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Veröffentlicht am 16.05.2024

Eine eindringliche (Familien-)Geschichte über das Gefühl des Fremdseins, mutige Frauen und die Suche nach den eigenen Wurzeln und Heilung.

Issa
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"Lass die Jahre kommen, denn sie bringen die Weisheit der Mutter, die Kraft der Großmutter. Lass mit jedem Jahr meine Liebe zu meinem Kind fließen, mein Lernen sei sein Wegweiser, wenn es einen sucht. ...

"Lass die Jahre kommen, denn sie bringen die Weisheit der Mutter, die Kraft der Großmutter. Lass mit jedem Jahr meine Liebe zu meinem Kind fließen, mein Lernen sei sein Wegweiser, wenn es einen sucht. Lass mich die sicheren Arme sein, in die es fällt, die Schulter, an der es Trost sucht, und das Herz, das stets offen und warm ist. Denn ich bin die älter werdende Frau, das ist die Schönheit, die in der Seele verweilt und aus den Augen strahlt. Ich bin Mutter." Buchzitat - Seite 264 (E-Book)

Mirrianne Mahns "Issa" entführt die Leser:innen auf eine emotionale Reise durch die Höhen und Tiefen von Identität, Familie und kultureller Verwurzelung. Die Autorin, eine Aktivistin und Theatermacherin, nimmt uns mit nach Kamerun ins Land der Protagonistin(nen).

In "Issa" begleiten wir die titelgebende Figur Issa auf ihrer inneren und äußeren Reise. Schwanger und voller Selbstzweifel begibt sie sich auf eine Reise nach Kamerun, dem Land ihrer Kindheit, auf der Suche nach Wurzeln und Heilung. Doch die Rückkehr in die vermeintliche Heimat wird zu einer Reise voller Konflikte und Erkenntnisse, die Issas ganze Existenz in Frage stellen.

Das Buch bietet einen faszinierenden Einblick in eine Welt, die zumindest mir bisher fremd war. Mahn beschreibt eindrucksvoll die kulturellen Rituale und Traditionen Kameruns oder zumindest der Region in der die Geschichte spielt, die Issas Reise durchdringen und prägen. Ich mochte besonders, dass die Geschichte zwischen Gegenwart und Vergangenheit (Anfang 20 Jahrhundert bis 2006) hin und her gesprungen ist und eigentlich nicht nur Issas Geschichte, sondern auch die von vier anderen Frauen erzählt und miteinander verwebt.

Issa als Hauptfigur ist eine Frau voller Selbstzweifel und innerer Zerrissenheit, gefangen zwischen zwei Welten und Identitäten. Hier wie dort ist sie fremd. Hier zu dunkel-, dort zu hellhäutig. Überall wird sie sofort als nicht zugehörig erkannt und muss den Spott über sich ergehen lassen. Man erlebt mit Issa Höhen und Tiefen, wobei sich immer wieder berührende Momente mit einer Prise Humor aber auch Traurigkeit abwechseln. Mit der Figur von Issa bin ich aber trotzdem nicht so richtig warm geworden. Wahrscheinlich weil ihre Realität ziemlich weit weg von meiner eigenen ist, was aber nicht heißt, dass es nicht trotzdem spannend zu lesen war.

Gut gefallen hat mir die leicht zugängliche Sprache, die eingestreuten Wörter in Pidgin-English und Bakweri (keine Angst, es gibt dazu ein Glossar) und der Schreibstil an sich. Das Cover ist schön (farbenfroh), aber auch etwas traurig und nach dem lesen des Buches passt es sehr sehr gut wie ich finde. Das Buch berührt Themen wie Identitätssuche, Rassismus und weibliche Selbstbestimmung auf eine eindringliche Weise, die zum Nachdenken anregt und lange nachhallt.

"Issa" ist nicht nur eine Geschichte über eine einzelne Frau, sondern ein eindrucksvolles Porträt von Mut, Widerstand und Selbstfindung. Mahn gelingt es, komplexe Themen wie polygame Ehen, traditionelle Rituale und das Gefühl des Fremdseins auf einfühlsame Weise zu beleuchten. Ich vergebe 4 von fünf Sternen.

