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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2024

Multiperspektivisch und facettenreich

Die Perserinnen
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Sanam Mahloudji debütiert mit ihrem Roman "Die Perserinnen" und zeichnet darin das vielschichtige Porträt einer iranischen Familie, die vor der Islamischen Revolution 1979 zur Oberschicht des Iran gehörte. ...

Sanam Mahloudji debütiert mit ihrem Roman "Die Perserinnen" und zeichnet darin das vielschichtige Porträt einer iranischen Familie, die vor der Islamischen Revolution 1979 zur Oberschicht des Iran gehörte. Der Roman beleuchtet über einen Zeitraum von fast 80 Jahren hinweg die weiblichen Mitglieder der Familie Valiat und bietet dabei eine faszinierende Perspektive auf deren Leben und Schicksale.

Der Roman beginnt im Weihnachtsurlaub 2004/2005 in Aspen, USA, wo sich die wohlhabende Familie Valiat versammelt hat. Im Mittelpunkt steht Shirin, eine lautstarke und selbstbewusste Frau, die seit über zwanzig Jahren in Amerika lebt. Shirin, die ursprünglich mit ihrer Familie aus dem Iran floh, um der Revolution zu entkommen, hat sich in den USA ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut. Dennoch wird ihr ungestümes Verhalten ihr zum Verhängnis, als sie in einer Bar wegen angeblicher Anbahnung von Prostitution verhaftet wird.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, wobei jedes Kapitel von einer anderen Frau der Familie Valiat berichtet wird. Diese multiperspektivische Herangehensweise verleiht dem Roman eine erfrischende Dynamik und ermöglicht es den Lesenden, tief in die individuellen Lebensläufe der Frauen einzutauchen. Besonders gelungen ist dabei die Darstellung der historischen und politischen Hintergründe, die das Leben der Familie prägen.

Shirin ist zweifellos eine polarisierende Figur. Ihre theatralische Art macht sie zu einer anstrengenden, aber zugleich faszinierenden Protagonistin. Trotz ihrer Unzulänglichkeiten gelingt es der Autorin, Shirin als vielschichtige Persönlichkeit darzustellen, deren Verhalten tief in ihrer Vergangenheit verwurzelt ist.

"Die Perserinnen" ist leicht und flüssig zu lesen, was die Lektüre angenehm und unterhaltsam macht. Allerdings könnte dies für einige Leserinnen und Leser zu einfach erscheinen, da die sprachliche Leichtigkeit manchmal auf Kosten der Tiefe geht.

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Veröffentlicht am 19.05.2024

Wichtige Debatte über grundlegende Themen

Das Ende der Erschöpfung
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"Das Ende der Erschöpfung" von Katharina Mau skizziert die derzeitige Lage der Menschheit, geprägt vom Wettkampf nach "immer mehr / immer schneller etc." Die Autorin legt anhand von Beispielen wie Klimakrise, ...

"Das Ende der Erschöpfung" von Katharina Mau skizziert die derzeitige Lage der Menschheit, geprägt vom Wettkampf nach "immer mehr / immer schneller etc." Die Autorin legt anhand von Beispielen wie Klimakrise, globale Ungleichheit, Kampf um Rohstoffe usw. nahe, dass ein Punkt in der Entwicklung erreicht ist, wo eine Umkehr und ein Umdenken unumgänglich ist. Dabei werden nicht nur Missstände in Wirtschaft und Politik angeprangert sondern auch mögliche Wege aus der Krise beschrieben. Im konkreten geht es dabei um das Konzept des "Degrowth" - also einer Verringerung von Konsum und Produktion und gleichzeitig einer Erhöhung des Fokus auf soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz. Zum Teil werden sehr fachspezifische, detailreiche Informationen aus der Volkswirtschaft angebracht, die ein fundiertes Wissen des Lesers voraussetzen. Grundsätzlich sind die angesprochenen Bereiche sehr gut recherchiert und dienen damit einer weiterführenden Debatte über Maßnahmen in Politik und Wirtschaft. Weiterhin zeigt sie auf, wie jeder Einzelne Verantwortung trägt und durch Konsumverzicht und bewusste Kaufentscheidungen einen wichtigen Teil beitragen kann.

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Veröffentlicht am 18.05.2024

Ideologie vs. Liebe

Wir werden wachsen
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"Wir werden wachsen" von Andreas van Hooven ist ein Roman, der die Leserinnen auf eine emotionale und spannende Reise mitnimmt. Im Zentrum der Handlung stehen Maja Claasen, eine linke Aktivistin, und Jaspar ...

"Wir werden wachsen" von Andreas van Hooven ist ein Roman, der die Leserinnen auf eine emotionale und spannende Reise mitnimmt. Im Zentrum der Handlung stehen Maja Claasen, eine linke Aktivistin, und Jaspar Dredendiek, ein junger Unternehmer, dessen Familienunternehmen Teile für die Rüstungsindustrie liefert. Die Geschichte beginnt mit einem Anschlag auf eine Firmenveranstaltung, der das Leben der beiden Protagonisten auf unerwartete Weise miteinander verknüpft.

