Profilbild von Moendchen7

Moendchen7

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Moendchen7 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Moendchen7 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.02.2024

Zeitreisedilemma mit autistischen Zügen

Mein schrecklich schönes Leben
0

Kurzmeinung: Anders als der Klappentext es erwarten lässt, dafür aber umso besser! Perfekt für das mehrfache Leseerlebnis.

Ein wunderschön geschriebener Roman über eine andersdenkende junge Frau, die ...

Kurzmeinung: Anders als der Klappentext es erwarten lässt, dafür aber umso besser! Perfekt für das mehrfache Leseerlebnis.

Ein wunderschön geschriebener Roman über eine andersdenkende junge Frau, die Unglück förmlich anzieht und das Geschenk der Zeit bekommt.

Seit langem hatte ich nicht mehr so viel Spaß beim Lesen und war von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und unterhalten.

Mit einem angenehmen, lockeren Schreibstil wird einem die Geschichte aus der Sicht der herrlich erfrischenden und sympathischen Protagonisten erzählt, die aufgrund ihrer autistischen Züge nicht nur anders denkt, sondern auch öfters anders handelt. Trockener, schlagfertiger Humor und viele Vergleichen und Verbindungen zur griechischen Mythologie dienen dazu, dass man das Gefühl vermittelt bekommt, eine Freundin würde von ihrem unglücklichen Alltag erzählen. Dabei hält sie keineswegs zurück mit ihren Wahrnehmungen und Gedanken und tretet dabei auch schön öfters mal ins Fettnäpfchen.

Die Handlung selbst schreitet schnell voran, und zwischenzeitlich fühlt man sich genauso erschöpft wie die Protagonisten, was mittels liebenswürdigen Charakteren und witzigen Dialogen ausgeglichen wird. Aufgrund der vielen Zeitsprünge verliert man als Leser jedoch schon mal die Übersicht über Geschehnisse, was durchaus passend ist, da es der Protagonisten ebenfalls so mit ihrer neuen Gabe ergeht. Themen wie Beruf, Liebe, Familie und Selbstwahrnehmung werden so aufgegriffen, wie man es nur selten liest und hinterlassen einem nach dem Lesen der letzten Seite ein warmes Gefühl zurück.

Der Roman steckt voller kleiner Details, die einem beim Lesen entgehen, schlichtweg, weil sie der Protagonisten entgehen, was in einem Vorfreude auf ein erneutes Durchlesen weckt.

Ich kann diesen Roman jedem empfehlen, der zu oft im Alltag Gedanken und Wünsche unterdrückt aus Höflichkeit oder Zierde und sich eine Geschichte mit einer Charakterentwicklung und Plot-Twists wünscht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.04.2024

vorhersehbar und dennoch schockierend

Was das Meer verspricht
0

Das Buch fiel mir zunächst durch sein wunderschönes Cover auf. Das Bild einer schwimmenden Frau, scheinbar mit Pinselstrichen gemalt, verbergt geschickt die Dunkelheit und Kälte des Meeres.

Die Geschichte ...

Das Buch fiel mir zunächst durch sein wunderschönes Cover auf. Das Bild einer schwimmenden Frau, scheinbar mit Pinselstrichen gemalt, verbergt geschickt die Dunkelheit und Kälte des Meeres.

Die Geschichte wird ohne Kapitel, sondern in Teilen erzählt, als würde eine Freundin von ihrem vergangenen Jahr erzählen. Die Details sind vorhanden, aber nicht ausschweifend - sie stehen nicht im Vordergrund. Ein linearer Erzählstrang fehlt, und zum Ende hin, überwältigt von Emotionen, kann es herausfordernd werden, dem Geschehen zu folgen.

Wir verfolgen die Geschichte von Vida, die sich zunächst ihrem geordneten Leben ergibt, nur um sich nach und nach dagegen zu wehren. Als sie eine unkonventionelle Freundschaft zu Marie aufbaut, ahnt der Leser vielleicht, wohin die Handlung führt. Die schmerzhaft realistisch dargestellte Familie und die Gefühle, die zunächst langsam und dann erdrückend werden, wirken anfangs noch harmlos, zerreißen einen aber förmlich am Ende.

Der Konflikt entfaltet sich relativ spät. Erst auf den letzten 100 Seiten von insgesamt 300 steigt die Spannung, und dann lässt sie einen nicht mehr los. Die letzten 40 Seiten fühlen sich an, als würde nicht nur Vida vor Schmerz zerrissen werden, sondern auch der Leser. Die letzten 20 lassen sowohl Vida als auch den Leser überwältigt und zitternd zurück.

Ein besser verteilter Spannungsbogen wäre wünschenswert gewesen. Anfangs plätscherte die Handlung angenehm dahin, dann kurzzeitig zäh und langsam, nur um dann wie ein Tsunami über einen einzubrechen. Dennoch kann ich dieses Buch jedem empfehlen, der kunstvolle Schreibstile, alternative Erzählstränge und innere Konflikte zu schätzen weiß.