"Das Denken kann dir niemand beibringen, das musst du selbst erlernen. Denn dann kannst du deine Geschichte selbst schreiben. Du musst in die Vergangenheit schauen, um die Gegenwart zu verstehen, damit du deine Zukunft gestalten kannst." Buchzitat - Seite 258 (E-Book)

Da Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies hat meine Meinung aber nicht beeinflusst.

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Veröffentlicht am 04.05.2024

"Leuchtfeuer" ist ein einfühlsames Porträt zweier Familien, deren Leben mehr miteinander verwoben sind, als Anfang ersichtlich.

Leuchtfeuer
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"Wieder berührt er sie am Arm, als wollte er sich vergewissern, dass sie real ist. Sie wendet sich ihm zu, und im Raum stehen fünf Jahre voller Fragen, noch ungeformt. Warum bist du weggegangen? Warum ...

"Wieder berührt er sie am Arm, als wollte er sich vergewissern, dass sie real ist. Sie wendet sich ihm zu, und im Raum stehen fünf Jahre voller Fragen, noch ungeformt. Warum bist du weggegangen? Warum bist du zurückgekommen? Was auch immer du gelernt hast, war es wirklich den Schmerz wert, den du uns zugefügt hast?" - Buchzitat (S. 113)

Was ist ein Haus ohne seine Bewohner, ohne Möbel und Bilder, ohne Familienfotos, Vasen auf Tischplatten, Bettzeug in Schränken, eine gefüllte Vorratskammer? Töpfe, Siebe, ein Wok. Tischsets, Besteck, Weingläser. Tupperdosen, Einmachgläser, von Mimi beschriftete Kräuterdöschen. Regale über Regale mit Büchern. - Buchzitat (S. 160)

Dani Shapiros "Leuchtfeuer" ist eine fesselnde und vielschichtige Erzählung, die eine breite Palette von Themen wie Familie, Tod, Trauer, Demenz, Autismus, Geschwisterliebe, Ehe, Eltern-Kind-Beziehung, Alkoholsucht, Untreue und Entfremdung behandelt. Das Setting in einem typisch amerikanischen Vorort verleiht der Geschichte eine vertraute Atmosphäre, während die leicht esoterisch anmutende Botschaft von der Verbundenheit aller Dinge dem Roman eine zusätzliche Tiefe verleiht.

"Der Himmel von 1936 mit dem Himmel von 2010. Aus dieser Entfernung scheint es möglich, dass alles gleichzeitig geschieht: dieses Leben, jenes Leben eine unermessliche Anzahl von Leben, die sich alle parallel abspielen." - Buchzitat (S. 31)

Beim Betrachten des Covers hätte ich nicht erwartet, dass sich hinter diesem Buch eine so komplexe Geschichte verbirgt. Leider bleibt die genaue Bedeutung des Covers auch nach dem Lesen für mich unklar. Die Bedeutung des Titels konnte ich mir zusammenreimen. Der Klappentext hält das Geheimnis der Geschichte gut unter Verschluss, obwohl das Geheimnis selbst bereits früh im Buch aufgedeckt wird. Persönlich mag ich es, wenn der Klappentext nicht zu viel vorwegnimmt. Insofern hat das für mich gut gepasst. Das Buch lässt sich, wie ich finde, schwer in Worte fassen. Der Schreibstil ist eigentlich angenehm und flüssig, dennoch hatte ich anfangs etwas Mühe reinzukommen. Zum Glück hat es mich dann aber doch noch gecatcht und seine ganz eigene Magie verbreitet. Trotz vieler Zeitsprünge (1999, 2010, 2014 und 2020) gelingt es Shapiro, die Handlung fließend zu gestalten, obwohl es manchmal eine Herausforderung sein kann, die Ereignisse richtig einzuordnen. Die Aufteilung in einzelne Kapitel, die jeweils aus der Perspektive einer bestimmten Figur geschrieben sind, ermöglicht es den Leser:innen, die Entwicklung der Charaktere besser nachzuvollziehen. Obwohl es viele Charaktere gibt, sind sie gut voneinander zu unterscheiden. Einige Figuren werden detaillierter beschrieben als andere, was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass sie im Verlauf der Geschichte eine weniger aktive Rolle spielen. Dennoch hätte ich gerne noch mehr Einblicke in ihre Gefühlswelt bekommen. Für mich persönlich ist die ungewöhnliche Freundschaft zwischen Ben und Waldo das Highlight des Buches, das der Geschichte eine besondere Tiefe verleiht.

