Profilbild von tinstamp

tinstamp

Lesejury Star
offline

tinstamp ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tinstamp über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.06.2024

Bewegender Roman über das Artensterben

Zugvögel
0

In diesem Roman befinden wir uns in einer Zukunft, die leider gar nicht mehr weit entfernt scheint, wenn wir die Klimakrise nicht unter Kontrolle bekommen. Das Artensterben ist bereits in vollem Gange. ...

In diesem Roman befinden wir uns in einer Zukunft, die leider gar nicht mehr weit entfernt scheint, wenn wir die Klimakrise nicht unter Kontrolle bekommen. Das Artensterben ist bereits in vollem Gange. Die Küstenseeschwalben sind eine der letzten Vogelarten, die noch nicht ausgestorben sind. Sie haben die längste Flugstrecke, denn sie sind der einzige Zugvogel, der in der Nordpolarregion brütet und in der Südpolarregion überwintert.

Ornithologin Franny Stones größter Wunsch ist es, diese Vögel zu begleiten. Sie schafft es Peilsender bei drei Küstenseeschwalben anzubringen. Obwohl ihr der Artenschutz sehr am Herzen liegt, kann sie nur mit einem Hochseefischerboot diese Reise starten.
"Ich erforsche die Flugrouten der Küstenseeschwalbe, unter besonderer Berücksichtigung der Frage, wie der Klimawandel ihre Fluggewohnheiten verändert." (S. 41/42)

In Ennie Malone, Kapitän eines dieser Boote, scheint sie endlich jemand gefunden zu haben, der genauso verrückt zu sein scheint, wie sie selbst. Bis sie ihn jedoch dazu überreden kann, seine Route zu ändern, dauert es. Die Fischerei liegt darnieder und es gibt nur noch wenige aktive Fischerboote. Franny weist sie deshalb darauf hin, dass die Küstenseeschwalben wissen, wo sich noch Fischschwärme aufhalten, denn sie sind auch ihre Futterquelle. Dies ist der ausschlaggebende Punkt für Kapitän Ennie Malone und seiner Crew, die Franny äußerst misstrauisch gegenüber sind. Eine gefährliche Reise Richtung Antarktis wartet auf sie....

Der Einstieg ist mir nicht sehr leicht gefallen. Nur schwer konnte ich mich mit Franny, geboren in Australien mit irischen Wurzeln, vaterlos und vom anderen Ende der Welt zurück auf die grüne Insel gebracht, identifizieren. Wie ihre Mutter ist Franny rastlos und "leidet an Wanderfüssen". Sie kann nicht allzu lange an einem Ort verweilen und ergreift eher früher als später die Flucht. Franny verspürt außerdem eine tiefe Liebe zum Meer, die ich als eher wasserscheue Person nicht wirklich nachempfinden kann. Trotzdem habe ich ihre Sehnsucht, Verzweiflung und ihren Mut immer durch die Zeilen erkennen können.

Der Weg vom Nord- zum Südpol ist die Rahmenhandlung des Romans. Während wir in der Gegenwart auf engem Raum an Bord der "Saghani" sind, erfahren wir in Rückblenden nach und nach Einzelheiten aus Frannys Leben. Sie ist jedoch eine unzuverlässige Erzählerin und führt den Leser manchmal in die Irre.
In diesen Abschnitten erfahren wir mehr über Frannys Kindheit, den Beginn einer außergewöhnlichen Liebe und einem Geheimnis, welches sie mit sich trägt.
Neben Franny sind auch die weiteren Figuren, wie Niall, Ennis und der Rest der Crew, so lebendig dargestellt, dass man das Gefühl hat, dabeizusein. Ganz besonders mochte ich den kurzen Aufenthalt am Leuchtturm in Neufundland, wo die Familie von Crew Mitglied Samuel, wohnt.

