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Veröffentlicht am 03.06.2024

Ungewöhnliche Dystopie

Das andere Tal
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Das Mädchen Odile lebt in einem Tal. Dieses ist jedoch nur ein Tal von einer ganzen Reihe identischer Täler mit den identischen Örtlichkeiten und Bewohner*innen, jedoch alle jeweils um 20 Jahre zeitlich ...

Das Mädchen Odile lebt in einem Tal. Dieses ist jedoch nur ein Tal von einer ganzen Reihe identischer Täler mit den identischen Örtlichkeiten und Bewohner*innen, jedoch alle jeweils um 20 Jahre zeitlich versetzt. Um Störungen und ungewollte Konsequenzen zu vermeiden, ist der Besuch in anderen Tälern nur in Ausnahmefällen möglich, und auch nur mit der Genehmigung des Conseils. Solche Besucher entdeckt Odile eines Tages und erkennt, was dies zu bedeuten hat. Das System verlangt von Odile Schweigen und Kooperation.

Der dystopische Roman birgt ein spannendes Gedankenkonstrukt. Allein die Idee, sein eigenes Leben zwanzig Jahre in der Vergangenheit oder Zukunft bereisen zu können, fasziniert, vielleicht verstorbene Angehörige ein letztes Mal wiedersehen zu können, zumindest aus der Ferne. Aber welche Veränderungen ergeben sich dadurch? Laut dem Conseil hat jeder Eingriff drastische Konsequenzen, und Odile hält sich genauestens an die Vorgaben, auch als sich ihr Leben ganz anders als erwartet entwickelt.

Viel Zeit nimmt sich der Roman, um den Werdegang von Odile zu berichten, das Erzähltempo ist eher gemächlich, gibt der Geschichte auch Raum für Details. Ja, es wäre durchaus lesenswert, nicht auf Action, sondern auf die philosophischen Fragen zu legen, die sich aus der dystopischen Konstellation ergeben. Allerdings ging der Roman für meinen Geschmack hier zu wenig in die Tiefe. Zweifel und Fragen wurde wenig Raum eingeräumt, die großen Fragen nach der Unabwendbarkeit des Schicksals oder der persönlichen Freiheit ordneten sich allesamt dem Lebensweg von Odile unter.

Der Roman hat mir außerordentlich gut gefallen, aber zu einem Highlight hätten mir noch Reflektion, Zweifel, moralische Erörterungen und damit die entscheidende Tiefe gefehlt.

Dennoch eine faszinierende Dystopie, die ich mich Freude gelesen habe.

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Veröffentlicht am 19.05.2024

Wer spielt ein falsches Spiel?

Gameshow – Das Versprechen von Glück
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Nach den erschütternden Enthüllungen am Ende des ersten Bandes von „Game Show“ geht die Geschichte nahtlos weiter. Wir erinnern uns: New London ist im 22. Jahrhundert in verschiedene Zonen eingeteilt, ...

Nach den erschütternden Enthüllungen am Ende des ersten Bandes von „Game Show“ geht die Geschichte nahtlos weiter. Wir erinnern uns: New London ist im 22. Jahrhundert in verschiedene Zonen eingeteilt, die Menschen teilen sich auf in Gambler und Gamer. Die einen setzen Coins bei Wetten auf die tödlichen Spiele, die regelmäßig veranstaltet und übertragen werden, in der Hoffnung auf einen Aufstieg. Die anderen kämpfen in den Arenen ums Überleben und um den Sieg, der sie letztendlich in die finale Game Show bringen soll. Doch im Untergrund von New London gibt es andere Pläne.

Während es im ersten Teil der Dystopie noch deutliche Anklänge an andere Bücher und Filme dieses Genres gegeben hatte, entwickelt die Geschichte hier in der Fortsetzung eine erfreuliche Eigenständigkeit. Das empfand ich beim Lesen als wirklich wohltuend, die Story konnte sich nun richtig entfalten. Natürlich gibt es wunderbare Actionszenen und viel Spannung, nur zwischendurch kamen ein paar Längen auf. Das wirft wieder einmal die Frage auf, weshalb die Geschichte nicht gestrafft und ohne Zwischentief in einen Einzelband verpackt wurde.

Am Ende gab es einige Enthüllungen, die sich bereits angedeutet hatten, aber auch eine ordentliche Steigerung des Tempos, so dass man das Buch bei den rasanten Entwicklungen kaum noch aus der Hand legen mochte.

Eine coole Dystopie, die angesichts heutiger Tendenzen des sogenannten Reality TV zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 17.05.2024

Die Liebe kommt in Gummistiefeln

Blind Date mit Möwe
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Ach, hätte sie sich nur nicht von ihrer Freundin Mareike bequatschen lassen, denn nun findet sich Lisa als Teilnehmerin des Onlinedate-Portals „The Voice of Love“. Als „Möwe“ meldet sie sich dort an und ...

Ach, hätte sie sich nur nicht von ihrer Freundin Mareike bequatschen lassen, denn nun findet sich Lisa als Teilnehmerin des Onlinedate-Portals „The Voice of Love“. Als „Möwe“ meldet sie sich dort an und wird mit „Brick“ zusammengewürfelt. Anfangs überwiegt die Angst, einem Betrüger aufzusitzen, doch bald verstehen die beiden sich immer besser und lernen einander anonym kennen und schätzen.

