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Veröffentlicht am 17.06.2024

Zurück in Green Valley

New Dreams
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Ich muss ehrlich gestehen, dass mich der Klappentext des dritten Green Valley Romans weniger angesprochen hat, als die beiden Vorgänger. Umso überraschter war ich, wie gut mir die Geschichte schlussendlich ...

Ich muss ehrlich gestehen, dass mich der Klappentext des dritten Green Valley Romans weniger angesprochen hat, als die beiden Vorgänger. Umso überraschter war ich, wie gut mir die Geschichte schlussendlich gefallen hat.

Nach einem handfesten Streit mit ihrer Mutter flieht Elara aus dem heißen Phoenix zu ihrer Großmutter nach Green Valley in die Rocky Mopuntains. Dabei überrascht sie ein Schneesturm im April und ein Bär, der plötzlich mitten auf der Fahrbahn steht. Dass sich der Bär kurzerhand als Schaf entpuppt und Elara mit ihren Flip Flops im Schnee stand, brachte mich gleich zu Beginn zum Lachen. Als Retter in der Not entpuppt sich Noah, der Elara findet und zum Haus ihrer Großmutter Molly bringt. Da sich Elaras Mutter weigert die Kosten für die Reparatur ihres Autos zu übernehmen, beginnt Elara an der örtlichen Tankstelle zu arbeiten. In Raten möchte sie die Repratur abstottern. Dort trifft sie in der angschlossenen Werkstatt wieder auf Noah, ihren Retter in der Not. Zwischen Noah und Elara bahnt sich eine zarte Freundschaft an. Er erzählt ihr von seiner Leidenschaft für die Astrologie und seinen Raumfahrtstudium. Im Moment hat er dieses jedoch ad acta gelegt, denn er möchte in der Nähe seiner Ex-Freundin Annie sein, die im Koma liegt. Noah fühlt sich schuldig an ihrer Situation und lässt Elara nicht wirklich an sich heran....

Die Gefühlswelt der Beiden wird sehr bildhaft beschrieben. Zwischen der aufkommende Liebe steht Annie, die in Denver im Krankenhaus liegt. Trotzdem ist die Anziehung zwischen Noah und Elara immer zum Greifen nah.

Die Figuren sind liebevoll gezeichnet. Ich fand beide Hauptcharaktere sehr sympathisch. Noah ist hilfsbereit, freundlich und steht zu seinem Wort. Nur Elara gegenüber ist er distanziert.
Als Stadtmädchen fühlt Elara sich in Green Valley immer wohler und stellt sich den neuen Herausforderungen. Einer davon ist der Konflikt mit ihrer Mutter, die nicht akzeptieren will, dass Elara nicht wie sie Medizin, sondern auf Lehramt studieren möchte.
Natürlich treffen wir auch auf altbekannte Charaktere, wie Izzy, Lena, Ryan und Will; lernen aber auch neue wie Hank, dem die Werkstatt gehört oder Noahs Familie besser kennen.

Wie schon bei der Cherry Hill Reihe freue ich mich auch wieder nach Green Valley zurückzukehren. Ich liebe die Bergwelt und in Green Valley hat man immer wieder die wunderbare Landschaft der Rocky Mountains vor Augen. Die bildhafte Beschreibung der Kleinstadt und seinen Einwohnern ist ebenfalls ein großer Pluspunkt.

Der Schreibstil von Lilly Lucas liest sich wieder sehr angenehm und die Geschichte hatte immer genau das richtige Tempo. Außerdem mag ich den Humor der Autorin. Obwohl auch schwierige Themen, wie Schuld, Vergebung und Loslassen im Buch angesprochen werden, gibt es keinerlei Drama, wie es oft in diesem Genre vorkommt. Genau diese Eigenschaften mag ich an Lilly Lucas Büchern.

Fazit:
Ein weiterer Roman aus der Green Valley Reihe, zu der ich immer wieder gerne greife. Obwohl mich hier der Klappentext zuerst weniger angesprochen hat, entwickelt sich die feinfühlige Geschichte wieder zu einem tollen Wohlfühlroman. Ich empfehle die Reihe gerne weiter und freue mich auf Band vier.

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Veröffentlicht am 09.06.2024

Ein Neuanfang

Das Lied der Biene
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Ich durfte den neuen Roman von Gabriela Gross aka Gabriele Diechler über die Lesejury lesen. Schon auf den ersten Seiten erkennt man den einfühlenden Schreibstil der Autorin, den ich so wunderbar finde.
Doch ...

