Profilbild von Franci

Franci

Lesejury Star
offline

Franci ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Franci über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.05.2024

Langsamer Einstieg, der Fahrt aufnimmt.

Getaway - Das Unheil
0

Drei Frauen und die grenzenlose Freiheit der Natur.

Was als meditativer, erdender Trip geplant war, der Imogen, ihre Schwester und die gemeinsame Freundin aus Jugendtagen wieder näher zueinander führen ...

Drei Frauen und die grenzenlose Freiheit der Natur.

Was als meditativer, erdender Trip geplant war, der Imogen, ihre Schwester und die gemeinsame Freundin aus Jugendtagen wieder näher zueinander führen sollte, entwickelt sich zu einer Wanderung, in der innere und zwischenmenschliche Konflikte, ungesagte Worte und brodelnde Emotionen nicht die schlimmsten Begleiter sind ...

„𝐆𝐞𝐭𝐚𝐰𝐚𝐲 - 𝐃𝐚𝐬 𝐔𝐧𝐡𝐞𝐢𝐥“ beginnt mit einem Prolog, der ein traumatisches Erlebnis der Protagonistin offenlegt, mit dessen Folgen Imogen u. A. noch immer kämpft. Beck, die sich nach jener Zeit sehnt, in der die Schwestern und Tilda unzertrennlich waren, animiert beide zu einer Rucksack-Tour durch den Grand Canyon. Sieben Tage nur Landschaft und Abgeschiedenheit. Und viel Raum, viel Zeit, um die ehemals intensive Bindung zwischen den Mittdreißigerinnen wieder aufflammen zu lassen. Dabei schleppen die drei mehr mit sich als nur das dringend benötigte Gepäck.

Von der ersten Seite an wirkte der Stil, mit dem Zoje Stage durch ihren (PsychThriller führte, regelrecht mitreißend. Dies lag am Mix aus detailreichen Ausschmückungen und der Einfachheit ihrer Worte. Trotz Gefühl und der Möglichkeit, sich in Imogen hineinzuversetzen, aus deren Perspektive die damaligen wie gegenwärtigen Geschehnisse zu erleben, hielt die Autorin eine gewisse Distanz aufrecht, was der Erzählung einen unberechenbaren, Vorsicht erregenden Touch verleiht. Obgleich es gerade in der ersten Hälfte einige Längen gab und Fragen aufgeworfen wurden, deren Klärung sich erst im fortschreitenden Verlauf findet, flogen die Kapitel rasch dahin. Während der Spannungsbogen allmählich anstieg, gewannen die Charaktere mehr und mehr an Kontur.

Wie stellt ihr euch die Einsamkeit des Grand Canyons vor? Bedrückend? Beklemmend? Genau diese Atmosphäre samt der Anstrengung, die solch Wanderung erfordert, fing Stage ein und brachte sie dicht, greifbar rüber.
Die Anspannung, ausgelöst durch das, was zwischen den Frauen steht – Ärger, Frust, Geheimnisse –, der Ursprung ihrer Entfremdung und spitze Dialoge entfachen Neugier. Aber da ist noch mehr. Denn sie sind nicht allein. Etwas schreitet mit, wie ein Schatten, der beobachtet …

„Getaway - Das Unheil“ entwickelt sich nach einem langsamen Einstieg, dem es an Ereignissen und Abwechslung fehlt, zu einem einnehmenden Thriller, dessen Irrungen samt dem entstehenden Unbehagen an den Nerven zieht. Die durchsickernden Informationen – Imogens Inneres, ihre Traumata betreffend – wecken zusätzlich eine ungute Ahnung, die die Brust eng werden lässt. Ab der Hälfte der Geschehnisse zieht Stage das Tempo an, fesselt und überrascht.
Im Vergleich zu Idee und Storyline wirkte das Ende jedoch weniger originell und auf gewisse Weise zu einfach.
🤘🏻 Fazit: Dranbleiben lohnt sich!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.05.2024

Frisch, queer, anders.

