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Veröffentlicht am 12.05.2024

Der Pastor, der Giftzwerg und die Kanzlerin

Morgen war ein schöner Tag.
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In seinem fiktiven und doch so realitätsnahen Roman erzählt der Autor Christian Eckl eine Geschichte, die in der Zeit ganz kurz vor dem Mauerfall beginnt und 30 Jahre danach weitergeht.

Es überrascht ...

In seinem fiktiven und doch so realitätsnahen Roman erzählt der Autor Christian Eckl eine Geschichte, die in der Zeit ganz kurz vor dem Mauerfall beginnt und 30 Jahre danach weitergeht.

Es überrascht in keiner Weise, wie sich die Handlung des Buches vor und nach diesen 30 Jahren frappant ähnelt und man kann auch nicht ganz sicher sein, ob sie nicht doch auf einer wahren Begebenheit basiert.

Am Anfang des Buches hat es bei mir mit dem Lesen arg geholpert, da gab es seitenlange Gespräche in Konferenzen der Oberen der DDR. Oje, dachte ich, ist das was für mich?

Es war was für mich, die Handlung wurde mörderisch spannend und ich habe das Buch in Rekordzeit gelesen, denn so hautnah war ich nie mit Wissen über die DDR in Kontakt gekommen.

Berthold Grün ist ein DDR-Bürger wie so viele damals, nicht zufrieden mit dem, was er geboten bekam, er wollte mehr für sein Vaterland und er wollte auch etwas tun.

Das ging gründlich schief, denn die Spezialisten der Stasi waren ihm an Hinterhältigkeit und Brutalität haushoch überlegen. So drehte man es derart hin, dass Berthold, der nie jemandem etwas getan hatte, als feiger Mörder hingestellt wurde, nur weil er zufällig Zeuge mehrerer Morde wurde, und weil er ehrlich war. Und weil die Gefahr bestand, dass er auch reden würde, verschwand er für satte 30 Jahre in einer psychiatrischen Klinik. Auch dies nur dank eines sehr guten Anwalts und der Tatsache, dass man gerade keinen weiteren Mord brauchen konnte.

Aber nach der Wende wurde eine einst ostdeutsche Bürgerin Bundeskanzlerin Deutschlands und mehrere ehemalige Stasibonzen schafften es in hohe politische Ämter.

Ein ehemaliger in der DDR stationierter KGB-Mann wurde sogar russischer Präsident.

Und nun kommt unser Berthold Grün wieder ins Spiel, denn er wurde nach 30 Jahren endlich ganz langsam und professionell aus seinem durch Medikamente verursachten Dornröschenschlaf geweckt und entlassen. Zwar unter Aufsicht eines Arztes und eines Bewährungshelfers, aber er war endlich frei.

Was dann passiert, überschreitet die Grenzen des Vorstellbaren, immerhin sollte der Alptraum vorbei sein. Aber Berthold Grün will sich seiner Geschichte sicher sein und beginnt zu recherchieren.....

Diese Geschichte ist so, wie sie geschrieben wurde, vielleicht nicht wahr, aber die einzelnen Abschnitte für sich haben erschreckend glaubhafte Grundlagen.

Von mir gibt es dafür 5 Sterne und absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 07.05.2024

Herbert, das Ekel

Mord am Lago Maggiore
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Die Autorin Alexandra Holenstein hat mit ihrem Krimi " Mord am Lago Maggiore" ein echtes Meisterwerk abgeliefert.

Von der ersten bis zur letzten Zeile Unterhaltung pur. Der Mord, den es im Krimi natürlich ...

Die Autorin Alexandra Holenstein hat mit ihrem Krimi " Mord am Lago Maggiore" ein echtes Meisterwerk abgeliefert.

Von der ersten bis zur letzten Zeile Unterhaltung pur. Der Mord, den es im Krimi natürlich gibt, gerät bei all den humorigen, logischen und witzigen Aktionen, die sie sich dafür hat einfallen lassen, beinahe ein bisschen in den Hintergrund.

