Vertrauen und Zusammenhalt in schwierigen Zeiten
Die Autorin lädt mit leichtem, flüssigen Schreibstil zu einer Zeitreise in eine Kleinstadt der 1930er Jahre im amerikanischen Süden ein. Sweetgum, so der Name dieses beschaulichen Städtchens, wird im wahrsten ...
Die Autorin lädt mit leichtem, flüssigen Schreibstil zu einer Zeitreise in eine Kleinstadt der 1930er Jahre im amerikanischen Süden ein. Sweetgum, so der Name dieses beschaulichen Städtchens, wird im wahrsten Sinne des Wortes von dem Spinnereibesitzer Mr. Spencer beherrscht. Viele seiner Mitarbeiter leben in einem kleinen, familiär und sehr empathisch betriebenen Hotel, in dem auch die drei Töchter, Lillian, Janessa und Annie ihren Teil zur täglichen Arbeit beitragen müssen.
Durch ein sehr tragisches Ereignis mit weitreichenden Folgen auf den Betrieb des Hotels werden die drei Schwestern mit unerwarteten neuen Herausforderungen konfrontiert, die sich mit ihren ganz persönlichen Lebensplanungen nicht mehr vereinbaren lassen.
Lilian, die älteste, die sich durch eine berufliche Tätigkeit außerhalb des Hotels sich ein eigenes Leben ohne den Familienbetrieb aufbauen will. Janessa, die mittlere, fiebert ihrer sich abzeichnenden Hochzeit entgegen. Annie, die jüngste, träumt von einer Karriere als Schauspielerin und nutzt jede Gelegenheit, ihr schauspielerisches Talent gelegentlich auch in den Alltag zu integrieren.
Der Roman, geschrieben von Janessa in der Ich-Form, wartet mit einem leichten und flüssigen Schreibstil auf. Den Gedankengängen, den Abwägungsprozessen und den Entscheidungen der drei Schwestern kann sehr gut gefolgt werden und werden überzeugend und auch realistisch dargestellt. Wobei sich zunehmend die tiefe Verbundenheit und die Bereitschaft zeigt, eigene Lebensziele nicht nur zum Wohle der anderen Familienmitglieder, sondern auch gegenüber ihren im Hotel Beschäftigten, aufzugeben. Mit großem Verantwortungsgefühl, Pragmatismus und praktizierter Nächstenliebe, die auf ihrem gelebten christlichen Glauben basiert, wachsen die drei Schwestern nicht nur über sich hinaus, sondern auch wieder enger zusammen. Dabei kristallisieren sich ungewohnte und unerwartete Eigenschaften der Einzelnen heraus, deren Entwicklung bzw. Entdeckung stimmig in den Romanverlauf eingearbeitet sind.
Doch der Roman wartet mit mehr auf als der Rettung des Familienbetriebs und der neu entdeckten und wiederbelebten schwesterlichen Verbundenheit. Nutzt doch Mr. Spencer seine Monopolstellung als größter Arbeitgeber gnadenlos aus. Sein Wohlstand ist ihm wichtiger als gerechte Löhne oder die Einführung bzw. Einhaltung von Arbeitsschutzregeln. Da ist es natürlich keine Frage, dass in Sweetgum eine alles andere als freundliche und zufriedenen Stimmung herrscht. Dies wird in dem Roman sehr detailreich, berührend, aber auch erschreckend dargestellt, wobei auch die Auswirkungen der Depression der 1930er Jahre nicht unberücksichtigt geblieben sind. Mit der Entlarvung und der noch weitreichenderen Machenschaften des Mr. Spencer wird zudem eine weitere und sehr spannende Entwicklung in die Romanhandlung eingebunden, die zunehmend mehr und mehr auch Einfluss auf die Schwestern erhält.
Alles in allem ein Roman, der mich bereits nach wenigen Seiten in seinen Bann gezogen hat. Er lässt sich sehr gut lesen. Die Entwicklung bzw. den Reifeprozess der drei Schwestern, und hier für mich ganz besonders die Rückkehr zueinander, das erneute und bedingungslose Miteinander, die von liebevoller Zuneigung geprägten offenen und ehrlichen Gespräche, waren für mich von ganz besonderer Bedeutung.
Es hat mir sehr gut gefallen und ein anderer Roman dieser von mir neu entdeckten Autorin wartet bereits auf mich.