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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.05.2024

Ida will nicht ertrinken

Windstärke 17
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«Windstärke 17» erzählt die Geschichte von Ida und wie sie eine schwere Zeit überwindet. Sie ist die Schwester von Tilda, die sich in «22 Bahnen» freischwamm. Tilda wohnt mit ihrer Familie in Hamburg und ...

«Windstärke 17» erzählt die Geschichte von Ida und wie sie eine schwere Zeit überwindet. Sie ist die Schwester von Tilda, die sich in «22 Bahnen» freischwamm. Tilda wohnt mit ihrer Familie in Hamburg und die Schwestern haben ein angespanntes Verhältnis. Für Ida beginnt ein neuer Lebensabschnitt, nachdem ihre Mutter gestorben ist. Mit Wut, Trauer und Schuldgefühlen im Gepäck landet sie eher zufällig auf Rügen. Dort lernt sie Marianne und Knut kennen, bei denen sie wohnt und Lief, den DJ, den sie lieb gewinnt.

Geschrieben in der Ich-Perspektive ist man Idas Gedanken und Gefühlschaos ganz nah, stets nachvollziehbar. Die Handlung ist beinahe alltäglich, wirkt sehr real und authentisch. Das Besondere sind die Beobachtungen, die Feinheiten, die Einblicke in Idas innere Welt. Atmosphärisch geschrieben, taucht man in die Ostsee ein, spürt man Mariannes warme Ausstrahlung und die Wirkung. Mein Lesefluss kam an manchen Stellen ins Stocken: bei Wiederholungen, die erst in Idas Gedankenwelt eintreten und dann ausgesprochen werden, oder Dialogen, die mit Namen und Doppelpunkt aufgelistet sind. Das liegt mir nicht so. Es wirkt so unnatürlich. Davon abgesehen, hat mir die Tiefe gefallen, weil es eindrücklich um Trauerverarbeitung, dem Erwachsenenwerden, einer Schwesternbeziehung und zufälligen Begegnungen geht, die viel bewirken können. Kann man auch lesen, wenn man «22 Bahnen» nicht kennt.

Veröffentlicht am 18.04.2024

Spiegelndes Liebesdilemma

Alles gut
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Mit diesem Roman wurde ich nicht so richtig warm. Bei mir stellte sich kein Momente ein, wo ich mich auf das Weiterlesen gefreut hätte. Jedenfalls die erste Hälfte erschien mir mühsam, was dann zumindest ...

Mit diesem Roman wurde ich nicht so richtig warm. Bei mir stellte sich kein Momente ein, wo ich mich auf das Weiterlesen gefreut hätte. Jedenfalls die erste Hälfte erschien mir mühsam, was dann zumindest im weiteren Verlauf etwas besser wurde. Ich wollte dann wissen, wie es endet.

Geistreich? Nein. Das kann man von den Dialogen wirklich nicht behaupten. Ich war etwas enttäuscht. Scharf beobachtet sind sie dagegen schon eher. Das oft zwischen den Zeilen, um den eigenen Interpretationsspielraum nicht zu gefährden. Das ist ein Pluspunkt, ebenso wie der ganze tolle Schreibstil und die Ausarbeitung der Figuren. Wobei Jess und Josh überhaupt nicht zusammenpassen und dieser Kontrast schmerzt manchmal sogar. Es sind Gegensätze, dich sich anziehen und dann ausziehen. Eine dialogreiche Liebesgeschichte mit politischen und gesellschaftsrelevanten Themen? Eine ambitionierte Mischung, die ich begrüße. Eine schwarze Frau kämpft für ihre Karriere, Rechte und politische Meinung. Jedoch gab es Situationen, die konnte ich nicht nachvollziehen. Ich könnte mir vorstellen, das ist gar nicht so weit ab von der Realität ist, eine bewusste Provokation, ein fehlerhaftes Aufschichten. Die Sprachlosigkeit in diesem Rahmen war aber mehr als frustrierend. Ein Roman, der definitiv Gesprächsstoff bietet, denn ich aber nur eingeschränkt empfehlen kann. Vergleiche mit «Yellowface» von Rebecca F. Kuang sind unverständlich und lassen einen Marketing-Pusch im Hause Eichborn vermuten. Die können sich das aber auch erlauben.

Veröffentlicht am 18.04.2024

Keine harmlose Gute-Nacht-Geschichte für Sechsjährige

Drei Wasserschweine brennen durch
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Es geht um die drei kleinen Capybaras Emmy, Tristan und Raul, die mit vielen anderen Tieren in einem Zoo leben. Sie sind neugierig und möchten wissen, was sich außerhalb ihres Geheges befindet. Deshalb ...

Es geht um die drei kleinen Capybaras Emmy, Tristan und Raul, die mit vielen anderen Tieren in einem Zoo leben. Sie sind neugierig und möchten wissen, was sich außerhalb ihres Geheges befindet. Deshalb ergreifen sie die Chance, ihre Wiese zu verlassen und tauchen in den nächtlich neusten Zootratsch ein. Dabei lernen die drei Wasserschweine andere Zootiere kennen. Als Raul plötzlich vermisst wird, machen sich Emmy und Tristan auf die Suche, ihren Freund zu finden.
Ungezwungen fließt Wissenswertes über die Herkunft der Tiere oder menschliche Verhaltensweisen mit ein. Insgesamt spielen sie aber keine Rolle, denn „Menschen sind rätselhafte Geschöpfe und man weiß nie, was ihnen als Nächstes einfällt.“ Nichtsdestotrotz werden den Tieren in dieser Geschichte menschliche Eigenschaften zugeschrieben, die wie eine Gesellschaftskritik anmutet. Deshalb ist es fragwürdig, ob dieses Buch schon für Sechsjährige geeignet ist. Zudem sind die Kapitel ziemlich lang und es sind verhältnismäßig wenig Illustrationen für ein Vorlesebuch. Als vorlesender Erwachsener ist man gefordert, weil Raben, Esel und Co. in ihrer Aussprache variieren. Das macht der Sprecher Dietmar Bär im Hörbuch ganz ausgezeichnet. Dieses Buch als Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen, kann ich allerdings nicht empfehlen. Was niedlich und abenteuerlich beginnt, wandelt sich ab der Hälfte in eine bedrohliche Stimmung, mit unheimlichen Momenten. Die „Bösen“ sind niedliche Tiere, die zum fürchten missgünstig agieren. Es werden Themen, wie Erpressung, Kontrolle und Machtmissbrauch behandelt. Am Ende geht zwar alles gut aus, aber es hinterlässt bei allen Beteiligten einen faden Beigeschmack und reicht nur für drei Sterne.

