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Veröffentlicht am 04.01.2018

Eine berührende Geschichte

Mit anderen Worten: ich
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Inhalt:

Sam hat ein geregeltes Leben. Sie geht zur Schule und ist Mitglied einer Mädchenclique, deren Mitglieder sie ihre „besten“ Freundinnen nennt. In ihrer Freizeit geht Samantha schwimmen. Sie ...




Inhalt:

Sam hat ein geregeltes Leben. Sie geht zur Schule und ist Mitglied einer Mädchenclique, deren Mitglieder sie ihre „besten“ Freundinnen nennt. In ihrer Freizeit geht Samantha schwimmen. Sie ist so gut, dass sogar ein Stipendium in Aussicht steht. Und dennoch ist Sams Leben alles andere als perfekt. Die Freundinnen sind auf Oberflächlichkeit, Wohlleben und Zerstreuung fixiert. Die Angst, irgendwann von der Gruppe ausgeschlossen zu werden, ist stets latent vorhanden. Und daher verheimlicht Sam Tag für Tag ihr größtes Geheimnis, obwohl sie sich doch so sehr wünscht, sich jemand anderem als ihren Eltern und ihrer Therapeutin anvertrauen zu können. Sam leidet unter einer Zwangsstörung, die ihren Alltag stark beeinträchtigt.

Der Druck, unter dem Sam steht, wird größer, als sie eines Tages auf den Gängen ein Mädchen trifft. Caroline trägt im August eine Wollmütze, ihr Armgelenk ziert eine kaputte Uhr, dazu trägt sie Motto-Shirts und eine alte schlabbrige Jeans. Eine Person, die ihre Clique nie dulden würde. Doch Caroline ist so nett. Als Sam den Drang verspürt, ihr Geheimnis zu teilen, lockt das fremde Mädchen sie mit dem Versprechen einer Überraschung, die ihr Leben für immer verändern würde.



Schreibstil:

Meine Erwartungen an dieses Buch waren sehr hoch. Aus meinen bisherigen Erfahrung mit dem Verlagsprogramm ahnte ich bereits, dass das hier aufgegriffene Thema Zwangsstörungen nicht nur oberflächlich angeschnitten sondern tiefgehender aufgegriffen werden würde. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Die Protagonistin Sam leidet unter einer akuten Zwangsstörung. Viele Dinge muss sie drei Mal erledigen; eine Autofahrt darf erst enden, wenn der Kilometerstand am Ende eine Drei aufweist. Samanthas visuelle Vorstellungskraft ist sehr ausgeprägt. So kann zum Beispiel der Gedanke an einen Kuss mit dem Junior-Schwimm-Trainer durchaus so real erscheinen, dass sich Sam danach erst einmal wieder in der Realität zurechtfinden muss, bevor sie begreift, dass das, was sie gerade gespürt hat, gar nicht passiert ist. In manchen Situationen überkommt Samantha der Drang einfach alles über eine bestimmte Situation wissen zu müssen, bevor sie gedanklich damit abschließen kann. Eine Symptomatik, die sie vor ihren eitlen, hedonistischen „besten Freundinnen“ und auch den Klassenkameradinnen unbedingt geheim halten möchte.

Immer wieder begleitet der Leser Samantha auf ihren Besuchen zu ihrer Therapeutin und begreift, wie wichtig die Gespräche mit „Hör-zu-Sue“ für Samantha sind. Die Vertrautheit, zwischen Sue und Sam ist hierbei sehr greifbar.

Sams Freundinnen, die „verrückte Acht“, die sich bereits seit Kindertagen kennen, hören einander zu, sie verbringen die Schulpausen und auch die Freizeit miteinander. Und dennoch ist der Konformitätsdruck in der Mädchenclique spürbar. Sam und Hailey bleiben eher am Rande, während Kaitlyn und Alexis das Sagen haben. Teure Ausflüge, Partys und oberflächliche Themen stehen auf der Tagesordnung. Die Treue zur Clique ist Voraussetzung. Eine Veränderung durch neue Freunde oder einen Partner, ja jede Abgrenzung zur Gruppe, wird mit Mobbing bestraft.