Fluch und Segen
0

„𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐤𝐬𝐚𝐥𝐬𝐫𝐞𝐢𝐜𝐡“ ist der Beginn der High-Fantasy-Trilogie „𝐅𝐥𝐮𝐜𝐡 𝐮𝐧𝐝 𝐒𝐞𝐠𝐞𝐧“, in der wir einen Kontinent betreten, auf dem neben zahlreichen Sagengestalten auch Magie existiert. Doch nicht alle Völker ...

„𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐤𝐬𝐚𝐥𝐬𝐫𝐞𝐢𝐜𝐡“ ist der Beginn der High-Fantasy-Trilogie „𝐅𝐥𝐮𝐜𝐡 𝐮𝐧𝐝 𝐒𝐞𝐠𝐞𝐧“, in der wir einen Kontinent betreten, auf dem neben zahlreichen Sagengestalten auch Magie existiert. Doch nicht alle Völker wurden mit dieser gesegnet, und so verliert sich das Reich Byrantia immer mehr in der Angst vor dem Untergang. Denn es herrscht Krieg.
Zusätzlich zeichnet sich die hier geschaffene Welt durch fiktive, sich manifestierende Gottheiten und einen starken Glauben aus. Doch reicht solch Zeugnis, um in Demut zu leben?

Erzählt wird aus drei unterschiedlichen Perspektiven.
Elissia, die Kronprinzessin des Landes, lebte bisher im Augenblick. Doch nach dem Versagen ihres – allgemeinhin unbeliebten, missgünstigen – Bruders und dem damit einhergehenden Verlust seiner ihm angedachten Position im Reich holt sie ihre Pflicht als Thronfolgerin rasant ein. Die Erwartungen und Hoffnungen des gesamten Volkes, ein unbändiger Druck, lasten plötzlich schwer auf der 22-jährigen. Und somit auch auf ihrer Partnerin.
Daneska von Bodenstarcks – stellvertretende Heerführerin – und Eliss sind dazu angehalten, schnell eine Entscheidung für ihre Zukunft zu treffen. Eine, die das Leben beider ändert. Denn das Geschlecht der von Kroningens fortzuführen steht, wie das Wohlergehen des Landes, an forderster Stelle.
Der dritte Charakter, durch den wir die Ereignisse verfolgen, ist Malachias – ein enger Vertrauter und Berater des Königs. Doch während andere Land und Volk Loyalität geschworen haben, verfolgt der Kräuterkundige seit jeher eigene Pläne und Ideologien. Sät Hass und Unzufriedenheit. Versteckt Geheimnisse, hantiert mit Tricks, die drohen, die Strukturen des Reiches zu ändern, die Götter zu erzürnen.

Während die Einführung in die Geschichte klassischer Natur war, war es die Darstellung der Gesellschaft nicht. Denn wir entdecken eine gleichberechtigte Welt, in der jeder sein und lieben darf, was und wen er will, in der Menschen, egal welcher Zugehörigkeit und welches Geschlechts, ihren Beruf wählen dürfen und auf Augenhöhe agieren. Für Nachwuchs wird offen auf unkonventionelle, moderne Art gesorgt, und auch die – demokratisch – herrschende Familie unterliegt Regeln. Das und noch mehr schafft einen aktuellen Bezug und bringt frischen Wind in das Genre. Doch was nach einem utopischen, harmonischen Fleckchen klingt, wird durch die immer häufigeren, brutalen Angriffe der magisch begabten Völker erschüttert … Angst und Unsicherheit, Hilf- und Machtlosigkeit machen die Byrantinen anfällig für Manipulationen, sie beginnen zu verachten, was sie gleichzeitig schützt und langsam zerstört. Beginnen, sich von Göttern und Frauen abzuwenden, zu spotten; dem Zwietracht, intrigant gestreut, Einlass zu gebieten …

»𝗞𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗠𝗮𝗰𝗵𝘁 𝗶𝘀𝘁 𝗴𝘂𝘁 𝗼𝗱𝗲𝗿 𝗯𝗼𝗲𝘀𝗲. 𝗪𝗶𝗲 𝘄𝗶𝗿 𝘀𝘁𝗲𝗿𝗯𝗹𝗶𝗰𝗵𝗲𝗻 𝘂𝗻𝗱 𝘂𝗻𝘀𝘁𝗲𝗿𝗯𝗹𝗶𝗰𝗵𝗲𝗻 𝗪𝗲𝘀𝗲𝗻 𝘀𝗶𝗲 𝗻𝘂𝘁𝘇𝗲𝗻, 𝗱𝗮𝘀 𝗴𝗶𝗯𝘁 𝗱𝗲𝗻 𝗔𝘂𝘀𝘀𝗰𝗵𝗹𝗮𝗴.«

