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Veröffentlicht am 28.07.2017

Deutlich weniger Charme

P.S. I still love you
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„To all the boys I’ve loved before“ war eines meiner Lesehighlights des letzten Jahres, da ich vom Schreibstil, der Grundidee und der liebevollen Schwesterbeziehung regelrecht hin und weg war. Dieses Buch ...

„To all the boys I’ve loved before“ war eines meiner Lesehighlights des letzten Jahres, da ich vom Schreibstil, der Grundidee und der liebevollen Schwesterbeziehung regelrecht hin und weg war. Dieses Buch hätte wunderbar für sich alleine stehen können, aber Jenny Han hat mit „P.S. I still love you“ nachgeliefert.
Vorneweg möchte ich gerne auf die positiven Aspekte dieses Buches eingehen. Man erkennt den Schreibstil, das heimelige Setting und die wohlbekannten Figuren direkt wieder und ist wieder mittendrin in der Geschichte, auch wenn man vielleicht einige Monate nichts aus dieser literarischen Welt mitbekommen hat. Mir gefällt weiterhin das viele aktuelle Themen wie Mobbing und früh erwachende Sexualität hier behutsam, aber doch bestimmt angesprochen werden. Mir gefällt ebenfalls wie charmant und mit all ihren Höhen und Tiefen die Beziehung von Lara Jean und Peter weiteraufgebaut wird. Es ist nicht alles rosarot und die Gedanken, die sich Lara Jean in dieser Entwicklung macht, sind sehr authentisch und nachvollziehbar gestaltet.
Neben diesen positiven Anmerkungen habe ich leider aber auch einige negative Aspekte zu nennen, die erklären, warum für mich der zweite Band eher eine Enttäuschung ist. Zum einen ist die von mir so hochgelobte Schwesternbeziehung auf dem ersten Band kaum vorhanden, da Margo komplett auf ihrem Auslandssemester verweilt und Kitty wirklich nur eine kleine Nebenrolle spielt. Der zweite Aspekt ist an die Briefe gebunden, die im ersten Teil eine wichtige Rolle spielten. grundsätzlich fand ich es gut, dass die Briefe wieder thematisch aufgegriffen wurden, weniger gut fand ich, dass sich dadurch die nächste Dreiecksgeschichte entwickeln musste. Im ersten Band noch stand Lara Jean zwischen Peter und Josh (dessen Rolle im zweiten Band auch lächerlich gering ist) und nun zwischen Peter und John. Die Beziehung zwischen Peter und Lara Jean hätte man auch anders auf die Probe stellen können.
Neben diesem klischeehaften Thema werden auch noch andere für Jugendbücher typische Themen geboten wie die bedrohliche Ex-Freundin, der alleinerziehende Vater muss verkuppelt werden und so weiter. „To all the Boys I’ve loved before“ wirkte einfach frischer.
Fazit: Der erste Band hat für sich wunderbar funktioniert, daher muss ich mich nach „P.S. I still love you“ wirklich fragen, ob sie die Autorin mit diesem Band nicht selbst ins Knie geschossen hat, da der zweite Band wirklich nur nochmal wie ein Aufwärmen der Inhalte aus dem ersten Band wirkt. Zudem ist dieser Charme, den die Geschichte versprühen konnte, nur noch geringfügig zu erkennen. Da es auch noch einen dritten Band gibt, hadere ich nun wirklich, was ich mit dem noch machen soll. Lesen oder lieber doch nicht?

Veröffentlicht am 19.07.2017

Hält Auftaktniveau nicht ganz

Tiefe Schuld
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„Tiefe Schuld“ ist der zweite Band rund um Toni Stieglitz von der Münchener Mordkommission, die sich privat mit einem gewalttätigen Ex-Freund rumschlägt. Der erste Band hierzu hat mir bereits gut gefallen, ...

