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Veröffentlicht am 07.04.2020

Psychologisch ausgefeilter Krimi aus Antagonistensicht

Der talentierte Mr. Ripley
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Einigen dürfte vermutlich die Verfilmung dieses Buches bekannt sein - das war bei mir nicht der Fall, ich wurde auf die Geschichte aufmerksam, als ich in einer Rezension die Beschreibung des "charmanten ...

Einigen dürfte vermutlich die Verfilmung dieses Buches bekannt sein - das war bei mir nicht der Fall, ich wurde auf die Geschichte aufmerksam, als ich in einer Rezension die Beschreibung des "charmanten Antagonisten" gelesen habe. Für solche Geschichten, die psychologisch interessant und glaubhaft gestaltet sind und gleichzeitig das eigene Moralverständnis ins Wanken bringen, kann ich mich sehr begeistern, weshalb ich "Der talentierte Mr. Ripley" unbedingt lesen musste.
Tom Ripley lebt in nicht gerade luxuriösen Verhältnissen in New York und hat seit jeher den Drang zum Kriminellen; als der Vater eines alten Freundes Tom bittet, diesen Freund aus Europa zurück nach Amerika zu holen, wagt Tom diese Reise, da er nichts zu verlieren hat. Für den besagten Sohn Dickie, mit dem er sich in Italien nach und nach anfreundet, entwickelt er eine Art krankhafte Faszination, die schließlich dazu führen, dass Tom sich selbst als den reichen Sohn ausgibt...
Von Anfang an haben mich Tom Ripleys Gedankengänge wirklich gepackt; denn er ist nicht einfach nur ein Krimineller, ein Bösewicht, der niederträchtig handelt - nein, was ihn als Charakter so unglaublich spannend macht, ist seine Intelligenz und sein (wie es der Titel perfekt wiedergibt) Talent. Seine Gefühle wurden so präzise und nachvollziehbar beschrieben, dass ich als Leser wirklich mit ihm sympathisiert habe, obwohl er moralisch komplett verwerfliche Taten begeht. Die anderen Figuren rücken dabei merklich in den Hintergrund, wirken nur wie blasse Verkörperungen von der Suche nach sich selbst, nach Liebe und nach Frieden, und lassen Tom somit als denjenigen erscheinen, der richtig handelt, der hinter Fassaden blickt, der Menschen durchschauen kann.
Der bereits angesprochene Schreibstil hat dieses Leseerlebnis zu einem besonderen werden lassen; jedes noch so kleinste Wort schien eine Funktion zu haben, sodass am Ende nicht nur die Gegenspieler Toms, sondern auch der Leser selbst geblendet werden konnte.
Sehr empfehlenswertes Buch für jeden, der Bösewichte wie den Joker oder auch Joe Goldberg mag und sich für deren Stimmen interessiert!

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Veröffentlicht am 03.10.2018

Samurai, Magie und ein starkes Mädchen

Das Mädchen aus Feuer und Sturm
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Puh! Was für ein spannendes Ende, das eigentlich direkt nach dem nächsten Teil verlangt. Aber von vorn.

Mir hat Renée Ahdiehs neuer Roman, "Das Mädchen aus Feuer und Sturm", sehr gut gefallen! Gepackt ...

Puh! Was für ein spannendes Ende, das eigentlich direkt nach dem nächsten Teil verlangt. Aber von vorn.

Mir hat Renée Ahdiehs neuer Roman, "Das Mädchen aus Feuer und Sturm", sehr gut gefallen! Gepackt haben mich vor allem die interessanten Charaktere, die fantastischen, mystischen Elemente der Story und der gewohnt sehr bildhafte Schreibstil der Autorin, der sehr zu dem märchenhaften Stil der Geschichte passt. Renée Ahdieh entführt uns dieses Mal in die Welt der Samurai, Geishas und mächtigen Kaiser nach Japan.

