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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.05.2024

Mensch und Natur

Das Flüstern im Eis
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Bei diesem Regionalkrimi ist alles stimmig, vom Cover über die regionalen Geschichten bis zu den authentisch wirkenden Ermittlerinnen. Der Fall kommt mit weniger grausamen Details oder blutrünstigen Beschreibungen ...

Bei diesem Regionalkrimi ist alles stimmig, vom Cover über die regionalen Geschichten bis zu den authentisch wirkenden Ermittlerinnen. Der Fall kommt mit weniger grausamen Details oder blutrünstigen Beschreibungen von Tötungsarten aus und ist dennoch spannend und mitreißend. Vor allem durch die bildhafte Beschreibung der Region hat man als Leserin das Gefühl vor Ort zu sein, die Stimmung zu spüren, den Wetterwechsel und auch die regionalen Traditionen und charakterlichen Eigenheiten mitzuerleben. Die Geschichten der Bergführer und Bergrettung über den Ortler haben mir sehr gut gefallen und auch die Hintergrundgeschichte der Klettermeisterin. Ich hoffe, dass Kommissar Grauner sich dafür entscheidet, noch ein wenig länger im Amt zu bleiben, denn mittlerweile hat sich das Team gerade gut zusammengefunden und jeder kann ihre/seine Stärken zeigen und Schwächen kompensieren. Sehr gut gefällt mir an diesem Krimi, dass auch teilweise Täterinnen nicht als Unmenschen dargestellt werden, sondern die Person dahinter wahrgenommen werden kann und auch die Schicksale, die miteinander verstrickt sind. Ich habe den kurzen gedanklichen Ausflug auf den Ortler sehr genossen und freue mich auf den nächsten Teil!

Veröffentlicht am 08.05.2024

intensiv

Notizen zu einer Hinrichtung
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Das Buch kann man nach dem Lesen nicht so schnell vergessen, sondern es arbeitet noch lange nach. Mich hat es inhaltlich überrascht und mit voller Wucht getroffen.
Interessant finde ich, dass die Autorin ...

Das Buch kann man nach dem Lesen nicht so schnell vergessen, sondern es arbeitet noch lange nach. Mich hat es inhaltlich überrascht und mit voller Wucht getroffen.
Interessant finde ich, dass die Autorin die einzelnen Sichtweisen schildert, jede Person bekommt ihren Raum und wird von ihr in den Mittelpunkt gestellt. Nicht wie ansonsten häufig der Mörder, vor allem Serienmörder, die gesamte Aufmerksamkeit der Medien und Gesellschaft abbekommt, so wird hier auch versucht das Leben der Opfer ins Zentrum zu stellen, sie als Menschen, die sie waren und die sie hätten werden können und wie sich das Leben ihrer Familien ohne sie verändert. Die Geschichte beginnt mit der harten, brutalen Kindheit von Ansel und seiner verzweifelten Mutter, die versucht, das Richtige zu unternehmen unter Berücksichtigung ihrer damaligen Situation und ihres Wissens. Spannend finde ich auch die Gedanken, die Ansel sich über seine Mitmenschen macht, vor allem auch über Frauen, die Theorien, die er aufstellt und wie er den Countdown bis zur Hinrichtung erlebt.
Interessant finde ich die Sichtweise der Autorin, dass sie versucht, nicht kategorisch in Gut und Böse einzuteilen, sondern in allen Menschen beide Seiten zum Vorschein bringt, mit mehr oder weniger starken Ausprägungen.
Das Buch ist düster, schwer und intensiv und wirkt noch lange nach dem Lesen nach.

Veröffentlicht am 06.05.2024

emotionale und unterschiedliche Zugänge

Treibgut
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Cape Cod – in diesem Roman nicht nur der Rückzugsort der Reichen und Schönen, sondern der Familie Gardner, bei der endlich hinter die Fassaden geblickt wird. Die Kapitel werden aus den Sichtweisen der ...

Cape Cod – in diesem Roman nicht nur der Rückzugsort der Reichen und Schönen, sondern der Familie Gardner, bei der endlich hinter die Fassaden geblickt wird. Die Kapitel werden aus den Sichtweisen der Familienmitglieder geschrieben und es ist teilweise sehr spannend zu lesen, wie die gleiche Situation von den einzelnen Personen komplett unterschiedlich wahrgenommen werden und wie auch die Erinnerungen an Früher stark auseinanderdriften. Adam, Ken, Abby und Jennifer verändern sich im Laufe des Romanes, teilweise zu ihrem Vorteil und teilweise machen sie auch schwierige Phasen durch. Mir gefällt es sehr gut, dass Jennifer wachgerüttelt wird und Stellung bezieht, sodass sie sich neben ihrem starken, bestimmenden Ehemann behaupten kann. Ken ist zum Schluss gar nicht mehr so stark, wie er vorgibt zu sein und Adam verwirrt durch seine psychische Erkrankung und auch durch den Wegfall der Anerkennung durch seine Forschungsarbeit. Vor allem die Frauen der Familie haben sich zusammengetan und sind mutiger und selbstbewusster geworden. Einerseits durch den Einfluss der Zwillinge im Teenageralter, die ihnen die Augen öffnen, aber auch durch einen Neuzugang in der Familie und dem Blick, wie die Familie von anderen wahrgenommen wird.
Die Stimmung des Buches ist durchgehend im Umbruch, die Emotionen sind stark und deutlich und wechseln sich auch gut ab und somit lebt die Familiengeschichte von den Dramen und von der Aufarbeitung vieler unausgesprochener Situationen und Fragen. Manche Menschen schaffen es sich zu verändern, andere wiederum können mit Veränderung nicht gut umgehen. Mir hat der Stil sehr gut gefallen, ich hätte noch ewig weiterlesen können.

