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Veröffentlicht am 22.05.2024

Eine herrlich absurde Reise durch das Gehirn einer beeindruckenden Protagonistin

Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr
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Obwohl Walter Moers nicht zuletzt auch durch seine Zamonien-Romane zu großer Bekanntheit gelangt ist, habe ich bisher noch nichts von dem Autor gelesen - einen Umstand, den ich mit "Prinzessin Insomnia ...

Obwohl Walter Moers nicht zuletzt auch durch seine Zamonien-Romane zu großer Bekanntheit gelangt ist, habe ich bisher noch nichts von dem Autor gelesen - einen Umstand, den ich mit "Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmahr" nun endlich ändern wollte. Unwissend, auf welch herrlich absurde Reise ich mich einlasse, habe ich mit dem Buch begonnen und weiß nun 334 Seiten später, dass ich dringend in die anderen Bücher des Autors reinlesen muss!

"Wenn die Minuten durch die Namen rufen
Erhebt sich der ewige Träumer
Über seine irdische Last
Und reist mitten hinein ins dunkle Herz der Nacht."


Dabei ist die Handlung an sich gar nicht mal was am meisten Pluspunkte eingefahren hat. Denn leider merkt man dem Plot an der leichten Überlänge etwas an, dass er als Kurzgeschichte gestartet ist und dann weiter ausgeschmückt wurde. Mit dem Verzicht auf ausbremsenden Gedankenausflüge, Wiederholungen im ersten Drittel beim Kennenlernen der Hauptfigur und abschweifenden Dialoge am Ende hätten für diese Geschichte auch 150-200 Seiten ausgereicht. So werden während Dylias Reise zwar immer wieder Spannungsspitzen generiert, diese flachen dann aber auch schnell wieder ab. Ein weiteres Problem sah ich dabei im Ende, welches mit einer wenig überraschenden märchenähnlichen Wendung auftrumpfte, die allerdings recht an der Oberfläche blieb und viele Fragen unbeantwortet ließ.

"Es gibt genügend praktische Erfindungen, die uns keinerlei Trost spenden", hatte Dylia einmal ihren Brüdern mitgeteilt. "Aber viel zu wenige trostspendende, die überhaupt keinen praktischen Nutzen haben."

Stattdessen war es vor allem der Schreibstil des Autors, der die Geschichte für mich besonders gemacht hat. Nicht nur wird dessen sprachliche Finesse und Liebe zu Wortspielen, Wortneuschöpfungen und besonderen Worten in jedem Kapitel aufs Neue deutlich, er spart auch nicht an absurden Ideen sowie kreativen Einfällen. So versucht Dylia beispielsweise über das ganze Buch hinweg 13 sogenannte "Pfauenworte" unterzubringen, die zu Beginn erklärt werden und dann als roter Faden an den unerwartetsten Stellen auftauchen. Auch über unterhaltsame Buchstabenverdreher und interessante Gedanken zu Sprache und Träume darf man sich beim Lesen immer wieder freuen.

"Jeder wird klug geboren und dann immer dämlicher - so ist das nun mal. Wir wissen alles und verlieren es nach und nach auf dem Weg."


Besonders hervor stach auch das Setting der abenteuerlichen Reise dieser Geschichte: das Gehirn der Hauptfigur. Gemeinsam mit dem Nachtmahr reist Dylia von der Hirnhaut durch den Kortex über den Thalamus bis zur Amygdala und dem dort verborgenen geheimnisvollen "dunklen Herz der Nacht". Die Idee statt fantastischer Orte unterschiedliche Areale des Gehirns zu bereisen, hat mir als Psychologin natürlich sehr gut gefallen. Der Autor hält sich dabei grob an die anatomischen Gegebenheiten und schmückt diese fantasievoll aus, in dem er Konsistenzen, Geräusche, Farben und natürlich allerlei Bewohner hinzuerfindet. So werden die Areale mit verrückten Kreaturen wie Egozetten, Irrschatten, Grillos, Zergesser oder Zwielichtzwerge bevölkert und halten einige unerwartete Überraschungen für Dylia und Opal bereit...

"Ich weiß, jeder hält sich für normal. Und alle anderen für durchgedreht. Der irrste Irre wie der irrste Irrenarzt. Jedes Gehirn ist anders, jedes Gehirn ist verrückt und jedes Gehirn ist anders verrückt."

Die beiden Hauptfiguren selbst sind dem gerissenen Schreibstil, dem absurden Plot und dem ungewöhnlichen Setting entsprechend besonders. Den Nachtmahr Havarius Opal muss man trotz seiner bösen Mission mit der Zeit einfach ins Herz schließen. Zu süß sind sein leicht trotteliges Auftreten und seine zunehmend wachsende Zuneigung zu Dylia, die er hinter grummeligen Kommentaren zu verstecken versucht. Bis zum Ende bleibt er dabei herrlich ambivalent und damit ein rundum charmanter Bösewicht.

"Denn genauso funktioniert Kommunikation doch bei euch: Man macht ein interessiertes Gesicht und tut so, als würde man den anderen verstehen. Dabei stellt man auf Durchzug."
"Genau", sagte Dylia. "Und bei einer Diskussion macht man das Gegenteil: Man tut so, als würde man den anderen nicht verstehen, hört aber genau hin, um ihn beim Lügen zu erwischen."
"Also verstehen wir uns endlich zumindest theoretisch", seufzte Havarius erleichtert. "Ein Fortschritt in unserer komplizierten diplomatischen Beziehung."


