Erschütternd wichtig
Geordnete Verhältnisse“Eine Beziehungstat” so heißt es danach in den Zeitungen, wie leider viel zu oft. Es folgt ein Kopfschütteln, ein Augenblick der Beklemmung und dann blättert oder scrollt man weiter, wendet seine Gedanken ...
“Eine Beziehungstat” so heißt es danach in den Zeitungen, wie leider viel zu oft. Es folgt ein Kopfschütteln, ein Augenblick der Beklemmung und dann blättert oder scrollt man weiter, wendet seine Gedanken anderen, scheinbar größeren Themen zu und Täter und Opfer frieren in diesen Rollen ein, bleiben für immer Täter und Opfer, scheinen immer Täter und Opfer gewesen zu sein, bestimmt durch ihre Beziehung zueinander.
In ihrem grandiosen Roman, wendet sich Lana Lux der Vorgeschichte einer solchen “Beziehungstat” zu. Mit unglaublicher Beobachtungsgabe schildert sie die Vorgeschichte der Tat aus der Perspektive von Täter und Opfer, zeigt auf schockierend individueller Ebene, wie ein unabhängiger Mensch innerhalb kürzester Zeit die Kontrolle über sein Leben verlieren kann, weil ein anderer sie gewaltvoll nimmt.
Es ist ein Buch, dass mich absolut sprachlos und erschüttert zurückgelassen hat. Ein Buch, das von der ersten bis zur letzten Seite in jedem Satz so präzise auf die Missstände hinweist, die letztendlich zu der Tat führen. Ein Buch, das mit so viel detailreich die Geschehnisse aus der Perspektive von Faina und Philipp beschreibt, dass man sich am Ende schämt dafür jemals nicht die Menschen hinter einer Beziehungstat als solche wahrgenommen zu haben, nicht dem unermesslichen Leid gebührend Beachtung geschenkt zu haben, das mit einer so toxischen Beziehung einhergeht.
Es ist ein Buch, das ich allen ans Herz lege. Ein unglaublich wichtiges Buch, das mich noch sehr lange beschäftigen wird.