Vordergründig ist die Recherchearbeit einer der Protagonistinnen, Tabea, aus Zürich nach Ascona übersiedelte Lehrerein und Gattin des Sohnes des Ermordeten. Man muss sich dabei vor Augen halten, dass es Tabea war, die den toten Schwiegervater, der nicht unbedingt als Menschenfreund bekannt war, auffand und es nun als ihre Schwiegertochterpflicht ansieht, bei der Aufklärung der Untat mitzuhelfen. Alle, die im Roman vorkommen, sind erst einmal verdächtig, das gibt eine Menge Arbeit, aber was sein muss, das muss eben sein, also ran an die Arbeit.

Tabea versucht mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, Motive und Gründe für den Giftmord, soviel steht bald fest, zu manifestieren, was aber auf Grund der Menge der Verdächtigen schwierig und langwierig wird. Sie versucht es mit hinterhältigen Fragen, mit gerader Direktheit, mit versteckten und verdeckten Ermittlungen, sie kommt einfach nicht an den Mörder heran.

Die Polizei schickt eine Schönheit, der auch Tabeas Ehemann Ludwig gerne hinterherschaut, was sich auf den ehelichen Frieden, der ohnehin auf wackeligen Beinen steht, eher ungünstig auswirkt.

Ausserdem wächst das todbringende Gewächs munter und üppig rund um den Lago Maggiore, der nebenbei erwähnt, das Ambiente der Villa Felicita ordentlich aufpeppt.

Wird der Mörder gefunden? Wer wird ihn finden? Tabea? die Polizei? oder vielleicht Bruno, der Waisenhund?

Das Cover erweckt Wohlgefühle, Ein Sonnenuntergang, ein See, Berge, Palmen, Boote, Urlaubsfeeling.........

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Veröffentlicht am 04.05.2024

Brigitte und Christian

Zwischenschritte
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Nataša Dragnićs Roman über zwei Menschen, die sich zufällig in einer Selbsthilfegruppe für Trauerbewältigung über den Weg laufen, ist eine subtile, kopflastige und langsame Beschreibung dessen, was sie ...

Nataša Dragnićs Roman über zwei Menschen, die sich zufällig in einer Selbsthilfegruppe für Trauerbewältigung über den Weg laufen, ist eine subtile, kopflastige und langsame Beschreibung dessen, was sie fühlen und tun, um ihre Verluste aushalten zu können.

Brigitte, deren Sohn vor einem Jahr in Kroatien verunglückte, ist derart starr vor Trauer, dass sie es nicht einmal zu Ende denken, geschweige denn aussprechen kann, daher verlässt sie die Gruppe, bevor sie an der Reihe ist. Sie bereist Frankreich, weil sie meint, so ihrem Sohn nahe sein zu können. Ihren Mann, Hans, der anders als sie damit umgeht, hat sie kurzerhand verlassen. Nun zählt sie jeden ihrer Schritte.

Christian aus Dijon, ist seit einigen Monaten von seiner alkoholabhängigen Frau geschieden, trauert ihr aber sehr nach. Er vergräbt sich in seiner Buchhandlung und wartet dort auf ein bestimmtes Mail. Auch er kann und will den Namen seiner Exfrau nicht denken und nicht aussprechen.

Als die beiden aufeinandertreffen, kann keiner mit der Wahrheit herausrücken, sie umkreisen sich bei Restaurantbesuchen und Kaffeehausbesuchen. Sie erzählen nur neutrale Begebenheiten, immer darauf bedacht, keinen Namen und nicht "die" Wahrheit auszusprechen.

Brigitte denkt aber zwischendurch oft an ihren Mann, ohne ihn seit ihrer Abreise kontaktiert zu haben.

Christian, der um einiges jünger ist, zeigt ihr die Stadt und sie beschließt, sich eine Wohnung zu mieten, was sie auch tut.

Die Annäherung der beiden Trauernden geht still und langsam über die Bühne, sie finden aneinander Halt, aber sie halten Abstand voneinander.

Bis sie beschließen, einen Tanzkurs zu besuchen. Für beide eine völlig neue Erfahrung. Etwas hat sich geändert.

Der Roman ist nicht ganz einfach zu lesen, man muss sich völlig in Brigitte und Christian hineindenken, aber man wird dafür mit einem wunderbaren Werk belohnt.

