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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.01.2023

Leider etwas enttäuschend

Frankie
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"Niemand nämlich wusste, warum er tat, was er tat, wahrscheinlich nicht einmal er selbst. Und auch nicht, was er als Nächstes tun würde."

Nach 18 Jahren kommt Franks Großvater aus dem Gefängnis. Was er ...

"Niemand nämlich wusste, warum er tat, was er tat, wahrscheinlich nicht einmal er selbst. Und auch nicht, was er als Nächstes tun würde."

Nach 18 Jahren kommt Franks Großvater aus dem Gefängnis. Was er verbrochen hat, weiß der fast 14-Jährige nicht, ebenso wenig, was sein Opa überhaupt für ein Mensch ist.
Die beiden lernen sich kennen und Frank wird immer tiefer in den Bann des Älteren gezogen. Wird in dieser ambivalenten Beziehung der Hass oder die Zuneigung die Oberhand gewinnen?

Michael Köhlmeiers Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig und enthält viele eigenwillige Formulierungen ("etwas in den Google eingeben"), die bei mir persönlich den Lesefluss gestört haben. Ich konnte mit der Erzählweise nicht so wirklich warm werden.
Auch mit den Figuren konnte ich nicht so viel anfangen, trotz des Ich-Erzählers war mir der Protagonist Frank nicht wirklich sympathisch (obwohl seine Eigenschaften geradezu musterschülerhaft beschrieben werden, vielleicht etwas zu viel des Guten?) und seine Handlungen und Gedanken sind nicht nachvollziehbar.

Die Grundidee der Geschichte ist zunächst sehr spannend, leider entlädt sich diese Spannung nach etwa der Hälfte des Buches bei der Raststättenszene und danach wird immer mehr klar, dass viele Fragen nicht mehr beantwortet werden, zudem werden Franks Handlungen immer unverständlicher.
Positiv hervorzuheben ist der Aufbau der Story, berichtet wird in kurzen, fast filmischen Szenen, welche ohne viele Umschweife aneinandergereiht werden, sodass eine gewisse Dynamik entsteht.

Leider ging es mir wie einigen anderen LeserInnen auch: Am Ende des Buches hab ich mich nur gefragt, was jetzt die Aussage sein soll.

Wer den Schreibstil Köhlmeiers mag und wer gerne kurze, szenische Beschreibungen liest, für den ist das Buch auf jeden Fall geeignet - ich persönlich kann ihm leider nicht so viel abgewinnen.

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Veröffentlicht am 23.11.2022

Interessante Idee mit einigen Längen

Die dunklen Sommer
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"Xavier weiß es doch besser. Er weiß, dass er mich in Ruhe zu lassen hat - außer. Außer das Kommende ist schlimmer als das, was ist."

Nach dem Tod ihres Bruders findet die 12-jährige Saskia Zuflucht bei ...

"Xavier weiß es doch besser. Er weiß, dass er mich in Ruhe zu lassen hat - außer. Außer das Kommende ist schlimmer als das, was ist."

Nach dem Tod ihres Bruders findet die 12-jährige Saskia Zuflucht bei einer Sekte namens "Zuhause".
Jahrzehnte später treffen mysteriöse Briefe bei ihr ein, welche sie und ihre Jugendfreunde an eine dunkle Episode erinnern und zurück nach "Zuhause" führen. Wie weit sind sie bereit zu gehen, um ihre Geheimnisse zu bewahren?

Der Anfang der Geschichte ist unheimlich fesselnd und zieht einen direkt in ihren Bann. Man fragt sich sofort, was in jenem Sommer geschehen ist.
Die Kapitel sind abwechselnd in der Gegenwart und der Vergangenheit geschrieben, dabei erklären und bedingen sie sich gegenseitig. Hierdurch schafft die Autorin ein enormes Tempo und schnell kommt Spannung auf.
Leider übertreibt sie dabei irgendwann ziemlich, nach einigen kurzen Kapiteln möchte man auch einfach mal ein bisschen weiterlesen und der ständige Wechsel nervt etwas.

