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Veröffentlicht am 22.10.2017

Eine ganz besondere Freundschaft

Bob, der Streuner
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Dieses Buch erzählt die Geschichte einer ganz besonderen Freundschaft – derjenigen zwischen einem Straßenmusiker, der eine harte Zeit als obdachloser Drogenabhängiger hinter sich hatte, und einem Straßenkater.

James ...

Dieses Buch erzählt die Geschichte einer ganz besonderen Freundschaft – derjenigen zwischen einem Straßenmusiker, der eine harte Zeit als obdachloser Drogenabhängiger hinter sich hatte, und einem Straßenkater.

James Bowen beschreibt hier, wie er Bob als kleines Häufchen Elend aufgegabelt und gesund gepflegt hat, welche Abenteuer die beiden miteinander erlebten und wie er sich durch seinen neuen Freund und treuen Begleiter verwandelt hat. Zum ersten Mal war James bereit und in der Lage Verantwortung zu übernehmen und er fand die Kraft, seine Lebenssituation zum Positiven zu wenden. Doch auch seine wirtschaftliche Lage verbesserte sich, denn der charismatische Kater entpuppte sich als Publikumsliebling.

James bzw sein Ghostwriter verwenden eine eher einfache Sprache, die aber gerade deswegen sehr authentisch wirkt.
Neben all den netten Geschichten rund um Bob macht dieses Werk auch auf die Situation der Menschen aufmerksam, die auf der Straße leben oder arbeiten müssen. Nach der Lektüre wird man an Obdachlosen, Straßenkünstlern, Verkäufern von Straßenzeitungen etc nicht mehr so achtlos vorbeigehen.

Außerdem gewährt der Autor offene Einblicke in sein Leben und seine Persönlichkeit, auch auf die Gefahr hin, dass er dabei nicht immer nur sympathisch wirkt. So reagiert er auf wohlmeinende Hilfsangebote oft mit einer gewissen Arroganz und er neigt dazu, sich über Regeln (beispielsweise darüber, wo Straßenmusik erlaubt ist) hinwegzusetzen und dann über die darauf folgenden negativen Konsequenzen zu jammern.
Man muss ihm aber jedenfalls zu Gute halten, dass er ehrlich ist und (so ist zumindest mein Eindruck) nicht allzu viel beschönigt.
Auch wenn hier also keine reine Idylle beschrieben wird, werden Tierliebhaber sicher an diesem Buch Gefallen finden. Es stellt nicht nur das Portrait einer ganz außergewöhnlichen Katze dar, sondern zeigt auch, wie sehr Tiere das Leben bereichern und ihre Besitzer zu besseren Menschen machen können.

Veröffentlicht am 22.10.2017

Kunst als Selektionsvorteil

Die Evolution der Phantasie
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Schon seit frühster Vorzeit ist die Menschheit von einer Faszination für Kunstwerke erfasst – der wohl eindruckvollste Beweis dafür sind die in verschiedenen Teilen der Welt aufgetauchten Höhlenmalereien. ...

Schon seit frühster Vorzeit ist die Menschheit von einer Faszination für Kunstwerke erfasst – der wohl eindruckvollste Beweis dafür sind die in verschiedenen Teilen der Welt aufgetauchten Höhlenmalereien. Doch woher kommt diese Begeisterung für das kreative Schaffen, die trotz gewisser Vorläufer im Tierreich eine einzigartige menschliche Eigenschaft zu sein scheint? Wie lässt es sich aus Sicht der Evolution erklären, dass so viel Energie für eine Sache aufgewendet wird, die nicht unmittelbar dem Überleben dient?

Thomas Junker versucht hier, diesen Fragen nachzuspüren, wobei er sich der Erkenntnisse aus verschiedenen Wissenschaftsgebieten bedient. Er sieht sich nicht nur an, was Evolutionsbiologen bisher zu diesem Thema zu sagen hatten, sondern bezieht auch Stellungnahmen von Kunstexperten in seine Überlegungen mit ein.
So gelingt es ihm durchaus überzeugend darzulegen, dass die Kunst den Menschen bei der Organisation ihres Zusammenlebens half und daher einen Selektionsvorteil darstellte. Abschließend wirft er noch einen Blick auf die Frage, ob sie auch in einer durch moderne Medien geprägten Zukunft weiterhin in der Lage sein wird, ihre Aufgabe zu erfüllen.

Obwohl man bei manchen Argumentationen natürlich unterschiedlicher Meinung sein kann, bietet dieses Buch doch jedenfalls eine Reihe interessanter Diskussionsansätze. Es gibt vielleicht ein bisschen zu viel allgemeines Gerede über das Wesen der Kunst und die Frage, was als Kunstwerk gelten darf, insgesamt ist die Lektüre aber sicherlich lohneswert und zeigt, dass die Evolutionstheorie nicht nur zur Erklärung körperlicher Merkmale herangezogen werden kann.