„Tiefe Schuld“ ist der zweite Band rund um Toni Stieglitz von der Münchener Mordkommission, die sich privat mit einem gewalttätigen Ex-Freund rumschlägt. Der erste Band hierzu hat mir bereits gut gefallen, weil ein spannender Kriminalfall geboten wurde und man merkte, dass die Autorin selbst jahrelang als Polizistin gearbeitet hat, weil die Details stimmten. Mein einziger Kritikpunkt war die Protagonistin selbst, weil sie auf einer Skala von „supernervig“ hin zu „super verletzlich“ wirklich alles abgedeckt hat.
Genau diesen Kritikpunkt muss ich auch für den zweiten Band festhalten. Klar, man kann lobenswert sicherlich festhalten, dass die Autorin ihrer Protagonistin keine 180° Kehrtwende angedeiht hat, aber auf Dauer ist dieses ewige Hin und Her wirklich schwer zu ertragen. In diesem Band ist mir das sogar noch mehr ins Auge gesprungen, da auch das Privatleben von Toni noch mehr in den Fokus kam. Verknüpft war das mit einer in meinen Augen vollkommen unnötigen Perspektive von Mulder, da diese nur sporadisch eingefüttert wurde und das Geschehen eher unnötig in die Länge gezogen hat. Mulder ist es auch der Toni auch noch zu einem eifersüchtigen Teenager macht und das dann neben ihrer frechen, selbstbewussten Art im Dienst, da tun sich für mich unerklärliche Welten auf.
Da das Privatleben so in den Fokus rückte, kam der Kriminalfall auch etwas kürzer. Der Fall an sich war spannend, auch weil er auf Toni vom Hintergrund her wirklich perfekt zugeschnitten war. Ihre Erfahrungen mit einem gewalttätigen Partner wurden interessant thematisiert und wie sich das auf ihre Arbeit als Polizistin auswirkt. Hier hat sich eigentlich perfekt gezeigt, wie man Krimi und Protagonist verknüpft. Die Auflösung des Falls wurde immer mal in den Hintergrund gedrängt, aber dennoch war bei mir als Leserin Spannung da, weil ich wissen wollte, wer jetzt der Mörder war. Der Weg hin zur Auflösung ist mit kleineren Überraschungen gespickt, aber die letztliche Auflösung war ein Ticken zu früh klar. Aber das soll nur Kritik auf hohem Niveau sein.
Fazit: Ich war sehr gespannt auf den zweiten Band rund um Toni Stieglitz, aber leider schätze ich „Tiefe Schuld“ schwächer ein als den Auftaktband. Tonis Privatleben rückt noch mehr in den Fokus und damit auch ihre – für mich – nervige Persönlichkeit. Der Kriminalfall muss dahinter etwas einstecken, beweist aber im Gesamtbild erneut, dass die Autorin vom Fach ist und glaubwürdige und spannende Kriminalfälle konstruieren kann.

Veröffentlicht am 19.07.2017

Anfang gut, Mitte ein einziges Klischee, Ende perfekt

Nothing Like Us
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Von Kim Nina Ocker hatte ich bereits gehört, als sie zwei Werke im Forever-Verlag von Ullstein veröffentlicht hat. Die Klappentexte klangen ganz interessant, aber manchmal gehen einfach Bücher an einem ...