Nach einem aufregenden Start folgen leider einige Längen und die Geschichte plätschert nur so vor sich hin.
Auf den letzten hundert Seiten wird es dann doch wieder interessanter und die Autorin überrascht mit einigen unerwarteten Wendungen.

Insgesamt ist es eine packende Geschichte mit einem guten Plot, nur leider zieht sich der mittlere Teil sehr, daher war es für mich lediglich ein mittelmäßiger Thriller.

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Veröffentlicht am 24.05.2024

Zu simpel

Das Licht in den Birken
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Nach über zwanzig Jahren kehrt Thea aus Portugal zurück in ihre Heimat in Norddeutschland, um mit der Vergangenheit abzuschließen.
Sie zieht auf Bennos Lebenshof für Tiere - und damit zu einem eigenbrötlerischen ...

Nach über zwanzig Jahren kehrt Thea aus Portugal zurück in ihre Heimat in Norddeutschland, um mit der Vergangenheit abzuschließen.
Sie zieht auf Bennos Lebenshof für Tiere - und damit zu einem eigenbrötlerischen Mittfünfziger, der eigentlich keine Menschen mag.
Als dann noch die junge Wanderin Juli dazustößt, entwickelt sich nicht nur eine zarte Freundschaft zwischen den dreien, sondern auch ein Zukunftsplan für den verschuldeten Hof.

Zunächst einmal liebe ich Geschichten, die aus verschiedenen Perspektiven die Lebensgeheimnisse der jeweiligen Personen erzählen. Wenn sie dann noch auf dem Land spielen, bin ich normalerweise restlos begeistert.
Trotzdem konnte mich “Das Licht in den Birken" so gar nicht überzeugen.
Fangen wir mit den Perspektiven an: Thea und Juli sind zwar sehr oberflächliche Charaktere, aber man nimmt sie der Autorin an. Die Figur Benno hingegen ist so gar nicht rund, seine Gedanken und Handlungen waren für mich nicht einfach nur unbegreiflich, sondern wirkten aufgesetzt und unnatürlich.
Die “Geheimnisse” sind allesamt sehr absehbar und bieten somit wenig Potential für Spannung. Genauso wie die komplette Handlung: taucht ein Problem auf, ist es auch schon wieder gelöst, wird sich gestritten, folgt direkt die Versöhnung. Zum Schluss ist alles rosarot und toll.
Aufbau und Komplexität der ganzen Story erinnern eher an eine “Bibi und Tina"-Geschichte, als an den Roman einer Spiegel-Bestseller-Autorin.
Unangenehm aufgestoßen sind mir außerdem die Klischeehaftigkeit sämtlicher Figuren, sowie spirituelle Gedanken und Handlungen, mit denen ich nichts anfangen konnte. Zu guter Letzt hat mich die ständige Erwähnung von pastéis de nata wahnsinnig gemacht. Nur weil jemand in Portugal gelebt hat, muss er diese doch nicht dreimal am Tag backen und verzehren (und falls doch, muss das nicht ständig erwähnt werden).

Insgesamt kann ich den Roman also nicht empfehlen. Für einige mag es eine “Wohlfühlgeschichte” sein, für mich war es selbst als Sommerlektüre viel zu flach. ⭐️2,5/5⭐️

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Veröffentlicht am 03.09.2023

Zu überladen an Witzen

Elternabend
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Sascha Nebel ist gerade dabei, ein Auto zu stehlen, als eine wütende Frau beginnt, dieses mit ihrem Baseballschläger zu demolieren. Als die Polizei auftaucht, machen die beiden sich aus dem Staub und landen ...

Sascha Nebel ist gerade dabei, ein Auto zu stehlen, als eine wütende Frau beginnt, dieses mit ihrem Baseballschläger zu demolieren. Als die Polizei auftaucht, machen die beiden sich aus dem Staub und landen auf dem Elternabend einer fünften Klasse. Um nicht aufzufallen, geben sie sich als das Ehepaar Schmolke aus, das bis dahin noch keine Schulveranstaltung ihres Sohnes besucht hat.

