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Veröffentlicht am 24.05.2024

Der Zustand

Die Träumenden von Madras
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Eigentlich ist Mariamma noch ein kleines Mädchen als sie an älteren Mann verheiratet wird. Parambil liegt leider weit weg von daheim. Und Mariamma ist sehr unsicher, wie sie sich als Haushaltsvorstand ...

Eigentlich ist Mariamma noch ein kleines Mädchen als sie an älteren Mann verheiratet wird. Parambil liegt leider weit weg von daheim. Und Mariamma ist sehr unsicher, wie sie sich als Haushaltsvorstand verhalten soll. Wenigstens hat sie einigermaßen Glück mit ihrem Mann. Er schweigt zwar viel, aber er drängt sie zu nichts. Vielleicht sucht er zunächst keine Frau, sondern eine Gefährtin für seinen kleinen Sohn, dessen Mutter verstorben ist. Der Kleine ist ein herziges Bürschchen, doch er scheint ebenso wie sein Vater eine seltsame Scheu vor Wasser zu haben. Mit den Jahren gewöhnt sich Mariamma an ihr neues Leben.

Dieser epische Roman weckt durch seinen Titel einiges an Neugier. Indien ist zum einen ein fremdes, zum anderen aber doch britisch geprägtes Land. Die Handlung setzt um 1900 ein, eine Zeit, in der die Kolonialherren noch in ihrer Position waren. Über die Zeit der Unabhängigkeit geht es bis in die 1970er Jahre. An Parambil gehen die politischen Ereignisse nicht spurlos vorbei. Sie bilden aber nicht das Hauptaugenmerk der Bewohner. Eher geht es um Mariammas Glück, ihre Trauer, ihr Durchhaltevermögen, die Liebe zu ihrer Tochter und das Einvernehmen mit ihrem Mann. Und natürlich geht es um den seltsamen Zustand, der die Familie über Generationen hinweg heimsucht.

Die Menschen in Parambil hat man schnell lieb gewonnen. Besonders Mariamma wächst einem ans Herz. Allerdings erschließt sich der deutsche Titel des Romans nicht so ganz. Wahrscheinlich war für den Englischen (The Covenant of Water) keine passende Übersetzung zu finden. Die Handlung des Buches umfasst mehrere Generation, so dass man zwangsläufig neue Bezugspersonen finden muss. Möglicherweise wäre in Teilbereichen eine weniger ausufernde Erzählung angenehmer gewesen. Dennoch überrascht der Roman immer wieder mit mitreißenden Teilgeschichten. Schließlich rundet sich die Handlung zum Ende auf herzerwärmende Weise ab, wodurch man für einige Längen bestens entschädigt wird. Ein lesenswertes Werk, das einen in eine unbekannte Welt eintauchen lässt.

Veröffentlicht am 20.05.2024

Krimi-Festival

Pickert, Pölter und Pistolen
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Ja, es gibt das erste Krimi-Festival mit Krimis aus OWL (Ostwestfalen-Lippe). Hauptsächlich organisiert von Meike Messal finden mehr als 25 Veranstaltungen statt. Die beteiligten Autoren und Autorinnen ...

Ja, es gibt das erste Krimi-Festival mit Krimis aus OWL (Ostwestfalen-Lippe). Hauptsächlich organisiert von Meike Messal finden mehr als 25 Veranstaltungen statt. Die beteiligten Autoren und Autorinnen haben ihre Geschichten zum Festival zur Verfügung gestellt und diese wurden im vorliegenden Buch zusammengefasst. Und wenn man an einer der Veranstaltungen teilgenommen hat, ist der Erwerb des Buches fast selbstverständlich, aber selbstverständlich keine Pflicht. Das Lesen der Kurzkrimis erweist sich als ebenso unterhaltsam wie der Lesung zu lauschen.

Und man darf sagen, dass es in OWL meist unterhaltsamer zugeht als man auf den ersten Moment vielleicht annehmen würde. Da wird mal ein Toter unter Toten versteckt. Mal ist ein Ex nicht so einverstanden mit dem neuen Freund. Oder ein paar Ömchen verteilen einen sanften Tod. Mitunter ist eine Auftraggeberin nicht einverstanden mit dem Ergebnis. Manchmal gar sind Ermittler nicht Ermittler und Täter nicht Täter. Das pralle kriminelle OWL tummelt sich zwischen den Seiten dieses Buches. Hinzu kommt noch der ostwestfälische Lokalkolorit, die dröge Art, die einem hin und wieder das Lachen im Halse stecken bleiben lässt, und auch die Beschreibungen der Örtlichkeiten, die man möglicherweise selbst schon durchstreift hat.

