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Veröffentlicht am 15.05.2024

Ein neuer Anfang

Wie Inseln im Licht
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MEINUNG:
Wie Inseln im Licht ist der zweite Roman von Franziska Gänsler nach Ewig Sommer , den ich gelesen und gemocht habe. Vom Thema her hat dieser zweite Roman allerdings etwas mehr angesprochen.
Gleich ...

MEINUNG:
Wie Inseln im Licht ist der zweite Roman von Franziska Gänsler nach Ewig Sommer , den ich gelesen und gemocht habe. Vom Thema her hat dieser zweite Roman allerdings etwas mehr angesprochen.
Gleich zu Beginn ist klar, dass Zoey ihre Mutter verloren hat und diese nun im Norden von Frankreich begraben möchte. Dort hat sie ein Teil ihrer Kindheit verbracht. Vor allem sucht Zoey nach Antworten zu dem Verschwinden ihrer kleinen Oda und beginnt sich auf die Suche zu machen. Mir war relativ schnell klar, was mit Oda passiert sein könnten, aber Zoey muss ihre verschollenen Erinnerungen erst wieder hervor holen. Es ist spürbar, dass für Zoey mit dem Tod der Mutter eine Welt zusammen gebrochen ist. Sie hat die Mutter isoliert in der eigenen Wohnung einige Jahre gepflegt und die Beziehung war vor allem für Zoey in dieser starken Form der Nähe und Verantwortung und damit Abhängigkeit sicher nicht die Beste und Gesündeste, aber Zoey kannte es nicht anders. Man kann sagen, dass die Mutter ihre ganz eigenen Vorstellungen und Wahrheiten hatte. Von außen betrachtet, vielleicht nicht in jeder Situation eine vorteilhafte Entscheidung. Einige Erkenntnisse und Zusammenhänge habe mich am Ende schon mitgenommen, was sicher auch für Zoey galt. Mir gefiel allerdings, dass die Autorin hier nicht wertend auftritt, sondern deutlich macht, dass es eben auch andere Glaubensgrundsätze gibt. 
Die Autorin gibt nicht auf alles Antworten, z.B. wieso das Verhältnis zum Vater von Zoey so schwierig ist und wer Odas Vater war, aber es spielt im Endeffekt auch keine so große Rolle. Allerdings ist Zoey einfach allein mit dieser Situation und verständlicherweise sucht sie irgendwo Halt. Sie versucht es bei ihrem Vater, doch der interessiert sich wenig. Unterstützung bekommt sie vor allem von einer Ex-Freundin, die sich um alles kümmert, damit die Mutter in Frankreich beerdigt werden kann. Die Autorin hat sehr gut den Schmerz und das Verlorensein von Zoey herausgearbeitet.

FAZIT:

Wie Inseln im Licht ist ein relativ kurzes Buch und dennoch schafft es Franziska Gänsler hier so viel zu verpacken und wenigen Worten zu erzählen, wie Zoey nach dem Tod der Mutter, versucht in ein Leben danach zu wechseln. Auf diesem Weg muss sie noch einmal in die Vergangenheit, um gewisse Themen abschließen zu können. Ich freue mich auf das nächste Buch von Franziska Gänsler!

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Veröffentlicht am 11.05.2024

Ende einer Beziehung aus männlicher Sicht

Am Ende ist es ein Anfang
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MEINUNG:
Ich habe mich schon sehr lange auf das neue Buch Am Ende ist ein Anfang von Dolly Alderton gefreut, nachdem mir Geispenster so gut gefallen hatte. Ich war und bin von dem Cover etwas irritiert, ...

