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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.05.2024

Frauen im Widerstand

Wir waren nur Mädchen
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Verzet! Widerstand! Bliif menslik - Bleib menschlich

“Wir waren nur Mädchen” ist das Erstlingswerk der amerikanischen Autorin Buzzy Jackson und wurde von Christine Strüh ins Deutsche übersetzt. Das Buch ...

Verzet! Widerstand! Bliif menslik - Bleib menschlich

“Wir waren nur Mädchen” ist das Erstlingswerk der amerikanischen Autorin Buzzy Jackson und wurde von Christine Strüh ins Deutsche übersetzt. Das Buch ist die belletristische Biografie von Jannetje Johanna „Jo“ oder Hannie Schaft (1920-1945), die in den Niederlanden als Widerstandskämpferin gegen die Besatzung der Nationalsozialisten bekannt ist. Anders als Anne Frank kennt man Hannie Schaft außerhalb der Niederlande kaum, was sich mit diesem biografischen Roman bestimmt ändern wird.

Zunächst ist Hannie eine eher schüchterne Jura-Studentin, die es gewöhnt ist, das zu tun, was man von ihre erwartet. Doch als sie die Repressalien der deutschen Besatzer gegen die jüdische Bevölkerung Amsterdams hautnah miterlebt, denn ihre besten Freundinnen Sonja und Philine sind Jüdinnen, weiß sie, dass sie etwas dagegen tun muss. Sie arbeitet zwei Mal in der Woche als Freiwillige im Flüchtlingskomitee. Dort lernt sie Schwester Dekker kennen, die für den Widerstand arbeitet.

Langsam beginnt ihre Wandlung von der schüchternen, beinahe unsichtbaren Studentin zum „Mädchen mit dem roten Haar“, das bis zu ihrer Verhaftung 1945 zahlreiche Anschläge auf die verhassten Besatzer begeht.

Allerdings weigert sich Hannie ebenso wie Truus Oversteegen ein Bombenattentat gegen das Amsterdamer Kaufhaus zu unternehmen, da viel zu viele Zivilisten dabei sterben würden. Ebenso waren die beiden Widerstandskämpferinnen nicht dafür zu haben, die Kinder von Arthur Seyß-Inquart zu entführen: „Wir sind nicht wie die Nazis. Wir gehören zum Widerstand und töten keine Kinder.“

Meine Meinung:

Mir ist der Name Hannie Schaft bereits früher, als Mitglied einer kommunistischen Widerstandsgruppe untergekommen. Allerdings habe ich bislang wenig Gelegenheit gehabt, mich mit ihr auseinanderzusetzen. Der Mann meiner Freundin ist Niederländer und hat mir bei unserem Treffen vor einigen Wochen von „Het meisje met het rode haar“ („das Mädchen mit dem roten Haar“) erzählt. Da musste ich doch zu diesem Buch greifen.

Die historischen Fakten zu dieser Romanbiografie sind penibel recherchiert. So ist auch die Geschichte der beiden Schwestern Truus (1923-2016) und Freddie (1925-2018) Oversteegen, die ebenfalls in der Widerstandsgruppe „Raad van Verzet“ tätig waren, in den Roman eingeflochten. Dennoch handelt es sich hier ausdrücklich um keine Biografie, da es zahlreiche Lücken im kurzen Leben der Hannie Schaft gibt, die Buzzy Jackson behutsam mit schriftstellerischer Freiheiten auffüllt. Daher ist es unbedingt notwendig, das Nachwort zu lesen, denn hier enthüllt die Autorin was Fakt und Fiktion ist. Sie berichtet auch über das weitere Schicksal von Sonja, Philine sowie den anderen echten Personen des Buches.

Dass Hannie Schaft einige der verhassten Besatzer töten konnte, liegt vor allem daran, dass die Nazis Frauen und Mädchen nichts oder nur sehr wenig zugetraut haben. Doch als sie Ende März 1945 verhaftet wird, bekommt sie die volle Macht des NS-Regimes zu spüren. Sie wird tagelang gefoltert und am 17. April 1945 in den Dünen von Bloemendaal erschossen, obwohl es ein Abkommen gab, keine Hinrichtungen an Frauen (mehr?) vorzunehmen.

Nach dem Selbstmord Hitlers und der Kapitulation Nazi-Deutschlands am 8. Mai 1945 werden wenig später am Strand von Bloemendaal die Leichen von 422 Widerstandskämpfern geborgen, darunter jene von Hannie Schaft, der einzigen Frau unter ihnen.

