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Veröffentlicht am 24.09.2024

Zwanzig teils absurde und trotzdem interessante Erzählungen. Überaus düster und randvoll mit schwarzem Humor.

Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte
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Inhalt:

Zwanzig zamonische Flabeln vereint in einem Band.

Aus der Feder des Bestsellerautors Hildegunst von Mythenmetz wurden sie übersetzt, illustriert und mit einem Nachwort versehen von Walter Moers.

Mythenmetz ...

Inhalt:

Zwanzig zamonische Flabeln vereint in einem Band.

Aus der Feder des Bestsellerautors Hildegunst von Mythenmetz wurden sie übersetzt, illustriert und mit einem Nachwort versehen von Walter Moers.

Mythenmetz versammelt die verschiedensten Kreaturen Zamoniens und erzählt über das titelgebende Einhörnchen, das lieber rückwärts leben möchte und infolgedessen nicht nur rückwärts geht und klettert, sondern plötzlich auch rückwärts spricht.

Zudem findet sich ein flauschiges Schmiegehäschen, das vollkommen außer Kontrolle gerät, eine Venusfliegenfalle, die viel lieber Vegetarierin wäre, eine zweitausendjährige Schildkröte, die einer Halbtagesfliege ausführlich von ihrer bewegten Vergangenheit berichtet, und Vieles mehr.



Hinweis:

Die zamonische "Flabel" - Kurzform von "Lachfabel" - bezeichnet eine humorvoll-anarchische Kurzgeschichte und beinhaltet, ganz im Gegensatz zu den klassischen Tierfabeln, z. B. von Äsop keinerlei Moral.



Gebundene Ausgabe in der Erstauflage:

Schutzumschlag, orangefarbener Kopffarbschnitt und ein magentafarbenes Lesebändchen ... diese Ausgabe lässt wie erwartet die Herzen aller Bücherwürmer höher schlagen.



Illustrationen:

Nach Zusammenarbeit mit einer anderen Illustratorin und den beinahe zarten Bleistiftzeichnungen der Hildegunst von Mythenmetz Briefe wurde dieses Buch wieder von Walter Moers in der gewohnten, düsteren Art illustriert: detailverliebte Tuschezeichnungen.

Vom Teufelszyklop und Krätzchen bis zum Buchling sind viele bekannte, aber auch neue Spezies aus dem Zamonien-Kosmos dabei, die zumeist eine halbe Seite füllen. Darüberhinaus sucht man detaillierte Szenerien, insbesondere Hintergründe vergebens.



Mein Eindruck:

Im Nachwort (welches ich tatsächlich zuerst gelesen habe) erläutert Walter Moers, warum er den veralteten Texten bei der "Übersetzung" aus dem Zamonischen einen modernen Anstrich verpasst hat.

Und so finden sich in allen Geschichten aktuelle wie brisante Themen, z. B. Klimawandel, Ausnutzung von Arbeitskräften/miserable Arbeitsbedingungen, Konsumgesellschaft, Verschwörungstheorien uvm.

Grenzenlose Selbstüberschätzung, egoistische Reaktionen usw. führen selten zu einem Happy End.

Es finden sich neben Parallelen zu klassischen Fabeln und Personen aus der Popkultur, absurde wie unterhaltsame Dialoge und überraschende Wendungen. Ein Spiel mit Klischees und Erwartungen in Perfektion und mit der Hoffnung der Lesenden - trotz aller Vorwarnung - doch noch eine Moral zu entdecken ... oder überhaupt einen Sinn.

Doch statt durchgehend leichter und unterhaltsamer Lektüre sind die meisten Flabeln überraschend brutal, teilweise verwirrend und brechen mit jeglicher Erwartungshaltung.

Mehr als einmal fragt man sich an Ende der Erzählung: "Was will der Autor uns Lesenden damit eigentlich sagen? ...

Vielleicht gar nichts und es geht eben darum, dass nicht jede Geschichte einen tieferen Sinn haben muss, um zu unterhalten.