Van Hooven gelingt es, durch einen packenden Schreibstil und eine rasant voranschreitende Handlung, die Leser
innen schnell in den Bann zu ziehen. Der Wechsel der Erzählperspektiven zwischen Maja und Jaspar bietet tiefe Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden Hauptfiguren. Auch Jaspars Mutter Hanne kommt zu Wort, die zusätzliche Tiefe in die Geschichte bringt.

Die Charaktere sind überzeugend und vielschichtig gezeichnet. Maja und Jaspar, die aus völlig unterschiedlichen Welten stammen, wirken zu keinem Zeitpunkt stereotyp oder übertrieben. Der Einblick in ihre unterschiedlichen Lebensstile und die damit verbundenen Herausforderungen wird realistisch dargestellt. Die sich entwickelnde Liebesgeschichte zwischen den beiden erscheint anfangs etwas überstürzt, doch im Laufe der Handlung wird deutlich, dass sie trotz ihrer unterschiedlichen Werte und Überzeugungen gut zueinander passen.

Ein zentrales Thema des Romans ist die Erkenntnis, dass die Welt nicht in Schwarz-Weiß unterteilt werden kann. Diese Botschaft zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte und regt zum Nachdenken an. Die Konflikte, die zwischen Maja und Jaspar aufgrund ihrer politischen Überzeugungen entstehen, sind authentisch und nachvollziehbar dargestellt.

Das dramatische Ende des Buches wirkt etwas zu abrupt und könnte nahtloser in die Geschichte integriert sein.Trotz kleiner Schwächen überzeugt das Buch durch die Fähigkeit, sowohl ruhige Momente als auch vielschichtige Perspektiven eindrucksvoll zu beschreiben und die Leser*innen in eine Welt von ideologischer Verblendung eintauchen zu lassen.

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Veröffentlicht am 15.05.2024

Die Welt verbessern

Mit Nachsicht
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"Mit Nachsicht" von Sina Haghiri liest sich leicht und beschreibt auch die fachspezifischen Angaben zu durchgeführten Studien und Therapieformen sehr verständlich. Ein schöner und erstrebenswerter Ansatz ...

"Mit Nachsicht" von Sina Haghiri liest sich leicht und beschreibt auch die fachspezifischen Angaben zu durchgeführten Studien und Therapieformen sehr verständlich. Ein schöner und erstrebenswerter Ansatz den der Autor mit dem Appell zu mehr Nachsicht verfolgt. Auch einige praktische Hilfestellungen runden das Thema ab. Wer sich für allgemeine psychologische Themen interessiert, erhält mit dem Buch wissenswerte Fakten aber auch persönliche Einschätzungen des Autors.

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Veröffentlicht am 05.05.2024

Zum Versinken und Träumen

Die Blumentöchter (Die Blumentöchter 1)
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"Die Blumentöchter" von Tessa Collins ist ein faszinierendes Werk, das den Leser in eine Welt voller Geheimnisse, Blumenpracht und Familiengeheimnisse entführt. Schon beim ersten Blick auf das Cover wird ...

"Die Blumentöchter" von Tessa Collins ist ein faszinierendes Werk, das den Leser in eine Welt voller Geheimnisse, Blumenpracht und Familiengeheimnisse entführt. Schon beim ersten Blick auf das Cover wird man von den prachtvollen Blumen und Schmetterlingen in den Bann gezogen, die sich auch auf den Seitenrändern wiederfinden. Ein ästhetischer Vorgeschmack auf die tiefgreifende Geschichte, in der das Strandgemälde im Verlauf des Buches eine besondere Bedeutung erhält.

Die Handlung dreht sich um Dalia und ihre Suche nach ihren Wurzeln, die durch den plötzlichen Tod ihrer Großmutter Rose und einen mysteriösen Brief ihres unbekannten Vaters ausgelöst wird. Diese Suche führt sie nach Mexiko, wo sie nicht nur auf sympathische Unterstützer, sondern auch auf die Geheimnisse ihrer eigenen Familiengeschichte stößt.

Obwohl der Beginn des Romans mit einer Vielzahl von Charakteren etwas verwirrend sein kann, fokussiert sich die Geschichte bald auf Dalia und wird übersichtlicher. Die Charaktere sind lebendig und authentisch gezeichnet, und ihre Verbindung zu den Blumen, nach denen sie benannt sind, verleiht der Geschichte eine zusätzliche Ebene.

Besonders beeindruckend ist die Verbindung zur Maya-Kultur, die der Geschichte eine mystische Note verleiht. Collins gelingt es, die Geheimnisse der Vergangenheit mit der Kraft der Liebe und des familiären Zusammenhalts zu verweben.

Der Schreibstil von Tessa Collins ist einfühlsam und mitreißend, und die geschickt eingebauten Rückblenden und persönlichen Erzählungen sorgen für eine fesselnde Leseerfahrung. Man taucht ein in eine Welt voller Emotionen, geheimer Enthüllungen und üppiger Landschaften, die die Suche nach Identität, Liebe und Vergebung auf packende Weise thematisiert.

Insgesamt ist "Die Blumentöchter" eine Leseempfehlung für Liebhaberinnen und Liebhaber gefühlvoller Familienromane.

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