Von Kim Nina Ocker hatte ich bereits gehört, als sie zwei Werke im Forever-Verlag von Ullstein veröffentlicht hat. Die Klappentexte klangen ganz interessant, aber manchmal gehen einfach Bücher an einem vorbei, weil der Buchmarkt nun wirklich allmonatlich von Neuerscheinungen überschwemmt wird. „Nothing like us“ ist nun ein NA-Titel, der als Reihenauftakt konzipiert ist und in New York spielt. Bereits bei Mona Kasten fand ich es etwas befremdlich, dass deutsche Autoren ihre Geschichten in den USA spielen lassen müssen. Hier ist zumindest die Protagonistin eine Deutsche, aber trotzdem ist das Setting der Big Apple. Ob das sein muss, ich weiß es nicht, aber ich habe es inzwischen akzeptiert.
Der Anfang des Buches hat mir gut gefallen, da Lena eine freche, zielstrebige und wirklich nette Persönlichkeit hat. Neben dieser toughen Protagonistin hat mir auch gefallen, dass Sander nur kleine Charakterzüge eines reichen Schnösels hatte, ansonsten aber demütig, gutmütig und abenteuerlustig wirkt. Dadurch entwickelt sich zwischen dem zentralen Pärchen eine entspannte, lustige Wohlfühlatmosphäre mit vielen romantischen, aber auch unerwarteten und vielen frechen Momenten. Also wirklich eine Liebesgeschichte, die jeder mal erlebt hat, weil sie so realistisch und bodenständig erzählt ist.
Mir gefällt es auch gut, dass wir immer mal wieder kleinere Einblicke in Sanders Denken bekommen, da sich so sein Handeln und seine Mentalität wunderbar ergänzen. Ich bin zwar immer noch größerer Fan, wenn es 50:50 bei den Perspektiven aufgeteilt wird, aber Sanders Perspektive wird zumindest konsequent umgesetzt.
Es werden einige Nebenfiguren geboten: ein paar fiese, eine paar griesgrämige, die ihre harte Schale zum Ende hin fallen lassen und die obligatorischen Berater in Liebesangelegenheiten. Die Mischung der Figuren hat mir gut gefallen, da alles vorhanden war, was so eine Geschichte braucht. Die Liebesszenen waren intensiv und genau richtig im Rahmen erzählt.
Nach diesen positiven Aspekten von „Nothing like us“ muss ich aber auch Kritik üben. Die Figuren und der Schreibstil passen gut für mich, aber die Storyentwicklung leider gar nicht. Mich haben die realistischen Momente überzeugt, die nur so von Bodenständigkeit gestrotzt haben und die wurden am Ende immer weniger. Stattdessen wurde plötzlich ein Klischee nach dem anderen ausgepackt. Die Geschichte verlor ihre Spannung und da alles plötzlich furchtbar konstruiert wirkte, gab es keine überraschenden Momente mehr. Sander wurde etwas out of character und Lena wirkte irgendwann nur noch wie ein Roboter, die sich eine Meinung gesetzt hatte und nicht einen Millimeter davon abweichen wollte. Zudem ist mir negativ aufgestoßen, dass Lena sich alle 50 Seiten schwer betrinken musste.
Das Ende wiederum war ziemlich perfekt, auch hier wurde mit Klischees gearbeitet, aber die passten so wunderbar zu den Figuren und den Stärken ihrer Beziehung, die ich ausgemacht habe, so dass ich die letzten Seite sehr genossen habe und das Buch ruhig ein paar Seiten mehr hätte haben können.
Fazit: Meine erste Leseerfahrung mit Kim Nina Ocker fällt gemischt aus. Grundsätzlich kann ich wunderbar mit ihrem Schreibstil leben. Die ersten Kapitel sind gut erzählt, da man Bekanntschaft mit interessanten Figuren macht, die eine gute Chemie haben und es einige Momente gibt, die das Mitfiebern mit dem Pärchen stärken. Irgendwann gibt es einen Bruch, nachdem erstmal sämtliche Klischees bedient werden, die die Geschichte konstruiert und 08/15 wirken lassen. Das ist zu diesem Zeitpunkt eine herbe Enttäuschung, da der Anfang wirklich viel hat erhoffen lassen. Ich gehe dennoch versöhnlich aus der Geschichte, da das Ende dafür für das Liebespärchen perfekt erzählt wurde.

Veröffentlicht am 23.05.2024

Zähes Lesen mit immerhin gutem Ende

End of Story - Der Mörder unter uns
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Unglaubliche sechs Jahre ist „The Woman in the Window“ nun schon wieder her. Das kam mir sicherlich nicht so lange vor, weil das Buch von A. J. Finn zum einen verfilmt worden ist und auch Netflix hat auch ...

Unglaubliche sechs Jahre ist „The Woman in the Window“ nun schon wieder her. Das kam mir sicherlich nicht so lange vor, weil das Buch von A. J. Finn zum einen verfilmt worden ist und auch Netflix hat auch eine Art Parodie in Serienform gemacht. Daher war dieses Buch für mich immer noch sehr präsent. Aber auch verdient, weil es damals schon am Anfang eines kleinen Trends stand, weil gewisse Inhalte immer in so Wellen kommen. Finn hat aber in der Zwischenzeit nichts mehr veröffentlicht, was ich so gar nicht wahrgenommen habe. Als ich dann aber „End of Story“ entdeckte und darauf auch geklebt der Hinweis, dass es vom „The Woman in the Window“-Autor ist, da rückte es für mich erst wieder in eine Perspektive. Wie ist also sein zweites Werk?

Vom Klappentext her war zu erkennen, dass es inhaltlich in eine ähnliche Richtung gehen könnte. Wir haben wieder eine Frau als Protagonistin, die in ein Geheimnis eintaucht. Hier war nur schnell offensichtlich, dass Nicky selbst sehr aktiv ist, dass sie von Mysterien offenbar angezogen wird. Dazu fand ich auch, dass es auch mehr in die Richtung von Whodunnit geht. Denn wir bekommen schnell einen Personenkreis präsentiert und es ist klar, davon verbergen welche Geheimnisse und die gilt es herauszufinden. Es war also schon ähnlich und doch anders. Was für mich „End of Story“ dann aber schnell völlig anders gemacht hat, das war der Schreibstil. Auf eine Art hat sich Finn da neu erfunden, was mir als Leserin aber nicht entgegenkam. Gerade im ersten Viertel fand ich es unwahrscheinlich schwierig, ins Geschehen hineinzufinden. Die Sprache war sperrig, weil sie voll von Anspielungen und Gedankensprüngen ist. Es war deutlich zu merken, dass Finn durch die gemeinsame Leidenschaft von Nicky und Sebastian für Literatur sich dann in einer Welt verloren hat, was ich aus leidenschaftlicher Perspektive heraus auch nachvollziehen kann, aber zum Lesen für jemanden, der dort nicht zuhause ist, war es doch zäh und auf eine Art und Weise auch distanzschaffend.