Stilistisch findet sich hier eine sehr lockere und einfache Erzählweise, die es leicht macht, der Storyline zu folgen und das System zu verstehen. Wie üblich für den Beginn einer Serie lässt auch Jamie einiges an Background einfließen, gibt uns einen Überblick über Hierarchien und Traditionen. Die Autorin schuf eine Ausgangssituation, die sich im Verlauf ebenso besorgniserregend wandelt wie Stimmung und Gesinnung in Byrantia. Plötzlich scheint die Bedrohung von außen nicht die Zerstörerischste zu sein.
Neben den Herrschaftsstrukturen und einzelnen Positionen samt Intentionen wurden relevante Figuren mit ausreichend Tiefe und Authentizität ausgearbeitet. Gerade die Mitglieder der Königsfamilie und Daneskas Angehörige bilden einen bunten Mix. Durch Details, kleine Regungen und verstreute Informationen sind Reaktionen und Ziele nachvollziehbar. Es gilt, Zusammenhänge zu knüpfen und Facetten zu entdecken. Die Dynamik zwischen Dani und Eliss – ihre Loyalität gegenüber dem Land und ihre vertrauensvolle Basis – war zugleich sanft wie stark inszeniert.

»𝗗𝘂 𝘃𝗲𝗿𝘁𝗲𝗶𝗱𝗶𝗴𝘀𝘁 𝗱𝗮𝘀 𝗟𝗮𝗻𝗱, 𝘂𝗲𝗯𝗲𝗿 𝗱𝗮𝘀 𝗶𝗰𝗵 𝗲𝗶𝗻𝘀𝘁 𝗵𝗲𝗿𝗿𝘀𝗰𝗵𝗲𝗻 𝘄𝗲𝗿𝗱𝗲.
𝗪𝗶𝗲 𝗸𝗼𝗲𝗻𝗻𝘁𝗲 𝗶𝗰𝗵 𝗱𝗶𝗿 𝗱𝗮𝘀 𝗷𝗲𝗺𝗮𝗹𝘀 𝘃𝗼𝗿𝗵𝗮𝗹𝘁𝗲𝗻?«

Spannende und informative Szenen, Überraschungen und Humor halten sich die Waage, während Romantik und Tragik seicht mitschwingen. Momente, die die Neugier anstacheln, Veränderungen, die wütend machen. Über allem Eliss: die mit so einigem konfrontiert wird, sich viel zu schnell in neue Strukturen einfinden und schwerwiegende Entscheidungen treffen muss. Das Schicksal von Byrantia, von tausenden Menschen, steht in der Schwebe, die Luft durchtränkt von einer epischen Veränderung, als Jamie Enderlein „Schicksalsreich“ beendet ...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.05.2024

Mehr als ein Liebesroman.

Glow Like Northern Lights (Strong Hearts 1)
0

New Adult von Sarah Stankewitz heißt: bewegende, sensible Themen, die selten in Liebesromanen aufgegriffen werden, für hunderte Menschen jedoch alltäglich sind.
Und auch ihr aktuelles Buch „𝐆𝐥𝐨𝐰 𝐋𝐢𝐤𝐞 𝐍𝐨𝐫𝐭𝐡𝐞𝐫𝐧 ...

New Adult von Sarah Stankewitz heißt: bewegende, sensible Themen, die selten in Liebesromanen aufgegriffen werden, für hunderte Menschen jedoch alltäglich sind.
Und auch ihr aktuelles Buch „𝐆𝐥𝐨𝐰 𝐋𝐢𝐤𝐞 𝐍𝐨𝐫𝐭𝐡𝐞𝐫𝐧 𝐋𝐢𝐠𝐡𝐭𝐬“ hält mehr bereit als Romantik und die traumhafte, wenn auch unberechenbare Kulisse Islands.