Ich durfte den neuen Roman von Gabriela Gross aka Gabriele Diechler über die Lesejury lesen. Schon auf den ersten Seiten erkennt man den einfühlenden Schreibstil der Autorin, den ich so wunderbar finde.
Doch worum gehts?
Marga ist seit Jahren die Perle des Haushaltes von Hotelier und Unternehmer Paul Alprecht. Nach einem Streit mit ihrer Tochter, die ihr vorwirft, ihr Leben nicht zu leben und die baldige Hochzeit von Paul mit Sibylle, mit der sie nur schwer auskommt, veranlassen Marga schweren Herzens zu kündigen. Doch kurz vor der Hochzeit stirbt Sibylle an einem Bienenstich. Durch ihren plötzlichen Tod kommt Marga nicht mehr dazu ihre Kündigung einzureichen. Außerdem fühlt sie sich durch Pauls Verlust an eine Zeit in ihrem Leben erinnert, die sie noch immer traurig macht. Ohne nachzudenken schreibt sie Paul eine tröstende, anonyme Email, auf die er nur zögerlich antwortet. Doch mit der Zeit wartet er bereits sehnsüchtig auf eine Antwort der unbekannten Schreiberin. Er ist neugierig, wer sich hinter der anonymen Absenderin verbirgt, die ihn so gut versteht.
Auch Marga erkennt im Laufe der Zeit, dass sie mutiger werden und in ihrem Leben etwas ändern muss. Ihre beiden Freundinnen Kirsten und Eva versuchen sie dabei zu unterstützen. Als Paul wegen einer baldigen Hoteleröffnung nach Portugal reisen muss, nimmt er Marga kurzfristig mit. Sie soll den Haushalt in seinem Ferienhaus führen. Dabei kommt es jedoch bald zu unvorhersehbaren Komplikationen....

Die Autorin spricht im Roman jede Menge Themen an. Das beginnt mit Trauer und Verlust, diversen Beziehungsproblemen, sowie Schwierigkeiten zwischen Eltern und ihren Kindern. Trotz der Vielzahl an Themen werden diese von der Autorin nicht oberflächlich behandelt. Der Roman steckt voller wundervoller Lebensweisheiten, die man am liebsten alle irgendwo notieren möchte.
Die Geschichte macht nachdenklich und unwillkürlich beginnt man beim Lesen sein eigenes Leben zu reflektieren. Gabriela Gross versteht es großartig die Gefühle ihrer Figuren zu transportieren, auch wenn ich sie nicht immer verstehen und ihr Tun nachvollziehen konnte. Es sind Charaktere mit Ecken und Kanten, die gute, aber auch falsche Entscheidungen treffen. Die Entwicklung der Figuren, besonders die von Marga, die immer mehr aus ihren Schatten tritt, hat mir sehr gut gefallen.

Obwohl natürlich einige Dinge vorhersehbar sind, überrascht uns die Autorin genauso mit unerwarteten Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet hatte.
Einige größere Sprünge in der Handlung und das Ende waren mir allerdings etwas zu schnell abgehandelt.

Fazit:
Ein sehr positiver Roman, der trotz einiger schwerer Themen mit einer Leichtigkeit daherkommt, die mich überrascht hat. Der intensive und gefühlvolle Schreibstil der Autorin, sowie die Poesie in ihren Worten, machen jeden ihrer Romane zu etwas ganz Besonderen. Eine Geschichte für alljene, die einen Wohlfühlroman mit Tiefgang lesen wollen.

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Veröffentlicht am 09.06.2024

Dorfleben in den Zwanziger Jahren

Der Dorfladen - Wo der Weg beginnt
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Mit dem ersten Band der "Dorfladen-Saga" hat Anne Jacobs eine tolle neue Reihe begonnen, wobei ich allerdings sagen muss, dass der titelgebende Dorfladen gar keine so große Rolle spielt. Er ist eher der ...

Mit dem ersten Band der "Dorfladen-Saga" hat Anne Jacobs eine tolle neue Reihe begonnen, wobei ich allerdings sagen muss, dass der titelgebende Dorfladen gar keine so große Rolle spielt. Er ist eher der Treffpunkt der Dorfgemeinschaft von Dingelbach, wo getratscht wird und sich die Einwohner austauschen.

Nachdem ich die Tuchvilla der Autorin nicht gelesen habe, kann ich jetzt keine Vergleiche ziehen, denn mir ist aufgefallen, dass "Der Dorfladen" im Vergleich dazu nicht so gut bewertet wird. Da enthalte ich mich natürlich...