Fazit:

Dieser Romanbiografie, die Jannetje Johanna „Jo“ oder Hannie Schafts Wandlung von der schüchternen Jura-Studentin zur Widerstandskämpferin eindrucksvoll nachzeichnet, gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 19.05.2024

Ein gelungener Auftakt einer neuen Krimi-Reihe

Experte in Sachen Mord
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Im März 1934 reist die Schriftstellerin und gefeierte Theaterautorin Josephine Tey mit dem legendären Highland Express von Schottland nach London, um eine der letzten Aufführungen ihres Theaterstückes ...

Im März 1934 reist die Schriftstellerin und gefeierte Theaterautorin Josephine Tey mit dem legendären Highland Express von Schottland nach London, um eine der letzten Aufführungen ihres Theaterstückes anzusehen und über eine eventuelle Tournee zu verhandeln. In ihrem Abteil lernt sie die junge Elspeth kennen, die Tey grenzenlos bewundert und sich auf sowohl das Theaterstück als auch das Wiedersehen mit Freund und Verwandtschaft freut.

In London angekommen, eilt Josephine zum Taxi und bekommt nicht mit, dass Elspeth ermordet wird. Detective Inspector Archie Penrose vom Scotland Yard übernimmt die Ermittlungen und befragt natürlich auch seine Freundin Joesphine Tey. Die beiden kennen sich schon ewig, doch hängt ein dunkler Schatten über ihrer Freundschaft, der Archies Erlebnissen im Großen Krieg, wie man den Ersten Weltkrieg damals genannt hat, geschuldet ist.

Allerdings ist Penrose nicht der einzige, der durch den Krieg traumatisiert ist. Theaterdirektor Bernard Aubrey, der im Krieg als Mineur mit einen Truppe Soldaten Stollen gegraben hat, leidet nach einem schrecklichen Unfall an Klaustrophobie.

Während Penrose noch mit den Ermittlungen zu Elspeths Tos beschäftigt ist, gibt es einen zweiten Toten. Dass die beiden Morde unmittelbar zusammenhängen, ist für Archie und Josephine klar, denn der Mörder hat entsprechende Hinweise hinterlassen.

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist der erste Band der Reihe rund um die reale Schriftstellerin Josephine Tey. Er beginnt recht gemächlich mit der Vorstellung der Protagonisten und nimmt auch im weiteren Verlauf nicht allzu viel Tempo auf. Dafür besticht der Krimi durch eine bildhafte Beschreibung der Ereignisse, die den Krimis von Agatha Christie, die auch häufig zitiert wird, den Penrose ist ein Fan von ihr.

Auf Grund der farbigen Beschreibungen erhält der Leser einen lebendigen Eindruck von der glamourösen Theaterszene und ihren Eifersüchteleien.

Die Story ist höchst komplex. Langsam, aber stetig arbeiten sich Penrose und sein Team zu den dunklen Geheimnissen, die zu den Morden an Elspeth und Bernard geführt haben, vor. Dabei enthüllt er dann Josephine auch sein eigenes. Ein typischer englischer Krimi!

Nicola Upson hat elf Krimi rund um Josephine Tey und Archie Penrose verfasst, von denen noch nicht alle auf Deutsch übersetzt worden sind.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem atmosphärischen Krimi 5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.05.2024

Ein echtes Lesevergnügen

In unserer Schule spukt's – Das Geheimnis der Villa Einsiedel
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Die Grundschule in Marode ist durch einen Tornado zerstört worden. Wo soll nun der Unterricht stattfinden? Da kommt es dem Bürgermeister doch gerade recht, dass die Erbin der Villa Einsiedel das Gebäude ...

Die Grundschule in Marode ist durch einen Tornado zerstört worden. Wo soll nun der Unterricht stattfinden? Da kommt es dem Bürgermeister doch gerade recht, dass die Erbin der Villa Einsiedel das Gebäude für den Unterricht zur Verfügung stellt.

Die Kinder sind begeistert, die Erwachsenen weniger, denn schon lange ranken sich um die Villa allerlei Spukgeschichten und der bauliche Zustand scheint auch nicht der Beste zu sein.

Johanna, Lukas, Ravi und Sylvie aus der 3b wollen den merkwürdigen Dingen, die nun passieren, unbedingt auf den Grund gehen. Natürlich gibt es für die vier Freunde eine Menge Abenteuer zu bestehen. Dabei lernen sie Otto von Einsiedel kennen, das Gespenst in der Villa herumspukt.