Als Sam auf Caroline trifft, weiß sie sofort, dass diese Freundin ein weiteres Geheimnis gegenüber der „verrückten Acht“ bedeuten wird. Daran, dass Sam ohne groß nachzudenken von ihrem Handicap spricht, dass sie der Fremden gleich mehr Vertrauen schenkt, als ihren langjährigen Freundinnen, spürt man auch als Leser, dass sich die Protagonistin nach einer wirklichen Freundin sehnt. Caroline fordert ziemlich schnell ein, dass Sam ihr ein weiteres Mal Vertrauen schenkt und verspricht ihr dafür eine grundlegende Veränderung ihres Lebens. In welche Richtung diese Veränderung geht, das möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.

Die Themen, die dieses Buch aufgreift, haben mich sehr interessiert und dennoch hatte ich in der ersten Hälfte das Gefühl, dass der Geschichte ein paar weitere Konflikte und ein wenig mehr Spannung gutgetan hätten. Leser, die dieses Gefühl teilen, sollten jedoch unbedingt weiterlesen. Sie werden mit einer sehr schönen Geschichte belohnt werden. Ich kann verraten, dass Sam kämpfen und wachsen wird. Sie wird mit dem Leser eine neue Welt für sich entdecken. Und auch Freunde einer schönen Liebesgeschichte werden hier auf ihre Kosten kommen.

Am Ende des Buches findet der Leser ein Nachwort der Autorin, die ihre umfangreiche Recherche in Sachen Zwangsstörung darlegt. Der Leser begreift, dass die Geschichte von Samantha durchaus Anleihen an den Alltag der Betroffenen nimmt. Mit ihren abschließenden Worten verleiht Tamara Ireland Stone ihrem Buch zusätzlichen Mehrwert.



Fazit:

Tamara Ireland Stone stützt sich in ihrem Buch, „Mit anderen Worten: ich“, auf eine umfangreiche Recherche zum Thema Zwangsstörung. Das Interesse für ihr Thema merkt man Stone auf jeder Seite an. Anschaulich zeigt sie, welche Einschränkungen solch eine Krankheit im Leben eines Menschen bewirken kann. Angst und Unsicherheit sind die prägenden Elemente des Romans. Der allgemeine gesellschaftliche Konformitätsdruck und die Sehnsucht nach wahrer Freundschaft werden hier fühlbar. Sehr deutlich kommt zum Ausdruck, wie jede Veränderung erstmal Ablehnung bewirkt. Die Protagonistin nimmt hier durchaus eine Vorbildrolle ein.

Eine zaghafte und schöne Liebesgeschichte und ein Geheimnis runden dieses Buch ab.

Ich möchte „Mit anderen Worten: ich“ an Leser/innen empfehlen, die eine bewegende Geschichte erfahren wollen. Diese zu vermitteln gelingt der Autorin beeindruckend gut. Ein Buch, das lange nachwirkt.



Buchzitate:

Es ist meine Zwangsstörung, das unerklärliche, unbeherrschbare Bedürfnis, eine Sache zu wissen, dann noch eine und immer so weiter, bis mein Gehirn vollkommen erschöpft ist.

Veröffentlicht am 12.06.2024

Locker-leichte Liebesgeschichte

From Friendzone with Love
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Inhalt:

Ein halbes Jahr war vergangen, seit Blair Damian gefriendzoned hatte. Damals hatte Damian lange mit sich gehadert, bevor er der Schwester seines besten Freundes seine Gefühle gestanden hatte. ...

Inhalt:

Ein halbes Jahr war vergangen, seit Blair Damian gefriendzoned hatte. Damals hatte Damian lange mit sich gehadert, bevor er der Schwester seines besten Freundes seine Gefühle gestanden hatte. Er wusste einfach, dass es auch künftig keine andere Frau geben würde, mit der er lieber seine Zeit verbringen würde. Eine reine Freundschaft war zu wenig. Er hatte seine Gefühle aussprechen müssen. Die Antwort kam wie eine kalte Dusche: Blair bat ihn um Verständnis, als sie sagte: „Du bist einfach mein bester Freund, Damian. Das verstehst du doch, oder?“

Damian hatte Verständnis vorgetäuscht, obwohl er keines empfunden hatte. Er hatte sich von Blair distanziert. Zwar hatte Damian seine große Liebe nie vergessen können, doch hatte die Abfuhr eine klaffende Wunde hinterlassen. Nichts ist vernarbt, weswegen Damian zunächst Distanz zu Blair sucht.

