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Veröffentlicht am 15.06.2024

Zwischen den Welten

Das Jahr ohne Sommer
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MEINUNG:
Mir war Das Jahr ohne Sommer schon öfter aufgefallen, aber wie bei so vielen Büchern über die DDR, bin immer ein bisschen skeptisch, wie viel es mit mir macht, auf Grund der eigenen DDR-Vergangenheit ...

MEINUNG:
Mir war Das Jahr ohne Sommer schon öfter aufgefallen, aber wie bei so vielen Büchern über die DDR, bin immer ein bisschen skeptisch, wie viel es mit mir macht, auf Grund der eigenen DDR-Vergangenheit meiner Familie.
Ich hatte Probleme in die Geschichte rein zu kommen. Der Stil war zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, weil er sehr nüchtern und unemotional ist, verliert aber dennoch nichts an seiner Aussagekraft. Er erschien mir passend, denn in der DDR Geborene wurden für mein Empfinden ein bisschen anders sozialisiert und es ging eher um Gemeinschaft als um Individualität und so beschäftigte man sich einfach nicht so viel mit sich selbst, was allerdings nur eine Interpretation meinerseits ist. Es ist deutlich spürbar, dass die Familie und vor allem die Ich-Erzählerin zwischen den Welten pendeln. Es ist spannend zu lesen, dass der Vater und die Mutter sich mit der Flucht ein besseres Leben im Wester erhofft haben und das haben sie auch ein Stück weit bekommen, denn es gab auf jeden Fall mehr Freiheit und Reisemöglichkeiten, dennoch wurden sie Ostdeutsche, Bürger der DDR betrachtet. Mir ihrer Geschichte über die Flucht sind sie offen umgegangen, aber es führt zu großen Irritationen und man wandte sich sogar ab. Um noch mehr dazu zu gehören, versucht der Vater sich sogar den sächsischen Dialekt abzugewöhnen. Das Ankommen in der neuen Heimat läuft vor allem für die Mutter der Ich-Erzählerin nur schleppend, denn sie ist im Gefängnis krank geworden und kann nun nicht mehr richtig Geige spielen, zumindest auf keinem professionellem Niveau mehr. Was ich schon länger beim Lesen spürte, wird später nochmal diagnostiziert: Sie hat eine Depression. So richtig passt die Krankheit nicht ins Bild, was der Vater sich ausgemalt hat und auch wird zunehmend angespannter.
Trotz allem Wunsch nach Zugehörigkeit, bleibt die innere Zerrissenheit und Fremdheit, welche sich bei der Ich-Erzählerin nach der Übersiedlung fest verankert und auch ihr Erwachsenen Leben beeinflusst, was im Epilog nochmal ganz deutlich wird. Spannend auch zu lesen, wie die Stimmung gegen Ostdeutsche nach der Wende so völlig gekippt ist. Als sie vom Westen noch freigekauft wurden, waren sie noch willkommen, danach nicht mehr. Ich fand es äußerst bitter, dass zu lesen, was schon lange so gefühlt hat.

FAZIT:
Das Jahr ohne Sommer gibt einen guten Einblick in ein Stück deutsch-deutsche Geschichte. Für mich mit eigener DDR-Vergangenheit eine neue Perspektive auf ein Leben nach einer Flucht. Auch wenn der Stil nüchtern ist, konnte man doch viele Emotionen unterschwellig wahrnehmen, aber passend. Den Epilog habe ich vielleicht nicht ganz verstanden bzw. hat sich mir die Heftigkeit nicht ganz erschlossen. 

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Veröffentlicht am 01.06.2024

Wer zuerst lügt

Wer zuerst lügt
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MEINUNG:
Ich wurde auf Wer zuerst lügt aufmerksam, weil es eine Empfehlung aus Reese Witherspoon Buchclub ist und weil die Geschichte mal so komplett neu und anders klang.
Protagonistin Evie Porter ist ...