Als ihr Zwillingsbruder stirbt, verliert Lilly ihren einzigen Halt, ihren Herzmenschen.
Statt Trost und Wärme bekommt sie von ihren Eltern weiterhin Ignoranz, wie all die Jahre zuvor, seit die Diagnose alles auf den Kopf gestellt hat. Kein gemeinsames Trauern, kein in Erinnerungen schwelgen. Vollkommen verloren, im Schmerz ertrinkend, überfordert von der Kälte ihres eigenen Zuhauses, beschließt Lilly, mutig zu sein, und tritt spontan die Reise ihres Lebens an, um das letzte Versprechen, das sie Luca gab, zu halten. In Island sucht die 20-Jährige nach Aron, jenem E-Mail-Freund, der sie versteht, dem sie sich in den vergangenen Monaten so unglaublich nah fühlte, auf den immer Verlass war. Doch dieses Aufeinandertreffen beginnt anders als erhofft, verläuft unerwartet und endet mit einem Gefühlssturm, dem Lilly nicht gewachsen ist ... Oder doch?

„𝚆𝚎𝚒𝚕 𝚊𝚕𝚕𝚎𝚜 𝚎𝚒𝚗𝚎 𝙻𝚞𝚎𝚐𝚎 𝚠𝚊𝚛. 𝙸𝚗 𝚓𝚎𝚍𝚎𝚖 𝚂𝚊𝚝𝚣, 𝚓𝚎𝚍𝚎𝚖 𝙺𝚞𝚜𝚜, 𝚓𝚎𝚍𝚎𝚖 𝙰𝚞𝚐𝚎𝚗𝚋𝚕𝚒𝚌𝚔 𝚍𝚎𝚛 𝚕𝚎𝚝𝚣𝚝𝚎𝚗 𝚆𝚘𝚌𝚑𝚎𝚗, 𝚍𝚎𝚛 𝚕𝚎𝚝𝚣𝚝𝚎𝚗 𝙼𝚘𝚗𝚊𝚝𝚎 … 𝚑𝚊𝚝 𝚎𝚛 𝚖𝚒𝚛 𝚍𝚊𝚜 𝚆𝚒𝚌𝚑𝚝𝚒𝚐𝚜𝚝𝚎 𝚟𝚎𝚛𝚜𝚌𝚑𝚠𝚒𝚎𝚐𝚎𝚗.“

Wie üblich ist der Stil der Autorin klar, einfühlsam und detailreich. Trotz Schwere, Wehmut und Melancholie liest sich Band 1 der „𝐒𝐭𝐫𝐨𝐧𝐠 𝐇𝐞𝐚𝐫𝐭𝐬“-Dilogie leicht und vorstellbar. Island war wunderbar, atmosphärisch ausgearbeitet und auch die Protagonistin – ihr Innerstes – kam authentisch zur Geltung – hin und her gerissen zwischen der Dankbarkeit, am Leben zu sein und dieses Fleckchen genießen zu können, der einfachen Freude in alltäglichen Momenten und der Schuld, der Trauer, der Sehnsucht.
Denn darf ein Mensch, der seinen Seelenverwandten verloren hat, lachen? Lächeln, sich verlieben?
Stankewitz rückt Luca und seine Krankheit nicht in den Vordergrund, sondern Lilly Sommer – das gesunde Geschwisterkind, das immer außenvor, nie im Mittelpunkt, nie wichtig war – gibt jenen eine Stimme, deren Traurigkeit und Schmerz häugig vergessen werden. Jenen Aufmerksamkeit, die zu oft untergehen. Ich konnte mit der Protagonistin mitfühlen, verstand sie und ihre Angst, bewunderte ihre Entscheidung, Heimatland und Gewohnheiten zurückzulassen und zu leben.
Mit Aron treffen wir einen Menschen, der erst nach und nach interessanter wird, aber von Anfang an liebevoll und emphatisch wirkte – trotz eines offensichtlichen Geheimnisses. Sein Umfeld, seine Freunde, waren gut in den abwechslungsreichen Verlauf integriert, wenn auch Lilly, aus deren Perspektive die Handlung erzählt wird, als einzige wirklich Tiefe erhielt. Den vermeintlichen Plottwist habe ich bereits geahnt, als ich den Klappentext gelesen hatte. Dies tat der Story jedoch keinen Abbruch. Besonders schön fand ich die Kapitelüberschriften und Lucas Tagebuch, das einen Teil von ihm und der Situation, in der er sich befand, realistisch, bewegend aufgreift.