Veröffentlicht am 11.09.2017

Drei Frauen und ein Todesfall

Tausend kleine Lügen
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Dieser Roman beginnt gewissermaßen mit einem Knalleffekt: Während eines Quizabends für die Eltern der Grundschule im australischen Städtchen Pirriwee kommt es zu mehreren Körperverletzungen und einem Todesfall. ...

Dieser Roman beginnt gewissermaßen mit einem Knalleffekt: Während eines Quizabends für die Eltern der Grundschule im australischen Städtchen Pirriwee kommt es zu mehreren Körperverletzungen und einem Todesfall.
Nach diesem spannungsgeladenen Auftakt werden die letzten sechs Monate vor den dramatischen Ereignissen geschildert, wobei immer klarer wird, dass hinter den Kulissen dieser idyllischen Schule viele Streitigkeiten und Intrigen ablaufen.
Drei Frauen stehen im Mittelpunkt der Handlung, aus deren Perspektive abwechselnd erzählt wird: Die 24jährige Jane ist erst vor kurzem nach Pirriwee gezogen. Sie versucht, ihrem Sohn Ziggy eine gute Mutter zu sein und sich in die Schul-Gemeinschaft einzufügen, doch ihre diversen Unsicherheiten sowie ein traumatisches Erlebnis aus ihrer Vergangenheit belasten sie. Madeline ist fast das genaue Gegenteil. Sie ist offen und kommunikativ, geht aber auch keiner Konfrontation aus dem Weg. Und in solche wird sie häufig verwickelt, hat sie doch nicht nur mit Schwierigkeiten innerhalb ihrer Patchwork-Familie zu kämpfen, sondern zeigt auch immer großen Einsatz, wenn es darum geht, ihren Freunden beizustehen. Die wunderschöne Celeste scheint dagegen nach außen hin ein perfektes Leben zu führen, in ihrer Ehe liegt jedoch Einiges im Argen.
In den Text, vor allem am Ende vieler Kapitel, werden Ausschnitte aus Interviews eingefügt, die mit einigen der Beteiligten nach dem Quizabend geführt wurden. Diese geben neue Einblicke ins Geschehen, zeigen insbesondere, wie unterschiedlich dieselbe Situation von verschiedenen Leuten interpretiert werden kann, und bauen mit geschickt eingestreuten Andeutungen einige Spannung auf.

So entsteht ein flott geschriebener und unterhaltsamer Frauenroman, der mit ein paar kriminalistischen Elementen gewürzt ist. Dass man zu Beginn nicht weiß, was passieren wird und wer das Opfer ist, animiert zum Miträtseln. Die Auflösung ist zwar teilweise vorhersehbar, enthält aber auch einige überraschende Wendungen.
Die Protagonistinnen wirken sehr sympathisch. Es sind interessante Charaktere, die alle ihre eigenen Stärken und Schwächen haben, und mit vielerlei Problemen kämpfen müssen. Obwohl ich nicht jede ihrer Verhaltensweisen nachvollziehen konnte, fiel es mir - auch aufgrund des lebendigen Erzählstils - leicht, mich in sie hineinzuversetzen.
Außerdem gelingt es der Autorin sehr gut, den Mikrokosmos einer Grundschule darzustellen, mit all den Interaktionen und Reibereien zwischen den Eltern, bei denen allzu oft vor allem das eigene Ego im Vordergrund steht.

So bietet dieses Buch fesselndes Lesevergnügen von der ersten bis zur letzten Seite, weshalb ich es nur weiterempfehlen kann!

  • Einzelne Kategorien
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  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Handlung
Veröffentlicht am 12.07.2017

Die Hintergründe der Bibel

Das Tagebuch der Menschheit
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Auf die Frage, was die Bibel uns heutzutage noch zu sagen hat, geben mehr und mehr Leute die Antwort „Nichts“, während andere immer noch darauf bestehen, dass es sich dabei um eine getreuliche Schilderung ...

Auf die Frage, was die Bibel uns heutzutage noch zu sagen hat, geben mehr und mehr Leute die Antwort „Nichts“, während andere immer noch darauf bestehen, dass es sich dabei um eine getreuliche Schilderung der Realität handelt.
Der Anthropologe Carel van Schaik und der Historiker Kai Michel verfolgen hier einen ganz anderen Ansatz. Sie fragen nicht nach der theologischen Wahrheit, sondern betrachten sie als Möglichkeit, einen Blick auf die kulturelle Evolution der Menschheit zu werfen.