MEINUNG:
Ich wurde auf Wer zuerst lügt aufmerksam, weil es eine Empfehlung aus Reese Witherspoon Buchclub ist und weil die Geschichte mal so komplett neu und anders klang.
Protagonistin Evie Porter ist nicht die, für die sie sich ausgibt. Es relativ schnell klar, dass sie bestimmt Aufträge ausführt. Einer dieser "Aufträge" ist ihr Freund Ryan. Zunächst ist nicht ganz klar, was hier der Auftrag ist, aber das wird relativ schnell klar. Abwechselnd werden die Kapitel von anderen Alias erzählt. Dabei wird auch Evie Alter Ego Lucca Marino mit ihrer Vorgeschichte näher beleuchtet. Richtig Fahrt nimmt die Geschichte auf als eine andere Frau sich als Lucca Marino ausgibt. 
Für mich war die erste Hälfte relativ belanglos, aber ab der zweiten Hälfte nimmt das Buch richtig an Fahrt auf. Vor allem als Evie klar wird, dass ihr Auftraggeber hinter ihr her ist und sie cleverer sein muss als er. Ich mochte, dass man nicht genau wusste, wie alles zusammenhängt und wie sie ihn überlisten möchte, um ihr Leben zurückzubekommen. Besonders spannend ist dabei das Verhalten von Ryan, den sie an für sich auch hintergeht. Als Evie des Mordes beschuldigt wird, beginnt ein ziemlich rasantes Katz-und-Maus-Spiel. Die ganze Auflösung mit seinen diversen Wendungen und doppelten Böden ist relativ komplex und man muss mit den Gedanken gut dabei sein. Spannend ist es, dass trotz allem, was Evie hier getan hat, sie trotzdem sympathisch fand. Ich denke, dass ist genau, was die Autorin erreichen wollte, obwohl Evie sich hier eindeutig sehr dunkelgrauen gesetzlichen Bereichen befand.

FAZIT:
Wer zuerst lügt startet mit gemächlich und entwickelt sich dann zu einem rasanten Katz-und-Maus-Spiel zwischen Evie und ihren Gegnern. Es war gut durch dacht und clever gemacht. Ich habe das Buch gerne gelesen und hatte Spaß dabei. :)

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Veröffentlicht am 15.05.2024

Ein neuer Anfang

Wie Inseln im Licht
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MEINUNG:
Wie Inseln im Licht ist der zweite Roman von Franziska Gänsler nach Ewig Sommer , den ich gelesen und gemocht habe. Vom Thema her hat dieser zweite Roman allerdings etwas mehr angesprochen.
Gleich ...

MEINUNG:
Wie Inseln im Licht ist der zweite Roman von Franziska Gänsler nach Ewig Sommer , den ich gelesen und gemocht habe. Vom Thema her hat dieser zweite Roman allerdings etwas mehr angesprochen.
Gleich zu Beginn ist klar, dass Zoey ihre Mutter verloren hat und diese nun im Norden von Frankreich begraben möchte. Dort hat sie ein Teil ihrer Kindheit verbracht. Vor allem sucht Zoey nach Antworten zu dem Verschwinden ihrer kleinen Oda und beginnt sich auf die Suche zu machen. Mir war relativ schnell klar, was mit Oda passiert sein könnten, aber Zoey muss ihre verschollenen Erinnerungen erst wieder hervor holen. Es ist spürbar, dass für Zoey mit dem Tod der Mutter eine Welt zusammen gebrochen ist. Sie hat die Mutter isoliert in der eigenen Wohnung einige Jahre gepflegt und die Beziehung war vor allem für Zoey in dieser starken Form der Nähe und Verantwortung und damit Abhängigkeit sicher nicht die Beste und Gesündeste, aber Zoey kannte es nicht anders. Man kann sagen, dass die Mutter ihre ganz eigenen Vorstellungen und Wahrheiten hatte. Von außen betrachtet, vielleicht nicht in jeder Situation eine vorteilhafte Entscheidung. Einige Erkenntnisse und Zusammenhänge habe mich am Ende schon mitgenommen, was sicher auch für Zoey galt. Mir gefiel allerdings, dass die Autorin hier nicht wertend auftritt, sondern deutlich macht, dass es eben auch andere Glaubensgrundsätze gibt. 
Die Autorin gibt nicht auf alles Antworten, z.B. wieso das Verhältnis zum Vater von Zoey so schwierig ist und wer Odas Vater war, aber es spielt im Endeffekt auch keine so große Rolle. Allerdings ist Zoey einfach allein mit dieser Situation und verständlicherweise sucht sie irgendwo Halt. Sie versucht es bei ihrem Vater, doch der interessiert sich wenig. Unterstützung bekommt sie vor allem von einer Ex-Freundin, die sich um alles kümmert, damit die Mutter in Frankreich beerdigt werden kann. Die Autorin hat sehr gut den Schmerz und das Verlorensein von Zoey herausgearbeitet.