Doch wie zwei Magnete bewegen sich die beiden kontinuierlich auf einander zu. Es kam unausweichlich dieser unerwartete Moment. Dieser Tag, an dem Damains mentaler Schutzschild von einem Tag auf den anderen in sich zusammenfallen sollte ...



Meinung:

Als ich das erste Mal den Klappentext von „From Friendzone with Love“ gelesen hatte, war für mich klar, dass ich dieses Buch würde lesen wollen. Eine locker-leichte Liebesgeschichte, das war perfekt für die anstehenden Sommermonate. Leichte Lektüre für die abendlichen Lesestunden auf der Terrasse.

Genau diese Erwartungen hat das Autorinnenduo, die unter dem Pseudonym Eliza Hart schreiben, mit ihrem Wattpadroman auch erfüllen können.

Damian hatte sich, nachdem er feststellen musste, dass seine Gefühle für Blair einfach zu stark und eine Freundschaft auf Dauer für ihn einfach nicht ausreichen würde, entschieden, seine beste Freundin zu ghosten. Dieses Vorgehen funktionierte weitestgehend gut, bis zu dem Zeitpunkt, als Blair plötzlich nicht nur in seiner Berufsschule auftauchte, sondern ihre Klasse aufgrund Umbauarbeiten mit seiner zusammengelegt wurde.

Nicht nur das. Auch will es der Zufall, dass Blair und eine weitere Mitschülerin mit Damian und einem weiteren Mitschüler in eine Gruppe gesteckt wurden, in der es darum ging, gemeinsam ein Marketingprojekt umzusetzen. Damians größter Albtraum wird wahr. Denn Blair verhält sich ihm gegenüber wie immer: perfekt.

Es ist vermutlich absehbar, welchen Verlauf die Geschichte nimmt, wo der Fokus der Handlung liegt: Natürlich geht es im weiteren Verlauf um die Entwicklung der Liebesgeschichte zwischen Blair und Damian. Der Fokus der Geschichte liegt hauptsächlich auf Damians Gefühlschaos und der Frage, ob und wie es ihm gelingt, dieses zu kontrollieren.

Ein weiterer Handlungsstrang kommt hinzu, als Blair und Damian dazu gezwungen werden eine Fakebeziehung einzugehen, um die Avancen eines aufdringlichen Teammitglieds aus der Projektarbeit einen möglichst dezenten Dämpfer zu verpassen.

Ein nervenaufreibendes und forderndes Vorhaben sowohl für Damian, als auch anfangs für den Leser. Natürlich benötigt es für eine gute Liebesgeschichte Konflikte und die sind mit dieser Handlung unausweichlich. Doch bei 480 Seiten braucht es doch noch etwas mehr. Das wissen die Autorinnen. Neben allerhand Gefühlen geht es in diesem Buch auch um die Entwicklung zweier Projekte. In der Berufsschule versuchen Blair und Damian den Wettbewerb um ein Marketingprojekt für sich zu entscheiden, da ein attraktiver Preis winkt.

Dem Zufall kommt in der Handlung eine wirklich entscheidende Rolle zu. Man könnte aber auch behaupten, dass das Schicksal denen, die zueinander passen, oft manchmal auch ein wenig auf die Sprünge hilft …



Fazit:

„From Friendzone with Love“ von Eliza Hart ist eine leichte und unterhaltsame Liebesgeschichte, die gut für die Sommerlektüre geeignet ist. Die Autorinnen erfüllen die Erwartungen an eine unkomplizierte Romanze und bieten ausreichend Konflikt und Spannung, um die Geschichte interessant zu halten.

Die Entwicklung der Beziehung zwischen Damian und Blair basiert auf einer Reihe von Zufällen, die manchmal vorhersehbar wirken, aber immer emotional gestaltet sind. Die Mischung aus persönlichem Gefühlschaos und beruflichen Herausforderungen sorgt für Abwechslung. Besonders die erzwungene Fakebeziehung und die beruflichen Projekte bieten interessante Spannungspunkte.