Und auch wenn man eigentlich lieber Romane liest, haben solche Kurzgeschichten auch was. Besonders in Momenten, in denen die Lesezeit eigentlich knapp ist. So eine zehn Seiten Story kriegt man immer dazwischen und auch noch kurzweilige und spannende Unterhaltung. Diese Zusammenstellung von Krimi-Kurzgeschichten aus OWL ist sehr lesenswert. Vielleicht kommt es ja sogar zu einem zweiten Festival.

Veröffentlicht am 20.05.2024

Wandschauer

Der dunkle Wald
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Nachdem die Menschheit erstmals Kontakt mit den Außerirdischen von Trisolaris hatte, herrscht große Sorge, um nicht zu sagen Panik. Die fremde Zivilisation hat sämtliche Kommunikation infiltriert, die ...

Nachdem die Menschheit erstmals Kontakt mit den Außerirdischen von Trisolaris hatte, herrscht große Sorge, um nicht zu sagen Panik. Die fremde Zivilisation hat sämtliche Kommunikation infiltriert, die Menschen können nichts mehr geheim halten. Nur in die Gedanken kann Trisolaris nicht eindringen. Deshalb werden sogenannte Wandschauer erwählt, die nur mit ihren Gedanken einzeln jeweils einen Plan entwickeln sollen, um Trisolaris zu bekämpfen. Neben drei hochrangigen Persönlichkeiten wird Luo Ji ausgewählt, der in seinem bisherigen Leben nicht viel geleistet hat. Luo Ji möchte seine laxe Lebensweise beibehalten, aber er muss schnell feststellen, dass dieser Posten als Wandschauer nicht so einfach loszuwerden ist.

Bei diesem Band handelt es sich um den zweiten Band der Trisolaris Reihe. Die Erde lebt inzwischen unter der Bedrohung der herannahenden Trisolarier. Zwar bleibt eine Reaktionszeit von mehreren hundert Jahren, jedoch ist sehr fraglich, ob es ausreicht, um eine Strategie zu finden. Schließlich müssen die Wandschauer ganz alleine arbeiten und es ist auch nicht so, dass Trisolaris nicht versuchen würde, herauszufinden, was sich die Wandschauer ausdenken. Zusätzlich muss die große Zeitspanne für die Wandschauer überbrückt werden. Da bleibt nur der Kälteschlaf. Bis dahin will Luo Ji das beste aus seinem Leben machen. Dazu lässt er seine Auftraggeber zunächst nach einer Frau suchen.

Zum einen ist die Story um Trisolaris sehr interessant, zum anderen ist auch die Hörspielreihe vom WDR hervorragend produziert. Der Umfang der Bücher mag vielleicht etwas abschrecken. Man gewinnt auch wie beim ersten Teil den Eindruck, dass die Quintessenz des Buches bestens erfasst wurde. Die Szenenbandbreite reicht von lieblich, über spannend, bedrohlich bis gruselig. Ein Wechselbad der Gefühle, welches man durchläuft und welches einen den freien Tag dazu nutzen lässt, das Hörspiel weitgehend in einem Zug zu genießen. Diese Reihe hat es schon in sich, auch wenn gerade der Chinese es ist, der sich anschickt, die Welt zu retten. Es ist ein schlitzohriger und sympathischer Chinese. Man darf auf den dritten Teil der Hörspielreihe gespannt sein. Zur Zeit ist die gesamte Trilogie in der ARD Audiothek abrufbar.

Veröffentlicht am 20.05.2024

Drei Schicksale

Unter dem Moor
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Im Ausklingen der Corona-Pandemie ist die junge Ärztin Nina ausgebrannt. Sie sieht nicht mehr, wieso sie als Klinikärztin arbeiten soll. Mit ihrer neu erworbenen Hündin Ayla reist sie zu einem Ferienhaus ...

Im Ausklingen der Corona-Pandemie ist die junge Ärztin Nina ausgebrannt. Sie sieht nicht mehr, wieso sie als Klinikärztin arbeiten soll. Mit ihrer neu erworbenen Hündin Ayla reist sie zu einem Ferienhaus im Stettiner Haff. In Berlin hat sich Ayla nicht wohlgefühlt, doch hier auf dem Land blüht sie auf. Und schon bald entläuft sie ihrer Besitzerin und landet in einer Falle. Zum Glück findet Nina ihre Ayla und noch mehr. Viele Jahre vorher, im Jahr 1936 wird die 14jährige Gine zum Landjahr ins Stettiner Haff verschickt. Dort wird sie schwer misshandelt. In den 1970ern lebt Sigrun mit ihrer kleinen Familie ebenfalls in dem kleinen Dorf am Stettiner Haff.