Prinzessin Dylia ist eine junge Frau, die an einer geheimnisvollen Krankheit leidet, die ihr episodenweise Erschöpfung, Schmerzen, Übelkeit, aber vor allem andauernde Schlaflosigkeit beschert, wegen derer sie auch Prinzessin Insomnia genannt wird. Trotz der großen Einschränkungen, die sie erdulden muss, ist sie mit ihrem mentalen Stehvermögen, ihrer unerschöpflichen Zuversicht und sprühenden Kreativität ein wahres Vorbild. "Meine Gedanken sind meine besten Freunde" - auf jemanden, der von seinen eigenen Gedanken häufig eher zurückgehalten wird, hat dieser einleuchtende Ausspruch ebenso wie auf den Autor einen großen Eindruck gemacht! Im Nachwort des Autors erfahren wir dann, dass der Autor seine Geschichte als fantasievolle Annäherung an die tatsächlich existierende neuroimmunologische Krankheit CFS/ME konzipiert hat, die in unserer Gesellschaft noch extrem unbekannt ist. Passend dazu sind die Illustrationen von einer betroffenen, Lydia Rode, deren Anagramm den Namen Dylia ergibt.

"Sie führte ein anstrengendes und entbehrungsreiches, aber auch ein außergewöhnliches und interessantes Leben. "Meine Gedanken sind meine Freunde", dachte die Prinzessin. "Deswegen bin ich niemals allein." Und wer konnte das schon von sich behaupten?"


Daran anknüpfend möchte ich ausnahmsweise mal zuletzt über die Aufmachung sprechen. Die bereits genannten Illustrationen von Lydia Rode sind allesamt Aquarelle in zarten Regenbogenfarben, die mal mit kleinen Details, mal mit seitenfüllenden Motiven die Geschichte perfekt ergänzen. Hervorsticht allerdings auch die restliche Gestaltung des Buches. Mit der violett geschuppten Textur im Hintergrund, dem großen Titel und dem Porträt des Nachtmahres passt das Cover wunderbar zum Stil der sonstigen Zamonien-Romane. Der Roman sieht unter dem Schutzumschlag allerdings mindestens genauso schön aus und zeigt ein andersfarbiges Schuppenmuster sowie ein Porträt von Dylia. Auch die Innenseiten des Buches sind wunderschön verziert, sodass sich insgesamt mit dem Großformat und dem Lesebändchen ein optisches Gesamtkunstwerk ergibt.


Fazit


"Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmahr" ist eine herrlich absurde Reise durch das Gehirn einer beeindruckenden Protagonistin. An einigen Stellen hat die Geschichte zwar etwas Überlänge, dafür machen der Schreibstil und die vielen kreativen Ideen aber wieder übrig wett!

Veröffentlicht am 22.05.2024

Eine herrlich absurde Reise durch das Gehirn einer beeindruckenden Protagonistin

Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr
0

Obwohl Walter Moers nicht zuletzt auch durch seine Zamonien-Romane zu großer Bekanntheit gelangt ist, habe ich bisher noch nichts von dem Autor gelesen - einen Umstand, den ich mit "Prinzessin Insomnia ...

Obwohl Walter Moers nicht zuletzt auch durch seine Zamonien-Romane zu großer Bekanntheit gelangt ist, habe ich bisher noch nichts von dem Autor gelesen - einen Umstand, den ich mit "Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmahr" nun endlich ändern wollte. Unwissend, auf welch herrlich absurde Reise ich mich einlasse, habe ich mit dem Buch begonnen und weiß nun 334 Seiten später, dass ich dringend in die anderen Bücher des Autors reinlesen muss!

"Wenn die Minuten durch die Namen rufen
Erhebt sich der ewige Träumer
Über seine irdische Last
Und reist mitten hinein ins dunkle Herz der Nacht."


Dabei ist die Handlung an sich gar nicht mal was am meisten Pluspunkte eingefahren hat. Denn leider merkt man dem Plot an der leichten Überlänge etwas an, dass er als Kurzgeschichte gestartet ist und dann weiter ausgeschmückt wurde. Mit dem Verzicht auf ausbremsenden Gedankenausflüge, Wiederholungen im ersten Drittel beim Kennenlernen der Hauptfigur und abschweifenden Dialoge am Ende hätten für diese Geschichte auch 150-200 Seiten ausgereicht. So werden während Dylias Reise zwar immer wieder Spannungsspitzen generiert, diese flachen dann aber auch schnell wieder ab. Ein weiteres Problem sah ich dabei im Ende, welches mit einer wenig überraschenden märchenähnlichen Wendung auftrumpfte, die allerdings recht an der Oberfläche blieb und viele Fragen unbeantwortet ließ.

"Es gibt genügend praktische Erfindungen, die uns keinerlei Trost spenden", hatte Dylia einmal ihren Brüdern mitgeteilt. "Aber viel zu wenige trostspendende, die überhaupt keinen praktischen Nutzen haben."

