Leben und lernen im Reichsland Elsass-Lothringen
Schwestern im GeisteMit dem Titel Schwestern im Geiste erschien jetzt der zweite Teil der Trilogie vom Pensionat an der Mosel. Marie Pierre entführt mich wieder in die Garnisonsstadt Diedenhofen. Obwohl schon seit 40 Jahren ...
Mit dem Titel Schwestern im Geiste erschien jetzt der zweite Teil der Trilogie vom Pensionat an der Mosel. Marie Pierre entführt mich wieder in die Garnisonsstadt Diedenhofen. Obwohl schon seit 40 Jahren zu Preußen gehörig, wehren sich die Lothringer dagegen. So kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen der Obrigkeit und den Bewohnern. Diese Auswirkungen sind im Buch spürbar.
Der Übergang zum ersten Band ist fließend.
Das Cover ist ähnlich und hat einen hohen Wiedererkennungswert.
Die junge Institutsleiterin, Pauline Martin, will ihre Schülerinnen zu selbstbewussten Frauen erziehen. Sie kämpft gegen Unwissenheit, Unfreiheit und Ungerechtigkeit. Kommen doch ihre Schülerinnen auch aus Deutschland, Frankreich, dem Saarland. Eine Mischung verschiedener Charaktere und Mentalitäten. Aber auch Herkunft und Glaube spielen eine Rolle. Durch dieses Aufeinandertreffen bleiben Streitigkeiten nicht aus. Angetrieben von der Tochter eines Grubenbesitzers, die Zwietracht sät und sich über die anderen stellt, mehren sich die Zerwürfnisse zwischen den Mädchen. Es kommt zu Diebstählen, Antisemitismus und Verleumdungen.
Schon lange sucht Pauline Unterstützung. Die französische Sprache und Kultur darf nicht vergessen werden, aber auch Englisch muss gelehrt werden. Ihre Schule hat einen sehr guten Ruf und ist über die Grenzen bekannt. Eine junge Irin verstärkt jetzt den Lehrkörper. Doch sie scheint persönliche Probleme zu haben. Über sich verrät sie nicht viel. Durch ihre lockere Art und Weise macht sie sich schnell bei allen beliebt. Pauline kommen doch bald Zweifel.
Die Geschichte vom Reichsland Elsass-Lothringen wird sehr gut dargestellt und ist wie nebenbei in die Handlung eingeflochten. Die Nähe der Autorin zu diesen Menschen ist spürbar. Das Land ist zerrissen und die Bürger ebenso. Keine einfache Situation.
Ein Buch in einem bildhaften Schreibstil voller Emotionen und Turbulenzen. Aufgeteilt in mehrere Erzählstränge, hat es einen großen Spannungsbogen. Ich kann mir vorstellen, dass der persönliche Bezug der Autorin zu diesen geschichtsträchtigen Gebieten viel dazu beiträgt, dass mich das Buch so berührte. Es ist bis zum Schluss fesselnd und authentisch. Oft fühlte ich mich in die Handlung mit einbezogen.
In einem sehr umfangreichen Nachwort schildert Marie Pierre, was ihr wichtig ist, es in dieser Art weiterzuerzählen.
Sehr gern empfehle ich diesen Roman weiter. Die Bücher von Maria W. Peter, die hier unter dem Pseudonym Marie Pierre schreibt, bestechen immer wieder durch eine sehr penible Recherche.
Nun warte ich gespannt auf den Abschlussband dieser Trilogie