Kleine Kritikpunkte sind für mich das hin und wieder eher kindliche Verhalten von Lilly – und damit meine ich nicht ihre verträumte, neugierige Seite – und die doch recht rasche romantische Entwicklung.
Nichtsdestotrotz waren die wankenden Stimmungen, die unterschiedlichen Empfindungen spürbar, der Schmerz, der dem Geschehen zugrunde liegt, deutlich.

Ich bin sehr gespannt, wie Lillys und Arons Geschichte in „𝐒𝐡𝐢𝐧𝐞 𝐋𝐢𝐤𝐞 𝐌𝐢𝐝𝐧𝐢𝐠𝐡𝐭 𝐒𝐮𝐧“ weitergeht.
Kann es Hoffnung für die beiden geben?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.04.2024

Wenn Dein Kuss Deinen Schwarm in die Ohnmacht treibt …

School of Myth & Magic, Band 1: Der Kuss der Nixe (Limitierte Auflage mit Farbschnitt)
0

„Der Kuss der Nixe“ ist der Auftakt der Fantasy-Dilogie „School of Myth & Magic“ - es handelt sich um einen Jugendroman und dementsprechend warten neben magisch-mystischen Kreaturen auch die typischen ...

„Der Kuss der Nixe“ ist der Auftakt der Fantasy-Dilogie „School of Myth & Magic“ - es handelt sich um einen Jugendroman und dementsprechend warten neben magisch-mystischen Kreaturen auch die typischen Young-Adult-Vibes. Wiedergegeben in einem altersgerechten, lockeren Tonfall, ohne an Spannung zu geizen, hat mich Jennifer Alice Jager gut unterhalten.

Wenn Dein Kuss Deinen Schwarm in die Ohnmacht treibt …

Ihren siebzehnten Geburtstag will Denvin ausgelassen und fröhlich mit ihren FreundInnen am See verbringen; was bereits holprig beginnt, entwickelt sich kurzzeitig zu einem rosaroten Traum, auf dessen Erfüllung die Teenagerin in schon lange hofft — bis ein Kuss mit Tyler in einer Katastrophe endet, ein Alptraum, aus dem es kein entkommen gibt …
Nachdem Denvin den Schock darüber, wer sie wirklich ist, überwunden hat, sie einsehen muss, dass weder Nixen noch Faune oder andere Kreaturen, die es doch nur in Büchern gibt, wahrhaft existieren, entscheidet sie sich dafür, ihr Schicksal anzunehmen und die Schule für magische Wesen zu besuchen – weit entfernt von ihrem Vater, ihren Gewohnheiten und vielleicht sogar in einer ganz und gar anderen Dimension …

„Der Kuss der Nixe“ hält neben einer Fülle von faszinierenden Wesenheiten und einem ansprechenden, malerischen Setting auch greifbar dargelegte Gegebenheiten, einiges an Humor und Spaß bereit. Wie üblich machen es die anderen SchülerInnen der Akademie dem Neuling nicht leicht, doch Denvin lässt sich nicht unterkriegen, beißt sich durch und wächst innerhalb des Verlaufs an weltverändernden Offenbarungen und ihren Aufgaben. Jager schuf ausreichend Nebenfiguren, die präsent eingebunden waren, nicht alle freundlich und sympathisch, dennoch war es interessant, sie kennenzulernen und die verschiedenen Fähigkeiten zu ergründen. Atmosphärisch wartet hier ein stimmiger Mix — mystisch und modern, geheimnisvoll und aufregend. Ernst und leicht.