Stattdessen war es vor allem der Schreibstil des Autors, der die Geschichte für mich besonders gemacht hat. Nicht nur wird dessen sprachliche Finesse und Liebe zu Wortspielen, Wortneuschöpfungen und besonderen Worten in jedem Kapitel aufs Neue deutlich, er spart auch nicht an absurden Ideen sowie kreativen Einfällen. So versucht Dylia beispielsweise über das ganze Buch hinweg 13 sogenannte "Pfauenworte" unterzubringen, die zu Beginn erklärt werden und dann als roter Faden an den unerwartetsten Stellen auftauchen. Auch über unterhaltsame Buchstabenverdreher und interessante Gedanken zu Sprache und Träume darf man sich beim Lesen immer wieder freuen.

"Jeder wird klug geboren und dann immer dämlicher - so ist das nun mal. Wir wissen alles und verlieren es nach und nach auf dem Weg."


Besonders hervor stach auch das Setting der abenteuerlichen Reise dieser Geschichte: das Gehirn der Hauptfigur. Gemeinsam mit dem Nachtmahr reist Dylia von der Hirnhaut durch den Kortex über den Thalamus bis zur Amygdala und dem dort verborgenen geheimnisvollen "dunklen Herz der Nacht". Die Idee statt fantastischer Orte unterschiedliche Areale des Gehirns zu bereisen, hat mir als Psychologin natürlich sehr gut gefallen. Der Autor hält sich dabei grob an die anatomischen Gegebenheiten und schmückt diese fantasievoll aus, in dem er Konsistenzen, Geräusche, Farben und natürlich allerlei Bewohner hinzuerfindet. So werden die Areale mit verrückten Kreaturen wie Egozetten, Irrschatten, Grillos, Zergesser oder Zwielichtzwerge bevölkert und halten einige unerwartete Überraschungen für Dylia und Opal bereit...

"Ich weiß, jeder hält sich für normal. Und alle anderen für durchgedreht. Der irrste Irre wie der irrste Irrenarzt. Jedes Gehirn ist anders, jedes Gehirn ist verrückt und jedes Gehirn ist anders verrückt."

Die beiden Hauptfiguren selbst sind dem gerissenen Schreibstil, dem absurden Plot und dem ungewöhnlichen Setting entsprechend besonders. Den Nachtmahr Havarius Opal muss man trotz seiner bösen Mission mit der Zeit einfach ins Herz schließen. Zu süß sind sein leicht trotteliges Auftreten und seine zunehmend wachsende Zuneigung zu Dylia, die er hinter grummeligen Kommentaren zu verstecken versucht. Bis zum Ende bleibt er dabei herrlich ambivalent und damit ein rundum charmanter Bösewicht.

"Denn genauso funktioniert Kommunikation doch bei euch: Man macht ein interessiertes Gesicht und tut so, als würde man den anderen verstehen. Dabei stellt man auf Durchzug."
"Genau", sagte Dylia. "Und bei einer Diskussion macht man das Gegenteil: Man tut so, als würde man den anderen nicht verstehen, hört aber genau hin, um ihn beim Lügen zu erwischen."
"Also verstehen wir uns endlich zumindest theoretisch", seufzte Havarius erleichtert. "Ein Fortschritt in unserer komplizierten diplomatischen Beziehung."


Prinzessin Dylia ist eine junge Frau, die an einer geheimnisvollen Krankheit leidet, die ihr episodenweise Erschöpfung, Schmerzen, Übelkeit, aber vor allem andauernde Schlaflosigkeit beschert, wegen derer sie auch Prinzessin Insomnia genannt wird. Trotz der großen Einschränkungen, die sie erdulden muss, ist sie mit ihrem mentalen Stehvermögen, ihrer unerschöpflichen Zuversicht und sprühenden Kreativität ein wahres Vorbild. "Meine Gedanken sind meine besten Freunde" - auf jemanden, der von seinen eigenen Gedanken häufig eher zurückgehalten wird, hat dieser einleuchtende Ausspruch ebenso wie auf den Autor einen großen Eindruck gemacht! Im Nachwort des Autors erfahren wir dann, dass der Autor seine Geschichte als fantasievolle Annäherung an die tatsächlich existierende neuroimmunologische Krankheit CFS/ME konzipiert hat, die in unserer Gesellschaft noch extrem unbekannt ist. Passend dazu sind die Illustrationen von einer betroffenen, Lydia Rode, deren Anagramm den Namen Dylia ergibt.

"Sie führte ein anstrengendes und entbehrungsreiches, aber auch ein außergewöhnliches und interessantes Leben. "Meine Gedanken sind meine Freunde", dachte die Prinzessin. "Deswegen bin ich niemals allein." Und wer konnte das schon von sich behaupten?"


Daran anknüpfend möchte ich ausnahmsweise mal zuletzt über die Aufmachung sprechen. Die bereits genannten Illustrationen von Lydia Rode sind allesamt Aquarelle in zarten Regenbogenfarben, die mal mit kleinen Details, mal mit seitenfüllenden Motiven die Geschichte perfekt ergänzen. Hervorsticht allerdings auch die restliche Gestaltung des Buches. Mit der violett geschuppten Textur im Hintergrund, dem großen Titel und dem Porträt des Nachtmahres passt das Cover wunderbar zum Stil der sonstigen Zamonien-Romane. Der Roman sieht unter dem Schutzumschlag allerdings mindestens genauso schön aus und zeigt ein andersfarbiges Schuppenmuster sowie ein Porträt von Dylia. Auch die Innenseiten des Buches sind wunderschön verziert, sodass sich insgesamt mit dem Großformat und dem Lesebändchen ein optisches Gesamtkunstwerk ergibt.


Fazit


"Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmahr" ist eine herrlich absurde Reise durch das Gehirn einer beeindruckenden Protagonistin. An einigen Stellen hat die Geschichte zwar etwas Überlänge, dafür machen der Schreibstil und die vielen kreativen Ideen aber wieder übrig wett!

Veröffentlicht am 22.05.2024

Eine herrlich absurde Reise durch das Gehirn einer beeindruckenden Protagonistin

Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr
0

Obwohl Walter Moers nicht zuletzt auch durch seine Zamonien-Romane zu großer Bekanntheit gelangt ist, habe ich bisher noch nichts von dem Autor gelesen - einen Umstand, den ich mit "Prinzessin Insomnia ...

Obwohl Walter Moers nicht zuletzt auch durch seine Zamonien-Romane zu großer Bekanntheit gelangt ist, habe ich bisher noch nichts von dem Autor gelesen - einen Umstand, den ich mit "Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmahr" nun endlich ändern wollte. Unwissend, auf welch herrlich absurde Reise ich mich einlasse, habe ich mit dem Buch begonnen und weiß nun 334 Seiten später, dass ich dringend in die anderen Bücher des Autors reinlesen muss!

"Wenn die Minuten durch die Namen rufen
Erhebt sich der ewige Träumer
Über seine irdische Last
Und reist mitten hinein ins dunkle Herz der Nacht."


Dabei ist die Handlung an sich gar nicht mal was am meisten Pluspunkte eingefahren hat. Denn leider merkt man dem Plot an der leichten Überlänge etwas an, dass er als Kurzgeschichte gestartet ist und dann weiter ausgeschmückt wurde. Mit dem Verzicht auf ausbremsenden Gedankenausflüge, Wiederholungen im ersten Drittel beim Kennenlernen der Hauptfigur und abschweifenden Dialoge am Ende hätten für diese Geschichte auch 150-200 Seiten ausgereicht. So werden während Dylias Reise zwar immer wieder Spannungsspitzen generiert, diese flachen dann aber auch schnell wieder ab. Ein weiteres Problem sah ich dabei im Ende, welches mit einer wenig überraschenden märchenähnlichen Wendung auftrumpfte, die allerdings recht an der Oberfläche blieb und viele Fragen unbeantwortet ließ.

"Es gibt genügend praktische Erfindungen, die uns keinerlei Trost spenden", hatte Dylia einmal ihren Brüdern mitgeteilt. "Aber viel zu wenige trostspendende, die überhaupt keinen praktischen Nutzen haben."

Stattdessen war es vor allem der Schreibstil des Autors, der die Geschichte für mich besonders gemacht hat. Nicht nur wird dessen sprachliche Finesse und Liebe zu Wortspielen, Wortneuschöpfungen und besonderen Worten in jedem Kapitel aufs Neue deutlich, er spart auch nicht an absurden Ideen sowie kreativen Einfällen. So versucht Dylia beispielsweise über das ganze Buch hinweg 13 sogenannte "Pfauenworte" unterzubringen, die zu Beginn erklärt werden und dann als roter Faden an den unerwartetsten Stellen auftauchen. Auch über unterhaltsame Buchstabenverdreher und interessante Gedanken zu Sprache und Träume darf man sich beim Lesen immer wieder freuen.

"Jeder wird klug geboren und dann immer dämlicher - so ist das nun mal. Wir wissen alles und verlieren es nach und nach auf dem Weg."


Besonders hervor stach auch das Setting der abenteuerlichen Reise dieser Geschichte: das Gehirn der Hauptfigur. Gemeinsam mit dem Nachtmahr reist Dylia von der Hirnhaut durch den Kortex über den Thalamus bis zur Amygdala und dem dort verborgenen geheimnisvollen "dunklen Herz der Nacht". Die Idee statt fantastischer Orte unterschiedliche Areale des Gehirns zu bereisen, hat mir als Psychologin natürlich sehr gut gefallen. Der Autor hält sich dabei grob an die anatomischen Gegebenheiten und schmückt diese fantasievoll aus, in dem er Konsistenzen, Geräusche, Farben und natürlich allerlei Bewohner hinzuerfindet. So werden die Areale mit verrückten Kreaturen wie Egozetten, Irrschatten, Grillos, Zergesser oder Zwielichtzwerge bevölkert und halten einige unerwartete Überraschungen für Dylia und Opal bereit...

"Ich weiß, jeder hält sich für normal. Und alle anderen für durchgedreht. Der irrste Irre wie der irrste Irrenarzt. Jedes Gehirn ist anders, jedes Gehirn ist verrückt und jedes Gehirn ist anders verrückt."

Die beiden Hauptfiguren selbst sind dem gerissenen Schreibstil, dem absurden Plot und dem ungewöhnlichen Setting entsprechend besonders. Den Nachtmahr Havarius Opal muss man trotz seiner bösen Mission mit der Zeit einfach ins Herz schließen. Zu süß sind sein leicht trotteliges Auftreten und seine zunehmend wachsende Zuneigung zu Dylia, die er hinter grummeligen Kommentaren zu verstecken versucht. Bis zum Ende bleibt er dabei herrlich ambivalent und damit ein rundum charmanter Bösewicht.