"Der Definition des maßgeblichen Regelwerks der zamonischen Literatur, des Großen Erchls, zufolge, muss eine Flabel immer mindestens sieben Schmunzler, drei Lacher und ein Scherzfinale enthalten."

(vgl. S. 158, Nachwort von Walter Moers)

Ich habe nicht mitgezählt, aber für diese Sammlung von Flabeln benötigen Lesende definitiv einen ganz speziellen Sinn für Humor.

Manch eine Geschichte quillt über von schwarzem Humor und der morbiden Twist ist wahrscheinlich nicht jedermanns Sache.

Es ist zudem das erste Zamonienbuch, bei dem ich bewusst Pausen eingelegt habe, um nicht Gefahr zu laufen, zu viel vom Gelesenen zu hinterfragen.

Und dann gibt's sie doch: Flabeln mit einem Augenzwinkern und einem unerwartete Happy End.

Oder nostalgische Augenblicke wie in der Erzählung der zweitausendjährigen Schildkröte, weil sie viele Handlungsstränge aus anderen Zamonienromanen aufgreift.

Den Vergleich mit Meisterwerken wie "Rumo", "Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär" oder "Die Stadt der träumenden Bücher" sollte man auf keinen Fall ansetzten.

Wenn überhaupt ist es der Humor aus Comic-Anfängen. Moers back to the roots!



Hörbuch:

Das Hörbuch (ungekürzte Fassung) wird wieder kongenial gelesen von Andreas Fröhlich. Jedem Wesen in diesen zamonischen Flabeln verleiht er einen unverkennbaren Klang.



Fazit:

Es ist kein typischer Moers/Mythenmetz - was ist bei der Bandbreite schon typisch? - und der Zusatz in der Inhaltsangabe, wonach Schauplatz ist eine "Welt, in der die Fantasie und der Humor völlig außer Kontrolle geraten sind." sollte ernst genommen werden.

Der Humor ist wirklich sehr speziell. Zudem wirken einzelne Geschichten verstörender und drastischer als erwartet.

Es ist ein kurios bunter Mix und wer es düster mag und wenig zimperlich ist, wer keinen klassischen/epischen Moers erwartet, wird gut unterhalten.

3,5 von 5 Einhörnchen.



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Rezensierte Ausgabe: "Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte - Zwanzig zamonische Flabeln" limitierte Ausgabe mit Farbschnitt aus dem Jahr 2024

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Veröffentlicht am 24.07.2024

Unterhaltsame und turbulente Freundschaftsgeschichte. Wunderschön illustriert.

Holly, Herbert und die Fleischfresserpflanze
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Inhalt:

Durch Zufall bekommt Holly eine fleischfressende Pflanze. Eine Venusfliegenfalle (Dionaea Muscipula), die ihr Vater kurzerhand auf den Namen Herr Pula tauft.

Doch Herr Pula ist kein gewöhnliches ...

Inhalt:

Durch Zufall bekommt Holly eine fleischfressende Pflanze. Eine Venusfliegenfalle (Dionaea Muscipula), die ihr Vater kurzerhand auf den Namen Herr Pula tauft.

Doch Herr Pula ist kein gewöhnliches Gewächs: Er kann sprechen, rechnen und kocht leidenschaftlich gerne.

So bekommt Holly Nachhilfe in Mathe, während sich Herr Pula in der Küche austoben darf.

Das Vergnügen findet ein jähes Ende, als der berühmte Fernsehkoch Siegfried Schmand auf Herrn Pula aufmerksam wird. Benötigt er doch ganz dringend dessen Blätter für seine neue Gewürzlinie.

Und plötzlich ist Herr Pula verschwunden ...

Ob es Holly und ihrem neuen Freund Herbert gelingen wird, die Pflanze wiederzufinden?


Altersempfehlung:

ab 9 Jahre
(kurze Kapitel, Blocksatz)


Illustrationen:

Kleine und mittelgroße, detaillierte schwarz-weiß Zeichnungen und Vignetten ergänzen das Abenteuer.

Der Bildanteil ist leider eher spärlich.

Die Gestaltung der Figuren ist vielfältig und besonders die turbulenten Kochszenen sind herrlich lustig.