Die Schreibweise hat auch dafür gesorgt, dass ich manchmal komplett den Faden verloren haben. Wer ist gerade mit wem wo und ähnliche konfuse Situationen ergaben sich. Ich konnte mich immer wieder orientieren, aber es ist tatsächlich ein Umstand, den ich ungerne in meiner Lektüre habe, weil es total aufhält und keinen Lesefluss erzeugt. Mal vom Schreibstil abgesehen, wobei es hat eigentlich doch auch noch damit zu tun, ist die Charakterdarstellung schwierig. Es ist keine Figur, an die man sich sofort binden kann. Selbst Nicky nicht, die ich ursprünglich dafür vermutet hätte. Sie ist nicht unsympathisch, aber dafür, dass sie so neugierig dargestellt wird und auch als sehr intelligent, wunderte ich mich zwischendurch doch, warum sie da locker gelassen hat, wenn ich eigentlich das Gefühl hatte, wir sind etwas auf der Spur. Madeleine ist eine zweite Figur, die auch Kapitel aus ihrer Sicht bekommt. Aber sie ist tatsächlich als Figur sehr durcheinander und emotional angegriffen, weswegen sie in meinen Augen ein wenig das Pendant zu Anna aus „The Woman in the Window“ war. Ihre Kommunikation, die sie mit ihrem vermeintlichen Bruder war, das hätte ich zwischendurch gerne als komplett erfunden akzeptiert.

Zur Entwicklung der Handlung muss ich sagen, dass sich das Buch schon steigert. Natürlich habe ich mich auch an die Stilistik besser gewöhnt, so dass sich gerade im letzten Viertel nochmal ein Sog aufgebaut hat. Ich war auch richtig überrascht von den letztlichen Enthüllungen. Bei einer lag ich im Vorfeld richtig, der Rest kam aber aus dem Nichts. Wobei das klingt zu negativ, als sei es an den Haaren herbeigezogen gewesen. Das war es keinesfalls. Ich habe nur die Hinweise (möglicherweise auch wegen des Stils) völlig überlesen, so dass die Überraschung positiv war. Würde ich das Buch nochmal lesen, es wäre sicherlich mit ganz anderen Augen. Auch wenn die Erklärungen sich dann nochmal in sich selbst verloren haben, so bleibt das Ende doch eindeutig das Stärkste am Buch.

Fazit: „End of Story“ ist ein wirkliches zähes Ding. Ich habe unheimlich schwer herausgefunden und auch durch die Charakterentwicklung habe ich mich emotional nicht einfinden können. Das Ende bleibt als gut stehen, was angesichts des Titels dann auch irgendwie wieder passt. Als Fan von „The Woman in the Window“ war ich letztlich aber doch enttäuscht.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.05.2024

Eher abschreckender Reihenauftakt

A Fall to Forgive
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Morgane Moncomble ist für deutsche Fans mit der neuen „Season“-Reihe zurück und eine so lange zusammenhängende Reihe war bislang noch nicht ihr Stil, weswegen ich doch sehr gespannt war, was uns nun erwartet ...

Morgane Moncomble ist für deutsche Fans mit der neuen „Season“-Reihe zurück und eine so lange zusammenhängende Reihe war bislang noch nicht ihr Stil, weswegen ich doch sehr gespannt war, was uns nun erwartet und die Benennung nach Jahreszeiten fand ich in jedem Fall sehr ansprechend.

