Gedanken zum Pride Month
Eine kurze Geschichte queerer FrauenKirsty Loehr erzählt in diesem 155 Seiten umfassenden Buch einige mehr oder weniger bekannte Lebensgeschichten gleichgeschlechtlich liebender Frauen. Sie spannt den Bogen von der Antike bis zur Gegenwart. ...
Kirsty Loehr erzählt in diesem 155 Seiten umfassenden Buch einige mehr oder weniger bekannte Lebensgeschichten gleichgeschlechtlich liebender Frauen. Sie spannt den Bogen von der Antike bis zur Gegenwart. Doch zuvor gibt es noch einen Exkurs in die Steinzeit, von der es mangels schriftlicher Aufzeichnungen keine echten Quellen gibt. Apropos Quellen: die und links zu weiterführender Literatur sind im Anhang zu finden.
Die zahlreichen Beispiele, in denen Religionen, die gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Frauen (und Männern) verdammten und drakonische Strafen verhängten, zeigt deutlich, dass nicht nur in der katholischen Kirche kein Platz für queere Gläubige war(?)/ist. Ob Christentum, Judentum oder Islam (um nur drei der großen Weltreligionen zu nennen) - frau hat sich fortzupflanzen. Punktum!
Immer wieder schlüpfen Frauen in Männerkleider, um z.B. auf die Universität gehen zu dürfen oder als nicht existenter Sohn zu gelten. Daraus kann nicht unbedingt geschlossen werden, dass sie gleichgeschlechtliche Liebe bevorzugt hätten.
Viel Platz wird Berlin in den „Goldenen Zwanzigerjahren“, das als Eldorado der queeren Community gefeiert wird, bevor die NS-Diktatur dem ein schreckliches Ende bereitet.
Das Kapitel „Forsche Sexualforscher“, ja männlich besetzt, zeigt deutlich, wie „gut“ sich Männer mit der weiblichen Psyche und dem weiblichen Körper auskennen. Frauen sind keine penislosen Männer!
Schmunzeln musste ich über den „Selbst-Check“ von Krafft-Ebbing „Wie viel pervertierter Mann (invertierte Frau) steckt in dir?“
Nach diesem Selbsttest bin ich schwerst gefährdet. Warum? Ich selbst trage seit rund 30 Jahren einen Messerhaarschnitt, einfach weil er praktischer ist. Und ich mag weder Lidschatten noch Make-up. Blöderweise habe ich einen Männerberuf. Heißt das nun, ich bin lesbisch? Halt, nein, meine tägliche Morgentoilette (sprich duschen) rettet mich vor diesem Etikett. Oh, nein doch nicht, denn Staub wischen und ähnliche Hausarbeiten mag ich gar nicht. (Das überlasse ich gerne der Putzfrau.)
Das Buch lässt sich leicht lesen und bietet einen bunten Mix aus Fakten und Fiktion. An manchen Stellen wirkt es ein wenig unstrukturiert, weil es zwischen Raum und Zeit ein wenig herumspringt. Aber, das ist vielleicht gewollt.
Der Schreibstil (und die Übersetzung) sind stellenweise sarkastisch. In diesem Sinne darf/muss folgenden Aussage unterschrieben werden.
„Ich habe das unveräußerliche Recht homosexuell zu sein.“ Ja, eh!
Fazit:
Gerne gebe ich diesem Buch 4 Sterne.