Leider gibt es bald eine klitzekleine Komplikation, denn im wahren Leben will Architekt Jonas die Naturstation abreißen, in der Lisa arbeitet. Und, uppsi, Überraschung: Jonas ist natürlich Brick! Nur wissen das die beiden noch nicht…

Der wunderbare Wohlfühlroman spielt in Lübeck und Travemünde mit dem Priwall. Dabei vermittelt er hervorragend ein maritim leichtes Lebensgefühl mit Holstentor und Gängeviertel, Strand und Eiscreme, Möwen und glücklichen Kindern am Meer. Dabei ist die Handlung inspiriert vom Film „E-Mail für dich“ und ergeht sich in liebevollen Anspielungen auf diese Komödie, bewahrt sich aber durchaus ihre Eigenständigkeit. Natürlich ist die Story dadurch etwas vorhersehbar, aber viele liebevolle Kleinigkeiten und vor allem die lokalen Bezüge lassen das Leseerlebnis zu einem Wohlfühlausflug an die Ostsee werden.

Ich habe die Lektüre sehr genossen und kann das warmherzige und witzige Sommerbuch von Herzen weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 16.05.2024

Savoir-vivre mit Baron Philippe

Mord an der Loire
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Philippe Auguste Louis Vicomte de Pléssis, Baron de Beaumarchais führt eigentlich zwei Leben: Das eine als französischer Adelsspross, das andere als Privatdetektiv. Und nun führt ausgerechnet ein Fall ...

Philippe Auguste Louis Vicomte de Pléssis, Baron de Beaumarchais führt eigentlich zwei Leben: Das eine als französischer Adelsspross, das andere als Privatdetektiv. Und nun führt ausgerechnet ein Fall in den Reihen seiner Familie diese beiden Wirkungsfelder zusammen. Und dabei geht es Schlag auf Schlag: Einem Diebstahl folgt ein zweiter, gepaart mit einem Todesfall. Allerdings ermittelt Baron Philippe nicht allein, sondern an der Seite von Madame Commissaire Charlotte Maigret.

Da treffen zwei wunderbar gegensätzliche Charaktere aufeinander, denn unser lieber Philippe ist ein wahrer Schöngeist und Gourmet, ein Meister des Savoir-vivre, während Charlotte Maigret ein ungehobeltes Cowgirl mit einem ausgesprochenen Sinn fürs Grobe ist. Konflikte und Diskussionen sind da vorprogrammiert.

Der Kriminalroman atmet durch und durch französisches Flair. Mit Philippe erfreuen wir uns an den köstlichsten Verlockungen, genießen Macarons und Croissants oder ein Fläschchen Cabernet Franc von der Domaine de Noiré. Der Bonvivant und Dandy tritt auch mal im Hausmantel mit Paisley-Muster auf, und sei die Lage auch noch so brenzlig, bleibt immer noch Zeit für Blanquette de veau oder eine duftende Tarte Tatin. Diese Geschichte ist wahrlich eine Sammlung erlesenster Köstlichkeiten.

Dennoch tut dies der eigentlichen Handlung keinen Abbruch. Im Gegenteil ist der eigentliche Kriminalfall äußerst komplex und raffiniert konstruiert, es warten einige unerwartete Wendungen. Ich empfehle jedoch, eine gewisse Liebe zu Frankreich und dem französischen Lebensgefühl mitzubringen, um ganz in die die Vorzüge der Geschichte eintauchen zu können. Diese sind hier nicht bloße Kulisse, sondern ausdrücklich wichtiger Bestandteil der Erzählung. Ich muss zugeben, dass es für mich auf dieser Francaise an der Loire streckenweise schwierig war, all die Namen und unzähligen Adeligen auseinanderzuhalten, aber die abenteuerlichen Entwicklungen haben mich dafür mehr als entschädigt.

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Veröffentlicht am 12.05.2024

Ein Prost auf die Kleinstadt

Whiskey Chaser
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Eigentlich hatte sich Devlin ins Haus seiner Großmutter in einem kleinen Nest in West Virginia zurückgezogen, um sich nach einem gesellschaftlichen Eklat außer Schussweite zu bringen und seine Wunden zu ...

Eigentlich hatte sich Devlin ins Haus seiner Großmutter in einem kleinen Nest in West Virginia zurückgezogen, um sich nach einem gesellschaftlichen Eklat außer Schussweite zu bringen und seine Wunden zu lecken. Womit er niemals gerechnet hätte, ist Scarlett Bodine. Die kleine, aber äußerst toughe Frau stellt sein Leben völlig auf den Kopf!

„Whiskey Chaser“ ist der Auftaktband einer sechsteiligen Reihe rund um den völlig bekloppten Bodine-Clan in Bootleg Springs. Irgendwie schräg sind Scarlett, ihre 3 Brüder und der neu aufgetauchte Halbbruder Jonah auf jeden Fall. In dem kleinen Provinznest sind sämtliche Straßen und Plätze nach Alkohol benannt, und selbiger fließt auch bei allen Beteiligten ständig und in Strömen. Und wenn es Probleme gibt, wird einfach jemand verhauen. So einfach ist das in Bootleg Springs. Klingt wirklich bekloppt, macht beim Lesen aber irgendwie wahnsinnig Spaß, wenn man sich nur darauf einlässt.

Small-Town-Romance gibt es mit Scarlett und Devlin natürlich auch, und zwar mit reichlich, reichlich Spice. Zusätzlich sind alle 6 Bände der Bootleg-Springs-Reihe mit einer Crimestory miteinander verbunden, die hier im ersten Band angelegt ist.

Beim Lesen habe ich mehrmals fassungslos das Buch angestarrt, wenn die Bodine-Brüder mal wieder ihre Probleme mit einer guten alten Schlägerei gelöst haben. Zu meiner völligen Überraschung musste ich aber feststellen, dass diese Provinznest-Story mich bestens unterhalten hat und ich mich köstlich amüsiert habe.

Zum Glück liegen hier schon die nächsten beiden Bände bereit, so dass mich weitere amüsante Lesestunden in Bootleg Springs erwarten!

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