Wir werden nach einem Auftakt, der uns zunächst nur wenige Informationen liefert, jedoch direkt eine entscheidende Tat in der Vergangenheit liegend beschreibt, direkt in den Geleitzug der Protagonistin, Mariko, geführt, der sich auf dem Weg zum Kaiserpalast befindet. Mariko soll den Sohn des Kaisers heiraten - zu politischen Zwecken und von ihrem Vater befohlen. Doch wir kommen nicht weit: Der Geleitzug wird angegriffen, die Samurai und alle Bediensteten getötet, und Mariko kann sich nur knapp davor retten, selbst den Überfällern zum Opfer zu fallen. Jedoch findet sie heraus, dass das Ziel des Überfalls nur sie war. Mariko weiß, dass ihr Bruder sie finden wird, entscheidet sich schließlich jedoch, herauszufinden, wer und warum dieser jemand beauftragt wurde, sie zu töten. Als Junge verkleidet macht sie sich auf die Suche nach dem berüchtigten "Schwarzen Clan", der Hauptvertdächtiger zu sein scheint.

Mariko als Protagonistin hat mir von Anfang an gefallen. Sie war mutig, ohne jedoch komplett furchtlos oder unerschrocken zu sein, was sie sehr echt und nahbar gemacht hat. Sie ist klug, teilweise aber naiv, was vor allem daher rührt, dass sie in eine wohlhabende Familie geboren wurde und daher nicht viel über die raue Art der Welt außerhalb ihres kleinen Palastes weiß. Sie reflektiert aber ständig, das hat mir sehr gut gefallen.
Über die anderen Protagonisten will ich gar nicht zu viel sagen, da ich jetzt, am Ende des Buches angelangt, viel mehr über sie weiß, als der erste Eindruck vermittelt. Nur so viel sei gesagt: Mariko muss sich zwischen einigen Männern behaupten, was ihr aber großartig gelingt.

Es gab nur wenige Stellen, an denen mir die Handlung etwas überstürzt oder nicht ganz logisch vorkam, was aber den Erzählfluss insgesamt überhaupt nicht beeinträchtigt hat. Es blieb stets spannend, auch durch ein paar Perspektivenwechsel beispielsweise zu Marikos Bruder, der sich auf die Suche nach ihr gemacht hat. Wie bei Renée Ahdiehs vorheriger Reihe haben mir die leichten, wie nebenbei eingefügten fantastischen Elemente sehr gut gefallen; sie haben das mystische, undurchschaubare der Geschichte super ergänzt und sich perfekt eingefügt.

Ich bin total gespannt auf Band 2 und freue mich nach einem doch etwas gemeinen Cliffhanger schon sehr darauf, zu erfahren, wie Marikos Reise und die ihrer Gefährten weitergeht!

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Veröffentlicht am 31.01.2020

Spannender Auftakt mit ein paar Schwachstellen

Goldene Flammen
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Seit ich die Krähen-Dilogie der Autorin gelesen und sehr geliebt habe (ich weiß, falsche Reihenfolge; das war zu einer Zeit, in der man die Grisha-Trilogie leider nirgendwo so richtig erwerben konnte), ...

Seit ich die Krähen-Dilogie der Autorin gelesen und sehr geliebt habe (ich weiß, falsche Reihenfolge; das war zu einer Zeit, in der man die Grisha-Trilogie leider nirgendwo so richtig erwerben konnte), war ich total gespannt auf die Reihe, mit der das Grishaverse gewissermaßen begonnen hat.Mich hat es beim Lesen auf jeden Fall nicht gestört, in einigen Dingen schon gespoilert gewesen zu sein; der Beginn der Reihe konnte mich direkt in seinen Bann ziehen!
Die größte Stärke dieser Reihe ist für mich auf jeden Fall das Worldbuilding; neben der Welt ansich, deren Teile an real existierende Länder und Kulturen anklingen lassen, ist auch die Magie der Grisha wunderbar ausgearbeitet - mir gefällt hier besonders auch der gesellschaftlich-politische Aspekt der Stellung der Grisha.
Auch die Handlung war fesselnd, wenn es auch einige etwas langatmige Passagen gab, die ansich aber nicht gestört haben.
Die Charaktere sind meiner Meinung nach vor allem in den Nebenrollen sehr stark; die Protagonisten dagegen wirkten für mich teilweise sehr naiv - allerdings lässt dies bei einer Trilogie noch viel Entwicklungsspielraum und ist deshalb für mich in Ordnung.
Leider sehr gestört habe ich mich an dem Schreibstil, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass dies der Übersetzung zum Opfer gefallen ist, weil ich den Stil in der Krähen-Dilogie mit als größte Stärke empfunden habe. Formulierungen waren teils merkwürdig, Reaktionen auf Enthüllungen wirkten emotionslos beschrieben und das Innenleben der Protagonistin insgesamt wurde nicht so dargestellt, dass ich mich komplett in sie hineinversetzen konnte.
Alles in allem jedoch ein spannender Auftakt, der Lust auf mehr macht!