Stilistisch überzeugen die Autorinnen mit einem flüssigen und angenehmen Schreibstil, der die Seiten schnell verfliegen lässt. Eines meiner wenigen Probleme mit „From Friendzone with Love “ ist dennoch das Pacing. Dieses ist manchmal langatmig, was vorkommt, wenn man sich zu lange mit Micro-Aspekten der Figuren und deren Selbstfindung aufhält.

Insgesamt ist „From Friendzone with Love“ eine solide Liebesgeschichte, die trotz einiger vorhersehbarer Elemente und gelegentlich konstruiert wirkender Zufälle, angenehme Lesestunden bietet und den Leser gut unterhält.

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Veröffentlicht am 22.05.2024

Nerdige Slow-Burn-Romance

My Mechanical Romance – Gegensätze ziehen sich an (Von Olivie Blake, der Bestseller-Autorin von The Atlas Six)
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Inhalt:


Mist! Fünfzehn Minuten vor Unterrichtsbeginn wird Bel klar, dass sie den heute anstehenden Katapulttag total vergessen hat. Und dies zwar nur deswegen, weil ihre Mentorin Jamie, die Bel zugeteilt ...

Inhalt:


Mist! Fünfzehn Minuten vor Unterrichtsbeginn wird Bel klar, dass sie den heute anstehenden Katapulttag total vergessen hat. Und dies zwar nur deswegen, weil ihre Mentorin Jamie, die Bel zugeteilt wurde, um sich an der Schule zurechtzufinden und die Bel seitdem als ihr persönliches Projekt betrachtet, sie darauf anspricht.

Bel ist bewusst, dass sie nun schnell improvisieren muss. Aus einem Kleberoller, den Plastikdeckeln leerer Trinkflaschen, Stiftkappen und einem Gummiband bastelt sie im Handumdrehen ein Minikatapult. Bels Improvisationstalent und ihre handwerkliche Fähigkeit wird daraufhin von ihrer Physiklehrerin in einem Vieraugengespräch äußerst kritisch hinterfragt.

Doch neben Kritik, erhält Bel von Ms. Voss auch allerhand Lob. Die Lehrerin erkennt Bels vorhandenes Talent für Maschinenbau und empfiehlt sie kurzerhand für Mr. MacIntoshs Robotikteam.

Bel weiß nicht genau, was sie von den neuesten Entwicklungen halten soll. Mit ihrer Zukunft hat sie sich noch nicht beschäftigt. Den Wechsel in den neuen AP-Kurs sieht sie skeptisch. Dennoch fügt sie sich den Wünschen von Ms. Voss.

Die Aufnahmeprüfung ins Robotikteam verlangt von den Schülern einen Egg-Drop-Entwurf. Bel weiß weder, worum es beim Egg Drop geht, noch kennt sie sich mit Computern - geschweige denn mit der Software - aus. Mit Widerwillen stellt sie sich dem Projekt.

Als sie den Klassenraum betritt, muss sie feststellen, dass fast ausschließlich Jungs im Robotikkurs sind. Einer von ihnen, Teo, scheint das Sagen zu haben. Alle hören auf ihn. Alles, was er anfasst, scheint zu gelingen. Bel erfährt, dass Teo nicht nur einen reichen und angesehenen Vater hat, er ist auch noch gutaussehend, belegt einen Haufen AP-Kurse und ist zudem Leiter mehrerer Wissenschaftclubs, die diverse Preise erhalten haben. Bel hat nicht vor, sich bei Teo einzuschmeicheln. Doch tut sie das nicht, das ist schnell klar, wird sie, da selbst der Lehrer Teos Meinung schätzt und ihn zu fördern scheint, nicht weit kommen.

Und dann gibt es da noch dieses andere Mädchen, Neelam, im Robotikteam. Sie ist die Einzige, die zu rebellieren scheint. Neelams schlechte Laune richtet sich jedoch gegen alles und jeden. So auch gegen Bel, die beim Egg Drop ohne große Mühe schnell Teos Aufmerksamkeit auf sich zieht.



Meinung:


„My Mechanical Romance“ ist eine unglaublich nerdige Geschichte voller schrulliger Charaktere und schräger Dialoge. Das wird schon auf den ersten Seiten des Buches schnell klar.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Bel, die ein großes Talent für Maschinenbau und technisches Verständnis besitzt, sich jedoch bislang nur wenig mit ihrer Zukunft auseinandergesetzt hat, erzählt. Bel muss sich überdies mit allerhand außerschulischen Problemen auseinandersetzen.

