Ein Buch über Bücher und einen ganz besonderen Charakter
„Ein Buch ist ein Streichholz im schwelenden Augenblick zwischen Anreißen und Aufflackern der Flamme.“
Alleine schon der Titel „Ich treffe dich zwischen den Zeilen“ lässt darauf schließen, dass es sich ...
„Ein Buch ist ein Streichholz im schwelenden Augenblick zwischen Anreißen und Aufflackern der Flamme.“
Alleine schon der Titel „Ich treffe dich zwischen den Zeilen“ lässt darauf schließen, dass es sich in diesem Buch um Bücher beziehungsweise Texte dreht. Für die Hauptperson Loveday haben Bücher immer eine ganz besondere Rolle in ihrem Leben eingenommen. Als Kind in einer kaputten Familie und später einer Pflegefamilie hat sie früh in den Büchern Zuflucht gesucht. Die verschiedenen Texte waren für sie immer tröstlich und besser zu verstehen, als die vielen verschiedene Menschen im wahren Leben. So haben es auch die ersten Sätze aus ihren Lieblingsbüchern als Tattoos auf ihren Körper geschafft. Das alles ändert sich ein bisschen als sie Nathan kennenlernt, der sie mitnimmt in die Welt des Poetry Slams.
In dem Buch geht es somit vor allem um Bücher, Gedicht und Loveday Entwicklung. Sie ist dabei ein ganz besonderer Mensch. Wenn man nicht so stark auf seine Mitmenschen achtet, fängt man dafür an andere Details im Leben wahrzunehmen. Für sie sind es die Besonderheiten der gebrauchten Bücher in dem Antiquariat, in dem sie arbeitet. Kleine Postkarten oder Widmung, die sich zwischen den Seiten verstecken. Es sind jedoch auch ihre Gedankengänge zu ihren Kollegen, der Liebe oder Familien. Sie hat insgesamt einen anderen Blick auf die Welt. Vielleicht kann man sie mit Amélie aus „Die fabelhafte Welt der Amélie“ vergleichen.
Ich mochte diese sehr ruhige Atmosphäre in dem Buch. Es gib keine stressigen, schnellen oder sehr aktionsreichen Szenen. Es ist besinnlich und regt zum Nachdenken an. Vielleicht plätschert die Geschichte ein bisschen dahin, aber es ist dennoch nie langweilig oder zäh. Manchmal vergleicht Loveday ihr eigenes Leben auch mit anderen Büchern oder erzählt, woher eines ihrer Tattoos kommt. So habe ich auch noch etwas mehr über andere Bücher erfahren, die direkt auf meiner Wunschliste gelandet sind. Auch werden einige Gedichte aus den Poetry Slams abgedruckt. Normalerweise bin ich kein großer Fan von Lyrik. Da die Gedichte jedoch von den Personen und Begegnungen innerhalb des Buches handeln, habe ich sie auch gerne gelesen. Wer so etwas nicht gerne liest, kann sie jedoch auch gut überblättern, da sie sich (wenn überhaupt) immer nur am Ende eines Kapitels befinden.
Eine Kleinigkeit, die mir jedoch auch sehr gut gefallen hat, war die Aufteilung der Kapitel. Die einzelnen Abschnitte spielen in unterschiedlichen Zeiten. Der Leser erfährt so etwas über Lovedays Kindheit, die erste Zeit in dem Antiquariat und der Gegenwart. So lernt man sie ziemlich gut nachvollziehen und kann verstehen, warum sie so ist, wie sie ist. Zur Orientierung steht das jeweilige Jahr auch über dem Kapitel zusammen mit einem Buchgenre. Loveday selber hat ihre jeweiligen Lebensabschnitten Genres zugeordnet, wie die Lyrik oder der Geschichte. Es verrät etwas über ihre Stimmung und passte sehr schön zu dem Buch. Ein kleines Detail, dass ich jedoch sehr mochte.
Es gibt viele Bücher über Bücher, die ich als bibliophiler Mensch auch immer gerne lese. Dieses Buch hat mich jedoch auf eine ganz spezielle Art und Weise berührt. Es ist nicht emotional extrem mitreißend. Aber die Entwicklung und die Sichtweise von Loveday sind einfach ganz besonders. Sie ist ein außergewöhnlicher Buchcharakter, den ich sehr gerne kennengelernt habe. Es ist mal ein nicht kitschiger, aber dennoch verträumter Liebesroman.