Meine Meinung:

Kurze Kapitel, sympathische Protagonistin (und Pflanze) und der locker-leichter Schreibstil sorgen für ein spannendes und unterhaltsames Lesevergnügen.

Holly Zikowski ist daheim fröhlich, aufgeweckt und neugierig. In der Schule jedoch zurückhaltend und eine Außenseiterin.
Sie ist nicht gerade ein Mathe-Ass, hat Angst vor Zahlen und es graust ihr besonders vor der anstehenden Rechen-Olympiade.

Die Viertklässlerin ist eine liebenswerte und authentische Protagonistin, die man sofort ins Herz schließt.

Aber auch Holly schafft nicht alles im Alleingang. Unterstützung erhält sie vom neuen Mitschüler Herbert Hase. Er ist ebenfalls ein schüchterner Kerl, der gleich am ersten Tag wegen seines Namens ins Visier der Klassenrüpel gerät.

Es ist toll, die sich entwickelnde Freundschaft - mit Höhen und Tiefen - mitzuerleben. Im Verlauf der Geschichte wachsen die Kinder zudem über sich hinaus.

Die fleischfressende Pflanze bringt reichlich Trubel in Hollys Leben.

Pizza, Pfannkuchen ... Das Mehl staubt und Herr Pula ist vollkommen in seinem Element.
In der Schule flüstert er heimlich die Lösungen für sie Rechenaufgaben, um Holly aus der Patsche zu helfen und ihre Zahlenangst zu minimieren.

Die Handlung ist spannend und rasant gestaltet: Mathe-Olympiade und Pflanzen-Rettungsmission wechseln sich ab.

Pädagogisch zwiegespalten sehe ich Hollys Schummeln bei der Mathe-Olympiade. Auch wenn Herbert den Betrug erkennt, anspricht und so ein Streit entsteht, unterstützt er Holly am Ende doch heimlich mit einem Spickzettel.

Unterhaltsam und originell ist die Geschichte aber allemal.

Im Fokus stehen zudem Freundschaft und Zusammenhalt, Ausgrenzung und Toleranz.

4 von 5 Kochlöffel!


Fazit:

Eine rasante und unterhaltsame Geschichte über Freundschaft, Schummelei und Hilfsbereitschaft mit sympathischen Charakteren!


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Rezensiertes Buch: "Holly, Herbert und die Fleischfresserpflanze" aus dem Jahr 2024

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.06.2024

Phantasievolle und alltägliche Abenteuer eines Wirbelwinds. Mit Herz und Charme erzählt und gezeichnet.

Akissi 5
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Inhalt:

Akissi lebt mit ihrer Familie in Abidjan, der größten Stadt an der Elfenbeinküste, und ist ein echter Wildfang.

Wo sie auch auftaucht, ist Chaos garantiert!

Als die Eltern Akissi und ihren großen ...

Inhalt:

Akissi lebt mit ihrer Familie in Abidjan, der größten Stadt an der Elfenbeinküste, und ist ein echter Wildfang.

Wo sie auch auftaucht, ist Chaos garantiert!

Als die Eltern Akissi und ihren großen Bruder Fofana zur Verwandtschaft nach Frankreich schicken wollen, wird der Flug zur Katastrophe und der Pilot ist zur Umkehr gezwungen.

Doch daheim warten so viele Abenteuer, die Akissi keinesfalls verpassen darf:

Gemeinsam mit ihrem Freund Joseph rettet das Mädchen ein menschliches Skelett aus der Schule, um ihm ein ordentliches Begräbnis zu gewähren ...


Altersempfehlung:

etwa ab 7 Jahre


Mein Eindruck:

Dies ist bereits der fünfte Band der Reihe.

Vorkenntnisse sind allerdings nicht erforderlich.

Die Buchreihe bietet sowohl für Jungen als auch für Mädchen ein großartiges Lesevergnügen.

Das Zusammenspiel von Bild und Text funktioniert hervorragend und das Lettering in Großbuchstaben eignet sich bereits für geübte Erstleser.