Meine Meinung:

Die Autorin Susan Niessen erzählt eine fesselnde und fantasievolle Geschichte über Freundschaft, Mut, Spürsinn und Entdeckergeist, alles Dinge, die die meisten Erwachsenen längst verloren haben und deshalb ein wenig überfordert wirken.

Das Buch ist ein gelungener Mix aus Spannung und witzigen Szenen, das für Leser ab ca. 8 Jahren geeignet ist. Die Schrift ist groß und gut lesbar, weshalb das Buch sich zu einem wahren Pageturner entwickelt. Auf Grund der kurzen Kapitel, der kurzen Sätze und der tollen Illustrationen von Tessa Rath kann es auch jüngeren Kindern vorgelesen werden.

Das Cover ist nicht nur farbenfroh gestaltet, sondern verleitet durch seine außergewöhnliche Haptik zum Hingreifen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Buch, das der Auftakt einer neuen Kinderbuch zu sein scheint, 5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.05.2024

Fesselnd bis zur letzten Seite

Das Haus der Lügen
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Dieser Krimi ist der 7. aus der Reihe rund um die Journalistin Kajsa Coren.

Kajsa, deren Privatleben sich nach ihrer schweren Krebserkrankung nun wieder in geordneten Bahnen verläuft, hat sich auf Dokumentarfilme ...

Dieser Krimi ist der 7. aus der Reihe rund um die Journalistin Kajsa Coren.

Kajsa, deren Privatleben sich nach ihrer schweren Krebserkrankung nun wieder in geordneten Bahnen verläuft, hat sich auf Dokumentarfilme verlegt.

Diesmal weckt die Vergewaltigung ihrer Freundin Anki Kajsas Interesse. Warum werden Täter zu Tätern, und Opfer zu Opfern. Doch die Recherchen verlaufen ein wenig anders als geplant, denn es gibt kaum Spuren und Ankis Verhalten erscheint eigenartig.

Als Kajsa der verstörten Anki für einige Tage Unterschlupf in ihrem Haus gewährt, benimmt sie sich weniger wie ein Gast, sondern wirkt sehr übergriffig. Sie stöbert in Kajsas Sachen und drängt sich auf unangenehme Weise auf. Das ist dann auch der Grund, warum Kajsa versucht ihren Gast wieder loszuwerden, zumal ihr Mann Karsten die Ermittlungen zu der Vergewaltigung leitet. Die gestalten sich nicht ganz einfach, denn statt Spuren des Täters, findet man etliche Medikamente in Ankis Schrank, die darauf hindeuten, dass Anki am sogenannten Münchhausen-Syndrom leiden könnte. Bei dieser Störung erzwingen die Kranken Aufmerksamkeit durch das Erfinden von Beschwerden, die bis hin zu Amputationen oder anderen unnötigen Operationen gehen.

Dann kommt es zu weiteren Sexualdelikten, die ebenfalls ohne nennenswerten Spuren erfolgen. Auch die Nachbarn geben sich bedeckt, niemand will etwas gesehen oder gehört haben, irgendwie scheinen aber alle etwas zu verbergen. Erst als die Freundin eines der ermittelnden Polizisten betroffen ist, scheint eine Lösung in Sicht.

Meine Meinung:

Trude Teige ist mit diesem Fall wieder ein beklemmender Krimi gelungen. Da ist zum einen die übergriffige Anki, die professionelle Hilfe konsequent ablehnt, dafür Kajsa manipuliert und ausnützt und zum anderen, die Unsicherheit in der die Frauen der Siedlung schweben, solange der Täter nicht gefasst ist.

Die Atmosphäre ist düster und wird durch Ankis Verhalten noch verstärkt. Trotzdem mag der Leser das Buch nicht aus der Hand legen, da es eine Sogwirkung entwickelt, der man sich nur schwer entziehen kann. Trude Teige legt gekonnt Fährten, die sich später als Sackgassen entpuppen. Trotzdem habe ich recht bald einen Verdacht gehegt, der sich letzten Endes als richtig erwiesen hat.

Die Charaktere sind ausgefeilt und der Schreibstil spannend, was aber auch der gekonnte Übersetzung geschuldet ist. Wären nur alle Bücher so gut übersetzt! So, das Lob an Gabriele Haefs und Andreas Brunstermann ist längst fällig.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem komplexen Fall, der die Abgründe mancher Menschen offenlegt, 5 Sterne.

