den Ohren hat. Und ja, auch wenn Maud immer mal wieder ein Verbrechen begeht, so tut sie dies doch immer irgendwie einem ganz strengen moralischen Kompass folgend.
Den ersten Band - von dem ich lange gar nichts wuste - habe ich nicht gelesen, das ist aber sicher auch gar nicht nötig, da darin wohl nicht nur Geschichten mit Maud, sondern auch mit anderen Figuren vorkommen. Ich habe ihn mir aber bereits auf die Wunschliste gepackt, da ich die kurzweilig erzählende Sprache von Helene Tursten sowie ihre genau beobachtenden Beschreibungen - unter anderem der Landschaft und Tierwelt Südafrikas - sehr mochte.

Meine Empfehlung:
Dieser Krimi ist wirklich einmal ganz etwas anderes und die unterhaltsamen und teilweise auch spannenden und kritischen Geschichten lassen sich sehr gut nebenher lesen. Von mir gibt es eine herzliche Empfehlung, ich werde auf jeden Fall weitere Bücher der Autorin lesen.

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Veröffentlicht am 08.05.2024

Wichtiger Roman, der gerne drastischer hätte sein dürfen

Und alle so still
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Inhalt:
Es ist scheinbar ein Tag wie jeder andere, aber einzelne Frauen legen sich in einem stillen Protest auf den Boden. Wir sehen Ruth im Zwiespalt zwischen ihrer Verantwortung als Krankenpflegerin ...

Inhalt:
Es ist scheinbar ein Tag wie jeder andere, aber einzelne Frauen legen sich in einem stillen Protest auf den Boden. Wir sehen Ruth im Zwiespalt zwischen ihrer Verantwortung als Krankenpflegerin und ihrer persönlichen Erschöpfung, Elin, die sehr wohlhabend aufgewachsen ist und als Influencerin arbeitet und Nuri, dessen Eltern nach Österreich gekommen sind, in der Hoffnung, sich ein neues Leben aufzubauen und der sich von schlecht bezahltem Gelegenheitsjob zu Gelegenheitsjob rettet.
Wir lesen, wie die Menschen sich einander annähern, wie unsere Hauptfiguren sich kennenlernen, wie sie zusehen, wie alles zu entgleiten droht und welche Lösungen sich vielleicht daraus ergeben könnten.

Meine Meinung:
Natürlich wusste ich, worauf ich mich in etwa beim Lesen einlassen würde, an diesem Buch kommt man ja seit Wochen nicht mehr vorbei, aber ich hatte Rezensionen und Beschreibungen bewusst bloss überflogen, um mich ganz auf das Buch einlassen zu können. Ich bin sehr gut in die Geschichte gekommen und habe vor allem Ruth sofort ins Herz geschlossen. Fallwickl hat sich ausführlich mit der Arbeit im Gesundheitssystem auseinandergesetzt und dies wunderbar in die Figur und die Beschreibungen einfliessen lassen. Ruth war es auch, die mich wirklich zu Tränen gerührt hat und deren Umgang mit der Situation mich am stärksten beeindruckt hat. Mir hat aber auch sehr gut gefallen, dass Fallwickl mit Nuri einen ebenfalls vom System benachteiligten Mann, einen Menschen mit Migrationshintergrund, der weit unter dem Existenzminimum (über-)lebt und seine Ausbildung abgebrochen hat, um Geld verdienen zu können, portraitiert. Der Roman zeigt auf, dass eben nicht nur Frauen von vorherrschenden Strukturen benachteiligt werden, sondern dass gesamthafte Lösungen uns allen helfen würden.