In jedem Band reihen sich kurze, in sich abgeschlossene Episoden aneinander und nehmen Lesende mit in die Welt der sympathischen und energiegeladenen Akissi.

Beispielsweise liest man von ihrer ersten Begegnung mit Freund Joseph und erfährt, wie Affe Bubu zur Familie gestoßen ist. Der kleine Held hat erst Akissi aus einer brenzligen Situation befreit und wurde später von dem toughen Mädchen aus großer Gefahr gerettet.

Mit ihrem gewaltigen Selbstbewusstsein und ihrer herrlich direkten Art schließt man die fröhlich-freche Akissi sofort ins Herz. Sie spielt Fußball, klettert auf Bäume und ist in vielen Dingen alles andere als ein "typisches" Mädchen.

Wie in den bisherigen Bänden wird auch dieses Mal der Alltag der Kinder im Dorf thematisiert: herrlich schräg, manchmal etwas absurd und überspitzt, aber immer sehr lustig.

In den einzelnen Episoden entdeckt man auch Parallelen zum eigenen Leben: Geschwisterstreit, Zusammenhalt im Freundeskreis uvm.

Die letzten Kapitel beinhalten den Lockdown und die daraus resultierende Schulschließung; inklusive Homeschooling und Home-Office und dem täglich wachsenden Drang der Familie, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Corona und die damit verbundenen gesellschaftlichen und sozialen Folgen machen auch vor einem Kindercomic nicht Halt.

Auf den letzten Seiten findet sich passend zu den Abenteuern ein Bonuskapitel: Verkleidungsideen, Kochrezept und Rätsellabyrinth.


Fun Fact:

Wie auch ihre Protagonistin hat die Autorin Marguerite Abouet, geboren in Abidjan, ihre Kindheit an der Elfenbeinküste verbracht. Das ein oder andere autobiographische Erlebnis steckt vielleicht in den Akissi-Abenteuern.

Akissi ist die kleine Schwester von Aya aus den Comics "Aya aus Yopougon" von Marguerite Abouet und Zeichner Clément Oubrerie.

Nun bekommt die Kleine ihren eigenen großen Auftritt.

Die Akissi-Abenteuer werden von Mathieu Sapin in einem ganz eigenen Stil gezeigt.


Fazit:

Alltägliche bis absurde Abenteuer einer sympathischen Protagonistin, die neugierig und mutig durchs Leben geht.


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Rezensiertes Buch: "Akissi - Rette sich, wer kann!" aus dem Jahr 2024

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.05.2024

Detektivabenteuer mit herrlich schrägen und liebenswerten Charakteren. Mit Wortwitz und Charme erzählt und mit Herz illustriert.

Die Swifts (Band 1) - Ein vorzügliches Verbrechen
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Inhalt:

Zum großen Familientreffen versammeln sich alle zehn Jahre die Swifts auf ihrem alten und verwinkelten Anwesen.

Doch dieses Mal geht Einiges nicht mit rechten Dingen zu.

Dass Tante Schadenfreude ...

Inhalt:

Zum großen Familientreffen versammeln sich alle zehn Jahre die Swifts auf ihrem alten und verwinkelten Anwesen.

Doch dieses Mal geht Einiges nicht mit rechten Dingen zu.

Dass Tante Schadenfreude die Treppe hinunter stürzt und von den Familienmitgliedern bewusstlos aufgefunden wird, ist nur der Anfang einer Reihe mysteriöser Ereignisse.

Schelmerei und ihren Schwestern sind sich sicher: Das war versuchter Mord!

Gemeinsam ermitteln die Kinder, decken dabei gut gehütete Familiengeheimnisse auf und kommen einem Schatz immer näher ...


Altersempfehlung:

ab 12 Jahren


Illustrationen:

Den Buchvorsatz ziert jeweils ein Grundriss des Herrenhauses.

Der Beginn der Kapitel wird von detaillierten, schwarz-weißenVignetten eingeleitet, um die kommenden Ereignisse aufzugreifen.