Wirklich toll fand ich, abgesehen der Sagen- und Fantasy-Gestalten selbst, dass der Fokus nicht auf einer romantischen Ebene lag, sondern auf Denvin und ihrer Herkunft, ihrem Einfinden in und dem Entdecken von der „School of Myth & Magic“ und den Hierarchien, wenn auch der schulische Ablauf nur oberflächlich zutage kam.
Insgesamt gab es Passagen, die eher ausschweifend und low waren, und solche, die fesselten und unterhielten. Dennoch hielt die Autorin eine angenehme Balance von Ereignissen und Informationen aufrecht, von Action, Spannung und Spaß.

In den letzten Kapiteln verändert sich die Stimmung merklich, Jennifer Alice Jager zieht das Tempo nochmal an, überrascht und ... hinterlässt einen Cliffhanger samt Neugier.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.04.2024

Rezension: Neuauflage 2024

Du und ich und dieser Herbst
0

𝐎𝐮𝐫 𝐁𝐞𝐚𝐮𝐭𝐢𝐟𝐮𝐥 𝐌𝐢𝐬𝐭𝐚𝐤𝐞𝐬

In ihrer wunderbaren Second-Chance-Story verbindet Yvonne Westphal süße Romantik, Humor und Lebenstragik mit geschwisterlichen Banden, schweren Entscheidungen und dem Erwachsenwerden. ...

𝐎𝐮𝐫 𝐁𝐞𝐚𝐮𝐭𝐢𝐟𝐮𝐥 𝐌𝐢𝐬𝐭𝐚𝐤𝐞𝐬

In ihrer wunderbaren Second-Chance-Story verbindet Yvonne Westphal süße Romantik, Humor und Lebenstragik mit geschwisterlichen Banden, schweren Entscheidungen und dem Erwachsenwerden. Immer in Gedanken die Erinnerungen an diese eine, unvergessliche Liebe …

„𝗗𝗶𝗲 𝗲𝗿𝘀𝘁𝗲 𝗟𝗶𝗲𝗯𝗲 𝘄𝗮𝗿 𝗶𝗺 𝗚𝗿𝘂𝗻𝗱𝗲 𝗻𝘂𝗿 𝗱𝗮𝘇𝘂 𝗱𝗮, 𝘂𝗺 𝗱𝗲𝗺 𝗛𝗲𝗿𝘇 𝘇𝘂 𝘇𝗲𝗶𝗴𝗲𝗻, 𝗱𝗮𝘀𝘀 𝗲𝘀 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗴𝗹𝗲𝗶𝗰𝗵 𝘀𝘁𝗮𝗿𝗯, 𝘄𝗲𝗻𝗻 𝗲𝘀 𝗯𝗹𝘂𝘁𝗲𝘁𝗲.“

Und für Valeria Schwarzer war diese erste große Liebe Raphael – Mädchenschwarm, Bad Boy und bester Freund ihres großen Bruders.
Fünf Jahre ist es her, seit sie ihr zu Hause verlassen hat, um nicht nur dem Schmerz zu entkommen, den die vertraute Umgebung auslöste, sondern auch den Vergleichen mit Milias. Endlich aus seinen Schatten zu treten. Denn obgleich Val temperamentvoll, leidenschaftlich und impulsiv, sich ihrer Reize bewusst ist, tough und selbstsicher auftritt, konnte sie nie das Gefühl loswerden, „die kleine Schwester von …“, immer die Zweite zu sein. Während sich die junge Frau in Mailand neu erschuf, mit modeln und kellnern versucht, ihr Studium zu finanzieren, ging das Leben in ihrer Heimat weiter. Dass die Clique erwachsen wurde, sich Veränderungen breit machten, manches doch nie vergeht, wird der Influencerin erst richtig bewusst, als sie für Milias Geburtstag zurückfliegt. Neben Wiedersehensfreude, einigen Drinks und dem wehmütigen Erinnerungsschwelgen ist da auch er. Raphael Thomas. Attraktiv wie eh und je. Sich seiner Wirkung bewusst. Keine Vorbereitung der Welt hätte die beiden auf das vorbereiten können, was sie noch immer ineinander auslösen. Auf das Brennen.
Verzweiflung, Verlangen und Trauer. Wut, Schmerz und die Gewissheit, dass jahrelange Ignoranz und tausende Kilometer Entfernung nichts geändert haben. …

