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Veröffentlicht am 02.08.2024

Schwere Zeiten – doch Aufgeben ist keine Option

Die Buchhandlung in der Amalienstraße
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Bücher sind für Elly und ihre beste Freundin Henni das allerliebste. Darum ist es für Elly auch selbstverständlich dass sie eine Ausbildung in diese Richtung machen möchte. Doch als Frau in der Zeit vor ...

Bücher sind für Elly und ihre beste Freundin Henni das allerliebste. Darum ist es für Elly auch selbstverständlich dass sie eine Ausbildung in diese Richtung machen möchte. Doch als Frau in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg wird sie für diesen Wunsch belächelt. Aber Aufgeben ist für sie keine Chance und so zeigt sie es allen, die je daran gezweifelt haben. Ihren Job in der Buchhandlung in der Amalienstrasse macht ihr sehr viel Freude und dass sie dort zusammen mit ihrer besten Freundin arbeiten darf, ist das Tüpfelchen auf dem i. Die Buchhandlung läuft sehr gut und so wird auch ein weiterer Gehilfe eingestellt. Doch Leo scheint ein Geheimnis zu haben, das er nicht preisgeben möchte. Wieso wechselt er zur Buchhandlung nach München, wo er doch vorher in Berlin einen besseren Job hatte? Als der erste Weltkrieg Einzug hält, müssen die Frauen die Buchhandlung alleine stemmen, den die Männer melden sich freiwillig zum Dienst, oder werden eingezogen. Das Leben wird für alle immer schwieriger und das letzte was im Krieg gebraucht werden, sind Bücher. Doch die Frauen aus der Buchhandlung in der Amalienstrasse geben nicht auf und kämpfen weiter. Sie lassen sich nicht unterkriegen und gehen dabei auch ein sehr grosses Risiko ein.

Mit ‘Die Buchhandlung an der Amalienstrasse’ ist Heidi Rehn ein spannender historischer Roman gelungen. Es beschreibt eindrücklich das Leben der einfachen Gesellschaft vor, während und zum Ende des ersten Weltkrieges. Buchhändler hatten bereits vor dem Krieg mit der Zensur zu kämpfen, was während dem Krieg noch schlimmer wurde und ein Überleben noch unmöglicher machten. In diesem Roman wird jedoch gut beschrieben, dass sich nicht jeder untergeordnet hat, sondern auch für seine Interessen gekämpft hat. Risiken wurden bewusst in Kauf genommen, auch wen man wusste was einem blüht sollte man erwischt werden.

Die beiden jungen Damen Elly und Henni kämpfen für ihre Träume. In der Buchhandlung können sie ihrer Liebe zu Büchern nachgehen und sich unabhängig von ihren Familien machen. Sie sind sich überhaupt nicht zu Schade auch mal strengere Arbeiten auszuführen oder Arbeiten zu übernehmen, welche für Männer gedacht sind. Das sie so wenig Unterstützung von ihren Familien erfahren, finde ich schade. Doch die beiden gehen ihren Weg und unterstützen sich gemeinsam. Von Hauenstein wurde mir Verlauf der Geschichte immer unsympathischer und aufdringlicher. Ein Zeitgenosse dem man nicht unbedingt begegnen möchte.

Ein spannender Einblick in die Zeit vor, während und zum Ende des ersten Weltkrieges.

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Eine junge, mutige Frau im Widerstand

Die Übersetzerin
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Auf Jersey lebt die Jüdin Hedy. Als der 2. Weltkrieg auch die kleine Insel erreicht, verliert sie ihre Arbeitsstelle und muss sich als Jüdin registrieren lassen. Ihre Hoffnung auf der kleinen Insel glücklich ...

Auf Jersey lebt die Jüdin Hedy. Als der 2. Weltkrieg auch die kleine Insel erreicht, verliert sie ihre Arbeitsstelle und muss sich als Jüdin registrieren lassen. Ihre Hoffnung auf der kleinen Insel glücklich zu werden, zerschlägt sich und sie muss auch hier wegen ihrer Religion um ihr Leben bangen. Als Jüdin werden ihr viele Steine in den Weg gelegt und sie muss ihre letzten Ersparnisse zusammen kratzen, damit sie überhaupt etwas zu Essen kaufen kann. Doch ausgerechnet in der Kaserne der deutschen Besatzer wird eine Übersetzerin gesucht, die sowohl Deutsch und Englisch kann. Gerade an Personen die auch Deutsch können, mangelt es und so wird Hedy eingestellt obwohl sie Jüdin ist. Auf der Arbeit lernt sie den Leutnant Kurt kennen. Die beiden verstehen sich gut und werden ein Paar. Doch dies darf niemand wissen, den Hedy schwebt in ständiger Gefahr. Um an Essen zu kommen oder nicht gefangen genommen zu werden, brauchen Hedy, Kurt und auch Dorothea einiges an Phantasie. Alle schweben ständig in Gefahr und ihnen ist keine Ruhe vergönnt.

‘Die Übersetzerin’ hat mir gut gefallen und liest sich sehr flüssig. Die Szenen sind sehr bildhaft beschrieben und als Leser kann man sich gut in die jeweiligen Situationen hineinversetzen. Die Autorin erzählt die Geschichte auf der Insel Jersey und beschreibt das Schicksal der Inselbewohner. Dabei kommen die harten Lebensumstände im 2. Weltkrieg nicht zu kurz. Das Leben wird geprägt von Hungersnot, Säuberungsaktionen, Rationierungen und der Verfolgung durch den Geheimdienst. Während dem Lesen kam bei mir oft die Frage auf, wem vertraut werden kann. Eine entscheidende Frage in dieser Zeit.

Hedy als Hauptprotagonistin habe ich als starke Frau wahrgenommen. Sie kämpft für ihr Leben, für die Liebe und ist in Gedanken auch immer bei ihrer Familie, die sie zurück lassen musste als sie auch Österreich geflohen ist. Ihre Menschenkenntnisse täuschen sie nicht und sie weiss immer wann sie vorsichtig sein muss. Mut ist eine enorme Stärke von ihr. Der Klau der Benzinmarken war ein ständiges Risiko und dafür hat es viel Mut benötigt. Der Leutnant Kurt hat ein offenes Herz und ist von Beginn weg von Hedy angetan. Er hilft ihr und später auch Dorothea wo er nur kann, auch wenn er sich dadurch selbst in Gefahr begibt. Mit Dorothea konnte ich mich nicht so anfreunden. Am Anfang hatte ich das Gefühl, dass alles nur gespielt ist und sie das nur Anton zu Liebe tut. Ihre Entwicklung hat mich jedoch eines besseren belehrt.

Ein angenehmer historischer Roman, der die Geschichte einer jungen, mutigen Frau beschreibt.

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Veröffentlicht am 14.05.2024

Spannende und informative Romanbiografie über eine starke Frau

Die Queen
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In diesem Band erleben wir die englische Königin und ihre Familie in den 70er und 80er Jahre. Elisabeth II feiert ihr ihr 25-jähriges Thronjubiläum und begibt sich zusammen mit Ehemann Philipp auf die ...

In diesem Band erleben wir die englische Königin und ihre Familie in den 70er und 80er Jahre. Elisabeth II feiert ihr ihr 25-jähriges Thronjubiläum und begibt sich zusammen mit Ehemann Philipp auf die Jubiläumsreise in die englischen Kolonien und die Commonwealth-Staaten. Die beiden geniessen ihre Reise, haben jedoch auch einige Ängste vor der Reise nach Irland. Aufstände, Bedrohungen und Mordversuche prägen das Leben in Irland. In England nimmt die Frauenmacht zu, als Margaret Thatcher als Premierministerin gewählt wird. Man könnte vermuten, dass diese beiden am selben Strang ziehen und aufgrund ihrer wichtigen Positionen gut miteinander auskommen. Doch weit gefehlt. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein und manche Passage im Buch lässt den Leser über das Verhalten der beiden Schmunzeln.

Der dritte Teil der Reihe rund um die Queen war ein informativer und spannender Roman. Der angenehme Schreibstil macht das Lesen einfach. Leider konnte mich aber dieser Band nicht so fesseln wie die beiden Vorgänger. Durch die gute Recherche sind die politischen Ereignisse für den Leser gut greifbar und geben einen neuen Einblick auf die damalige Situation.

Elisabeth mit ihrer strengen, aber auch sehr menschlichen Art stelle ich mir als eine sympathische Persönlichkeit vor. Dass sie auch selbst Haushaltsarbeit erledigt, passt gut zu ihr und lässt sie nicht überheblich scheinen. Froh ihren Sohn endlich unter der Haube zu wissen, fangen für sie die grossen Sorgen jedoch erst an. Über Margaret Thatcher wusste ich bisher noch nicht allzu viel, kann mir diese Persönlichkeit nun jedoch ein bisschen besser vorstellen. Die Beschreibungen in diesem Buch ergeben einen ganz anderen Eindruck von ihr, als ich bisher hatte.

Eine spannende und informative Romanbiografie über die Queen, in der der Leser viele politische Einblicke erhält und in die königlichen Geschehnisse abtauchen kann.

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Veröffentlicht am 13.04.2024

Gelungenes Debüt mit Verbesserungspotential

Die Auszeit
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Eine Auszeit in einem abgelegenen Luxusretreat dass alles erdenkliche bietet, tönt nach einem richtigen Traum. Diesen Traum können die Influencerin Viktoria und ihre Freunde erfüllen. Sie wurde vom Inhaber ...

Eine Auszeit in einem abgelegenen Luxusretreat dass alles erdenkliche bietet, tönt nach einem richtigen Traum. Diesen Traum können die Influencerin Viktoria und ihre Freunde erfüllen. Sie wurde vom Inhaber Pierre eingeladen eine Reportage auf ihren sozialen Kanälen über das Retreat zu posten. Ihr Ziel ist dabei die Marke von 1 Million Followern zu erreichen und dies mit ihren engsten Weggefährten zu feiern. Doch zwischen den Freunden scheint etwas nicht zu stimmen, die Stimmung ist sehr angespannt. Was nicht alle wissen, ist das Viktoria seit einiger Zeit von einem Stalker verfolgt wird. Sie hat während des Aufenthaltes ständig das Gefühl beobachtet zu werden und befürchtet dass ihr Stalker sie bis ins Retreat verfolgt. Als es zu einem tragischen Todesfall kommt, gibt es schnell eine Verdächtige. Alle Spuren deuten auf Karla, die beste Freundin von Viktoria. Doch die kann sich an nichts erinnern und ist sich sicher das sie unschuldig ist. Doch alle sind gegen sie und so begibt sie sich alleine auf Spurensuche.

‘Die Auszeit’ ist das erste Buch der Autorin Emily Rudolf. Ein gelungenes Debüt, dass gerade im Mittelteil mehr Spannung hätte haben dürfen. Der Anfang und das Ende sind sehr spannend, so dass man das Buch nicht mehr aus den Händen legt. Durch den Mittelteil muss man sich jedoch durchkämpfen. Hier werden viele Details über die verschiedenen Beziehungen zwischen den Freunden erzählt, die in einer gekürzten Fassung den Spannungsbogen bis zum Schluss aufrecht gehalten hätten. Ein durchaus spannender Krimi und ein Debut das Lust auf mehr Bücher der Autorin weckt.

Die Geschichte dreht sich um Viktoria und ihre Freunde. Viktoria, die erfolgreiche Influencerin, konnte mich nicht vollends überzeugen. Ihre Influencer-Karriere steht für sie im Vordergrund und alles andere kommt anschliessend. Dies macht sie eher unsympathisch und der Umgang mit Julian macht diese Wahrnehmung nicht gerade besser. Josephine fand ich sehr sympathisch. Als neue in der eingeschworenen Truppe muss sie sich zuerst zurechtfinden. Doch der Verlauf der Geschehnisse lassen mich als Leser, wieder einmal mehr an meiner Menschenkenntnis zweifeln oder man kann auch sagen, die Autorin führt den Leser gezielt an der Nase rum.

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Veröffentlicht am 24.11.2023

Spannende Geschichte, die ein bisschen flüssiger und emotionaler sein könnte

Ein Zug voller Hoffnung
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Der 7-jährige Amerigo lebt zusammen mit seiner Mutter in einem der ärmsten Viertel von Neapel. Das Geld und Essen ist knapp, die beiden müssen für alles kämpfen. Das Verhältnis zu seiner Mutter ist nicht ...

Der 7-jährige Amerigo lebt zusammen mit seiner Mutter in einem der ärmsten Viertel von Neapel. Das Geld und Essen ist knapp, die beiden müssen für alles kämpfen. Das Verhältnis zu seiner Mutter ist nicht so herzlich und er geht lieber auf die Strasse als zu Hause zu sein. Als seine Mutter davon erfährt, dass es eine Initiative gibt, wo die Kinder für ein Jahr nach Norditalien gebracht werden, meldet sie Amerigo dort an. Im reichen Norditalien wird es der kleine Junge besser haben und hat genügend Nahrung für sein Wachstum. Zusammen mit anderen Kindern wird er untersucht und anschliessend mit einem Zug nach Bologna geschickt. Auch sein Freund Tommassino ist unter den Kindern, ein Freund der ihm wichtig ist. Mit seiner neuen Familie hat Amerigo einen Glücksgriff gemacht, er lebt sich gut ein und kann sogar die Schule besuchen. Als er eine Geige geschenkt bekommt, scheint sein Glück perfekt zu sein. Doch als er zurück zu seiner Mutter kommt, scheint das Glück weit weg zu sein…

‘Ein Zug voller Hoffnung’ erzählt die Geschichte des kleinen jungen Amerigo. Der Schreibstil ist eher holprig und es kommt das Gefühl auf, dass durch die Übersetzung einiges an Emotionalität verloren gegangen ist. Viola Ardone greift eine wahre Geschichte auf, die das Schicksal vieler Familien und Kindern geprägt hat. Eine spannende Geschichte, welche in der deutschen Fassung flüssiger und emotionaler hätte sein dürfen.

Amerigo als Hauptcharakter erlebt der Leser als kleiner Junge und als Erwachsener. Als Erwachsener merkt man ihm an, dass er einiges hinter sich hat und er sich dadurch aber nicht unterkriegen lässt. Auch als Junge geht er seinen Weg, lässt sich nicht einschüchtern und ist offen für neues. Seine Mutter hat ein grosses Schicksal zu tragen, die einen Teil ihres Verhaltens erklären. Doch das Verhalten gegenüber ihrem einzigen Kind fand ich recht sonderbar und herzlos. Mit ihr bin ich nicht wirklich warm geworden. Hingegen mit seiner zweiten Mama Derna verband ich schon sehr schnell Liebe und Herzlichkeit gegenüber Amerigo. So wie man sich eine Mama vorstellt.

Eine spannende Geschichte um eine wegweisende Reise, die mich aber nicht komplett überzeugen konnte.

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