Zusätzlich finden sich neben kleinen Zeichnungen auch halb- bis ganzseitige Illustrationen.

Die vielfältige Gestaltung der Charaktere gefällt sehr. Besonders deren Mimik ist ein Hingucker.

Für die Altersempfehlung des Verlags (ab 10 Jahre) ist das Bild-Text-Verhältnis ungewöhnlich hoch.


Mein Eindruck:

Dass die Swifts eine unkonventionelle Familie sind, wird bereits nach wenigen Seiten klar:

Im ersten Kapitel wird (wie jeden) Monat die Beerdigung der Matriarchin geübt. Tante Schadenfreude geht auf Nummer sicher, was ihr letztes Geleit betrifft.

Die Namensgebung ist herrlich unterhaltsam:

Früher wurde nahezu jeglicher Nachwuchs Mary oder John getauft, was verständlicherweise zu Verwirrungen führt.

Irgendwann ist man dazu übergegangen, die Namen per Zufall mit Hilfe des Familienwörterbuches zu bestimmen.

So gibt es in der Familie Swift neben Tante Schadenfreude auch die Tanten Etepetete und Schaudervoll, die Zwillinge Fauna und Flora, die Ahnen Fatal und Zinnober und natürlich die kleine Schelmerei, ein quirliges und aufgewecktes Mädchen mit detektivischem Spürsinn.

"Mich nannte es Erbschaft, weil es wusste, dass ich mich der Familienchronik annehmen würde. Deinen Onkel nannte es Mahlstrom, weil es in ihm den künftigen Seemann erkannte. Und dich nannte es Schelmerei, denn du bist eine geborene Unruhestifterin."
(Tante Erbschaft, vgl. S. 30)

Die Charaktere gefallen sehr. Die Mitglieder der Swift Familie sind - nicht nur aufgrund der unkonventionellen Namen - herrlich skurril und erfrischend anders. Es sind aber so viele (Verdächtige), dass man konzentriert bleiben muss, um nicht den Faden zu verlieren.

Die Liebe zur Sprache zeigt sich zudem in traditionellen Aktivitäten, z. B. Scrabble spielen. Hier werden viele weitere "altmodische" Wörter (frohgemut, scharwenzeln, verdünnisieren) oder andere - für die Geschichte irrelevante - Fachbegriffe (Mitochondrien) gestreut.

Auch das atmosphärische Setting, der etwas marode, total verwinkelte Familiensitz und der geheimnisvolle Schatz machen aus diesem Detektivabenteuer eine unterhaltsame und abwechslungsreiche Geschichte; auch wenn es sehr lange gedauert hat, bis sie nach Vorstellung und Einführung der Familie endlich losgeht.

Sie vermittelt aber auch wichtige Werte und thematisiert Familienzusammenhalt und Identitätsfindung, denn nicht unsere Namen definieren unseren Charakter, sondern wir selbst bestimmen, wer wir sind/sein wollen. Mit Rain gibt es in der Geschichte nicht nur eine Figur, die ihren Namen frei gewählt hat, sondern auch eine nicht binäre Person.

Insgesamt ein solides Debüt im Doppelpack! Schelmereis erster Fall und zugleich das erste Buch der Autorin.


Fazit:

Ein unterhaltsamer und ungewöhnlicher Kinderkrimi, der punktet mit einem atmosphärischen Setting und vielseitigen, schräg-charmanten Charakteren.

Detailreiche schwarz-weiß Illustrationen ergänzen die Handlung perfekt.


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Rezensiertes Buch "Die Swifts - Ein vorzügliches Verbrechen" aus dem Jahr 2024

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Veröffentlicht am 23.05.2024

Fantastische, phantasievolle und düstere Geschichte über Vorurteile und Gemeinschaft mit traumhaften Illustrationen.

Das Monster im Zirkus
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Inhalt:

An seinem neunten Geburtstag wird Frank durch einen versehentlichen Hundebiss ein Monster, genauer gesagt ein Gestaltwandler.

Endlich hat der schüchterne Außenseiter Freunde gefunden; aber weil ...

