Sie haben die perfekte Welt geschaffen - doch zu welchem Preis?
Scythe – Die Hüter des TodesDie Menschen haben alles Schlechte besiegt, es existieren Allwissenheit, beinahe unbegrenzte technologische Möglichkeiten, keine Krankheiten, Kriege, Kämpfe, Ressourcenknappheit, politische Korruption, ...
Die Menschen haben alles Schlechte besiegt, es existieren Allwissenheit, beinahe unbegrenzte technologische Möglichkeiten, keine Krankheiten, Kriege, Kämpfe, Ressourcenknappheit, politische Korruption, und kein Machtmissbrauch mehr. Sie haben sich sogar über die Natur hinweggesetzt und den Tod besiegt. Doch eines konnten sie nicht ausmerzen, die ureigene Bösartigkeit und den Egoismus des Menschen. In dieser Welt, unerschöpflich, perfekt abgestimmt durch eine künstliche Intelligenz, die vor menschlichen Fehlern gefeit ist, und gesegnet mit Unsterblichkeit, wachsen Citra und Rowan auf. Ihnen wird die Möglichkeit geöffnet sich zu einem Scythe ausbilden zu lassen. Die einzigen Instanz, die dem Menschen überlassen wurde. Denn auch in einer perfekten unsterblichen Welt müssen Menschen sterben, zum Wohle aller.
Die Geschichte hat mich gleich durch den unmoralisch scheinenden Aspekt angesprochen, weil das absichtliche Töten als Tabu und Unmoral gilt, sich dahinter aber mehr versteckt als es den Anschein hat. Mit Citra und Rowan in die Welt des Tötens eingeführt zu werden ist unangenehm zu lesen und beschert einem auch schon mal eine Gänsehaut, aber andererseits erfährt man so mehr über das Scythetum und die gesellschaftliche Stellung. Alles, bis auf den Punkt des Tötens, klingt nach einer utopischen Welt. Fast niemand stellt sich gegen das System, weil es nicht korrupt und machtgierig ist, wie man es normalerweise kennt. Das ist schlecht möglich, wird doch alles dem Thunderhead überlassen, der vor menschlichen Schwächen geschützt ist. Nur das, was Ärger bringt, ist die Instanz die alleine von Menschen geregelt und gesteuert wird, dem Scythetum. Da stellt sich einem doch gleich die Frage, ob der Mensch überhaupt fähig ist eine ganze Gesellschaft in irgendeiner Form zu steuern und regieren, wenn es alleine bei einer so kleinen Instanz schon hapert. Die Geschichte ist durchsetzt mit teils unnachvollziehbaren und unerwarteten Handlungen, die einem eine Achterbahnfahrt der Gefühle bescheren. Es regt definitiv zum Nachdenken und Reflektieren an.
Dies ist keine typische "Dystopie" (oder doch Utopie?) - wobei sich über den Begriff streiten lässt, da es sich nicht um eine negative gesellschaftliche Entwicklung handelt, sondern tatsächlich fast alles besser ist als heute - wie man sie zuhauf kennt, sondern mit vielen neuen Aspekten und ganz anderen provozierten Denkanstößen gespickt, welche die Geschichte spannend, undurchsichtig und überraschend machen, sodass man nicht weiß was als Nächstes kommt. Eine außergewöhnliche Geschichte, die ich jedem - egal ob jung oder alt - nur wärmstens empfehlen kann. Sowas hat man noch nie gelesen!