„𝗜𝗰𝗵 𝗲𝗿𝘁𝗿𝗮𝗴𝗲 𝗱𝗮𝘀 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁. 𝗦𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗡𝗮𝗲𝗵𝗲, 𝘀𝗲𝗶𝗻𝗲𝗻 𝗗𝘂𝗳𝘁, 𝘀𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗦𝘁𝗶𝗺𝗺𝗲. 𝗨𝗻𝗱 𝗱𝗶𝗲 𝗧𝗮𝘁𝘀𝗮𝗰𝗵𝗲, 𝗱𝗮𝘀𝘀 𝗲𝗿 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗺𝗲𝗵𝗿 𝗺𝗶𝗿 𝗴𝗲𝗵𝗼𝗲𝗿𝘁. 𝗡𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗺𝗮𝗹 𝗲𝗶𝗻 𝗯𝗶𝘀𝘀𝗰𝗵𝗲𝗻. 𝗡𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗲𝗶𝗻𝗺𝗮𝗹 𝗳𝗮𝘀𝘁.“

Erneut muss ich den Stil der Autorin loben: authentisch und direkt, einfühlsam und voller Gefühl. Humor und Witz sind ebenso zu finden wie bildliche Beschreibungen und durchdringende Emotionen. Gerade in den spritzigen Dialogen, Sticheleien und Streitereien findet sich allerhand zum Lachen. Sinnliche und heiße Momente blitzen zwischen Rückblicken und der Gegenwart auf und auch unzählige Facetten des Vermissens – samt den verschiedenen Reaktionen darauf. Denn weder Raphael noch Valeria sind bereit – noch immer nicht dafür bereit – sich der Endgültigkeit zu stellen. Sich den gemeinsamen Sommer vor Augen zu führen, ohne zu leiden …

Im Verlauf finden sich die Ecken und Kanten der Hauptcharaktere, ihr gemeinsamer Anfang und das Ende. Hintergründe über dieses, über einzelne Entscheidungen kristallisieren sich langsam heraus, bevor sich die komplette Wahrheit gemeinsam mit Reue und Bedauern entlädt.
So unterhaltsam wie es war, diese gegensätzlichen Menschen kennenzulernen, so rührend war es zu verfolgen, wie ihre Gemeinsamkeiten miteinander kollidieren, wie sie sich anziehen und abstoßen, versuchen, ihre Gefühle zu verdrängen, die nagende Sehnsucht zu kompensieren. So oft habe ich mich in Gedanken wiedergefunden, in Zweifeln.
Auch wenn es hin und wieder Längen gab, sich die Halbitalienerin aufbrausend, von Stolz gehemmt, im Kreis dreht, lässt „Our Beautiful Mistakes“ mitfühlen, seufzen, lachen und hoffen.
Westphal kreierte wechselnde Settings, gab Raphael und Valeria Tiefe, vergaß dabei nicht, auch die zahlreichen Nebenfiguren interessant und eigenwillig zu gestalten, und schuf enge Dynamiken, herzerwärmende Bindungen und Freundschaften, die selbst das Erwachsenwerden nicht trennen kann.

Eine bittersüße, feurige Second-Chance-Romance, der hoffentlich noch weitere folgen werden.

»𝗗𝘂 𝗯𝗶𝘀𝘁 𝗲𝗶𝗻 𝗹𝗲𝗶𝗱𝗲𝗻𝘀𝗰𝗵𝗮𝗳𝘁𝗹𝗶𝗰𝗵𝗲𝗿 𝗠𝗲𝗻𝘀𝗰𝗵. 𝗪𝗲𝗻𝗻 𝗱𝘂 𝗹𝗶𝗲𝗯𝘀𝘁, 𝗱𝗮𝗻𝗻 𝗹𝗶𝗲𝗯𝘀𝘁 𝗱𝘂 𝗺𝗶𝘁 𝗛𝗮𝘂𝘁 𝘂𝗻𝗱 𝗛𝗮𝗮𝗿. 𝗗𝗮 𝗴𝗲𝗵𝘁 𝗵𝗮𝗹𝘁 𝘀𝗰𝗵𝗼𝗻 𝗺𝗮𝗹 𝘄𝗮𝘀 𝘇𝘂 𝗕𝗿𝘂𝗰𝗵.«

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere