Das Leben eines Buchbinders
Die verborgenen Stimmen der BücherIch habe zuvor kein Buch der Autorin gelesen/gehört und war von der Sprache sehr positiv überrascht. Der Stil war mal ein ganz anderer - zumindest für mich. Es klang nach alter Sprache, sehr anschaulich ...
Ich habe zuvor kein Buch der Autorin gelesen/gehört und war von der Sprache sehr positiv überrascht. Der Stil war mal ein ganz anderer - zumindest für mich. Es klang nach alter Sprache, sehr anschaulich geschrieben. Den Sprecher fand ich sehr gut, wirklich sehr passend! Die Geschichte ist in 3 Teile unterteilt, die alle sehr gut umgesetzt wurden.
In der Geschichte geht es um den jungen Emmett. Er lebt mit seiner Familie auf einem Hof, auf dem Tiere gehalten werden. Die Familie versorgt sich mit allem selbst und verkauft auf Märkten Wolle. Geplant war, dass Emmett den Hof eines Tages übernimmt, aber er wird sehr krank, wodurch sein Vater später dagegen ist. Eines Tages wendet sich die Buchbinderin Seredith an die Familie, weil sie Emmett in die Ausbildung nehmen möchte. Seine Eltern schicken ihn zu ihr gegen seinen Willen. Hier erfährt man, dass Bücher ein schlechtes Ansehen in der Welt haben und sie teilweise sogar verboten sind. In der Vergangenheit war Emmett auf dem Markt und ein Händler vekaufte ihm dort ein Buch. Er las es und war begeistert, wollte seinen Eltern die Geschichte erzählen, doch sie waren erzürnt und verbaten ihm das Lesen und die Begeisterung für Bücher. Niemand solle über Bücher sprechen oder ihnen Beachtung schenken. Als er widerstrebend zu Seredith zog um ihr Lehrling zu werden, stellte er irgendwann fest, dass er sie sehr gern hat und er kommt langsam dahinter, was es mit den Büchern auf sich hat. Menschen, die traumatisiert, depressiv oder geplagt von anderen schlechten Gefühlen sind, wenden sich an Buchbinder um ihre Seele binden zu lassen. Zunächst klingt das für Emmett grauenvoll, weil den Menschen damit die Erinnerung genommen wird, aber es geschieht "nur" mit deren Einverständnis und soll alles Schlechte (Tod, Schmerz, Gewalt, Verlust) vertreiben. Nach einem Angriff auf Seredith`s Haus wird sie sehr krank und erhält Besuch von einem weiteren Binder. Zum Zeitpunkt des Angriffs lernt Emmett auch Lucian kennen und hat kein gutes Bild von ihm. Als Seredith stirbt, geht er mit dem Binder mit und führt die Lehre dort fort. Dieser schickt ihn zum Haus von Lucian. Dann beginnt Teil 2.
SPOILERALARM
Im zweiten Teil erhält der Leser einen Einblick aus der Vergangenheit, in der Emmett und seine Schwester Alta Lucian bereits kennenlernen. Alta verliebt sich schrecklich in ihn und es sieht anfangs so aus, als würden sie einmal heiraten. Hier stellt sich heraus, dass auch Lucian schon einmal gebunden wurde und keine Erinnerung an Emmett hat. Hier kommt alles anders als man denkt. Man erfährt wer gebunden wurde um zu vergessen, wer dafür verantwortlich ist und zwischen welchen Parteien sich die Liebesgeschichte tatsächlich abspielt. Emmett erlebt einen fürchterlichen Streit in der Familie und ist gezwungen sich binden zu lassen um seine Erinnerungen zu verlieren. Der dritte Teil ist aus Lucians Sicht beschrieben und ich muss sagen, der Sprecher hat das wirklich sehr gut umgesetzt. Ich konnte an seinem Ton immer erkennen, ob er für Emmett oder Lucian spricht. In dem Part erfährt man, dass Lucians Vater ein grauenvoller Mensch ist. Er missbraucht die Bedienstetten und holt anschließend einen Binder, der immer und immer wieder die Erinnungen der Mädchen nimmt, damit sein Vater sich immer wieder mit ihnen vergnügen kann. Er offenbart seinem Sohn , dass auch dieser gebunden wurde. Lucian sucht mithilfe von Emmett - ihre Wege kreuzen sich immer wieder - nach seinem eigenen Buch. Als er es findet, kommt es in ein Feuer. Es stellt sich heraus, dass die Menschen sich wieder erinnern, sobald die Geschichten über sie verbrennen.
Die Geschichte war wirklich mal etwas anderes. Es gab keine Spicy-Szenen, was ich gut fand. Es war historisch und fantasyreich. Die Sprache hat mir sehr gut gefallen und ich mochte den Hörbuchsprecher.
Einen Stern Abzug gebe ich für das Ende. Ich hätte mir gewünscht zu erfahren wie es für Emmett und Lucian weitergeht. Was ist mit Lucians Vater oder Emmetts Familie? Finden sie Frieden miteinander? Bleibt Emmett ein Buchbinder? Diese Fragen hätte ich gern beantwortet gehabt. Ansonsten war es eine gelungene Fantasygeschichte und sehr zu empfehlen.