Da wäre zum einen die familiäre Situation: Bels Eltern haben sich vor kurzem getrennt. Sie streiten sich ständig und leider nicht nur über die offensichtlichen Probleme, nämlich dass der Vater die Mutter mehrfach betrogen hat, sondern auch über nebensächliche Dinge, wie z.B. wer die Studiengebühren für Bel zahlen soll. Bels Brüder gehen zwar ihre eigenen Wege, haben aber, das wird zwischen den Zeilen sehr deutlich, ebenfalls stark unter dem Zwist der Eltern zu leiden.

Überdies hat es Bel an der Schule nicht leicht. Sie versucht nicht aufzufallen und sich zurückzuhalten, ärgert sich aber zugleich auch über Jungs wie Teo, denen alles in den Schoß zu fallen scheint, eben weil sie aufgrund ihres Elternhauses und der schulischen Förderung privilegiert sind und es als Junge – insbesondere in Kursen wie Robotik - oftmals einfacher haben. Man geht einfach davon aus, dass Mädchen grundsätzlich ein schlechteres Verständnis für Technik haben müssen, als es beim männlichen Geschlecht der Fall ist.

Doch Bel ist nicht bereit, weibliche Stereotype zu bedienen. Auch, wenn sie nicht ständig rebelliert, wie es bei Neelam der Fall ist, so geht sie ihren Weg.

Zudem erhält der Leser in diesem Buch auch einen Einblick in Teos Perspektive. Teo hat durch den Ruf und die finanzielle Unterstützung seines Vaters, Zeit seines Lebens alle Privilegien erfahren, die es ihm ermöglichen, eine große Karriere anzustreben. Doch unter jedem Dach wohnt bekanntlich auch ein Ach.

Denn neben schulischen Aktivitäten hat Teo kaum Freizeit. Wenn etwas nicht funktioniert, dann wird von ihm eine Lösung erwartet. Er ist stets der erste Ansprechpartner. Von Teo wird erwartet, dass er sich um alles kümmert. Diese Bürde wird ihm einerseits von seinem Vater, aber auch von seinen Lehrern und Mitschülern aufgeladen.

Als Bel und Teo aufeinandertreffen, prallen im ersten Moment Welten aufeinander. Beide sind wie Hund und Katze. Sie verstehen sich überhaupt nicht. Doch nach und nach kommen sie sich näher. Sie merken, dass sie als Team verdammt gut funktionieren.

Alexene Farol Follmuth gelingt es nicht nur anhand ihrer Protagonisten eine sehr interessante Charakterstudie aufzuwerfen. Denn sowohl Bel als auch Teo stehen unter einem großen Druck. Und dieser macht sich gelegentlich auch im Alltag zu ungünstigen Momenten Luft.

Im Fokus der Geschichte steht natürlich der Robotikkurs. Teo und Bel arbeiten gemeinsam mit den anderen Schülern des Teams an Kampfrobotern, die nach dem fertigen Design und Probeläufen in der Software in finalen Kämpfen gegen andere Teams antreten müssen. Für Teo ist es das Wichtigste, dass sein Team gewinnt. Bislang hat er stets Zuspruch erhalten. Dass die neue Mitschülerin Kritik äußert, passt ihm anfangs gar nicht. Doch mit Bels Ideen entwickelt sich das Team weiter. Und bald schon treffen sich die Beiden auch privat, um an „ihren Projekten“ weiterzuarbeiten. Was natürlich für Neid und Missgunst bei anderen Schülern sorgt.

Zugegeben: Die nerdigen Dialoge zwischen den Protagonisten waren gewöhnungsbedürftig. Auch die vielen Nebenfiguren, insbesondere Mitschülerinnen und neue Teammitglieder mussten mir erstmals ans Herz wachsen. Doch Alexene Farol Follmuth gelingt es, auch den Randfiguren Tiefe zu verleihen, indem sie dem Leser nach und nach einen Blick hinter die Fassade eröffnet und zeigt, dass eigentlich jeder mit seinen Sorgen und Ängsten zu kämpfen hat, auch, wenn es auf den ersten Blick gar nicht so gewirkt hat.