"Er ist praktisch veranlagt, doch an einem wortlosen Ort tief in seinem Innern ist Ben Wilf zu der Überzeugung gelangt, dass unser Leben schleifenförmig verläuft und nicht in einer gerade Linie; dass die Luft selbst nicht bloß aus Molekülen besteht, sondern aus Erinnerung; dass diese Schleifen ein unsichtbares Muster bilden, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Teil dieses Musters sind; dass sich unsere Leben für Bruchteil von Sekunden überschneiden, die Jahre, Jahrhunderte, Jahrtausende sind; dass nichts je verschwindet." - Buchzitat (S. 165)

Insgesamt ist "Leuchtfeuer" ein Buch, das leise, aber eindringlich von den Verstrickungen des Lebens erzählt und dabei wichtige Themen anspricht. Es ist ein Roman, der nicht laut daher kommt, sondern im Stillen viel mit sich trägt. Mich hat es jedenfalls unterhalten und nachdenklich gemacht, und ich bin sicher, dass es noch lange in mir nachhallen wird. Ein einfühlsamer und bewegender Roman, der durch seine Vielschichtigkeit und Menschlichkeit überzeugt. Ich vergebe daher 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 04.05.2024

Die vergessene "Mutter der DNA": Marie Benedict enthüllt Rosalind Franklins Geschichte

Das verborgene Genie
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"Das verborgene Genie" von Marie Benedict entführt uns in die Welt der Wissenschaft und erzählt die faszinierende Geschichte von Rosalind Franklin, einer brillanten Forscherin, deren Entdeckung der Doppelhelixstruktur ...

"Das verborgene Genie" von Marie Benedict entführt uns in die Welt der Wissenschaft und erzählt die faszinierende Geschichte von Rosalind Franklin, einer brillanten Forscherin, deren Entdeckung der Doppelhelixstruktur der DNA lange Zeit im Schatten stand. Benedict, allgemein bekannt für ihre Romane über vergessene Frauen, setzt sich das Ziel, diesen Heldinnen gebührende Anerkennung zu verschaffen. Ich kannte Benedict zuvor nicht. Mein Interesse am Buch wurde dadurch geweckt, dass ich erst kürzlich das Buch "Beklaute Frauen" von Leonie Schöler gelesen habe, in dem Rosalind Franklin ebenfalls eine Rolle spielte. Deshalb habe ich, als ich das Buch hier entdeckte, gleich "zugeschlagen" und mich erfolgreich um ein Rezensionsexemplar beworben.

Das Buch selbst ist aus der Ich-Perspektive (Rosalind Franklin) geschrieben und führt uns durch die Jahre 1947 bis 1958. Ich hatte anfangs etwas Mühe, in den Lesefluss zu kommen, da der Text stellenweise trocken und sehr wissenschaftlich daherkommt. Im weiteren Verlauf wird jedoch klar, dass der Schreibstil wohl als Stilmittel fungiert und Rosalinds sozial gehemmte Persönlichkeit widerspiegeln soll. Die Beschreibungen ihrer Laborarbeiten sind detailliert und ermöglichen es der Leserschaft, ein tieferes Verständnis für ihre bahnbrechenden Entdeckungen zu bekommen. Für mich war es stellenweise etwas zu "wissenschaftslastig", und es konnte sich auch keine richtige Spannung aufbauen, was jedoch bei einem biografischen Roman meiner Meinung nach eh selten ist. "Das verborgene Genie" ist ein wichtiges Zeugnis im Kampf gegen stereotype Klischees über Frauen in der Wissenschaft. Mir fiel es leicht, eine Bindung zu Rosalind aufzubauen, und ich habe richtig mitgefiebert, obwohl ich durch das Buch "Beklaute Frauen" ja schon wusste, wie es enden würde. Das Cover kommt eher unscheinbar daher, nach dem Lesen wird jedoch klar, wie viel es eigentlich über die Geschichte und die Frau hinter dem Buch aussagt.