Der Klappentext klang für mich nach einer witzigen, absurden Geschichte und da ich von Fitzek bisher selten enttäuscht wurde, griff ich zu diesem Kein-Thriller.
Leider fand ich den Schreibstil diesmal ziemlich anstrengend. Es gibt kaum einen Satz ohne Witz, wodurch der Humor sehr erzwungen wirkt (ähnlich wie in "Schreib oder Stirb"). Es war einfach zu viel und ich hätte mir gerne ein paar mehr Passagen ohne Klischees, Flachwitze, alte Kalauer oder Stereotype gewünscht, denn die Grundidee ist so absurd, dass sie auch ohne diese hohe Dichte an Witzen gut funktioniert hätte.
Positiv anmerken muss ich hingegen den Umgang mit ernsten Themen, welche ab dem zweiten Drittel vorkommen (Achtung, Triggerwarnung am Anfang des Buches beachten). So haben die Charaktere doch etwas Tiefe bekommen und die Story war nicht mehr ganz so flach. Obwohl mir die Dialoge auch hier teilweise zu lehrbuchmäßig und dadurch unauthentisch waren.

Ich bin glaube ich einfach nicht die richtige Zielgruppe. Wer offensichtlichen, albernen Humor dem unterschwelligen vorzieht, hat hier sicherlich seinen Spaß. Das Buch lässt sich wie von Fitzek gewohnt flüssig und in einem Rutsch durchlesen. Ich freue mich jetzt einfach auf seinen nächsten Thriller im Herbst und lasse in Zukunft die Finger von seinen anderen Werken.

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Veröffentlicht am 07.07.2024

Hält nicht ganz was es verspricht

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
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Nachdem ihr Freund sie verlassen und sie ihren Job gekündigt hat, zieht Takako-chan in das Antiquariat ihres Onkels. Mit Büchern hatte sie nie viel am Hut, doch kann sie sich schnell für das Lesen begeistern ...

Nachdem ihr Freund sie verlassen und sie ihren Job gekündigt hat, zieht Takako-chan in das Antiquariat ihres Onkels. Mit Büchern hatte sie nie viel am Hut, doch kann sie sich schnell für das Lesen begeistern und findet so Stück für Stück zurück ins Leben.

Satoshi Yagisawa hat mit “Die Tage in der Buchhandlung Morisaki” einen Roman geschaffen, der für Bücherwürmer perfekt scheint; nicht nur das Wimmelbuch-artige Cover ist ein wahrer Blickfang, auch der Klappentext klingt verlockend.
Doch bei mir ist der Funke leider nicht übergesprungen. Der Schreibstil ist zwar wie angekündigt “schnörkellos leichtfüßig” und man ist auch schnell in die Story eingetaucht, leider erinnert er auch sehr an einen plumpen Aufsatz für die Schule, wodurch es sich nicht nur holprig liest, sondern auch sämtliche Emotionen zu kurz kommen. Ob das der Übersetzung und der deutschen Wortwahl geschuldet ist, kann ich nicht beurteilen.
Die Bücher spielen für die Geschichte leider nicht so eine große Rolle wie erhofft, der Schauplatz hätte genauso gut ein Café oder ein anderes Geschäft sein können. Die Liebe der Protagonistin zum Lesen kam überraschend schnell auf; ein Buch aufzuschlagen hat gereicht, um sie zur Leseratte zu machen. Was bei einem ganz besonderen Buch natürlich passieren kann, doch wenn es so war, wurden die Besonderheiten nicht erwähnt.
Der zweite Teil des Romans handelt dann gar nicht mehr von Büchern und spielt nicht im Antiquariat.

Insgesamt war ich froh um die Kürze des Buches, denn selbst auf den unter 200 Seiten kommen einige Längen auf. Es war aber interessant, etwas über Tokios Buchhandlungsviertel Jinbocho und die japanische Kultur generell zu erfahren. ⭐️2/5⭐️

*Übersetzt von Ute Enders

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