Ich wusste nicht, wie dringend ich dieses Buch gebraucht habe
Windstärke 17„22 Bahnen“ war perfekt. Hatte ich am Ende das Gefühl, eine Fortsetzung zu brauchen? Nein. Aber Ida hat die gebraucht. Ganz dringend sogar, denn Ida hat den Halt im Leben völlig verloren. Auch eine alkoholkranke ...
„22 Bahnen“ war perfekt. Hatte ich am Ende das Gefühl, eine Fortsetzung zu brauchen? Nein. Aber Ida hat die gebraucht. Ganz dringend sogar, denn Ida hat den Halt im Leben völlig verloren. Auch eine alkoholkranke Mutter kann ein Loch ins Leben ihrer Tochter reißen, wenn sie stirbt, und Ida findet kein Mittel, der Leere und der Trauer zu begegnen. Sie hat nie das Handwerkszeug dazu bekommen, und im Grunde spürt sie sich ja nicht einmal selbst. Also macht sie das, was sie am besten kann: Ida flieht möglichst weit weg und strandet auf Rügen. Ohne Plan, aber mit einem Herzen voller Leere. Randvoll leer sozusagen.
Idas Geschichte hat mir das Herz herausgerissen. Die junge Frau, der im Leben jeglicher Halt fehlt, die körperlich ihre Grenzen überschreiten muss, um ihre Seele nicht zerbrechen zu lassen. Und trotz allem geht Ida nicht unter, denn da treten Menschen in ihr Leben, die ihr unerwartet und ungefragt genau das geben, was Ida so dringend braucht: Wärme, Zuwendung, Halt. Besonders gut an den Figuren von Marianne und Knut, aber auch von Leif gefiel mir, dass es keine idealisierten Eltern oder Partner sind, sondern Menschen, die einfach im richtigen Moment da sind. Und zwar wirklich da sind und etwas geben.
Ihren einzigartigen Schreibstil hat Caro Wahl in diesem Roman bestätigt und noch einmal intensiviert.
Mich hat der Roman auch mit all seinen tragischen Entwicklungen zutiefst berührt, aufgewühlt und mir so richtig ins Herz gegriffen.