FAZIT:

Wie Inseln im Licht ist ein relativ kurzes Buch und dennoch schafft es Franziska Gänsler hier so viel zu verpacken und wenigen Worten zu erzählen, wie Zoey nach dem Tod der Mutter, versucht in ein Leben danach zu wechseln. Auf diesem Weg muss sie noch einmal in die Vergangenheit, um gewisse Themen abschließen zu können. Ich freue mich auf das nächste Buch von Franziska Gänsler!

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Veröffentlicht am 11.05.2024

Ende einer Beziehung aus männlicher Sicht

Am Ende ist es ein Anfang
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MEINUNG:
Ich habe mich schon sehr lange auf das neue Buch Am Ende ist ein Anfang von Dolly Alderton gefreut, nachdem mir Geispenster so gut gefallen hatte. Ich war und bin von dem Cover etwas irritiert, ...

MEINUNG:
Ich habe mich schon sehr lange auf das neue Buch Am Ende ist ein Anfang von Dolly Alderton gefreut, nachdem mir Geispenster so gut gefallen hatte. Ich war und bin von dem Cover etwas irritiert, da da anders in der Vorschau aussah und mich auch ein bisschen mehr angesprochen hatte. Das Buch ist so großen Teilen aus männlicher Sicht geschrieben und eine Frau auf dem Cover finde ich irgendwie unpassend. 
Andy wird von heute auf morgen von seiner Freundin Jen verlassen nach 4 Jahren Beziehung und weiß nicht warum. Über das Warum werden wir LeserInnen auch lange im Dunkeln gelassen. Das Buch ist zu großen Teilen aus der Sicht von Andy geschrieben, erst auf den letzten Seiten erfahren wir nochmals die Sicht von Jen. Das Buch dreht zu großen Teilen darum, wie Andy wie versucht auf die Beine zu kommen, denn beide haben auch zusammen gewohnt und Andy ist nur mittelmäßig erfolgreicher Comedian (was ich wirklich mal einen originellen Beruf fand). Ich mochte Andy, aber er weckte auch mein Mitleid auf Grund seiner teilweisen Hilflosigkeit. Ich habe mit ihm gefühlt, dass er einfach die Welt nicht mehr verstanden hat und wie schmerzhaft es ist, dass plötzlich der Lieblingsmensch, mit dem man alles geteilt hat, plötzlich nicht mehr mit einem das Leben teilen will. Obwohl ich es selbst nicht in der Situation war bisher, hat mir allein der Gedanke schon den Hals zugeschnürt. Hut ab, wie Dolly Alderton es schafft hier authentisch aus männlicher Sicht zu schreiben. Wie in Gespenster zeigt sie auf, dass nicht alle Menschen anstreben ihr Glück in einer Paarbeziehung zu finden. Ich finde, dass ist eine Seltenheit in der einschlägigen Literatur, wo immer aufgezeigt wird, dass das eigene Lebensglück auf Heirat, Beziehung und Elternschaft baut. Für diese abweichende Sicht ist auf jeden Fall am Ende die Erzählsicht von Jen wichtig, weil ansonsten wäre es eine Geschichte wie jede andere.

