Die Bürgerliche und der Erzherzog
Die schöne Philippine WelserinPhilippine Welser war zweifellos eine sehr interessante Persönlichkeit: Tochter einer reichen Kaufmannsfamilie, geheime Ehefrau von Erzherzog Ferdinand und Kennerin der Pflanzenheilkunde, die später als ...
Philippine Welser war zweifellos eine sehr interessante Persönlichkeit: Tochter einer reichen Kaufmannsfamilie, geheime Ehefrau von Erzherzog Ferdinand und Kennerin der Pflanzenheilkunde, die später als Herrin von Schloss Ambras auch die einfache Bevölkerung von ihren Kenntnissen profitieren ließ.
Ihre Geschichte erzählt Brigitte Riebe hier in einem Roman, der natürlich viele fiktive Elemente enthält, dem man aber auch anmerkt, dass er auf einer fundierten historischen Recherche fußt.
Die Bezeichnung als „Kriminalroman“ ist allerdings nicht ganz passend. Zwar wird Philippine immer wieder Opfer von Giftanschlägen, dennoch steht weniger deren Aufklärung im Mittelpunkt, sondern vor allem ihr Leben und ihre Persönlichkeit, ihre Träume und Hoffnungen, die nur teilweise erfüllt werden, sowie die Schicksalsschläge, mit denen sie zurecht kommen muss und die vielen Verletzungen, die sie erleidet, weil sie sich nicht öffentlich zu ihrem Mann bekennen darf.
Diese Persönlichkeit wird dabei so geschildert, dass sie tatsächlich ins 16. Jahrhundert passt, der Fehler vieler anderer historischer Romane, den Protagonisten zu „moderne“ Einstellungen und Verhaltensweisen zu unterstellen, wird hier weitgehend vermieden.
Auch wenn der Text manchmal etwas spröde wirkt, kann man sich doch gut in Philippine hineinversetzen und die immer wieder eingestreuten Auszüge aus ihrem (fiktiven) Tagebuch bringen sie dem Leser zusätzlich nahe – wobei ich allerdings dazusagen muss, dass ich es etwas unlogisch fand, dass das Tagebuch im Präsens verfasst ist (auch wenn es Vergangenes schildert), der Rest des Textes aber im Präteritum.
Die Gestaltung dieses Werkes ist sehr originell: Zu Beginn jedes Kapitels wird eine Arzneipflanze vorgestellt, die dann auch im weiteren Text noch eine Rolle spielt.
Allerdings wirkt des Buch bisweilen etwas „dünn“. Die relativ große Schrift und die Unterteilung in viele Kapitel, wodurch es immer wieder leere oder halbleere Seiten gibt, sorgen dafür, dass es weniger Inhalt enthält, als man von 336 Seiten erwarten würde.
Dies ist auch deshalb schade, weil es durchaus noch einiges zu erzählen gegeben hätte. So wird die erste Begegnung von Philippine und Ferdinand nie wirklich beschrieben, sondern nur kurz angedeutet und auch sonstige wichtigen Ereignisse werden öfters nur rückblickend in ein oder zwei Sätzen abgehandelt.
Insgesamt also ein durchaus gut und engagiert geschriebener historischer Roman, man hätte aus der Geschichte aber noch mehr machen können.