Charlotte McConaghy hat mit ihrem Debüt einen Roman erschaffen, der unter die Haut geht und nachdenklich macht. Man spürt immer wieder Frannys Kampf gegen die Zerstörung der Umwelt und auch ihren eigenen, der sie schier zerreißen möchte. Man erlebt ihrem Schmerz und ihre selbstzerstörerischen Kräfte "hautnah" mit. Die Naturbeschreibungen, das Leben auf dem Schiff und die Kälte in den Eismeeren sind sehr bildhaft dargestellt. Das Artensterben ist allgegenwärtig und macht beim Lesen sehr nachdenklich. Es bleibt ein tragisches und schmerzhaftes Gefühl beim Lesen, welches mit einem kleinen Hoffnungsschimmer am Ende dann doch noch versöhnlich ist.


Fazit:
Eine bewegende und intensive Geschichte, die beim Lesen sehr starke Gefühle hervorruft. Für Natur- und Meerliebhaber ein solutes MUSS!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.06.2024

Aufbruch in eine neue Welt

Savannah – Aufbruch in eine neue Welt
0

Schon lange habe ich keinen Auswanderer-Roman mehr gelesen, die man früher zahlreich in den Buchhandlungen finden konnte. Seit einigen Jahren sind diese jedoch kaum mehr zu finden. Deshalb habe ich mich ...

Schon lange habe ich keinen Auswanderer-Roman mehr gelesen, die man früher zahlreich in den Buchhandlungen finden konnte. Seit einigen Jahren sind diese jedoch kaum mehr zu finden. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als ich "Savannah - Aufbruch in eine neue Welt" gesehen habe. Bei vorablesen habe ich reingelesen und wurde sofort von der Geschichte in den Bann gezogen. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich den Roman gewonnen habe.

Dies ist der erste Band der Siedler-Reihe von Malou Wilke und wir begleiten die allerersten Siedler, die sich 1733 im Bundesstaat Georgianiederlassen. Unter ihnen ist die junge schwangere Nellie Bernstein, die von ihrem Vater vor die Tür gesetzt wurde. Gemeinsam mit den anderen Vertrieben, wie den Protestanten aus dem Salzburger Erzherzogtum, die ihre Heimat wegen ihres Glaubens verlassen müssen oder anderen Heimatlosen, begleiten wir sie auf den Weg nach Amerika, wo eine völlig ungewisse Zukunft auf die Aussiedler wartet....

Der erste Band ist in vier Teile gegliedert und erzählt von den Jahren 1733 bis 1739. Malou Wilke schreibt sehr bildhaft, wie damals die Kolonie unter James Oglethorpe entstanden ist. Ein völlig neues Land mit komplett anderen Witterungsverhältnissen, unbekannten Tieren und den ursprünglichen Einwohnern, den Yamacraw, warten auf die Europäer. Die Beziehung zu den indigenen Völkern wird natürlich ebenfalls thematisert, wie auch die Feindschaft zu den Spaniern, die sich bereits weiter südlich angesiedelt haben. Der historisch belegte Gründer von Georgia, James Oglethorpe, ist natürlich ein wichtiger Wegbegleiter für die ersten und weiterhin ankommenden Europäer und erhält auch im Roman einen wichtigen Part.

Neben dem Aufbau einer neuen Siedlungsgemeinschaft stehen die zwischenmenschlichen Beziehungen im Vordergrund. Sind die ersten Siedler friedfertig und wollen sich ein angenehmes Zusammenleben gestalten, werden die Probleme mit dem Ankommen immer weiterer Menschen größer. Alkohol und Streitigkeiten, wie auch das Verbot der Sklaverei, die trotzdem Einzug hält, werden zu Themen, die die Gemeinschaft spalten. Aber auch die Natur bringt immer wieder neue Probleme, die die Siedler vor große Herausforderungen stellen.
Es war ungemein spannend zu lesen, wie die Menschen sich aus dem Nichts eine neue Heimat erschaffen.

Nellie ist eine sehr sympathische und starke junge Frau, deren Leben bisher alles andere als gut war. Alle neuen Bewohner, die Savannah schließlich gründen, sind Menschen, die vor etwas flüchten und sich ein besseres Leben erhoffen. Allerdings wurde mir Nellie im Laufe des Romans fast zu gut dargestellt, denn sie ist für viele in der Kolonie eine Stütze, die immer für sie da ist - trotz aller Rückschläge und Verluste.