Fazit:


„My Mechanical Romance“ bietet eine nerdige Slow-Burn-Romance, die tiefsinniger als gedacht das Rollenspiel des Lebens mit all seinen abgründigen Wirklichkeiten aufzeigt.

Die Botschaft ist: Du darfst sein, wer du bist, musst deinen Authentizitätsanspruch aber gegen mancherlei Erwartungshaltungen, seien sie gesellschaftlich oder familiär bestimmt, durchsetzen.

Das liebenswert-nerdige Personal sorgt dabei dafür, dass das Buch kurzweilig zu lesen ist, ohne seine inspirierende Kraft zu verlieren.

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Veröffentlicht am 18.04.2024

Kleines Kunstwerk

Unfollow me. Vom Fluch gezeichnet, von Liebe verfolgt
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Inhalt:

Eigentlich war es ein schöner Abend gewesen, den Toni mit Henry verbracht hatte. Sie hatten in einem angesagtem New Yorker Restaurant gespeist und Liebesbekundungen ausgetauscht. Die Stimmung ...

Inhalt:

Eigentlich war es ein schöner Abend gewesen, den Toni mit Henry verbracht hatte. Sie hatten in einem angesagtem New Yorker Restaurant gespeist und Liebesbekundungen ausgetauscht. Die Stimmung drohte jedoch zu kippen, als Henry seinen Roman ansprach.

„Repeat“ bedeutet Henry viel. Doch die Unsicherheit, sich mit seinem Buch zu exponieren, machte ihm Angst. Auch, wenn Toni eine ambivalente Haltung zum Roman hatte, tat sie alles, um ihrem Freund Mut zuzusprechen. Wie immer.

Henrys Ängste waren jedoch überwältigend. Er hat bis dahin gedankenlos über seine Verhältnisse gelebt, nun tat er es gezwungenermaßen gedankenvoll. Die Rechnung konnte Henry nicht zahlen.

Schließlich greift er zum letzten Strohhalm: Toni soll ihren geschlossenen Account, der eine Menge Follower besaß, nutzen, um sein Buch zu promoten. Doch Toni hatte aus gutem Grund „BibliophileBoulevard“ stillgelegt. Die Angst vor einem Stalker ließ sie nachts nicht mehr schlafen. Doch hiervon wollte Henry nie etwas hören.


Kein Mangazeichner hat die Schnelligkeit und nur wenige das Talent, das Hikaru zeigt, wenn er seine Bilder aufs Papier bringt. Auf den sozialen Medien folgen ihm eine Menge Fans. Diese warten stets voller Vorfreude auf neue Folgen seiner Mangareihe, „Haru no Hikari: Sakura's Guardian“.

Hikaru arbeitet anonym. Keiner weiß, wer wirklich hinter den Zeichnungen steckt. Zu diesem Geheimnis hütet der Zeichner jedoch noch ein weiteres. Denn sein Erfolg ist mit einem Fluch verbunden. Gelegentlich werden die Monster aus Hikarus Zeichnungen real. Sie entschlüpften dem Papier und teleportieren sich, noch bevor Hikaru eingreifen kann, an einen anderen Ort, mitten in New York City.

Die Fans glauben an eine Marketingkampagne. Doch Hikaru weiß es besser. Die Monster sind gefährlich! Was Fluch ist, ist zugleich auch Segen. Denn die Ereignisse sind besser als jedes Promotion-Angebot des Verlages. Die Fans wollen Fotos von den Monstern. Ein Wunsch voller Gefahren. Denn es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis jemand verletzt wird.

Als Toni also an einem Abend genau von solch einem Monster angegriffen wird, schafft es Hikaru gerade noch rechtzeitig das Schlimmste zu verhindern. Fast wäre sein gut gehütetes Geheimnis aufgeflogen.

Über die gemeinsame Leidenschaft zur Literatur und zu Mangazeichnungen kommen sich Toni und Hikaru im Gespräch schnell näher. Keiner von ihnen ahnt, welche Auswirkungen ihre Beziehung aufeinander hat, denn ihre Geheimnisse kommen noch nicht ans Tageslicht.

Beide wollen um keinen Preis an die Öffentlichkeit. Jeder möchte sein Geheimnis um jeden Preis für sich behalten.