Auf den ersten Seiten lernen wir die Bewohner des fiktiven Dörfchens Dingelbach, welches am Fuße des Taunus liegt, kennen. Im Mittelpunkt steht Frieda, die mittlere Tochter von Marthe Haller, die den Dorfladen führt. Frieda hat sich in den Kopf gesetzt Schauspielerin zu werden und setzt auch alles daran, sich diesen Wunsch zu erfüllen. Ihre kleine Schwester Ida ist ein sehr intelligentes Mädchen, die Klassenbeste in der Dorfschule ist und alles liest, was sie in die Finger bekommt. Sie erhält Unterstützung von ihrem Lehrer Hohnermann, der erkennt, dass sie gefördert werden muss. Helga, die ältere Schwester, ist eher ruhig und verträumt, aber auch streng zu ihren jüngeren Schwestern. Ihr sind die Ambitionen von Frieda und Ida komplett fremd. Ihr Ziel ist es, ihren Traumprinzen zu finden und zu heiraten.

Neben den drei Haller Mädchen und ihrer Mutter Marthe lernen wir noch Helga kennen, die unter ihren cholerischen Ehemann Otto und der giftspritzenden Schwiergermutter leidet. Sie und der gemeinsame Sohn Heini werden schlechter als die Dienstboten behandelt, während ihr Mann als Bürgermeister des Dorfes seine Macht ausübt. Ein ganz anderes Kaliber ist Ilse Küpper, die die ortsansäßige Schirm- & Stockfabrik leitet, die ihr Bruder nicht erben wollte und nun neiderfüllt auf seine Schwester blickt, die alles daran setzt diese wieder gewinnbringend zu führen. Doch die Inflation stoppt auch vor Dingelbach nicht und kaum jemand kann sich leisten Schirme oder Spazierstöcke zu kaufen...

Anfangs ist es mit den vielen Charakteren etwas verwirrend, doch man findet schnell in die Handlung, nachdem man die Figuren kennengelernt hat.
Es ist die Zeit nach dem ersten Weltkrieg. Obwohl die Frauen für das Wahlrecht zu kämpfen beginnen und nicht mehr nur Ehefrau und Mutter sein wollen, sind die Menschen am Land noch sehr mit den althergebrachten Traditionen verbunden. Es ist schwer aus diesen auszubrechen, wie es Frieda versuchen möchte, die in Frankfurt an die Schauspielschule möchte.
Neben den vielen Charakteren haben wir viele Themen, die die Autorin in ihre Geschichte miteinfließen hat lassen. Wir lesen über die wenigen Frauen in Führungspositionen, die Macht der Männer über die Ehefrau, über Mädchen, die gerne eine Ausbildung oder eine höhere Schule besuchen wollen und über traumatisierte Kriegsheimkehrer, die keinerlei psychologische Behandlung erfahren und oftmals von den Mitmenschen schlecht behandelt werden, nachdem sie für das Vaterland ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben.

Abwechselnd lesen wir aus den verschiedenen Sichtweisen der obengenannten Frauen. Deren Schicksale gingen mir teilweise sehr nahe. Die Charaktere sind lebendig und authentisch dargestellt.
Der Schreibstil ist der Zeit angepasst und Anne Jacobs hat einige Worte verwendet, die ich auch noch kenne oder meine Großmutter benutzt hat. Sie erzählt sehr bildhaft und authentisch. Auch die Atmosphäre des Dorfes und der Dorfbewohner wird sehr lebendig eingefangen.

Der Spannungsbogen der Geschichte ist eher mittelmäßig und steigt erst zu Ende an. Trotzdem hat mir der Roman gut gefallen.

Fazit:
Ein Reihenbeginn, der mit vielen Charakteren aufwartet und kein wirklicher Pageturner ist, aber viele interessante Themen anspricht. Ich werde auf jeden Fall weiterlesen, denn ich bin neugierig, wie es vorallem mit Ida und Helga weitergeht, aber auch wie es den anderen Frauen ergehen wird.

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Veröffentlicht am 01.06.2024

Bewegender Roman auf zwei Zeitebenen

Aspergers Schüler
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Schon vor einiger Zeit habe ich von Laura Baldini alias Beate Maly "Aspergers Schüler" gelesen.
Die Autorin arbeitet als mobile Frühförderin mit Kindern, die eine Autismus-Spektrum-Störung haben, weshalb ...

Schon vor einiger Zeit habe ich von Laura Baldini alias Beate Maly "Aspergers Schüler" gelesen.
Die Autorin arbeitet als mobile Frühförderin mit Kindern, die eine Autismus-Spektrum-Störung haben, weshalb ihr dieses Thema besonders am Herzen liegt.