Bis zu den ersten 400 Seiten war ich extrem begeistert vom Roman und war mir sicher, dass ich ein fünf Sterne Buch, sogar ein Highlight, vor mir habe. Danach nahmen aber die Tragödien und Verluste immer mehr zu. Kaum ein Kapitel kam ohne Tote und Naturkatastrophen aus. Natürlich war vieles für die Siedler fremd, wie das ihnen unbekannte, aber immer wiederkehrende Gelbfieber, das viel zu viele dahingerafft hat. Trotzdem wurde mir das Elend bald zu viel, denn es zog mich doch ziemlich runter und nahm der Geschichte das gewisse Etwas, was mich an den bisherigen Seiten so fasziniert hatte.

Trotzdem ist der erste Band der Siedler-Saga eine ganz tolle und spannende Geschichte, die über die ersten Siedler unter James Oglethorpe und der neuen Kolonie Georgia, erzählt. Ich habe jede Menge Neues gelernt und werde auf jeden Fall auch den zweiten Band lesen, der Ende des Jahres erscheint.

Fazit:
Ein mitreißender erste Band einer Auswanderer-Saga, die über die Entstehung von Georgia erzählt. Spannend und empfehlenswert für alle Leser:innen, die gerne über fremde Länder im historischen Kontext lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.05.2024

Im dunklen, dunklen Wald

Das Baumhaus
0

Ein schwedischer Thriller von einer deutschen Autorin? Gehts das? - und wie!
Vera Bucks neuer Thriller ist eine komplexe und wendungsreiche Geschichte, die aus der Sicht von Henrik, Marla, Nora und Rosa ...

Ein schwedischer Thriller von einer deutschen Autorin? Gehts das? - und wie!
Vera Bucks neuer Thriller ist eine komplexe und wendungsreiche Geschichte, die aus der Sicht von Henrik, Marla, Nora und Rosa erzählt wird. Es sind sehr individuelle Charaktere, wobei Rosa für mich der mit Abstand interessanteste ist.
Das Buch ist von Beginn an fesselnd. Bereits der Prolog ließ mich erschauern. Wir werden mit einer Figur konfrontiert, die uns das ganze Buch über begleitet und mir Gänsehaut beschert hat.
Der Thriller beginnt mit der Ankunft von Henrik, Nora und Fynn, einer deutschen Familie, die im ehemaligen Sommerhaus von Henriks Großvater in Västernorrland, ihren Urlaub verbringen möchten. Das seit Jahren leerstehende Haus ist jedoch ziemlich heruntergekommen. Der Garten ist verwildert und die Zufahrt zum Haus kaum mehr zu finden und einsehbar. Vom dunklen Wald in der Nähe geht etwas Bedrohliches aus. Henrik verbindet jedoch mit dem Haus Erinnerungen an seine Ferien bei seinem geliebten Großvater in Schweden. Als er im Wald ein Baumhaus entdeckt, kommen Erinnerungen an eine Begebenheit in ihm hoch, die er jahrzehntelang verdrängt hatte.
Als Fynn beim Spielen im Wald innerhalb von kurzer Zeit plötzlich verschwindet, fällt das Kartenhaus der nach außen hin harmonischen Familie in sich zusammen.

Henrik ist Kinderbuchautor und seine Fantasie scheint keine Grenzen zu haben. Das bringt ihn aber auch oftmals in Schwierigkeiten, weil er auch gerne flunkert. Selbst Nora weiß nicht immer, wann er lügt oder die Wahrheit spricht. Für ihn ist vieles ein großes Abenteuer, bis ihn gewisse Erinnerungen einholen, die ihm keine Ruhe lassen.

Nora hütet ein Geheimnis und möchte dieses mit der Urlaubsreise nach Schweden hinter sich lassen. Doch das scheint nicht möglich. Verstörende Nachrichten auf ihrem Handy und eine unbestimmte Angst lassen sie nicht wirklich los.