MEINUNG:
Ich habe mich schon sehr lange auf das neue Buch Am Ende ist ein Anfang von Dolly Alderton gefreut, nachdem mir Geispenster so gut gefallen hatte. Ich war und bin von dem Cover etwas irritiert, da da anders in der Vorschau aussah und mich auch ein bisschen mehr angesprochen hatte. Das Buch ist so großen Teilen aus männlicher Sicht geschrieben und eine Frau auf dem Cover finde ich irgendwie unpassend. 
Andy wird von heute auf morgen von seiner Freundin Jen verlassen nach 4 Jahren Beziehung und weiß nicht warum. Über das Warum werden wir LeserInnen auch lange im Dunkeln gelassen. Das Buch ist zu großen Teilen aus der Sicht von Andy geschrieben, erst auf den letzten Seiten erfahren wir nochmals die Sicht von Jen. Das Buch dreht zu großen Teilen darum, wie Andy wie versucht auf die Beine zu kommen, denn beide haben auch zusammen gewohnt und Andy ist nur mittelmäßig erfolgreicher Comedian (was ich wirklich mal einen originellen Beruf fand). Ich mochte Andy, aber er weckte auch mein Mitleid auf Grund seiner teilweisen Hilflosigkeit. Ich habe mit ihm gefühlt, dass er einfach die Welt nicht mehr verstanden hat und wie schmerzhaft es ist, dass plötzlich der Lieblingsmensch, mit dem man alles geteilt hat, plötzlich nicht mehr mit einem das Leben teilen will. Obwohl ich es selbst nicht in der Situation war bisher, hat mir allein der Gedanke schon den Hals zugeschnürt. Hut ab, wie Dolly Alderton es schafft hier authentisch aus männlicher Sicht zu schreiben. Wie in Gespenster zeigt sie auf, dass nicht alle Menschen anstreben ihr Glück in einer Paarbeziehung zu finden. Ich finde, dass ist eine Seltenheit in der einschlägigen Literatur, wo immer aufgezeigt wird, dass das eigene Lebensglück auf Heirat, Beziehung und Elternschaft baut. Für diese abweichende Sicht ist auf jeden Fall am Ende die Erzählsicht von Jen wichtig, weil ansonsten wäre es eine Geschichte wie jede andere.

FAZIT:
Am Ende ist ein Anfang hatte ein paar Längen, was aber der britische Humor und die Liebeswürdigkeit von Andy retten konnten. Es erscheint zunächst als typische Trennungsgeschichte, aber typische für Dolly Alderton schlägt sie dann doch eine andere Richtung und hebt sich für mich dann doch wieder von den üblichen Büchern dieser Art ab.
 

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Veröffentlicht am 14.04.2024

Reich und Schön auf Firs Island

Bad Summer People
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MEINUNG:
Ich muss zugeben, dass mich bei Bad Summer People wirklich das Cover angesprochen hat und danach der Klappentext. Ich liebe einfach diese Geschichten der Reichen und Schönen weißen US-Amerikaner ...

MEINUNG:
Ich muss zugeben, dass mich bei Bad Summer People wirklich das Cover angesprochen hat und danach der Klappentext. Ich liebe einfach diese Geschichten der Reichen und Schönen weißen US-Amerikaner der Ostküste, die ihre Ferien in den Hamptons und Co. verbringen.
In dieser Geschichte befinden wir uns zwar nicht direkt in den Hamptons, aber ganz dicht dabei und zwar auf Fire Island, eine Barriereinsel, die zu Long Island gehört. Einige Personen kommen hier das ganze Jahr hin und Jen Weinstein und Lauren Parker und ihre Familien kommen nur im Sommer.  Ihre beiden Männer kennen sich seit der Jugend, Sie führen beide klassischen Ehen, sprich er verdient das Geld und sie vergnügen sich z.B. mit Tennis.  Die Ehen der beiden laufen nicht so gut und es gibt das eine oder andere Geheimnis, was sie zu verbergen versuchen.
Die Geschichte wird aus vielen wechselnden Perspektiven geschrieben, so dass man einen ziemlich guten Eindruck von allen bekommt. Es wirkt so als ob die Autorin wirklich richtig tief in die Klischeekiste greift, denn vieles ist genau so, wie man es sich vorstellt und noch viel schlimmer. Das wichtigste ist der äußere Schein und der muss um jeden Preis erhalten bleiben. Ich mochte es, dass sie uns Leserschaft aber nicht Dunkeln tappen lässt und uns in viele Geheimnisse bereits frühzeitig einweiht, so dass man auch das Verhalten der handelnden Personen versteht. Spannend ist der Umgang mit solchen Dramen und Geheimnissen, denn am Ende wird dann doch wieder alles unter den Teppich gekehrt. Das mag schockieren, aber ich auch das kann ich mir im realen Leben wirklich vorstellen.
So richtig sympathisch fand ich keine der Personen wirklich, aber es einfach der Spaß an der Unterhaltung, die sie bieten. Vielen von ihnen sind Lügner, Egoisten und durch und durch toxisch. Man lernt die Charaktere gerade genug kennen, aber viel mehr geht es um die Dynamiken und Spannungen zwischen ihnen. Ich glaube, man muss darauf ein wenig einlassen, ansonsten wird man über diese Personen vermutlich nur verärgert und genervt sein, die viele, die das Buch lesen werden, leben nicht in dieser Welt. Ein Fehlverhalten setzt eine ganze Reihe an Folgeereignissen in Gang. Fire Island ist auch so ein kleiner Ort und alle zerreißen sich sehr schnell den Mund und ganz schnell sind vermeintliche Geheimnisse auch keine Geheimnisse mehr. Es hat mir gefallen, wie die Autorin die im Klappentext erwähnte Leiche und das Versprechen dazu langsam erarbeitet, so dass am Ende ein komplettes Bild entsteht. 