"Denn genauso funktioniert Kommunikation doch bei euch: Man macht ein interessiertes Gesicht und tut so, als würde man den anderen verstehen. Dabei stellt man auf Durchzug."
"Genau", sagte Dylia. "Und bei einer Diskussion macht man das Gegenteil: Man tut so, als würde man den anderen nicht verstehen, hört aber genau hin, um ihn beim Lügen zu erwischen."
"Also verstehen wir uns endlich zumindest theoretisch", seufzte Havarius erleichtert. "Ein Fortschritt in unserer komplizierten diplomatischen Beziehung."


Prinzessin Dylia ist eine junge Frau, die an einer geheimnisvollen Krankheit leidet, die ihr episodenweise Erschöpfung, Schmerzen, Übelkeit, aber vor allem andauernde Schlaflosigkeit beschert, wegen derer sie auch Prinzessin Insomnia genannt wird. Trotz der großen Einschränkungen, die sie erdulden muss, ist sie mit ihrem mentalen Stehvermögen, ihrer unerschöpflichen Zuversicht und sprühenden Kreativität ein wahres Vorbild. "Meine Gedanken sind meine besten Freunde" - auf jemanden, der von seinen eigenen Gedanken häufig eher zurückgehalten wird, hat dieser einleuchtende Ausspruch ebenso wie auf den Autor einen großen Eindruck gemacht! Im Nachwort des Autors erfahren wir dann, dass der Autor seine Geschichte als fantasievolle Annäherung an die tatsächlich existierende neuroimmunologische Krankheit CFS/ME konzipiert hat, die in unserer Gesellschaft noch extrem unbekannt ist. Passend dazu sind die Illustrationen von einer betroffenen, Lydia Rode, deren Anagramm den Namen Dylia ergibt.

"Sie führte ein anstrengendes und entbehrungsreiches, aber auch ein außergewöhnliches und interessantes Leben. "Meine Gedanken sind meine Freunde", dachte die Prinzessin. "Deswegen bin ich niemals allein." Und wer konnte das schon von sich behaupten?"


Daran anknüpfend möchte ich ausnahmsweise mal zuletzt über die Aufmachung sprechen. Die bereits genannten Illustrationen von Lydia Rode sind allesamt Aquarelle in zarten Regenbogenfarben, die mal mit kleinen Details, mal mit seitenfüllenden Motiven die Geschichte perfekt ergänzen. Hervorsticht allerdings auch die restliche Gestaltung des Buches. Mit der violett geschuppten Textur im Hintergrund, dem großen Titel und dem Porträt des Nachtmahres passt das Cover wunderbar zum Stil der sonstigen Zamonien-Romane. Der Roman sieht unter dem Schutzumschlag allerdings mindestens genauso schön aus und zeigt ein andersfarbiges Schuppenmuster sowie ein Porträt von Dylia. Auch die Innenseiten des Buches sind wunderschön verziert, sodass sich insgesamt mit dem Großformat und dem Lesebändchen ein optisches Gesamtkunstwerk ergibt.


Fazit


"Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmahr" ist eine herrlich absurde Reise durch das Gehirn einer beeindruckenden Protagonistin. An einigen Stellen hat die Geschichte zwar etwas Überlänge, dafür machen der Schreibstil und die vielen kreativen Ideen aber wieder übrig wett!

Veröffentlicht am 22.05.2024

Eine herrlich absurde Reise durch das Gehirn einer beeindruckenden Protagonistin

Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr
0

Obwohl Walter Moers nicht zuletzt auch durch seine Zamonien-Romane zu großer Bekanntheit gelangt ist, habe ich bisher noch nichts von dem Autor gelesen - einen Umstand, den ich mit "Prinzessin Insomnia ...

Obwohl Walter Moers nicht zuletzt auch durch seine Zamonien-Romane zu großer Bekanntheit gelangt ist, habe ich bisher noch nichts von dem Autor gelesen - einen Umstand, den ich mit "Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmahr" nun endlich ändern wollte. Unwissend, auf welch herrlich absurde Reise ich mich einlasse, habe ich mit dem Buch begonnen und weiß nun 334 Seiten später, dass ich dringend in die anderen Bücher des Autors reinlesen muss!

"Wenn die Minuten durch die Namen rufen
Erhebt sich der ewige Träumer
Über seine irdische Last
Und reist mitten hinein ins dunkle Herz der Nacht."


Dabei ist die Handlung an sich gar nicht mal was am meisten Pluspunkte eingefahren hat. Denn leider merkt man dem Plot an der leichten Überlänge etwas an, dass er als Kurzgeschichte gestartet ist und dann weiter ausgeschmückt wurde. Mit dem Verzicht auf ausbremsenden Gedankenausflüge, Wiederholungen im ersten Drittel beim Kennenlernen der Hauptfigur und abschweifenden Dialoge am Ende hätten für diese Geschichte auch 150-200 Seiten ausgereicht. So werden während Dylias Reise zwar immer wieder Spannungsspitzen generiert, diese flachen dann aber auch schnell wieder ab. Ein weiteres Problem sah ich dabei im Ende, welches mit einer wenig überraschenden märchenähnlichen Wendung auftrumpfte, die allerdings recht an der Oberfläche blieb und viele Fragen unbeantwortet ließ.

"Es gibt genügend praktische Erfindungen, die uns keinerlei Trost spenden", hatte Dylia einmal ihren Brüdern mitgeteilt. "Aber viel zu wenige trostspendende, die überhaupt keinen praktischen Nutzen haben."