Inhalt:

An seinem neunten Geburtstag wird Frank durch einen versehentlichen Hundebiss ein Monster, genauer gesagt ein Gestaltwandler.

Endlich hat der schüchterne Außenseiter Freunde gefunden; aber weil sie alle Vampire, Monster und Geister sind, kann er niemandem von ihnen erzählen.

Wie wunderbar wäre es, würden diese beiden Welten sich begegnen und Monster und Menschen friedlich zusammenleben!

Doch die Angst der Menschen vor dem Unbekannten wird immer größer.

Die Situation spitzt sich zu, als ein Zirkus in die Stadt kommt und der unheimliche Clown Kryger den Bewohnern verspricht, alle Monster zu einzufangen, um sie in seiner Manege vorzuführen.

Frank und seine neuen Freunde müssen dringend handeln, um die absurde Monsterjagd zu verhindern und geraten dabei selbst in größte Gefahr ...


Altersempfehlung:

etwa ab 10 Jahre


Illustrationen:

Halb- bis ganzseitige schwarz-weiß Illustrationen ergänzen die Geschichte. Passend zur Farbe des Buchcovers sind sie mit lilafarbenen Akzenten atmosphärisch gestaltet. Ungewöhnlich und sehr interessant.

Die Kulissen sind detailliert gezeichnet und auch die Charaktere mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Mit großen Köpfen und runden Kulleraugen schauen sie sehr drollig und liebenswert aus.

Vor blutrünstigen Monstern oder Blutsaugern muss man sich fürchten. Im Gegenteil: Frank in Monstergestalt wirkt wie ein knuffiges, weißes Fellknäuel.

Der Clown Kryger allerdings ist echt gruselig. Sein Grinsen ist eine verzerrte Fratze und steht im krassen Gegensatz zu den niedlichen Gesichtszügen all der anderen Figuren.

Dass Frank von Albträumen geplagt wird, ist nur allzu verständlich.


Mein Eindruck:

Dies ist der zweite Teil der Trilogie und es empfiehlt sich, die chronologische Reihenfolge einzuhalten.

Die Geschichte wird aus der Sicht des neunjährigen Frank erzählt. Dieser Blickwinkel passt hervorragend, da Lesende an die Hand genommen werden und die persönliche Beziehung vertieft wird.

Der junge Gestaltwandler ist ein schüchterner, ängstlicher Außenseiter in einer langweiligen Kleinstadt namens Yrred, der (außer in der Monsterwelt) keine Freunde hat und von allen gehänselt wird.

Einzig die alte Nachbarin Alice ist seine Vertraute, wirkt selbst sehr geheimnisvoll und verarbeitet noch immer einen tragischen Schicksalsschlag.

Frank entdeckt dank der anderen Monster eine ganz neue Welt und erlebt das Glück von Freundschaft. Gestaltwandlerin Uvalisa (eine weise Eule) steht dem verwirrten Jungen mit Rat und Hilfe zur Seite.

Die Gemeinschaft wird direkt auf die Probe gestellt, da die Angst der Menschen außer Kontrolle gerät.

"Die Angst ist wie ein Feuer. Hat sie erst einmal begonnen, sich auszubreiten, ist sie kaum noch aufzuhalten."
(Uvalisa, vgl. S. 87)

Der schaurige Clown (wie aus einem Horrorfilm) weiß die Situation zu nutzen und ist ein Fiesling wie im Bilderbuch.

Diese Fortsetzung ist deutlich gruseliger als das erste Abenteuer. Wer Angst vor Clowns hat, sollte sie lieber nicht Abends im Bett lesen

Die Rettungsmission endet mit einem fiesen Cliffhanger, der neugierig macht auf das Finale dieser Trilogie!


Fazit:

Rasante Fortsetzung einer fantastischen und phantasievollen Buchreihe. Düsterer und gruseliger als der Vorgänger, aber auch deutlich spannender.

Atmosphärische Illustrationen erwecken Frank und seine Monster-Freunde zum Leben.


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Rezensiertes Buch: "Das Monster im Zirkus" aus dem Jahr 2021

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