"Das verborgene Genie" ist keinesfalls eine leichte Lektüre für zwischendurch, aber dennoch lohnenswert. Persönlich hätte ich gerne mehr über Rosalinds persönlichen Hintergrund und ihr Privatleben erfahren. Auch ist für mich nicht ganz klar herausgekommen, was jetzt tatsächlich Fakt und was Fiktion war. Hier hätte ich mir eine klarere Abgrenzung durch die Autorin gewünscht. Bisher habe ich, wie schon erwähnt, kein Buch von Marie Benedict gelesen. Teilweise wurde die Übersetzung des Buches kritisiert, die nicht von derselben Übersetzerin vorgenommen wurde wie bei Benedicts bereits erschienenen Werken. Für mich wird es jedenfalls nicht das letzte Buch aus der Reihe rund um vergessene Heldinnen gewesen sein.

Insgesamt bietet "Das verborgene Genie" einen Einblick in das Leben und die Arbeit einer bemerkenswerten Frau der Wissenschaft, die leider nie die Anerkennung bekommen hat, die sie verdient. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies hat keinen Einfluss auf die Bewertung.

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Veröffentlicht am 27.04.2024

Ein Blick hinter die Kulissen: Die Erfolgsrezepte eines Spitzenrestaurants

Unvernünftige Gastfreundschaft
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Das Buch "Unvernünftige Gastfreundschaft" von Will Guidara bietet einen faszinierenden Einblick in die Welt der Gastronomie und Gastfreundschaft. Als Leserin fand ich es besonders interessant, wie Guidara ...

Das Buch "Unvernünftige Gastfreundschaft" von Will Guidara bietet einen faszinierenden Einblick in die Welt der Gastronomie und Gastfreundschaft. Als Leserin fand ich es besonders interessant, wie Guidara seine persönlichen Erfahrungen und Anekdoten aus seiner Karriere als Gastronom teilt und das von Kleinauf. Seine unkonventionellen Ideen und "unvernünftigen" Maßnahmen, um unvergessliche Momente für Gäste zu schaffen, haben mich inspiriert und zum Nachdenken angeregt, obwohl ich selbst nicht in der Gastronomie zuhause bin und kein Unternehmen leite.

Guidaras Philosophie der bedingungslosen Großzügigkeit und seine Betonung auf aufrichtige Bemühungen, jeder und jedem ein einzigartiges Erlebnis zu bieten, haben mir neue Perspektiven eröffnet. Seine praktischen Tipps und Ratschläge sind nicht nur für Restaurantbesitzer:innen relevant, sondern auch für jede:n, die/der sich für das Thema Gastfreundschaft interessiert. Das Buch lädt dazu ein, über die Erwartungen als Gästin/Gast und Gastgeber:in nachzudenken und bietet interessante Einblicke in die Kunst der Gastfreundschaft, auch wenn viele Dinge nicht unbedingt neu sind.

Die Mischung aus Biografie, Erzählungen aus dem Küchenalltag und Erzählungen aus dem Alltag des Personals hat das Buch abwechslungsreich und lesenswert gemacht. Es zeigt, wie schon kleine Gesten große Momente schaffen können und regt dazu an, die eigenen Gastgeber:innen-Fähigkeiten egal ob beruflich oder privat zu verbessern. Insgesamt empfehle ich "Unvernünftige Gastfreundschaft" mit einer Bewertung von 4 von 5 Sternen allen, die sich für das Thema interessieren und ihre Gastgeber:innenfähigkeit, auf das nächste Level bringen wollen.

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf die Bewertung.

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Veröffentlicht am 21.04.2024

Kathleen Collins' Kurzgeschichten sind ein kraftvolles Zeugnis Schwarzer Frauen im Kampf für Gerechtigkeit.

Nur einmal
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In "Nur einmal" entführt uns Kathleen Collins in die aufgeladene Atmosphäre der Bürgerrechtsbewegung, wo junge schwarze Frauen in den Süden ziehen, um gegen die Segregation zu kämpfen und neue Freiheiten ...