Stattdessen war es vor allem der Schreibstil des Autors, der die Geschichte für mich besonders gemacht hat. Nicht nur wird dessen sprachliche Finesse und Liebe zu Wortspielen, Wortneuschöpfungen und besonderen Worten in jedem Kapitel aufs Neue deutlich, er spart auch nicht an absurden Ideen sowie kreativen Einfällen. So versucht Dylia beispielsweise über das ganze Buch hinweg 13 sogenannte "Pfauenworte" unterzubringen, die zu Beginn erklärt werden und dann als roter Faden an den unerwartetsten Stellen auftauchen. Auch über unterhaltsame Buchstabenverdreher und interessante Gedanken zu Sprache und Träume darf man sich beim Lesen immer wieder freuen.

"Jeder wird klug geboren und dann immer dämlicher - so ist das nun mal. Wir wissen alles und verlieren es nach und nach auf dem Weg."


Besonders hervor stach auch das Setting der abenteuerlichen Reise dieser Geschichte: das Gehirn der Hauptfigur. Gemeinsam mit dem Nachtmahr reist Dylia von der Hirnhaut durch den Kortex über den Thalamus bis zur Amygdala und dem dort verborgenen geheimnisvollen "dunklen Herz der Nacht". Die Idee statt fantastischer Orte unterschiedliche Areale des Gehirns zu bereisen, hat mir als Psychologin natürlich sehr gut gefallen. Der Autor hält sich dabei grob an die anatomischen Gegebenheiten und schmückt diese fantasievoll aus, in dem er Konsistenzen, Geräusche, Farben und natürlich allerlei Bewohner hinzuerfindet. So werden die Areale mit verrückten Kreaturen wie Egozetten, Irrschatten, Grillos, Zergesser oder Zwielichtzwerge bevölkert und halten einige unerwartete Überraschungen für Dylia und Opal bereit...

"Ich weiß, jeder hält sich für normal. Und alle anderen für durchgedreht. Der irrste Irre wie der irrste Irrenarzt. Jedes Gehirn ist anders, jedes Gehirn ist verrückt und jedes Gehirn ist anders verrückt."

Die beiden Hauptfiguren selbst sind dem gerissenen Schreibstil, dem absurden Plot und dem ungewöhnlichen Setting entsprechend besonders. Den Nachtmahr Havarius Opal muss man trotz seiner bösen Mission mit der Zeit einfach ins Herz schließen. Zu süß sind sein leicht trotteliges Auftreten und seine zunehmend wachsende Zuneigung zu Dylia, die er hinter grummeligen Kommentaren zu verstecken versucht. Bis zum Ende bleibt er dabei herrlich ambivalent und damit ein rundum charmanter Bösewicht.

"Denn genauso funktioniert Kommunikation doch bei euch: Man macht ein interessiertes Gesicht und tut so, als würde man den anderen verstehen. Dabei stellt man auf Durchzug."
"Genau", sagte Dylia. "Und bei einer Diskussion macht man das Gegenteil: Man tut so, als würde man den anderen nicht verstehen, hört aber genau hin, um ihn beim Lügen zu erwischen."
"Also verstehen wir uns endlich zumindest theoretisch", seufzte Havarius erleichtert. "Ein Fortschritt in unserer komplizierten diplomatischen Beziehung."


Prinzessin Dylia ist eine junge Frau, die an einer geheimnisvollen Krankheit leidet, die ihr episodenweise Erschöpfung, Schmerzen, Übelkeit, aber vor allem andauernde Schlaflosigkeit beschert, wegen derer sie auch Prinzessin Insomnia genannt wird. Trotz der großen Einschränkungen, die sie erdulden muss, ist sie mit ihrem mentalen Stehvermögen, ihrer unerschöpflichen Zuversicht und sprühenden Kreativität ein wahres Vorbild. "Meine Gedanken sind meine besten Freunde" - auf jemanden, der von seinen eigenen Gedanken häufig eher zurückgehalten wird, hat dieser einleuchtende Ausspruch ebenso wie auf den Autor einen großen Eindruck gemacht! Im Nachwort des Autors erfahren wir dann, dass der Autor seine Geschichte als fantasievolle Annäherung an die tatsächlich existierende neuroimmunologische Krankheit CFS/ME konzipiert hat, die in unserer Gesellschaft noch extrem unbekannt ist. Passend dazu sind die Illustrationen von einer betroffenen, Lydia Rode, deren Anagramm den Namen Dylia ergibt.

"Sie führte ein anstrengendes und entbehrungsreiches, aber auch ein außergewöhnliches und interessantes Leben. "Meine Gedanken sind meine Freunde", dachte die Prinzessin. "Deswegen bin ich niemals allein." Und wer konnte das schon von sich behaupten?"


Daran anknüpfend möchte ich ausnahmsweise mal zuletzt über die Aufmachung sprechen. Die bereits genannten Illustrationen von Lydia Rode sind allesamt Aquarelle in zarten Regenbogenfarben, die mal mit kleinen Details, mal mit seitenfüllenden Motiven die Geschichte perfekt ergänzen. Hervorsticht allerdings auch die restliche Gestaltung des Buches. Mit der violett geschuppten Textur im Hintergrund, dem großen Titel und dem Porträt des Nachtmahres passt das Cover wunderbar zum Stil der sonstigen Zamonien-Romane. Der Roman sieht unter dem Schutzumschlag allerdings mindestens genauso schön aus und zeigt ein andersfarbiges Schuppenmuster sowie ein Porträt von Dylia. Auch die Innenseiten des Buches sind wunderschön verziert, sodass sich insgesamt mit dem Großformat und dem Lesebändchen ein optisches Gesamtkunstwerk ergibt.