Veröffentlicht am 18.04.2024

Durchwachsenes Familiendrama

Der Nachtläufer
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Der „Nachtläufer“, wie der unbekannte Einbrecher genannt wird, erschreckt die Menschen bei nächtlichen Überfällen mit einer Waffe, um dann zu fliehen, nachdem er eine mysteriöse Zahlenkombination am Tatort ...

Der „Nachtläufer“, wie der unbekannte Einbrecher genannt wird, erschreckt die Menschen bei nächtlichen Überfällen mit einer Waffe, um dann zu fliehen, nachdem er eine mysteriöse Zahlenkombination am Tatort hinterlassen hat. Kommissar Eddie Feber will das Rätsel lösen, bevor etwas Schreckliches passiert.

Der Schreibstil von Karin Fossum ist einnehmend. Ich mochte die ungewöhnliche Herangehensweise, bei der man Jonsson Meidel begleitet und tiefe Einblicke erhält, ohne wirkliche Antworten zu geben. Wie er versucht dem Erbe an Kälte und Gier zu entkommen und doch eingeholt wird. Daneben die Fragen der Ermittlungen, denen man einige Schritte voraus ist. Die sonst so üblichen Muster eines Krimis werden durchbrochen und lassen Elemente eines Romans einfließen. Insgesamt gewinnt die Handlung aber nie so richtig an relevantem Tempo oder Spannung. Der Twist, was passiert, wenn sie aufeinander treffen, wurde enttäuschend gelöst. Kommissar Eddie Feber bleibt ein sympathischer, aber blasser Charakter, denn die Ermittlungen verlieren an Relevanz bei diesem Familiendrama. Für mich ein durchwachsenes Buch, welches mir leider nicht lange in Erinnerung bleiben wird.

Veröffentlicht am 18.04.2024

Sterndeutende Katzen im Mondscheincafé

Das Mondscheincafé
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«Das Mondscheincafé» von Mia Mochizuki ist eine träumerische Geschichte über ein von Katzen geführtes Café, die einige Denkanstöße bietet und einen Einblick in die Sterndeutung gibt. Eine Idee mit viel ...

«Das Mondscheincafé» von Mia Mochizuki ist eine träumerische Geschichte über ein von Katzen geführtes Café, die einige Denkanstöße bietet und einen Einblick in die Sterndeutung gibt. Eine Idee mit viel Potential, die für meinen Geschmack noch fantastischer und lehrreicher hätte sein können.

„Jede Lebensphase hat ihre gewissen Lektionen und wenn man eine verpasst, dann benötigt man Nachhilfeunterricht.“

Am besten hat mir die Handlung um die Drehbuchautorin Mizuki Serikawa im ersten Kapitel gefallen, weil mit ihr der Aufenthalt im Mondscheincafé am längsten war und die Veränderung von kleinen Dingen, eine große Wirkung auf Mizukis Leben hatte. Der Aspekt der Sterndeutung und die zwölf Häuser und ihre Berechnung der Planeten nimmt viel Raum ein, um die Eigenschaften der Protagonisten zu bestimmen und ihnen wegweisende Ratschläge geben zu können. Dadurch bleibt alles sehr vage und man kommt nicht wirklich dahinter, wie das funktioniert. Auf mich wirkten die Elemente des Horoskops daher eher fantasievoll und speziell zugeschnitten, als das sich daraus etwas für sich selbst mitnehmen lassen würde. Die Katzen scheinen dadurch allwissend zu sein und habe einen umfassenden Einblick in das Innenleben ihrer Gäste. Es werden beispielsweise keine Bestellungen angenommen, sondern die Köstlichkeit des Hauses serviert, die perfekt auf die jeweilige Person passt. Dass das Café keinen festen Standort hat und in Vollmondnächten praktisch überall auftauchen kann, ist magisch und hat einen tollen Wohlfühlflair. Davon hätte ich mir gern noch mehr gewünscht. Ingesamt wirkte die Handlung wie eine Sammlung von zusammenhängenden Kurzgeschichten, um verschiedene Identifikationsmodelle abzudecken. Menschen, die mit ihrem Job hadern, den Mut verlieren oder feststecken, sodass man allgemein gültige Inspiration zur Selbstfürsorge oder einem guten Selbstverständnis für den persönlichen Weg mitnehmen kann. Diese Tiefe wurde im Laufe des Buches schwächer und so hat mir vor allem die erste Hälfe gefallen. Insgesamt mag ich an diesem Buch den japanische Mythos, die Idee eines „Katzencafés“, welches Leben verändert und, dass alle miteinander verbunden sind. Komplett verzaubert hat es mich die Umsetzung leider nicht, aber ich empfehle jedem, der sich angesprochen fühlt, trotzdem reinzulesen.