FAZIT:
Am Ende ist ein Anfang hatte ein paar Längen, was aber der britische Humor und die Liebeswürdigkeit von Andy retten konnten. Es erscheint zunächst als typische Trennungsgeschichte, aber typische für Dolly Alderton schlägt sie dann doch eine andere Richtung und hebt sich für mich dann doch wieder von den üblichen Büchern dieser Art ab.
 

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Veröffentlicht am 14.04.2024

Reich und Schön auf Firs Island

Bad Summer People
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MEINUNG:
Ich muss zugeben, dass mich bei Bad Summer People wirklich das Cover angesprochen hat und danach der Klappentext. Ich liebe einfach diese Geschichten der Reichen und Schönen weißen US-Amerikaner ...

MEINUNG:
Ich muss zugeben, dass mich bei Bad Summer People wirklich das Cover angesprochen hat und danach der Klappentext. Ich liebe einfach diese Geschichten der Reichen und Schönen weißen US-Amerikaner der Ostküste, die ihre Ferien in den Hamptons und Co. verbringen.
In dieser Geschichte befinden wir uns zwar nicht direkt in den Hamptons, aber ganz dicht dabei und zwar auf Fire Island, eine Barriereinsel, die zu Long Island gehört. Einige Personen kommen hier das ganze Jahr hin und Jen Weinstein und Lauren Parker und ihre Familien kommen nur im Sommer.  Ihre beiden Männer kennen sich seit der Jugend, Sie führen beide klassischen Ehen, sprich er verdient das Geld und sie vergnügen sich z.B. mit Tennis.  Die Ehen der beiden laufen nicht so gut und es gibt das eine oder andere Geheimnis, was sie zu verbergen versuchen.
Die Geschichte wird aus vielen wechselnden Perspektiven geschrieben, so dass man einen ziemlich guten Eindruck von allen bekommt. Es wirkt so als ob die Autorin wirklich richtig tief in die Klischeekiste greift, denn vieles ist genau so, wie man es sich vorstellt und noch viel schlimmer. Das wichtigste ist der äußere Schein und der muss um jeden Preis erhalten bleiben. Ich mochte es, dass sie uns Leserschaft aber nicht Dunkeln tappen lässt und uns in viele Geheimnisse bereits frühzeitig einweiht, so dass man auch das Verhalten der handelnden Personen versteht. Spannend ist der Umgang mit solchen Dramen und Geheimnissen, denn am Ende wird dann doch wieder alles unter den Teppich gekehrt. Das mag schockieren, aber ich auch das kann ich mir im realen Leben wirklich vorstellen.
So richtig sympathisch fand ich keine der Personen wirklich, aber es einfach der Spaß an der Unterhaltung, die sie bieten. Vielen von ihnen sind Lügner, Egoisten und durch und durch toxisch. Man lernt die Charaktere gerade genug kennen, aber viel mehr geht es um die Dynamiken und Spannungen zwischen ihnen. Ich glaube, man muss darauf ein wenig einlassen, ansonsten wird man über diese Personen vermutlich nur verärgert und genervt sein, die viele, die das Buch lesen werden, leben nicht in dieser Welt. Ein Fehlverhalten setzt eine ganze Reihe an Folgeereignissen in Gang. Fire Island ist auch so ein kleiner Ort und alle zerreißen sich sehr schnell den Mund und ganz schnell sind vermeintliche Geheimnisse auch keine Geheimnisse mehr. Es hat mir gefallen, wie die Autorin die im Klappentext erwähnte Leiche und das Versprechen dazu langsam erarbeitet, so dass am Ende ein komplettes Bild entsteht. 

FAZIT:
Bad Summer People ist der ideale Sommerroman, für alle die gerne Roman aus der amerikanischen High Society lesen und sich im Sommer einfach mal mit in dem Hamptons nehmen lassen wollen, um in diesen unterhaltsame Geschichte abzutauchen. Mich hat es ein bisschen an die Trilogie The Summer I turned pretty von Jenny Han erinnert, nur in Erwachsen. 

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