Meinung:

Als ich das erste Mal den Klappentext von „Unfollow me – Vom Fluch gezeichnet, von Liebe verfolgt“ gelesen habe, wusste ich, dass ich dieses Buch lesen möchte. Eine romantische Geschichte, um eine Manga-Influencerin auf der Flucht und einen Mangaka, dessen Monster real werden. Das klang nerdig und vielversprechend. Nach Fantasy vom Feinsten. Das Versprechen, dass das Buch darüber hinaus über hundert hochwertige Mangazeichnungen enthalten sollte, hat mich zudem vom ersten Moment an angesprochen. Was für eine interessante Kombination!

Vorweg sei gesagt, dass Liza Grimm die Umsetzung ihres Romans über weite Strecken sehr gelungen ist.

Ihre Protagonisten Hikaru und Toni teilen allerhand Gemeinsamkeiten. Beide sind in dem, was sie tun, sehr erfolgreich. Toni liegt vielschichtige und theoretisch anspruchsvolle Kritik. Bei Hikaru ist es sein Talent, zugleich aber auch sein magischer Fluch, der zum Erfolg geführt hat.

Beide, sowohl Toni als auch Hikaru, haben jedoch auch Ängste sich zu exponieren. Bei Toni beruhen diese Ängste auf ihren Erfahrungen. Denn noch heute verfolgt sie ein Stalker, der alles tut, um sie aufzuspüren. Hikarus Angst ist auf der Unvorhersehbarkeit des Lebens begründet. Er weiß, wie schnell man Opfer seines eigenen Erfolges werden kann.

Während Hikaru alles tut, um Fremde zu meiden, traut sich Toni zwar in die Öffentlichkeit, ihren neuen Account führt sie allerdings anonym.

Liza Grimm gibt dem Leser also einen tiefen Einblick in das Leben von prominenten Künstlern. Ihren Sorgen und Ängsten.

Der fantastische Realitätsentwurf hätte für mich mehr Raum verdient. Ich hätte auch gerne noch mehr zu der Geschichte des Stalkers aber auch in Bezug auf Hikarus Familie erfahren. Ein paar überraschende Wendungen, ein wenig mehr Dynamik und „Unfollow me“ wäre für mich ein Lesehighlight geworden.



Fazit:

„Unfollow me – Vom Fluch gezeichnet, von Liebe verfolgt“ bietet eine wirklich kunstfertig komponierte arrangierte Szenerie. Liza Grimms Buch ist kunstvoll durchkomponiert.

Den Leser erwarten unzählige liebevolle und detailreiche Mangazeichnungen, die das Buch zu einem kleinen Highlight werden lassen.

Die Autorin lässt den Leser in diesem Roman tief in das Seelenleben ihrer Figuren blicken. Sie zeigt die Schatten- und Sonnenseiten des Künstlerlebens auf.

„Unfollow me“ war gerade aufgrund des Manga-Fantasy-Mixes für mich etwas Neues. Die vielen unbeantworteten Fragen, die unterhaltsam aufgeworfen werden, und oft von großer Bedeutung sind, schreien allerings nach einer Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 05.10.2023

Eine kurzweilige, fesselnde Geschichte

Halloween Night - Gefährliche Küsse
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Inhalt:

Es ist Halloween, als Kat sich in ihr Auto setzt, um sich zu ihrem potentiellen neuen Arbeitgeber, der irgendwo mitten im Nirgendwo wohnt, aufzumachen. Passend zum Fest stürmt und regnet es wie ...

Inhalt:

Es ist Halloween, als Kat sich in ihr Auto setzt, um sich zu ihrem potentiellen neuen Arbeitgeber, der irgendwo mitten im Nirgendwo wohnt, aufzumachen. Passend zum Fest stürmt und regnet es wie aus Kübeln. Heute sollte eigentlich Kats Vorstellungsgespräch sein. Doch noch auf dem Weg, abseits von jedweder Zivilisation, gerät Kats Wagen ins Schlingern. Die junge Frau versucht noch die Kontrolle über das Auto zurückzugewinnen, doch das misslingt. Der Seat rutscht direkt in den Graben am Rande der Straße.

Hilflos schaut sich Kat um. Sie versucht Hilfe zu holen. Doch der Empfang ist mitten im Hinterland miserabel. Ein Glück ist es nicht mehr weit bis zur Wohnung ihres Wunscharbeitgebers.