Veröffentlicht am 13.05.2024

Eine gelungene Fortsetzung

Grado in Angst
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Kaum bessert sich der Seelenzustand von Commissaria Maddalena Degrassi, die nach wie vor um ihrem ermordeten Verlobten Franjo trauert, als ihre Freundin Bibiana plötzlich an einem zu spät erkannten Unterleibskarzinom, ...

Kaum bessert sich der Seelenzustand von Commissaria Maddalena Degrassi, die nach wie vor um ihrem ermordeten Verlobten Franjo trauert, als ihre Freundin Bibiana plötzlich an einem zu spät erkannten Unterleibskarzinom, das bereits metastasiert hat, stirbt.

Bibiana ist allerdings nicht die erste Frau in Degrassis Umfeld, die einem Krebsleiden erlegen ist. Auch Cinzia, eine Bekannte aus dem Pilates-Kurs ist wenige Tage zuvor gestorben. Als sich herausstellt, dass die beiden bei dem charmanten, aus Mailand zugezogenen Gynäkologen Gianluca Pirandelli in Behandlung waren, beginnt Maddalena mit Ermittlungen.

Unterstützung erhält sie dabei nicht nur von Pirandellis Ehefrau, die von ihm nach Strich und Faden betrogen worden ist, und deren Familie sondern auch ihr Team setzt alles daran, dem Arzt das Handwerk zu legen.

Die Zeit läuft ihnen davon, denn es stellt sich heraus, dass der Arzt die Abstriche der Frauen nicht an das Labor weitergeleitet hat. Denn einige Bekannte aus Degrassis Umfeld konsultier(t)en diesen Arzt. Ist noch eine in Gefahr?

Meine Meinung:

Vor einigen Jahren hat es in Österreich einen solchen Fall gegeben, bei dem ein krimineller Arzt, die Abstriche seiner Patientinnen zwar der Krankenkasse und den Patientinnen verrechnet, aber nicht an das Labor weitergeleitet hat. Zahlreiche Frauen sind wegen des fehlenden Befundes an Krebs erkrankt und gestorben. Ich kann mich nicht mehr erinnern, weshalb die Machenschaften des Arztes aufgeflogen sind. Steuerprüfung?

Ich verfolge die Serie um Commissaria Degrassi seit ihrem Beginn und ich sehe kaum Abnützungserscheinungen. Einzig, der Alkoholkonsum hat mich diesmal gestört. Maddalena hat hier ihre Sorgfaltspflicht den Mitarbeitern gegenüber verletzt, wenn sie sie nach einer durchzechten Nacht, mit einem nicht unbeträchtlichen Restalkohol im Blut wieder Auto fahren und ermitteln lässt. Ich hoffe, dass reißt nicht ein, denn Schnaps ist kein Problemlöser.

Gut gefällt mir der Zusammenhalt der Truppe, auch wenn es manchmal zu kleineren Sticheleien kommt. Und warum sagt Maddalena der Rita Beltrame nicht, dass ihre Ausdünstungen für alle unangenehm sind? Als Chefin ist es leider auch ihre Aufgabe, solche Dinge zu anzusprechen.

Die Charaktere sind wieder authentisch und lebendig. Gut herausgearbeitet sind die Emotionen der betrogenen Ehefrau. Ob sie in einem neuen Band noch eine Rolle spielen wird? Immerhin ist Grado ja eine Kleinstadt, in der man einander kennt. Das ist auch ein Teil des Erfolgsrezeptes. Wenn schon Degrassi oder ein Mitarbeiter nicht jeden Gradeser kennt, spätestens „Onkel Muzzi“, der Stiefvater und Chef von Degrassi kennt den Rest der Welt.

Der Schreibstil ist gut bekannt. Da gibt es kaum Überraschungen, was aber gar nichts ausmacht. Es ist wie Heimkommen: Vertraute Figuren, bekannte Landschaft und mediterrane Kulinarik.

Der Krimi wird als „tiefenpsychologischer Kriminalroman" beworben. Dem muss ich widersprechen, denn anders als in den anderen Büchern von Andrea Nagele wie „Und nebenan der Tod“, „Du darfst nicht sterben“ oder „Kärntner Wiegenlied“ erhalten wir Leser nur wenig Einblick in die Abgründe der Seele des Dottore Pirandelli. Das ist allerdings nicht der Autorin anzulasten, sondern eher dem Marketing.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem 6. Fall für Commissaria Maddalena Degrassi wieder 5 Sterne.