In ihrem Roman, der auf zwei Zeitebenen erzählt wird, geht sie näher auf den "Entdecker" des Autismuses ein. Im Jahre 1986 kommt die junge Engländerin Sarah nach Wien. Sie hat ein Stipendium erhalten, um für ihre Doktorarbeit über Dr. Hans Asperger zu schreiben, dessen Arbeiten sie schon immer fasziniert haben. Bei ihrer Recherche lernt sie Stefan, einen Journalisten, kennen, der sich mit der Geschichte der einstigen Kinderklinik am Spieglgrund während der NS-Zeit beschäftigt. Dabei taucht auch der Name von Doktor Asperger auf.

Im zweiten Handlungsstrang sind wir in Wien im Jahre 1932. Wir lernen Schwester Viktorine kennen, die an der Heilpädagogischen Abteilung der Uniklinik in Wien arbeitet. Sie bewundert den jungen Doktor Asperger und widmet sich besonders den Kindern mit Zwangsstörungen. Dabei baut sie besonders zum achtjährigen Erich eine Beziehung auf, während die Ärzte den Jungen als hoffnungslosen Fall mit Beruhigungsmitteln, Gewalt und einer Zwangsjacke ruhigstellen. Nur Viktorine und Dr. Hans Asperger bemerken seine extreme mathematische Begabung. Während Viktorine dem Jungen helfen will, bekommt Asperger durch Erich bessere Einblicke in seine Forschungen über den Autismus, der damals noch nicht bekannt war.

Mit den Recherchen von Sarah erfahren auch die Leser immer mehr über die damaligen Begebenheiten. Der Schwerpunkt der Erzählung liegt jedoch im Handlungsstrang der Vergangenheit. In den Rückblicken begleiten wir Viktorine und erfahren, wie sich die Nationalsozialisten immer mehr in die Arbeit der Kliniken einmischen und jüdische Ärzte aus den Krankenhäusern vertreiben. Und wer bereits zum Thema Euthanesie gelesen hat, weiß was in der Kinderklink am Spiegelgrund vor sich ging.
Wir nehmen in Rückblicken auch am Leben von Erich teil. Seine Empfindungen und Gedanken werden ebenfalls geschildert.
Obwohl ich schon einiges zum Thema Euthanesie gelesen habe, war die sogenannte "motorisierte Mutterberatung" neu für mich - ein weiterer Schachzug der Nationalsozialisten, um "unwertes" Leben auch am Land aufzuspüren. Grausamst!

Ich finde es immer wieder erschreckend zu lesen, wie vor nicht ganz hundert Jahren mit Menschen umgegangen wurde, die man als nicht "normal" bezeichnete oder die ganz einfach depressiv oder als "hysterisch" abgestempelt wurden. Zwangsjacken, Elektroschocks, Kaltwasserbehandlungen usw. waren an der Tagesordnung. Besonders erschütternd ist es immer wieder, wenn man über Kinderleid liest, wie hier in diesem Roman.

Wie so oft hat mir der Handlungsstrang in der Vergangenheit besser gefallen, als der Gegenwartsstrang, auch wenn dieser in den Achziger Jahren spielte - also auch schon vor vierzig Jahren. Die Liebesgeschichte, die hier vorkommt, hätte ich nicht wirklich gebraucht.

Manchmal fand ich den Schreibstil etwas nüchtern und einfach. Vielleicht war es aber auch Absicht von der Autorin, da manche Teile der Geschichte doch sehr harter Tobak sind. Ihr fachliches und historisches Wissen hat Laura Baldini perfekt in die Handlung miteinbezogen.
Die Figur des Dr. Hans Asperger, nach dem das Asperger Syndrom benannt wurde, bleibt etwas vage. In der auf Wahrheiten beruhenden Geschichte hatte ich oftmals die Vermutung, dass er selbst an einer leichten Form von Autismus litt.
Nachdem die Nationalsozialisten immer mehr in das Klinikwesen eingriffen, wurde er Mitglied einer Kommission, die Kinder, die als „aussichtslose Fälle“ eingestuft wurden, in die Anstalt am Spiegelgrund überwies. Ich nehme an, dass er wusste, was dort passierte. Er war selbst jedoch nie ausführende Person - trotzdem war er einer derjenigen, die die "Urteile" fällten.
Im Nachwort erfährt man noch, wie wichtig der Autorin dieses Thema ist.