Fazit


"Prinzessin Insomnia & der albtraumfarbene Nachtmahr" ist eine herrlich absurde Reise durch das Gehirn einer beeindruckenden Protagonistin. An einigen Stellen hat die Geschichte zwar etwas Überlänge, dafür machen der Schreibstil und die vielen kreativen Ideen aber wieder übrig wett!

Veröffentlicht am 18.05.2024

Eine düstere, vielschichtige und spicy Fantasy-Geschichte über Fae, Götter, Dämonen, Vampire, Höllenfürste, Magie und Liebe

Throne of the Fallen – Verführt
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"Throne of the Fallen" ist ein Sequel zu Kerri Maniscalcos international erfolgreicher "Kingdom of the Wicked"-Reihe über Wrath und Emilia. In ihrem neuen Standalone, der wenige Monate nach dem letzten ...

"Throne of the Fallen" ist ein Sequel zu Kerri Maniscalcos international erfolgreicher "Kingdom of the Wicked"-Reihe über Wrath und Emilia. In ihrem neuen Standalone, der wenige Monate nach dem letzten Band der Hauptreihe spielt, geht es nun um einen der sieben anderen Dämonenprinzen - Envy. Auf diesen Charakter bin ich schon seit der Hauptreihe sehr neugierig und was sich die Autorin für Envy und Camilla ausgedacht hat, konnte mich sogar noch mehr überzeugen als die Originalreihe!!!

Schon die wundervolle Gestaltung verspricht eine düstere, vielschichtige Geschichte voller Tod, Sünde und Geheimnisse. Ich habe mich riesig gefreut, dass der Piper Verlag sich dazu entschlossen hat, das düstere Originalcover bei der deutschen Ausgabe beizubehalten, da jenes mit dem brennenden goldenen Schlüssel, der von einem üppigen Blumenmeer umgeben ist, nicht nur ein absoluter Blickfang, sondern auch thematisch ein Volltreffer ist. Auch der Titel, "Throne of the Fallen", wurde hier großartigerweise beibehalten. Abgerundet wird die Gestaltung durch den farbigen Buchschnitt, der das Blumenmotiv des Covers aufgreift, das wunderschöne Vorsatzblatt und die beigefügte Karte.

Erster Satz: "In einer Kleinstadt namens Waverly Green, die dem London aus der Epoche des Regency ähnelt, aber doch nicht ganz dasselbe ist, haben ein paar Sterbliche merkwürdige Erscheinungen beobachtet, die sie sich nicht erklären können."

Eingeteilt in vier Teile lesen wir hier abwechselnd aus der Perspektive der beiden Hauptfiguren wie die Ankunft des Dämonenfürsten Envy eine Kleinstadt und das geordnete Leben der Künstlerin Camilla ordentlich durcheinander bringt. Dabei hält die Handlung um einiges mehr für uns bereit, als ursprünglich gedacht. Während es zunächst vor allem um Camillas Aufeinandertreffen mit einem geheimnisvollen neuen Gentleman in einer gesitteten High-Society-Welt, die mit Maskenbällen, einem intriganten Heiratsmarkt und der Gier nach gesellschaftlicher Aufstieg stark ans englische Regency erinnert und die Geschichte durchaus mit leichten Bridgerton-Vibes verzaubert, wendet sich das Blatt, sobald Camilla in das Spiel hineingezogen wird, das Envy mit dem König der Fae Lennox am Laufen hat. Von dem Setting in der menschlichen Gesellschaft geht es dann in die düstere, sündige Höllenwelt und für die beiden beginnt eine verzweifelte Suche nach den nächsten Hinweisen. Denn während Envy das Spiel dringend gewinnen muss, um seinen Hof zu retten, verbirgt Camilla ebenfalls ein düsteres Geheimnis...

"Sie war ein Stern, und sie weigerte sich, ihr Licht den Sterblichen zuliebe zu dämpfen."

Romantisches Regency, eine sündige Höllenwelt, ein verzweifeltes Spiel, dunkle Geheimnisse und eine chancenlose Liebe - das klingt doch nach einer explosiven Mischung, die ohne Weiteres durch die über 700 Seiten trägt! Zwar hatte die Geschichte an einigen Stellen leichte Überlängen und das Spiel hätte für meinen Geschmack inhaltlich mehr im Vordergrund und etwas mehr Raum in der Handlung einnehmen können, dafür kommt allerdings die Liebesgeschichte durch das zeitweise eher gemäßigte Erzähltempo ganz wunderbar zur Geltung. Wie die Autorin vorab angekündigt hat, handelt es sich bei ihren Einzelbänden über die anderen Höllenfürsten nun nicht mehr um New Adult, sondern um Adult Romane, was sich in mehr Düsternis, Gewalt und mehr explizite Erotikszenen widerspiegelt (ich würde hier 4 von 5 🌶️auf der Spice-Skala vergeben). Dies passt definitiv zur Handlung, zu den beiden Figuren und zum Setting; etwas mehr emotionale Tiefe hätte der Geschichte auf der anderen Seite aber nicht geschadet...