Eher zufällig stößt Nina durch ihren entlaufenen Hund auf vornehmlich das Schicksal von Sigrun. Nina ist unzufrieden mit ihrem Leben und unausgefüllt. Möglicherweise überträgt sich ihre innere Anspannung auf ihre Hündin Ayla, die ihr nicht so richtig folgen will. Dadurch lernt sie Marco kennen, dessen Mutter vor Jahren verschwunden ist. Nach und nach enthüllen sich die Geschehnisse, die ihren Anfang bereits vor dem zweiten Weltkrieg nahmen. Für die beginnende Kriegswirtschaft wurden auch Kinder zum Arbeitsdienst herangezogen. Landjahr wurde es genannt und die Verschickung erfolgte so weit weg von den Eltern, dass diese keinen Einfluss darauf nehmen konnten, wie die Kinder behandelt wurden.

Das Leben dreier unterschiedlicher Frauen wird mit diesem spannenden Familienroman dargestellt. Eigentlich ist es jeweils eher ein kleiner Ausschnitt, der sich allerdings als richtungsweisend erweist. Sowohl Gine als auch Sigrun und Nina durchleben eine entscheidende Phase. Nina will und muss für sich selbst Entscheidungen treffen. Gine wird keine Wahl gelassen, etwas, dass sie nicht vergisst. Sigrun liebt ihren kleinen Sohn, doch das Leben in der DDR mit ihrem Ehemann Achim ist für sie nicht immer leicht. Sehr unterschiedlich sind diese Frauen. Es zeigt sich, dass es nicht so abwegig ist, zu glauben, dass Schicksale mehrere Generationen von Menschen beeinflussen können. Vielleicht vermisst man einen noch eingehenderen Zusammenhang und empfindet Sigruns Erleben als nicht so unter die Haut gehend, doch insgesamt führen Ninas Entdeckungen zu einer beeindruckenden Reise in die deutsche Geschichte. Nein, früher war nicht alles besser und leider ist heute nicht alles gut. Man wünschte, die Menschen wüssten das Erreichte mehr zu schätzen und sie würden sich für den Erhalt mit aller Kraft einsetzen.

Das Cover gibt dem Betrachter oder der Betrachterin einen stimmungsvollen Eindruck einer Moorlandschaft. Vorgetragen wird das Hörbuch, das mit demselben Cover ausgestattet ist, von Verena Wolfien, die es ausgezeichnet versteht, den Figuren eine Stimme zu verleihen.

Veröffentlicht am 12.05.2024

Die magischen Fünf

Die Erwählten - Tödliche Bestimmung
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In einem Chicago verursachte der so genannte Dunkle große Katastrophen, die viele Menschenleben forderten. Ein Prophezeiung deutet an, dass fünf Auserwählte den Dunklen besiegen werden. Die Behörden machen ...

In einem Chicago verursachte der so genannte Dunkle große Katastrophen, die viele Menschenleben forderten. Ein Prophezeiung deutet an, dass fünf Auserwählte den Dunklen besiegen werden. Die Behörden machen sich auf die Suche nach den Menschen, die die Kriterien erfüllen. Sloane, Matt, Essie, Inez und Albie erfüllten alle Parameter. Und tatsächlich schaffen sie es, das Wirken des Dunklen zu beenden. Nun, zehn Jahre später, soll das Jubiläum gefeiert werden und ein Denkmal wird feierlich eingeweiht. Nach dem Feierlichkeit kommt Albie ums Leben. Und die übrig gebliebenen Vier finden sich plötzlich in einem Chicago wieder, das nicht wirklich ihres ist.

Sloane und ihre Freunde bilden eine eingeschworene Clique. Als ihr Freund Albie, der vor seiner Verletzung die tollsten Papierkraniche gefaltet hat, umkommt, sind sie untröstlich. Besonders Sloane macht sich Vorwürfe. Doch irgendwie sind sie in einem anderen Chicago gelandet und mit dieser neuen Situation müssen sie auch erstmal zurechtkommen. In diesem Chicago scheint es auch eine Art Dunklen zu gehen und dieser ist wohl nicht tot. Sloane macht sich Sorgen. Sollte ihr Dunkler etwa noch am Leben sein? Doch damit nicht genug, Sloane macht ich auch Gedanken darüber, wie sie zu Matt wieder eine freundschaftliche Beziehung aufbauen kann.

Eine Mischung aus Fantasy und Science Fiction bietet der Roman, der als erster für Erwachsene der Autorin beschrieben wird. Für junge Erwachsene trifft es wohl auch. Die Story um Sloane, die beginnt, ihre Stellung als Auserwählte zu hinterfragen. Durch den Wechsel in die andere Stadt, muss sie ihre Rolle weiter spielen. Durch diesen Bruch geht zwar ein interessanter Ansatz verloren, doch auch die neue Wendung fesselt, denn es gibt wieder ein Geheimnis um einen Zerstörer. Die Geschichte ist einerseits leichtfüßig erzählt, beinhaltet aber auch ernste und geheimnisvolle Elemente. Eine Welt, in die man eintauchen kann mit sympathischen Charakteren. Dieser Ausflug in eine Phantasie-Welt lohnt ich, auch wenn sich vielleicht doch eher jüngere Erwachsene angesprochen fühlen.