FAZIT:
Bad Summer People ist der ideale Sommerroman, für alle die gerne Roman aus der amerikanischen High Society lesen und sich im Sommer einfach mal mit in dem Hamptons nehmen lassen wollen, um in diesen unterhaltsame Geschichte abzutauchen. Mich hat es ein bisschen an die Trilogie The Summer I turned pretty von Jenny Han erinnert, nur in Erwachsen. 

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Freundschaft

Der ehrliche Finder
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MEINUNG:
Lize Spit ist eine Autorin, die ich schon länger gerne lese. Es schmilzt hat bei mir noch immer ein wirklich langen und nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Der ehrliche Finder ist eine Art Auftragsarbeit ...

MEINUNG:
Lize Spit ist eine Autorin, die ich schon länger gerne lese. Es schmilzt hat bei mir noch immer ein wirklich langen und nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Der ehrliche Finder ist eine Art Auftragsarbeit für den belgischen Buchhandel und wurde gratis verteilt bei jedem Buchkauf. 
Tristan flüchtet mit seiner Familie und den vielen Geschwistern aus dem Kosovo nach Belgien. Die Familie hat eine lange Odyssee hinter sich und ist froh in Bovenmeer angekommen zu sein. Auch Jimmy freut sich sehr, denn Tristan sitzt von nun an neben ihm in der Schule und er hat endlich einen Freund. Die Freundschaft beginnt zu wachsen bis eine Entscheidung von außen alles in Frage stellt und von beiden viel abverlangt.
Ich empfand Jimmy als fast schon besessen von Tristan. Ein Stück weit ist das natürlich sicher seinem Alter geschuldet, aber ich empfand ihn auch als relativ einsam. Er hat wenig Freunde, scheint irgendwie sonderbar und die Eltern wirken auch sehr abwesend in seinem Leben. Man erfährt, dass der Vater die Familie verlassen hat und die Mutter darüber nicht gut hinweg gekommen ist und depressiv wirkt.  Tristan hat vor allem das, was sich Jimmy sehr wünscht - ein große Familie, die Liebe und Geborgenheit bietet. Auch das ist ein Punkt, von er sich angezogen fühlt. Es ist deutlich spürbar, dass Tristan und Jimmy nicht aus völlig verschiedenen Ländern kommen, sondern auch verschiedenen Kulturen. Tristan, der Krieg und Gewalt erlebt hat, legt auf ganz andere Dinge wert als Jimmy, dessen größte Leidenschaft das Sammeln von sogenannten Flippos, was kleine Scheiben mit Sammelbildern sind, aus Chipstüten sind. 
Irgendwie hatte ich schon im Gespür, dass die besagte Entscheidung am Ende für eine der beiden Seiten kein gutes Ende finden wird. Ich mochte es, dass Lize Spit hier relativ sachlich eine Geschichte bietet, ohne dabei in Bewertungen oder Klischees abzudriften. Im Nachwort sagt die Autorin, dass zu Tristans Familie ein reales Vorbild gab und dass es für die Familie gut ausgegangen ist.

FAZIT:
Die Autorin gibt hier auf wenigen Seiten in Der ehrliche Finder ein Gefühl, wie es ist als geflüchtete Person fernab des eigenen Heimatlands, in einem fremden Land anzukommen und dass der Krieg trotzdem aus den Köpfen nicht verschwindet. Ich kann mir das Buch gut als Schullektüre vorstellen, denn es bietet viel Stoff in komprimierter Form um aktuelle Themen wie Flucht und Migration zu diskutieren und erörtern.