Für mich verdient es 4,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.06.2024

Angenehm realistisch und doch was ganz neues

Experienced. Die Liebe bietet unbegrenzte Möglichkeiten
0

„Experienced“, erzählt die Geschichte einer jungen queeren Frau, mit der prompt im ersten Kapitel „Schluss“ gemacht wird und die sich daraufhin Erfahrung im Daten besorgen soll.
Das führt den Leser durch ...

„Experienced“, erzählt die Geschichte einer jungen queeren Frau, mit der prompt im ersten Kapitel „Schluss“ gemacht wird und die sich daraufhin Erfahrung im Daten besorgen soll.
Das führt den Leser durch eine Reihe von sowohl angenehmen als auch durchaus unangenehmen zwischenmenschlichen Interaktionen und Gelegenheiten.

Der lockere und fließende Schreibstil lässt den Leser vollkommen in den Kopf von Bette eintauchen und die Selbstlügen und Wandel auf eine prickelnde Art mit erleben.

Dennoch gab es kleinere Schwachstellen, so zum einen hat es kurzzeitig schlichtweg an Spannung gefehlt und es hat sich nach dahin Plätschern angefühlt. Auch das Ende war in gewisser Weise ersichtlich.
Dennoch war es eine schöne Geschichte mitzuerleben, die ich jedem ans Herz legen kann, der offen ist für Selbstentdeckung und Selbstverwirklichung. Unabhängig von der Sexualität.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.05.2024

Tolle Geschichte mit unausgeschöpftem Potenzial

A Tempest of Tea
0

Interessanten Charaktere, die aufregende Welt und der flüssige Schreibstil sind in einen spannenden Raubüberfall eingebettet, der mehr Geheimnisse als Antworten hervorbringt.

Grundsätzlich sollte dieses ...

Interessanten Charaktere, die aufregende Welt und der flüssige Schreibstil sind in einen spannenden Raubüberfall eingebettet, der mehr Geheimnisse als Antworten hervorbringt.

Grundsätzlich sollte dieses Buch ein makelloses 5-Sterne-Werk sein. Der Anfang ist packend, die Charaktere werden schnell greifbar und der Leser wird rasch in die Haupthandlung eingeführt. Das letzte Drittel führt zu einem aufwühlenden Ende mit clever versteckten Hinweisen für aufmerksame Leser.

Jedoch hat mich der Mittelteil überraschend enttäuscht. Anstatt Fahrt aufzunehmen, zieht sich die Geschichte. Erst ab etwa 60 % beginnt offiziell der zweite Akt, was es schwierig machte, mein gewohnt zügiges Lesetempo beizubehalten. Ich würde jedem empfehlen, diesen Teil schnell in einem Rutsch zu lesen, um die spannenden letzten zwei Akte nicht zu verpassen.

Dennoch erschafft Hafsah Faizal mit „A Tempest of Tea“ eine Welt mit bunten Charakteren und interessanter politischer Dynamik. Es werden vielversprechende Liebesbeziehungen aufgebaut und die Charakterentwicklungen sind das Hauptaugenmerk. Das Ende lässt einen direkt den nächsten Band herbeiwünschen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.03.2024

Intelligent, fesselnd und anspruchsvoll

Der Wald
0

„Der Wald" von Eleanor Catton entführt den Leser in eine polarisierende Welt voller Charakter, Charme und Skurrilitäten, die trotz ihrer eigenwilligen Natur fesselnd ist. Die zeitgemäßen Themen werden ...

„Der Wald" von Eleanor Catton entführt den Leser in eine polarisierende Welt voller Charakter, Charme und Skurrilitäten, die trotz ihrer eigenwilligen Natur fesselnd ist. Die zeitgemäßen Themen werden auf spannende Weise behandelt und überraschen mit unerwarteten Wendungen. Obwohl der Schreibstil mitunter anspruchsvoll ist und der Text durch nicht angekündigte Perspektivenwechsel und fehlende Kapitel Struktur erfordert, gelingt es der Autorin, Charaktere zu präsentieren, die zwar auf den ersten Blick stereotyp erscheinen, jedoch im Laufe der Geschichte Tiefe und Authentizität entwickeln. Zwischenzeitlich ist es aufgrund dieser geradezu künstlich wirkenden intelligenten Schreibweise eher frustrierend und anstrengend, statt ein angenehmes Leseerlebnis.

Die Handlung spielt im modernen Neuseeland, wo Umweltschützer und skrupellose Milliardäre aufeinandertreffen. Trotz des vielversprechenden Settings verliert sich der erste Teil des Buches in langwierigen Charaktereinführungen und Diskussionen, bevor es gegen Ende in einen actiongeladenen Thriller umschlägt. Das intelligente Ende lässt Raum für Interpretation und regt zum Nachdenken an. Insgesamt ein mitreißender, wenn auch anfangs sehr anspruchsvoller Lesetipp, der 4 von 5 Sternen verdient.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere