Cover-Bild Welches Königreich
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Ecco Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 176
  • Ersterscheinung: 19.03.2024
  • ISBN: 9783753000954
Fine Gråbøl

Welches Königreich

Roman | »Herzzerreißend und erschütternd.« Gro Frank Rasmussen, Jury Bogforums Debutantpris | Für Leserinnen und Leser von Sylvia Plath und Tove Ditlevsen
Hanna Granz (Übersetzer)

Kopenhagen, Hochsommer: Fünf Jugendliche und die namenlose Erzählerin leben nach längeren Aufenthalten in der Psychiatrie in einem betreuten Wohnheim, das ihnen den Weg zurück in den Alltag erleichtern soll. Die Abläufe sind einfach, aber nicht selbstverständlich: kochendes Wasser ist für Tee, nicht zur Selbstverletzung gedacht und ein offenes Fenster ist keine Einladung zum Sprung. Während des fliegenden Wechsels aus Diagnosen und Bezugspersonen formiert sich eine fragile, aber zutiefst berührende Wohngemeinschaft. Kann es eine hinreichende Sprache für die Erkrankungen der Psyche geben, und weiter, Fahrpläne für das Gewöhnliche?

Fine Gråbøls Blick für die Widersprüche innerhalb des psychiatrischen Systems und die Versehrtheit der Menschen darin ist nuanciert und zeugt von feinstem literarischem Fingerspitzengefühl.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.06.2024

Die Hürden des Alltags - über das Leben mit einer psychischen Erkrankung

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Linoleumböden, ein Whiteboard mit dem Essensplan, Gemeinschaftsküche, Schlaflosigkeit, Zigaretten, Karaoke-Maschine, Feuertreppe, Borderline-Diagnose, Herr-der-Ringe-Poster, eine Tasse Nescafé, Gemeinschaftsgefühl, ...

Linoleumböden, ein Whiteboard mit dem Essensplan, Gemeinschaftsküche, Schlaflosigkeit, Zigaretten, Karaoke-Maschine, Feuertreppe, Borderline-Diagnose, Herr-der-Ringe-Poster, eine Tasse Nescafé, Gemeinschaftsgefühl, Medikamentendispenser, Schizophrenie, Esstörungen, Sommernächte, Wohngruppentreffen, Regeln, Bezugsbetreuerinnen, Wut. Über allem schwebt der Versuch, Alltagsstrukturen zu entwickeln, mit einem so weit entfernten Ziel: sowas wie Normalität.

Sara, Lasse, Marie, Hector, Waheed und die namenlose Ich-Erzählerin leben nach längeren Psychiatrie-Aufenthalten in einer Wohngruppe in Kopenhagen. Unterstützt werden sie vom Betreuungspersonal, damit das (Über-)Leben irgendwann wichtiger wird als das Sterben.

TW: psychische Erkrankungen, Selbstverl
tzung, Sui2idversuche

🍋🍋🍋

In kurzen Kapiteln gewährt uns die Protagonistin Einblicke in die Situation im Wohnheim, in das Zusammenleben mit den Mitbewohnerinnen, in ihre Gedanken und Gefühle, in die wichtige Arbeit der Betreuerinnen, in die Gesetzeslage und in ihre Vergangenheit. Wir erfahren dabei immer nur kleine Momentaufnahmen, doch sie lassen uns vor allem nachfühlen und sie haben so viel Kraft.

Auch wenn es um unvorstellbar schlimme Momente geht, ist die Sprache ruhig und nüchtern. Für sehr emotionale und sensible Menschen wie mich, war der Stil somit eine Wohltat. Denn ich habe eine total authentisch wirkende Sichtweise erhalten, konnte nachvollziehen und mitfühlen, ohne dass ich dabei an meine Grenzen geraten bin.

Gleichzeitig empfand ich die nüchterne Sprache wie einen dämpfenden Schleier, der sich über die Kapitel legt - ganz ähnlich wie ich die Wirkung diverser Medikamente aus den Erzählungen betroffener Personen kenne.

Vielleicht hat die Autorin dieses Stilmittel bewusst gewählt, vielleicht auch nicht. Für mich wirkt der Roman in jedem Fall absolut lebensnah, echt, greifbar, realistisch und vor allem eines: unglaublich bereichernd! Dringend lesen!

Veröffentlicht am 18.05.2024

Mitten aus dem Leben gegriffen, eindringlich und sanft erzählt

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Inhalt:
Ein drückend heisser Sommer, von der Hitze und von Medikamenten aufgedunsene Körper, träge Routinen, langsam verstreichende Tage und sechs in einer Psychiatrie lebende junge Menschen. Für sie ist ...

Inhalt:
Ein drückend heisser Sommer, von der Hitze und von Medikamenten aufgedunsene Körper, träge Routinen, langsam verstreichende Tage und sechs in einer Psychiatrie lebende junge Menschen. Für sie ist jeder Tag ein Neuanfang, eine neue Chance, ein neuer Versuch. Der Schwere ihres Alltags werden zuweilen äusserst humorvolle Unterhaltungen und Gedankengänge gegenübergestellt, mitten aus dem Leben gegriffen und äusserst sensibel erzählt.

Meine Meinung:
Eigentlich wollte ich mich mit Rezensionsexemplaren zurückhalten, aber die Beschreibung sowie die äusserst kluge und ansprechende Gestaltung haben mein Interesse geweckt. Auf wenigen Seiten lässt Gråbøl ihre namenlose Erzählerin zu Wort kommen, ganz tief in die Gedanken einer Gruppe von in einer Psychiatrie lebenden Menschen blicken. Probleme beim Einschlafen aber auch die Schwierigkeit, an jedem Morgen wieder aufzustehen und neu zu beginnen, sich selber am Leben zu halten und in einen geordneten Alltag und eine Gruppe einzufügen werden eindringlich erzählt. Gråbøl springt mitten in die Szene, es gibt keine Vorgeschichte.

Aufbau und Sprache:
Gråbøls Sätze wirken wie feine, schnell dahinskizzierte Pinselstriche, die langsam ein buntes Bild erahnen lassen. Ihr Buch ist wie eine Momentaufnahme, nur wenige Tage aus einem ganzen Leben und doch stecken so viel Leben, Liebe, Schmerz, so viele Schichten und Gefühle in diesem kurzen Text. Ich bin begeistert und möchte mehr von diesem Stil, dieser Sanftheit und diesem grossen erzählerischen Geschick.

Meine Empfehlung:
"Welches Königreich" ist nicht nur äusserst klug und eindringlich erzählt, die Autorin hat auch eine feinfühlige Sprache gefunden, welche ihre Figuren begleitet, statt sie zur Schau zu stellen. Sie springt in die Szene hinein und verlässt sie ganz lautlos wieder, lässt uns nachdenklich und berührt zurück und weckt Lust auf mehr.

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Veröffentlicht am 02.06.2024

Fragmente

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Welches Königreich – Fine Grabol
Dieser kurze Roman hat ein hochinteressantes Thema: den Aufenthalt von Jugendlichen in einem betreuten psychiatrischen Wohnheim in Kopenhagen. Die jungen Menschen mit diversen ...

Welches Königreich – Fine Grabol
Dieser kurze Roman hat ein hochinteressantes Thema: den Aufenthalt von Jugendlichen in einem betreuten psychiatrischen Wohnheim in Kopenhagen. Die jungen Menschen mit diversen schweren psychischen Erkrankungen sollen behutsam auf ein eigenständiges Leben mit einem normalen Alltag vorbereitet werden.
Die namenlose Ich-Erzählerin lebt mit weiteren fünf Jugendlichen auf einer Etage. Es gibt ein starkes Gemeinschaftsgefühl, so dass sie meist in der Wir-Form erzählt – Wir, die Bewohner, die psychisch Kranken. Das Buch hat keine 200 Seiten, dennoch wurde mir der sehr spezielle Erzählstil zu viel. Wirklich schade, denn genau diese Erzählweise macht auch das besondere dieser Geschichte aus. Im Prinzip ist dies weniger eine zusammenhängende Geschichte, als vielmehr eine Ansammlung von Fragment artigen Momentaufnahmen. Kurze Einblicke in fremde Leben. Genau wie die Aneinanderreihung unterschiedlicher Begebenheiten wirkt auch die Sprache oft abgehackt. Sehr knapp, oft ohne weitere Erklärung ein wenig zusammenhangslos. Aber genau das ist der Punkt: Das Verhalten psychisch kranker, suizidgefährdeter Menschen evtl. mit Ess- oder Zwangsstörungen, ist für Außenstehende eben oft nicht nachvollziehbar. Auf Erklärungen wartet man vergebens. Gerade das macht diesen Roman allerdings sehr authentisch und berührend. Denn nebenbei erhält man doch recht viele Einblicke in ein Leben mit solch schweren psychischen Problemen und das ist schon wirklich erschreckend und berührend.
Ich habe lange überlegt, wie ich diesen Roman jetzt bewerten soll. Eigentlich wollte ich ihm drei Sterne geben, wegen der allzu störenden Fragment Artigkeit. Allerdings hat mich der Roman im Nachgang noch so sehr beschäftigt, dass ich dem Roman schließlich 4 Sterne gebe. Scheinbar hat er mich doch nachhaltig beeindruckt.

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Veröffentlicht am 13.07.2024

Spezielles Buch mit Einblick in psychische Störungen

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Ein kurzer Roman, den ich nur schwer fassen konnte.
Es geht um die namenlose Ich-Erzählerin, die mit fünf anderen Jugendlichen in einer betreuten Wohngruppe lebt. Sie nimmt uns mit in ihren Alltag, erzählt ...

Ein kurzer Roman, den ich nur schwer fassen konnte.
Es geht um die namenlose Ich-Erzählerin, die mit fünf anderen Jugendlichen in einer betreuten Wohngruppe lebt. Sie nimmt uns mit in ihren Alltag, erzählt von Schlaflosigkeit, gemeinsamen Kochen, geteilten Zigaretten oder auch ihrem Morgenritual.
 
„Ich schalte den Wasserkocher ein und gebe in eine (Tasse) […] Nescafé. In die andere roten Fruchtjoghurt, nicht weil ich Hunger hätte, sondern weil unsere täglichen Rituale die beste Illusion eines Neuanfangs, eines neu beginnenden Zyklus sind.“ S.65
 
Dabei bekommen wir einen Einblick in das Leben mit einer psychischen Störung. Wie schwer es ist einen Alltag leben zu wollen bzw. zu müssen. Wie groß allein die Herausforderung ist nur eine einzige Entscheidung treffen zu müssen. Welche Bedeutung ein eigenes Zimmer für die Betroffenen hat, gepaart mit dem Wissen, dass die Betreuer*innen trotzdem jederzeit eindringen können.
 
Geschrieben ist der Roman in extrem kurzen Kapiteln, bis hin zu einzelnen Sätzen. Die Einblicke und Ausschnitte wirken aus dem Zusammenhang gerissen, wie Facetten, was ein konzentriertes Lesen erfordert und einen Lesefluss erschwert. Die Erzählerin bleibt mir zusätzlich fern, immer wieder muss ich Passagen ein zweites Mal lesen, um sicher zu sein, dass ich den Inhalt richtig in Zusammenhang bringe. Dabei ist die Sprache nicht emotionslos, ganz im Gegenteil. Immer wieder treffen mich Sätze unvorbereitet in ihren Aussagen und ihrer Macht.
 
„Man bezeichnet die Eindämmung des Gefühlsspektrums als Behandlung.“ S.84
 
Für mich bildet die distanzierte Protagonistin und das nur partielle Bei-Ihr-Sein des Textes aber auch ein gelungenes Stilmittel, um die Lebensrealität der Betroffenen zu veranschaulichen.
 
Es ist ein spezielles Buch und war - für mich - eine besondere Leseerfahrung.
 
Wer Lust auf etwas abseits von Mainstreamthemen und -Büchern sucht und sich mit dem Bereich der psychischen Störungen auseinandersetzen möchte, dem kann ich es empfehlen. Am besten aber als Buddyread, da es einiges an Gesprächsthemen mit sich bringt.

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Veröffentlicht am 14.05.2024

Konnte mich nicht erreichen

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„Welches Königreich“ handelt von fünf jungen Erwachsenen, die in einer Übergangs-Wohngruppe für psychisch Kranke in Dänemark leben. Das Buch ist aus der Perspektive einer namenlosen weiblichen Ich-Erzählerin ...

„Welches Königreich“ handelt von fünf jungen Erwachsenen, die in einer Übergangs-Wohngruppe für psychisch Kranke in Dänemark leben. Das Buch ist aus der Perspektive einer namenlosen weiblichen Ich-Erzählerin geschrieben, die als Borderlinerin Teil dieser Gruppe ist. Es handelt sich um keine in sich geschlossene fortlaufende Erzählung, sondern vielmehr um eine Aneinanderreihung einzelner Episoden, die das Zusammenleben innerhalb der Gruppe, die Ausprägungen der Krankheiten beschreiben und wie zufällige Momentaufnahmen wirken. Auch die Nebenwirkungen der Vielzahl an verordneten Medikamenten und die bürokratischen Entscheidungen innerhalb des Gesundheitssystems werden sichtbar und teilweise kritisiert. Die Ich-Erzählerin gewährt dem Leser Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt und lässt ihn an ihren Ängsten und Schwierigkeiten bei alltäglichen Aufgaben teilhaben. Allerdings habe ich mich immer wieder gefragt, wie der elaborierte und reflektierte Schreibstil mit einer unter stark dämpfenden Medikamenten stehenden Ich-Erzählerin in Einklang zu bringen ist. Das wirkte auf mich nicht authentisch. Die aneinandergereihten zusammenhanglosen Episoden verhinderten zudem einen gewissen Erzählfluss und bewirkten, dass ich zu der Geschichte und den Jugendlichen stark auf Distanz blieb. Hinzu kommt, dass ich den Schluss nicht logisch einordnen konnte – er ist vermutlich eher im übertragenen Sinne zu verstehen. Insgesamt hatte ich andere Erwartungen an das Buch und es konnte mich insgesamt leider nicht erreichen.

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