Auch das Cover von " Zwischenschritte" muss man von beiden Seiten des Buches sehn, um zu verstehen.









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Veröffentlicht am 29.04.2024

Ein blaues und ein grünes Auge

Vor einem großen Walde
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Leo Vardiashvilis Roman könnte eine Neufassung von Hänsel und Gretel sein.
Denn in seinem Roman sucht ein Sohn mittels hingestreuter "Brotkrumen" seinen Weg nach Hause zu seinem Vater.
Was er ...

Leo Vardiashvilis Roman könnte eine Neufassung von Hänsel und Gretel sein.
Denn in seinem Roman sucht ein Sohn mittels hingestreuter "Brotkrumen" seinen Weg nach Hause zu seinem Vater.
Was er da alles erlebt, ist wahrlich märchenhaft, sowohl schön als auch grausam.
Die Geschichte ist in der Ich-Form geschrieben, dadurch kommt man dem Inhalt noch näher und identifiziert sich streckenweise mit Saba, dem Sohn und Hauptprotagonisten.
Er, sein Vater und sein Bruder flüchten im Bürgerkrieg von Georgien nach London. Viel Geld, Korruption und noch mehr Glück lassen die Flucht gelingen. Aber: die Mutter kann nicht mit, weil das Geld nicht ausreicht, aber sie soll nachkommen, sobald Irakli, der Vater, genug Geld zusammengespart hat. Bis dahin gibt es selten Kontakte.
Vieles geht schief, auch die Befreiung der Mutter, Eka.
Als die Söhne erwachsen sind, macht sich Irakli auf den Weg nach Georgien, da ist Eka bereits gestorben, aber Irakli hat noch eine Rechnung offen.....
Als die Söhne nichts mehr von ihm hören, fährt der ältere Sohn, Sandro los, um seinen Vater zu suchen, doch auch zu ihm reißt der Kontakt bald ab.
Nun ist Saba an der Reihe, und er reist ebenfalls nach Georgien.
Und so beginnt eine irrwitzige Geschichte, die man einfach lesen und so hinnehmen muss, wie sie da steht.
Ein sehr berührender Roman mit viel Hintergrundinformation über die georgische Lebens - und Denkweise ist da entstanden.
Ein absoluter 5***** Sterne-Roman.
Dass Cover zeigt eine Ansicht der Hauptstadt Georgiens, Tibilissi/ Tiflis

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Veröffentlicht am 24.04.2024

Tilla und das alte Wrack

Das Echo der Gezeiten
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Die Autorin Rebekka Frank, selbst begeisterte Taucherin, widmet dieses Buch allen Frauen, denen verweigert wurde, als Frau für Leistungen geehrt oder zumindest erwähnt zu werden.
In ihrem Roman ...

Die Autorin Rebekka Frank, selbst begeisterte Taucherin, widmet dieses Buch allen Frauen, denen verweigert wurde, als Frau für Leistungen geehrt oder zumindest erwähnt zu werden.
In ihrem Roman geht es um Tilla, die sich in der Geschichte vom Mädchen zur jungen selbstbestimmten Frau entwickelt. Sie wollte von Anfang an tauchen, musste sich aber erst bei ihrem Vater, dann bei ihrem Professor an der Hamburger Uni, wo sie sich als eine der ersten Frauen 1959 am Institut für Vor- und Frühgeschichte einschreibt, beweisen.
Leicht wird es ihr allerdings nicht gemacht, aber sie findet Freundinnen, die ihr zur Seite stehen. Als sie später von einem der Doktoranden sogar gefragt wird, ob sie in einer Forschungsgruppe mitarbeiten möchte, stimmt sie zu und taucht nach einem Schiff, von dessen Geschichte sie von ihrer Großmutter weiß.
Der zweite Erzählstrang erzählt genau diese Geschichte und führt in das Jahr 1633 zurück.
Dieses Buch ist derart interessant, spannend und berührend geschrieben, dass man Fiktion und Realität kaum auseinanderhalten kann und auch nicht muss. Am Besten taucht man einfach hinein und genießt die Lektüre.
Das Cover zeigt sowohl Gegenwart und Vergangenheit

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