Veröffentlicht am 18.04.2024

emotionale und ernste Gespräche

Sommerhaus am See
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Der Roman wirkt auf den ersten Blick wie eine leichte Sommerlektüre, ist es aber keinesfalls. Die Charaktere werden zuerst langsam eingeführt und die Großfamilie hat geplant ein letztes gemeinsames Wochenende ...

Der Roman wirkt auf den ersten Blick wie eine leichte Sommerlektüre, ist es aber keinesfalls. Die Charaktere werden zuerst langsam eingeführt und die Großfamilie hat geplant ein letztes gemeinsames Wochenende im Sommerhäuschen zu verbringen, bevor die Eltern dieses verkaufen wollen. Schon zu Beginn geschieht ein Unglück, an dem sie nicht nur als Zuseher vorkommen, sondern sie tief betroffen macht und auch selbst in gewisser Weise wachrüttelt. Die beiden erwachsenen Söhne beginnen ihr Leben zu reflektieren, hinterfragen ihre Partnerschaften, gestehen sich ihre eigenen Fehler und Laster ein und obwohl die Stimmung gedrückt ist und vom Unglück überschattet wird, so rückt die Familie doch enger zusammen. Mit der Zeit werden die Gespräche intensiver und ehrlicher, lange gehütete Geheimnisse kommen ans Licht und ungewohnte Seiten werden hervorgekehrt. Wer sich zuerst nicht so gut verstanden hat, ist sich auf einmal viel näher und was man als fix angenommen hat, gerät plötzlich ins Wanken. Auch die alternden Eltern werden mit anderen Augen betrachtet und die Kinder hinterfragen, warum die Eltern das Häuschen verkaufen möchten. Die ehrliche und auch unschöne Auseinandersetzung mit sensiblen und unerfreulichen Themen hat mir sehr gut gefallen und ich habe im Laufe der wenigen Tage eine große Veränderung bei allen Charakteren wahrgenommen. Diese Entwicklung finde ich ebenfalls sehr schön. Man fühlt sich als Leserin weniger wie ein/e Beobachterin, sondern wie ein Teil der Familie im Sommerhaus am See, da man persönlich angesprochen und emotional involviert wird. Ein wunderschönes Buch, auch wenn die Themen manchmal ernst sind und die Stimmung düster ist, am Ende gibt es doch wieder Lichtblicke und die Hoffnung auf positive Veränderung.

Veröffentlicht am 17.04.2024

Beziehungen werden intensiver

Grenzfall – In den Tiefen der Schuld
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Der dritte Kriminalroman mit den bereits bekannten Ermittlerteams aus Österreich und Deutschland ist wieder spannend und vor allem persönlich, von der ersten Seite bis zur letzten. In diesem Fall ist die ...

Der dritte Kriminalroman mit den bereits bekannten Ermittlerteams aus Österreich und Deutschland ist wieder spannend und vor allem persönlich, von der ersten Seite bis zur letzten. In diesem Fall ist die Kollegin von Bernhard Krammer, Roza Szabo, scheinbar spurlos verschwunden und er weiß nicht, wie er damit umgehen soll. Nachdem in ihrer Wohnung auch eine Leiche gefunden wird, weiß er nicht, ob er seiner Kollegin vertrauen soll, sie freiwillig untergetaucht ist oder ob sie gar in ein Verbrechen involviert ist. Anstelle einer Großfahndung wird gemeinsam mit den deutschen Ermittlerinnen, darunter seine Tochter Alexa, intern mit allen möglichen Ressourcen nach Roza gesucht. In diesem Teil merkt man, dass sich Alexa und Bernhard emotional annähern, nachdem sie so lange Zeit nichts von ihrer gegenseitigen Existenz gewusst haben und dies geschieht ihnen nicht leicht, da beide sich charakterlich in manchen Bereichen zu ähnlich sind. Gleichzeitig stellt Bernhard fest, dass er kaum etwas über seine Kollegin Roza weiß und Alexa findet eine gute Arbeitsbasis zu ihrem Kollegen Jahn, mit dem es anfangs nicht leicht war. Dafür bleibt für das Privat- und Liebesleben momentan wenig Zeit, da alle zeitlichen Ressourcen für die Suche nach Roza gebündelt werden.
Als zweiten Handlungsstrang bekommt man in kursiver Schrift Texte über eine Frau, die in der Ich-Perspektive erzählt, präsentiert. Es stellt sich erst nach und nach heraus, um welche Person es sich hier handelt.
Am Ende des Buches bekommt man als Leser
in schon einen kleinen Ausblick, worum es im nächsten Teil gehen wird und ich freue mich darauf, alte und neue Bekannte wieder zu lesen.