Fazit:
Ein berührender und bewegender Roman über den Entdecker des Asperger Syndroms, sowie ein Blick in die Zeit des beginnenden Nationalsozialismusses und seine Auswirkungen auf Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Erschreckend und ergreifend!

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Veröffentlicht am 19.05.2024

Ein gelungener Auftakt

Die Brandung – Moorengel
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Die Hitze flirrt in der Luft. Es ist Hochsommer im deutsch-dänischen Grenzgebiet um Flensburg.
Fria Svensson kommt nicht nur aus einer Familie von Gesetzeshütern, sondern war vor ihrem Archäologiestudium ...

Die Hitze flirrt in der Luft. Es ist Hochsommer im deutsch-dänischen Grenzgebiet um Flensburg.
Fria Svensson kommt nicht nur aus einer Familie von Gesetzeshütern, sondern war vor ihrem Archäologiestudium selbst Polizistin. Mittlerweile ist sie Leiterin des dänischen Museums für Archäologie in Ørerup. Eines Tages erhält sie anonyme Post. In einer Dose befindet sich der Knochen eines menschlichen Fingers mit dem Hinweis, dass er im nahegelegenen Thorsberger Moor gefunden wurde. Der Finger ist jedoch kein archäologischer Fund, sondern neueren Datums. Der anonyme Absender des Poststückes wird durch die Polizei schnell ermittelt und die Suche nach dem Körper, zudem der Finger gehört, begonnen. Es dauert nicht lange und man wird fündig - jedoch anders, als erwartet. Auf dem Grund des Moores werden sechs Leichen entdeckt, die vom Täter/den Tätern unter Wasser angepflockt wurden. Außerdem sind auf zwei, nur teilweise skelettierten Toten, rätselhafte Einritzungen, die weitere Rätsel aufgeben. Der ehemalige Besitzer des Fingers wird jedoch nicht gefunden.
Unter der Leitung von Hauptkommissar Ohlsen Ohlsen (was für ein Name!) wird eine SOKO aus dänischen und deutschen Ermittlern zusammengestellt. Fria lässt die Auffindung der Leichen ebenfalls keine Ruhe und erkundigt sich immer wieder nach den Fortschritten. Dabei erhält Ohlsen von ihr, abseits des offiziellen Dienstweges, Unterstützung. Bald kommt jedoch die Sorge um die seit Tagen verschwundene siebenjährige Tilda für Ohlsens Team hinzu, die niemand zu vermissen scheint....

Dies ist der Auftakt einer neuen Reihe um ein ungewöhnliches deutsch-dänisches Ermittlerteam: Hauptkommissar Ohlsen Ohlsen und Archäologin und ehemalige Polizistin Fria Svensson.
Ohlsen ist Hauptkommissar der Kripo Flensburg und Leiter der Außenstelle Norgaard. Fria liebt zwar ihren neuen Beruf, kann jedoch das Ermitteln nicht lassen. Als Beraterin wird sie zunehmend von der deutschen und dänischen Polizei eingesetzt und geschätzt.
Der Fall rund um die Moorleichen bringt jedoch alle bald zum Verzweifeln. Es wird einfach kein gemeinsamer Nenner bei den Toten gefunden.
Schlimmer gestaltet sich allerdings die Suche nach dem vermissten Mädchen Tilda, bei der jede Minute zählt. Auch aus ihrer Sicht werden einzelne kurze Kapitel eingefügt. Diese Abschnitte gehen richtig an die Nieren und haben mich tief berührt.

Die Kapitel sind kurz gehalten und selbst innerhalb der Kapitel wechseln oftmals die Figuren. Da der Krimi auch relativ komplex ist und wir doch einige Figuren haben - angefangen von den sechs Leichen, über die Kollegen der SOKO und des Museums, Frias WG-Mitbewohnern und auch ihrer Familie usw. - sollte man den Krimi zügig und auch nicht parallel lesen.
Der Krimi hat auch jede Menge Lokalkolorit und hat mir dieses Gebiet an der Ostsee etwas näher gebracht, welches so gar nichts mit unseren Alpen zu tun hat ;)
Zusätzlich versteht es Karen Kliewe meisterhaft falsche Spuren zu legen. Es gibt jede Menge Verdächtige und es sind zwei Fälle aufzuklären - eine schwierige Angelegenheit für die SOKO Bog Body.

Fazit:
Ein gelungener Auftakt einer neuen und interessanten Krimireihe im deutsch-dänischen Grenzgebiet, die sehr komplex ist und mit viel Lokalkolorit punktet.

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