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Veröffentlicht am 05.04.2024

Eine amerikanische Kindheit

Demon Copperhead
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MEINUNG:
Demon Copperhead der eigentlich Damon Fields heißt hat keine einfachen Startbedingungen ins Leben. Seine abhängige Teenager-Mutter bringt ihn im Trailer zur Welt. Für Demon bedeutet dies gleich ...

MEINUNG:
Demon Copperhead der eigentlich Damon Fields heißt hat keine einfachen Startbedingungen ins Leben. Seine abhängige Teenager-Mutter bringt ihn im Trailer zur Welt. Für Demon bedeutet dies gleich ein Entzug. Sein Vater ist vor der Geburt verstorben. Als seine Mutter in eine Entzugsklinik muss, wird Demon in die erste Pflegefamilie geschickt - zu einem älteren Farmer, der eigentlich nur billige Arbeitskräfte sucht. Dort erfährt Demon körperliche Gewalt und sonstige Entbehrungen. Gefühlt bekommt er nie genug zu Essen. An vielen solcher Stellen, habe ich mein eigenes Leben wirklich zu schätzen gewusst. Es ist ein Privileg, dass man jeden Tag genug zu essen, einen Platz zum Schlafen und Bildung genießen kann. Privilegien, die Demon einfach nicht dauerhaft hat, dennoch verliert er auf der ganzen Strecke seinen (Galgen-)Humor und auch seinen Überlebenswille nicht. Es ist bewundernswert, wie die Autorin, die sich nicht mal annähernd in Demons Alter befindet den Roman aus seiner Sicht schreibt.
Das Buch lässt sich flüssig lesen und wir verfolgen Demons Leben zwischen 10 und ca. 18 Jahren. Ich habe ein bisschen gebraucht, um rein zu kommen. Die Erzählweise ist angenehm, aber auch sehr detailreich. Die ersten zwei Drittel des Buches empfand ich als relativ ausschweifend. Allerdings entwickeln sich in der Zeit auch die ganzen Beziehungen, die Demon auch in den Jahren später noch hat ud da sind viele Personen, die es gut mit ihm meinen. Ich hatte erwartet, dass das Buch mir und Demon noch viel mehr abverlangen, aber Demons Art hat es einem leichter gemacht hoffnungsvoll für ihn zu bleiben und er findet auch in der letzten Pflegefamilie endlich ein gutes Zuhause. Dazu kommt, dass er sich sogar eine Footballkarriere aufbauen kann. Wenn sich ein bisschen mit amerikanischer Kultur auskennt, dann weiß man, wie wichtig so eine Karriere sein kann. Sie kann vielen Jungs dazu verhelfen der Armut zu entfliehen. Allerdings gibt es auch immer eine Schattenseite und ein unglücklicher Unfall kann diese Karriere schnell beenden.
Das letzte Drittel beschäftigt sich mit der Opioid Krise in der USA, wozu auch das gefährliche Fentanyl und Oxycontin zählen. Vor allem letzteres wurde in den USA als Schmerzmittel, z.B. nach Unfällen verschrieben. Allerdings wurde verheimlicht, dass es abhängig macht. Im Jahr 2020 sollen 90.000 Personen in den USA an einer Überdosis gestorben. Diesen realen Fakt verarbeitet Barbara Kingsolver auch in ihrem Buch. Die vielen Drogentoten führen u.a. dazu, dass viele Kinder, wie auch Demon, ohne Eltern aufwachsen mussten und auch selbst in die Fänge geraten sind. Für mich war das der spannendste und dramatischste Part, denn natürlich wollte ich mein Happy End für Demon. Ob er das bekommt müsst ihr selbst lesen. :)

FAZIT:
Demon Copperhead ist wohl der amerikanische Roman des Jahres. Wenn man sich ein bisschen mit amerikanische Kultur und aktuellerer Geschichte auskennt, dann kann dies hier sehr gut nachvollziehen. Für mich ist der Pulitzer Preis verdient, aber für meinen Geschmack hätten es in den ersten zwei Dritteln auch gerne 200 Seiten weniger sein dürfen. Demons Geschichte wird mir aber definitiv in Erinnerung bleiben.

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