"Wenn du wegläufst, werde ich dir nachjagen." Sie erkannte, wie ernst es ihm war. Er würde sein Ziel gnadenlos verfolgen. Ein Teil von ihr war fasziniert von der Intensität, davon, dass er etwas so sehr wollte, dass er dafür jede moralische Grenze übertreten wurde. Sie drehte sich wieder um und verließ den Raum, bevor er sehen konnte, wie dieser gefährliche Schwur sie erschaudern ließ."
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Die beiden Hauptfiguren Camilla und Envy sind beide spannende Protagonisten, die mehr verbergen, als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Während die letzte Reihe aus der Ich-Perspektive von Emilia erzählt wurde, hat sich die Autorin hier für eine wechselnde Perspektive und einen Er-Erzähler entschieden, der beiden Hauptfiguren in etwas gleich viel Raum zugesteht. Die temperamentvolle Künstlerin Camilla ins Herz zu schließen, war nicht sehr schwer. Allerdings war mir von Anfang an klar, dass sie etwas vor Envy und auch uns LeserInnen verbirgt, weshalb sie in der ersten Hälfte schwerer greifbar für mich war als Envy. Dieser ist mit seinem Plan, seinen Hof zu retten, seiner eine-Nacht-Regel und seinem Faible für seine Lieblingssünde, die Eifersucht, recht leicht zu durchschauen. Auch wenn ich ihn ebenfalls sehr mochte, hätte er sich gerne noch etwas mehr von Wrath abgrenzen können, denn ebenso wie der Fürst des Zorns ist auch Evny die Personifikation eines NA-Fantasy-Love-Interests schlichthin: wunderschön, mächtig, sarkastisch und tödlich. Dass die beiden eine tolle Chemie haben und ihr funkensprühendes Geplänkel für viel Erheiterung sorgt, ist natürlich super. Ich hätte aber auch gerne noch mehr emotionale Szenen zwischen den beiden gelesen.

"Da war sie - eine glänzende Klinge, die durch die Dunkelheit schnitt. Seine Sternenlichtprinzessin, wenn auch nur für einen Abend. Die Frau, die ihn und seinen Hof in ihrem brennenden, tödlichen Griff hielt."
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Ansonsten setzt Kerri Maniscalco in "Throne of the Fallen" auf das altbewährte Erfolgskonzept, das schon in "Kingfom of the Wicked" LeserInnen weltweit begeistern konnte. Treue LeserInnen meines Blogs werden wissen, dass ich sowohl ein Fan von Hexen-Geschichten als auch von dämonischen Motiven bin. Dass hier mit Hexen, Fae, Dämonen, Gestaltwandlern, Vampiren, Werwölfen und Geistern wieder gleich mehrere Motive verbunden wurden, die ich sehr gerne mag, hat der Geschichte natürlich auch ordentliche Pluspunkte eingebracht. Schon in der Hauptreihe hat mir die Grundidee, die Höllenfürsten als Verkörperung der sieben Todsünden darzustellen, sehr gut gefallen. Dort wurde neben dem Love Interest Wrath die weiteren Höllenfürsten Lust, Greed, Envy, Gluttony, Sloth und Pride sowie einen Hofstaat an unterschiedlichen Dämonen vorgestellt. Schon nach dem Ende von Band 3 blieben einige Fragen offen und so habe ich mich sehr gefreut, durch das Sequel nochmal in die magische Welt der Hölle zurückkehren zu können.

"Mach dich bereit, Herzblatt", grollte er. "Ich werde dich verdammt noch mal verschlingen."

Schön ist , dass die Autorin dabei das Setting der Unterwelt weiterentwickelt. Wer die "Kingdom of the Wicked"-Reihe gelesen hat, kennt sich in den sieben lasterhaften Kreise der Hölle inmitten des kalten ewigen Winters bereits gut aus. Zusätzlich zu den sieben Kreisen führt uns die Reise der beiden Figuren hier zu den Höfen der Fae, die sich in den wilden Hof der Unseelie und den Hof der Wunder der Seelie einteilen, sowie durch die Schattenreiche hin zur Insel der Bosheit, welche der Sitz der Vampire ist. Auch die Karte der Unterwelt wird nun erweitert, sodass man sich sofort besser zurecht findet, als in der Hauptreihe. Egal ob neue oder alte Schauplätze, bekannte oder unbekannte Figuren - durch den lebendige und detailreiche Schreibstil der Autorin wird die Geschichte so greifbar zum Leben erweckt, dass man sofort Lust auf mehr bekommt. Zum Glück hat die Autorin vor, weitere Bände über die anderen Dämonenbrüder zu schreiben und ihre "Princes of Sins"-Serie weiter auszubauen. Einen Band über Gluttony und seine Fehde mit einer gewissen Journalistin, der voraussichtlich unter dem Titel "Throne of Secrets" im Herbst 2024 erscheinen wird, hat die Autorin schon angekündigt. Aber wer weiß, vielleicht bekommen wir ja auch noch etwas zu Sloth, Pride, Greed oder Lust zu lesen...


Fazit:


"Throne of the Fallen" ist eine düstere, vielschichtige und spicy Fantasy-Geschichte über Fae, Götter, Dämonen, Vampire, Höllenfürste, Magie und Liebe. Kerri Maniscalco überzeugt abermals mit einer mitreißenden Atmosphäre, einem unwiderstehlichen Setting und eindrucksvollen Charakteren mit einer tollen Chemie!

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