Sprache und Aufbau:
In gewohnt sehr detailliert und poetisch beschreibender Sprache entwickelt Fallwickl diese Geschichte und springt einfach mitten in die Szene hinein. Dies hat mir persönlich sehr gut gefallen. Wir alle wissen, was Sache ist, ein überlastetes System bricht zusammen, die Menschen, die es mit letzter Kraft zusammenhalten, brechen zusammen und eine Lösung dafür gibt es nicht oder zumindest nicht über Nacht. Nach und nach wurde die Geschichte zäh und zäher und die Dialoge wirkten für mich immer theatralischer. Hier hätte ich mir mehr Schlichtheit aber auch mehr Schlagkraft gewünscht. Ich bin aber sehr froh, dass Fallwickl dem Grundsatz treu geblieben ist, positive, von Liebe geprägte und unterstützende Beziehungen zwischen Frauen darzustellen.
Das Ende des Romans habe ich mit eher gemischten Gefühlen erwartet, wusste ich doch, dass es aus der im Roman mit den sich hinlegenden Frauen überspitzt dargestellten Situation nicht wirklich einen Ausweg geben würde. Fallwickl hat aber einen guten, sehr passenden und eher offenen Schluss für diese Geschichte gefunden und insgesamt haben mich natürlich vor allem der Inhalt, aber auch der Aufbau und die Sprache sehr überzeugt.

Meine Empfehlung:
Lest ihn, den feministischen Roman der Stunde. Lasst euch ein auf dieses was-wäre-wenn-Gefühl, fühlt euch getragen von weiblicher Solidarität und Liebe, von der Hoffnung auf eine Gesellschaft, die zusammenspannt. Diskutiert dieses Buch, kritisiert es, wenn ihr mögt, zieht eure Lehren daraus und transportiert dann positive, unterstützende Gefühle aber auch viel Aktivismus in euer Umfeld, eure Freund*innenschaften und eure Familien.

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Veröffentlicht am 20.04.2024

Ein ganz neuer, feministischer Vampirroman, der den Hunger weckt

Die Hungrige
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Inhalt:
Lydia ist neu in der Stadt und soll bald ihr Praktikum in einer grossen Galerie beginnen. Als Performancekünstlerin richtet sie sich ein eigenes Atelier ein, in dem sie auch zu wohnen plant, als ...

Inhalt:
Lydia ist neu in der Stadt und soll bald ihr Praktikum in einer grossen Galerie beginnen. Als Performancekünstlerin richtet sie sich ein eigenes Atelier ein, in dem sie auch zu wohnen plant, als Vampirin ist sie stets auf der Suche nach Nahrung. Von ihrer Mutter, die sie mittlerweile in einem Pflegeheim untergebracht hat, hat sie gelernt, sich lediglich von Schweineblut zu ernähren. In ihrer neuen Umgebung fällt es ihr aber immer schwerer, sich nichtmenschliche Nahrung zu besorgen.

Meine Meinung:
Ein Vampirroman mit einer Vampirin in der Hauptrolle und dann hat ihn auch noch eine Musikerin geschrieben? Dieses Buch musste ich natürlich unbedingt lesen und bin ganz begeistert vom Aufbau dieser Geschichte und vom eher leichten Schreibstil, der trotzdem tief blicken lässt. Besonders gut gefallen hat mir, dass auch Themen wie Sexismus und Ausbeutung in der Kunstwelt, Rassismus und Spezieismus zur Sprache kommen. Auch kritisiert die Protagonistin immer wieder gewisse Entscheidungen ihrer Mutter, welche diese aufgrund fadenscheiniger religiöser Argumente gefällt hat und versucht dabei stets, ihren eigenen moralischen Kompass zu finden, ohne dabei zu verhungern.

Schreibstil und Aufbau:
Mir hat gefallen, dass ich von Anfang an mitten im Geschehen war. Zuerst empfand ich das Buch allerdings als ein wenig zu langsam erzählt, bemerkte dann aber, welche Sogwirkung vom Schreibstil ausging. Kohda verspinnt eine feinsinnige Romanze, einen Generationenkonflikt und das Aussenseiterdasein ihrer Protagonistin geschickt in ihrer Geschichte und zeigt dabei auch ein Händchen für fundierte kunsthistorische und kulinarische Details. Letztere liessen mir beim Lesen einige Male das Wasser im Munde zusammenlaufen.

Meine Empfehlung:
Die Autorin hat mich mit dieser aussergewöhnlichen Lektüre, ihrer faszinierenden Protagonistin, den detaillierten Beschreibungen sowie den gründlichen kunsthistorischen und kulinarischen Recherchen beeindruckt. Ich empfehle diesen ganz anderen Vampirroman sehr gerne weiter.

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