Sie stellen die These auf, dass die Bibel die Schwierigkeiten wiederspiegle, welche sich aus der neolithischen Revolution ergaben.
Tiefgreifende Wandlungen der sozialen Strukturen, nie dagewesene Krankheitsepidemien oder das Aufkommen von Despoten mit ungeheurer Machtfülle seien einige der Folgen gewesen, weshalb wir heute in einer Welt leben, für die wir nicht geschaffen sind. So soll etwa die Vertreibung aus dem Paradies gerade diesen Übergang zur Sesshaftigkeit symbolisieren, die Definition dessen, was als „unrein“ gilt, die Ausbreitung von Krankheiten eindämmen oder die Geschichten der Patriarchen Probleme bei der Erbfolge aufzeigen.
Vor allem die Niederschrift des alten Testaments zog sich über viele Jahrhunderte hin und zahlreiche ihrer Elemente dürften auf weitaus ältere mündliche Überlieferungen zurückgehen. Die Verfasser der Bibel rangen dabei immer wieder darum, althergebrachte Denkmuster mit neuen Entwicklungen in Einklang zu bringen, was dazu führte, dass viele Glaubensinhalte und insbesondere auch das Bild Gottes einer Reihe von Änderungen unterworfen waren.

Die Autoren folgen der Chronologie der Bibel (wobei der Schwerpunkt auf dem alten Testament liegt), beschreiben deren wichtigste Episoden und stellen ihre Interpretationen vor. Es gelingt ihnen dabei sehr gut, ihre Theorien plausibel zu machen.
Daneben fließen auch viele interessante Informationen beispielswiese zu historischen Entwicklungslinien oder zur psychischen Ausstattung des Homo sapiens ein.

Einige Aussagen werden allerdings ziemlich oft wiederholt, an manchen Stellen hätte man sich kürzer fassen können. Auch wirkte Einiges doch sehr spekulativ und ich hatte den Eindruck, dass das Leben der Jäger und Sammler etwas zu idyllisch geschildert wird.

Nichtsdestotrotz ist dieses Buch absolut lesenswert. Auch wenn sicher nicht alle Experten jedem Detail zustimmen werden, bietet es doch eine Reihe faszinierender Überlegungen. Vieles, was an der Bibel aus heutiger Sicht unlogisch oder widersprüchlich erscheint, wird dadurch besser verständlich.

Veröffentlicht am 11.06.2017

Teilweise beängstigende Zukunftsvisionen

Homo Deus
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Yuval Noah Harari überlegt hier, wie es mit der Menschheit weitergehen könnte. Nachdem die großen Plagen der Vergangenheit wie Hunger, Krankheit und Krieg mehr und mehr überwunden werden, sind neue Ziele ...

Yuval Noah Harari überlegt hier, wie es mit der Menschheit weitergehen könnte. Nachdem die großen Plagen der Vergangenheit wie Hunger, Krankheit und Krieg mehr und mehr überwunden werden, sind neue Ziele für die nächsten Jahrhunderte zu definieren. Er denkt in diesem Zusammenhang beispielsweise an das Streben nach Glück und Unsterblichkeit und letztlich sogar den Versuch der Menschen, sich zu Göttern zu erheben.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Nach einer Einleitung wirft er zunächst einen Blick in die Vergangenheit, untersucht die Unterschiede zwischen Menschen und allen anderen Tieren und spürt der Frage nach, wie unsere Spezies die ganze Welt erobern und auf zuvor unbekannte Weise beeinflussen konnte.
Danach überlegt er, welchen Sinn die Menschen der Welt gegeben haben, wobei er vor allem die „Religion“ des Humanismus in seinen verschiedenen Ausprägungen beleuchtet.
Abschließend werden mögliche zukünftige Entwicklungen betrachtet, deren erste Ansätze schon heute spürbar sind. So verlieren die Menschen immer mehr ihren wirtschaftlichen oder militärischen Nutzen, weshalb die Bedeutung des Individuums sich verringert. Auch wird der Wert jedes Wesens zunehmend nach seinem Beitrag zur Datenverarbeitung bemessen, die Etablierung einer „Datenreligion“ scheint bevorzustehen.

Es gelingt dem Autor dabei ausgezeichnet, Kenntnisse aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen zusammenzuführen.
Seine Ausführungen und Gedankengänge sind sehr interessant, die Lektüre ist oftmals richtiggehend fesselnd. Auch wird der Inhalt anhand vieler Beispiele aus diversen Epochen der Menschheitsgeschichte anschaulich gemacht.
Dieses Buch regt aber auch sehr zum Nachdenken an. Manche der hier angestellten Prognosen haben durchaus einen gewissen Charme, vieles wirkt aber auch eher besorgniserregend. Wenn beispielsweise bald der Tag kommen könnte, da hochintelligente Algorithmen uns besser kennen als wir uns selbst.
Gerade deshalb ist es aber wichtig, sich mit derartigen Themen zu befassen! Auch wenn wir die Zukunft nicht (oder jedenfalls nur in stark eingeschränktem Maße) aufhalten können, können wir sie doch mitgestalten – oder zumindest das Beste daraus machen.