Wenn dich die Vergangenheit einholt
Stalker – Er will dein Leben.Eric Sanders ist Schauspieler und hat ein festes Engagement am Münchner Residenztheater. Er will mehr, er will berühmt werden und im Rampenlicht stehen. Dieser Wunsch scheint in Erfüllung zu gehen, als ...
Eric Sanders ist Schauspieler und hat ein festes Engagement am Münchner Residenztheater. Er will mehr, er will berühmt werden und im Rampenlicht stehen. Dieser Wunsch scheint in Erfüllung zu gehen, als er die Hauptrolle im neuen Münchner Tatort angeboten bekommt.
Die Rolle wird ein Erfolg. Die schauspielerische Leistung wird allseits gelobt. Die Zahl seiner Follower auf Facebook steigt rasant. Aber die Medaille hat auch eine Kehrseite. Nicht jeder gönnt ihm den Erfolg. Das muss er sehr schnell erfahren.
Ein Fremder schleicht sich in Erics Identität ein und postet fiese Kommentare in Erics Namen, was einen regelrechten Shitstorm auslöst. Der Fremde gibt sich damit allein aber nicht zufrieden. Er droht damit, seiner Frau Paula und seinem Sohn Leon Gewalt anzutun, wenn er nicht öffentlich im Netz einen Mord gesteht, den er als elfjähriger Junge begangen haben soll.
Aufgrund der Ereignisse ist Erics Leben völlig aus dem Ruder gelaufen. Er kann sich nicht vorstellen, weitere Rollen als Schauspieler zu übernehmen. Eine Produktionsfirma wollte ihn eigentlich für Filmaufnahmen engagieren. Das zerschlägt sich ebenfalls. Wie sich diese einschneidenden Ereignisse auf die Psyche eines Menschen auswirken, hat Strobel sehr deutlich und nachvollziehbar beschrieben.
Eric durchlebt in immer wieder auftretenden Alpträumen ein Déjà-vu, das sich zunehmend konkretisiert. Man wird den Gedanken nicht los, dass die Alpträume einen realen Bezug zu Erics Vergangenheit haben. Er ist verzweifelt und will Licht in seine Vergangenheit bringen. Dafür ist er zu allem entschlossen und das kommt auch sehr gut rüber.
Was wäre gewesen, wenn Eric Sanders nicht so ins Rampenlicht der Öffentlichkeit gerückt wäre? Hätte der Fremde ihn dann auch gestalkt? Und geht es hier nicht auch um eine gestohlene Identität? Diese Fragen sind rhetorisch, aber für mich gibt es keine kausalen Zusammenhänge. Der gespannte Bogen zur Vergangenheit und die damit verbundenen Ursachen wirkten mir etwas überzeichnet.
Das Ende ist völlig unerwartet. Strobel hat es mit Twists geschickt verstanden, die Auflösung und Begründung bis zum Schluss verdeckt zu halten.
Fazit:
Die Handlung beginnt zügig mit einigen Spannungselementen und man ist schnell im Geschehen. Das ändert sich nach der Hälfte des Buches. Eric will endlich wissen, was in der Vergangenheit passiert ist. Zu diesem Zeitpunkt war er elf Jahre alt. Dies wird sehr ausführlich auf ca. 50 Seiten beschrieben. Das war mir zu langatmig, zumal hier die Spannung gefehlt hat. Danach wird es wieder konkret und die Dynamik nimmt zu.
Die einzelnen Kapitel haben eine angenehme Länge ohne Cliffhanger. Wenn man die Abschnitte mit Erics Alpträumen mit einbezieht, gibt es einen durchgängigen Handlungsstrang.
Es ist authentisch und erschreckend zugleich, was einem widerfahren kann, wenn man sich auf Social-Media einlässt und seine Gedanken mit anderen teilt. Wir erfahren außerdem, wie Stalking die physische und psychische Unversehrtheit eines Menschen schädigen kann.
Mir hat die Herangehensweise und Umsetzung des Themas Stalking gut gefallen. Abstriche gibt es von mir für die Ursachenforschung und die damit verbundenen Ereignisse aus der Vergangenheit sowie für die Langatmigkeit im Mittelteil. Wie schon bei seinem vorherigen Psychothriller »Der Trip« konnte mich auch dieser Stand Alone nicht ganz überzeugen. Ich ziehe daher einen von fünf Sternen ab.