Ich hatte mich wirklich unheimlich auf die Reihe gefreut und bin daher nach dem Herbst-Abenteuer nun etwas ernüchtert. Ich bin immer begeistert, wenn Autoren und Autorinnen mal etwas Neues wagen und ich finde auch, dass sich Moncomble bislang auch schon sehr ausgetobt hat. Immer andere Länder, andere Settings, auch unterschiedliche Stufen, was die Emotionalität geht. Man weiß also im Vorfeld wirklich nie, was man von der französischen Jungautorin wohl diesmal bekommt, aber eigentlich ist es immer Unterhaltung. „A Fall to Forgive“ war jetzt keinesfalls nicht unterhaltsam, aber es war auf eine Art und Weise doch schon wieder zu ungewöhnlich und dann auch in sich nicht konsequent genug, um mich von der Stilistik zu überzeugen. Mit dem Prolog war ich eigentlich noch voll in Ordnung, denn wir haben Einblicke in eine Vergangenheit, durch die klar wird, dass unsere Protagonistin Camelia Opfer von Mobbing geworden ist, weil sie Lou, der in den Fängen von Rory und seiner Clique war, zu nahe gekommen ist. Das war sicherlich mal ein interessanter Ausgang, aber danach kam alles ganz anders.

Ich find es auch nicht verkehrt, dass Moncomble aus dem Buch quasi eine Detektivgeschichte gemacht hat. Das war eigentlich auch das, was mich hat weiterlesen lassen, weil Krimis/Thriller bei mir hoch im Kurs stehen. Aber die ganze Ausgangssituation war mir einfach unsympathisch. Mit dem Zeitsprung stehen wir wieder bei Null und ich habe mich unfassbar schwer getan, Verbindungen zu den Figuren zu entdecken. Camelia wäre eigentlich so die gewesen, bei der ich ursprünglich gedacht hätte, dass sie mein Kompass in der Geschichte wird, aber dem war nicht so. Ich fand sie zwar nicht unsympathisch, aber sie war für mich überhaupt nicht wirklich ausgearbeitet. Da sich die ganze Reihe um die Blumenmädchen-Gruppe dreht, hätte ich es angemessen gefunden, wenn die Freundschaft der Mädels auch richtig ergründet wird. Wenn man so verteilt in der Welt lebt, muss einen doch etwas zueinander ziehen. Die Freundschaft einfach als gegeben hinnehmen, ist mir da zu wenig. Aber so willkürlich wie diese Beziehungen wirkten, so kam dann auch Carmelias ganzes Verhalten rüber. Mal war sie voller Hass und auf Krawall gebrüstet, dann wiederum war sie furchtbar naiv und leicht zu manipulieren. Eine Sache, die für sie und Lou auch gleichermaßen gilt, ist dazu, dass die Elternbeziehung jeweils als sehr schlecht dargestellt wird. Doch es gibt keinen direkten Kontakt, bei beiden Figuren nicht. Wenn ich solche Beziehungen habe, die meine Charaktere so nachhaltig geprägt haben, dann muss ich sie auch ergründen, sonst verstehe ich meine Figuren nicht.

Lou umgekehrt hat es für mich auch auf vielen Ebenen nicht besser gemacht. Seine Beziehung zu dem Freundeskreis im Allgemeinen ist schon suspekt, aber speziell diese seltsame Beziehung zu Rory… Ich fand das wirklich abstoßend und es ging auch das gesamte Buch eigentlich darum, wie viel sie geteilt haben und dass Lou zwar vielleicht nicht alles wusste, was Rory getan hat, aber mehr als genug und trotzdem hat er ihm quasi den Boden vor seinen Füßen geguckt. Diese kranke Beziehung dominierte die Handlung doch so sehr, dass ich das langsame Annähern von Carmelia und Lou gar nicht richtig wahrnehmen konnte. Da hat für mich nichts geprickelt, das war eher zäh und keine Liebesgeschichte, für die ich begeistert eine Fahne schwenken würde. Bei dem Detektiv-Anteil muss ich zwar sagen, dass er eindeutig der stärkste Teil des Buchs war, aber man muss auch sagen, dass der Kreis der Verdächtigen so knapp gehalten worden ist, dass ich schon im Verdacht hatte, dass da noch etwas im Busch ist. Ich bin nicht auf die finale Lösung gekommen, was gut war, aber da hat man schon gemerkt, dass es für Moncomble (noch) nicht das Alltagsgeschäft ist.

Fazit: Bei „A Fall to Forgive“ habe ich doch mehrfach mich gefragt, ob ich vielleicht einen falschen Inhalt zwischen die Buchdeckel bekommen habe. Man macht sich vorher so seine Gedanken, aber ich habe wirklich überhaupt nicht das bekommen, was ich erwartet hatte. Die Geschichte war durch den Detektiv-Anteil auf jeden Fall mit einer guten Idee ausgestattet, aber ansonsten fand ich vieles problematisch. Ich konnte auch mit den Figuren individuell, geschweige denn mit ihnen als Paar etwas anfangen. Deswegen kann ich nur hoffen, dass die anderen drei Geschichten der Reihe ganz anders werden.

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