Völlig durchnässt klopft Kat an die Tür der alten Villa. Nach einigem Warten öffnet ein sehr verwegen aussehender Mann. Dieser jedoch zeigt kein Mitleid mit der Bewerberin. Ja, er stellt sich nicht mal vor. Grob zieht er Kat ins Haus und mault: „Du bist zu spät!“

Cole meidet prinzipiell andere Menschen. Das ist einer der Gründe, warum er weitab jedweder Zivilisation in einer aus der Zeit gefallenen Villa wohnt. Lange hat er im Internet nach einer Frau wie Kat Ausschau gehalten. Auf den Termin mit ihr hat er sich gut vorbereitet. Unter anderem mit Einkäufen im Baumarkt, mit denen er seine dunkelsten Fantasien ins Werk setzen könnte. Nun steht die junge Frau vor ihm und entspricht so gar nicht seinen Vorstellungen. Die Haar- und auch die Augenfarbe unterscheiden sich stark von denen, die auf dem Foto im Internet avisiert wurden. Na gut, das alles kann man ändern, denkt sich Cole.



Meinung:

Als Marina Prokopp mich fragte, ob ich gerne eines ihrer Bücher lesen wollen würde, war schnell klar, dass ich zusagen und dass meine Wahl auf „Halloween Night – Gefährliche Küsse“ fallen würde. Der Klappentext versprach Romantik, Düsternis und Spannung.

Als ehemalige Buchbloggerin und ehrenamtliche Bibliothekarin weiß die Autorin, wie man einen guten Roman aufbaut: Ein guter Spannungsbogen, eine überraschende Wendung, eine gute Prise Romantik, etwas prickelnde Erotik, Figuren mit denen man mitfiebert. All das findet sich auch in „Halloween Night – Gefährliche Küsse“.

Aber auch das Setting ist genial gewählt, denn der isolierte Handlungsort sorgt automatisch für Spannung und Beklemmungsgefühle.

Auch die Darstellung der Perspektive – die Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht von Cat und Cole dargestellt - hat Marina Prokopp für dieses Buch gut gewählt. Cole kommt durch diesen Kniff anfangs noch gruseliger daher, als er es getan hätte, hätte man als Leser nur einen Einblick in Kats Gedankenwelt bekommen.

Zu Kats Charakter lässt sich sagen, dass sie aufgrund der äußeren Umstände natürlich ängstlich reagiert. Doch lässt sie sich auch nicht die Butter vom Brot nehmen. Sie kämpft und reagiert tough. Cole hingegen ist jemand, der seine Rolle als Hausherr von vornherein ausspielt. Er fühlt sich Kat überlegen und zeigt das auch vom ersten Moment an. Sobald die Frau in Panik gerät oder droht sich ihm gegenüber durchzusetzen, begegnet er dem nur mit einem Schmunzeln. Er nimmt Kat nicht ernst.

„Halloween Night – Gefährliche Küsse“ ist mit 202 Seiten kein dickes Buch. Die Erstfassung kommt sogar nur mit 75 Seiten daher. Die Erweiterung der Geschichte um einige Seiten hat dem Buch, so zumindest mein erster Eindruck, gut getan. Beide Fassungen liegen mir vor. Die alte Fassung habe ich nicht gelesen und nur kurz überflogen. In der alten Fassung erhält der Leser noch einige stimmungsvolle Bilder, die mir sehr gefallen haben und die ich auch gerne in der Neuauflage gesehen hätte. In der Neuauflage bekommt der Leser jedoch noch ein wenig mehr Geschichte rund um die Figuren geschenkt.

Einerseits habe ich gehofft, dass Kat und Cole zusammenfinden, andererseits war ich mir unsicher, was ich von ihrer “Beziehung“ halten soll. Denn die Zuneigung, die beide füreinander empfinden wird schnell auf körperlich-genitaler Geschlechtlichkeit reduziert.



Fazit:

Auch wenn „Halloween Night – Gefährliche Küsse“ nur mit wenig Seiten daherkommt, so erhält der Leser hier doch eine Geschichte, die vieles richtig macht und dem Leser eine kurzweilige und fesselnde Geschichte mit einer guten Portion Erotik schenkt.

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