In "Nur einmal" entführt uns Kathleen Collins in die aufgeladene Atmosphäre der Bürgerrechtsbewegung, wo junge schwarze Frauen in den Süden ziehen, um gegen die Segregation zu kämpfen und neue Freiheiten zu entdecken. Die Autorin, Kathleen Collins, geboren 1942 in New Jersey, war nicht nur politisch aktiv, sondern auch eine Pionierin des afroamerikanischen Films. Trotz ihrer Bedeutung erlebte sie erst posthum, 27 Jahre nach ihrem Tod, den verdienten Ruhm für ihre literarischen Werke.

Das Buch selbst präsentiert 16 Kurzgeschichten, die jeweils einen Einblick in das Leben und die Erfahrungen schwarzer Frauen während der Bürgerrechtsbewegung geben. Jede Geschichte wirft einen Blick auf die Vorurteile zwischen Schwarz und Weiß, während Collins die Stimmen ihrer Protagonistinnen einfühlsam zum Ausdruck bringt. Die Geschichten beginnen oft ohne Einordnung und enden abrupt, was das Lesen manchmal etwas erschwert oder mich auch mit Fragen zurückgelassen hat.

Das Buch habe ich, um ehrlich zu sein, vor allem aufgrund des wunderschönes Covers gekauft - wobei mich der Klappentext auch angesprochen hat. Überraschte war ich dann, dass es sich um Kurzgeschichten handelte, statt einem durchgehenden Roman. Normalerweise lese ich nämlich eher keine Kurzgeschichten - die Geschichten von Kathleen Collins haben mich aber trotzdem emotional sehr berührt. Besonders die Geschichte "Rettungsleinen". Die Geschichten sind nicht nur zeitlos, sondern auch hochaktuell. Obwohl sie in den 60ern spielen, spiegeln sie doch die Realitäten vieler Menschen heute wider. Das Buch wirft einen eindringlichen Blick auf die Vorurteile zwischen Schwarz und Weiß, ohne dabei in Klischees zu verfallen.
Jede Geschichte hat ihre eigene Atmosphäre, ihre eigene Stimme. Collins' Schreibstil ist poetisch und einfühlsam, und doch direkt und ungeschönt. Sie scheut sich nicht davor, die dunklen Seiten des Lebens zu beleuchten, aber gleichzeitig strahlen ihre Geschichten auch Hoffnung aus. Besonders beeindruckend fand ich, wie Collins den Doppelkampf schwarzer Frauen darstellt, die nicht nur mit Rassismus, sondern auch mit Sexismus konfrontiert sind. Ihre Protagonistinnen sind starke, komplexe Charaktere, die sich trotz aller Widrigkeiten behaupten.
Nicht jede Geschichte konnte mich gleichermaßen packen. Manche waren mir zu abstrakt bzw. zu weit weg von meiner Lebensrealität, zu schwer zugänglich. Auch fehlte mir manchmal etwas mehr Hintergrundinformation, um die Handlung besser einordnen zu können. Das Nachwort von Daniel Kampa und Cornelia Künne, das von der Entstehung der Geschichten erzählt und die Autorin in den historischen Kontext einbettet, hat mir extrem geholfen, historische Zusammenhänge besser zu verstehen und einige der Geschichten in den Kontext der Black American History einzuordnen. Außerdem erinnert es daran, dass Kathleen Collins zu Lebzeiten oft abgewiesen wurde und erst posthum die Anerkennung erfuhr, die sie verdient. Die Diskrepanz zwischen ihrem damaligen Misserfolg und ihrem heutigen Ruhm erinnert an ähnliche Schicksale anderer Künstlerinnen wie Lucia Berlin.

Zusammenfassend gebe ich "Nur einmal" verdiente 4 von 5 Sternen. Kathleen Collins hat mit "Nur einmal" ein Werk geschaffen, das nicht nur literarisch wertvoll ist, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte leistet. Die Vielfalt der Geschichten und der einfühlsame Schreibstil machen das Buch zu einer lohnenswerten Lektüre.

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