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Veröffentlicht am 20.05.2024

Ich bin zwiegespalten

Babel
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Dieses Buch war letztes Jahr eines der gehyptesten im Fantasybereich, weshalb ich sehr gespannt darauf war; jetzt eine Rezension dazu zu schreiben, fällt mir echt nicht leicht, weil ich sehr zwiegespalten ...

Dieses Buch war letztes Jahr eines der gehyptesten im Fantasybereich, weshalb ich sehr gespannt darauf war; jetzt eine Rezension dazu zu schreiben, fällt mir echt nicht leicht, weil ich sehr zwiegespalten bin. Die Grundidee hat mir richtig richtig gut gefallen; ein England im 19. Jahrhundert, das seine koloniale Weltmacht mit einer magischen Ressource etabliert hat: dem Einsetzen von beschrifteten Silberbarren, die durch eingeritzte Wörter in unterschiedlichen Sprachen auf die Realität wirken können. Das Grundprinzip, dass zwei Wörter des gleichen Ursprungs in unterschiedlichen Sprachen dennoch leicht abweichende Bedeutungen haben können und diese kleine Dissonanz die Magie bewirkt, fand ich wirklich genial; auch die darauf aufbauenden linguistischen Erläuterungen und Diskussionen haben mir gut gefallen. Dass die Autorin auch in ihren fiktionalen Werken Rassismus, Klassismus und Diskriminierung von Frauen sichtbar macht, wurde schon oft gesagt, man kann aber nicht genug hervorheben, wie präzise sie dabei sowohl Alltagserfahrungen als auch systematische Unterdrückung darstellt und auch die betroffenen Figuren gewisse Ideologien internalisiert haben lässt.
Womit ich leider irgendwie gar nicht klarkam, war tatsächlich alles andere: der Handlungsaufbau war anfangs für mich verwirrend und wurde dann schnell vorhersehbar, zu den Figuren habe ich kaum Zugang finden können, weil ich entweder ihre Handlungen nicht nachvollziehen konnte oder weil sie mir insgesamt zu flach und eindimensional vorkamen. Vor allem die ersten zwei Drittel des Buches haben sich hierdurch für mich extrem gezogen.
Ich könnte und würde gern noch viel mehr hierzu sagen; ob ich es uneingeschränkt empfehlen kann, weiß ich nicht so recht.

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Veröffentlicht am 01.05.2024

Spannende Idee mit ein paar Schwächen

Magie aus Gift und Silber
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Eine Protagonistin, die wir als Statue kennenlernen, griechische Mythologie, Medusa, Perseus und eine uralte Fehde - das klang richtig richtig gut. Vor allem der Einstieg in die Geschichte hat mir richtig ...

Eine Protagonistin, die wir als Statue kennenlernen, griechische Mythologie, Medusa, Perseus und eine uralte Fehde - das klang richtig richtig gut. Vor allem der Einstieg in die Geschichte hat mir richtig gut gefallen: wie Rya als Statue ihre Umwelt erlebt, wie ihre Gedanken und Gefühle formuliert sind, war sehr besonders und catchend. Auch die Grundstory - wenn auch etwas "klassisch" im light-Fantasy-Genre - hat alles geboten, was eine spannende Story braucht: Geheimorganisationen, die gegeneinander agieren, magische Elemente, Flüche und vor allem das Verschwimmen von Gut und Böse. Vor allem letzteres war hier wirklich zentral; zu zeigen, dass jede Geschichte zwei Seiten hat, dass es für vermeintlich böse Taten auch nachvollziehbare Gründe haben kann, hat die Autorin geschafft.
Leider konnte mich "Magie aus Gift und Silber" aber nicht komplett überzeugen; zum einen durch meiner Meinung nach oft zu einfache Lösungen, zu schnelle und oberflächliche Entscheidungen und dem Stil, wie das alles dargebracht wurde. Ich konnte Ryas Gedanken nicht immer nachvollziehen, was ihre Entwicklung für mich etwas blass gemacht hat. Alles in allem aber ein Buch, das vor allem für Fans von Fantasy mit griechischer Mythologie etwas sein könnte.

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