Spannend fand ich den Charakter von Rosa. Sie ist alles andere als erfreut, dass sie wieder zu Hause einziehen muss. Sie soll ihren Vater bei der Pflege ihres verunglückten Bruders helfen, der seitdem querschnittgelähmt ist. Dafür muss sieh ihre eigenen Pläne zurückstecken.
Rosa interessiert sich seit ihrer Kindheit für den Tod und hat in forensischer Botanik promoviert. Sie untersucht die Auswirkungen von Tierkadavern in der unmittelbaren Umgebung von Bäumen. Ihr seltsame Vorliebe hat sie allerdings zur Einzelgängerrin gemacht. Als sie bei ihren Grabungen auf ein Kinderskelett stößt, bittet die Polizei um ihre Hilfe. Sie soll weitere Grabungen durchführen, denn in den letzten Jahrzehnten sind einige Kinder auf mysteriöse Weise verschwunden.

Und dann ist da noch Marla. Das kleine Mädchen wurde entführt und wird seitdem in einem Baumhaus gefangen gehalten.

Die Figuren sind sehr facettenreich und unheimlich gut dargestellt. Jeder von ihnen hat etwas zu verbergen. Als Leser erlebt man die Gedanken und Ängste der Figuren immer hautnah mit.
Der Schreibstil ist sehr bildhaft und lebendig. Ich bin begeistert!

Durch die wechselnden Kapitel mit unterschiedlichen Erzählern entsteht eine Spannung, die sich immer weiter aufbaut. Vera Buck gelingt es eine atmosphärische Grundstimmung zu erzeugen, die eher düster und beklemmend ist.
Mich hat der Plot fasziniert und die Sogwirkung, die bereits zu Beginn entsteht, hat mich das Buch kaum aus der Hand legen lassen. Die Autorin hat einige Themen aufgemacht, die nach und nach an Intensivität gewinnen. Puzzlestein um Puzzlestein lassen ein Gesamtbild entstehen, welches sich dann doch wieder verändert.
Vera Buck hat viele Wendungen eingebaut, die überraschen und mich oftmals kurz die Luft anhalten hat lassen. Man rätselt gerne mit und wird doch auf eine falsche Fährte geführt, wobei es trotzdem immer wieder weitere Verdächtige gibt. Mit einem Verdacht lag ich richtig, doch mit dem tatsächlichen Ende konnte mich die Autorin richtig überraschen.
Zum Ende hin wurde mir der komplexe Thriller fast ein wenig zu schnell aufgelöst. Ein Twist nach dem anderen folgte und mir schwirrte richtig der Kopf! Die Auflösung ist trotzalledem schlüssig und nachvollziehbar.

Fazit:
Ein verstörender Thriller, der den Alptraum vieler Eltern Wirklichkeit werden lässt. Facettenreiche Charaktere und eine durchgehend beklemmende Atmosphäre ließen mich das Buch kaum aus der Hand legen. Das Ende war mir dann jedoch fast ein bisschen zu schnell und es ging Schlag auf Schlag.
Der Schreibstil ist fantastisch und ich werde mir auch noch die anderen Romane/Thriller der Autorin näher anschauen, wobei ich "Runa" bereits im Regal stehen habe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.05.2024

Pageturner vom Feinsten

Absturz
0

Von der Autorin habe ich bereits "Flug 416" gelesen. Der Thriller hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich ihn etwas zu "amerikanisch" fand mit den typischen Heldenfiguren, die wir aus diversen Actionfilmen ...

Von der Autorin habe ich bereits "Flug 416" gelesen. Der Thriller hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich ihn etwas zu "amerikanisch" fand mit den typischen Heldenfiguren, die wir aus diversen Actionfilmen kennen. Auch bei "Absturz" muss ich dies wieder "bemängeln", jedoch hat mich auch ihr zweiter Thriller wieder richtig gefesselt.

T.J. Newman greift abermals das Thema einer Flugzeugkatastrophe auf. Nur sechs Minuten nach dem Start in Honolulu stürzt Flug 1421 ins Meer. Unter den Überlebenden befinden sich auch Will und seine Tochter Shannon. Während sich bereits einige Passagiere über die Notrutsche aus dem Wrack retten konnten, sind Will, Shannon und noch einige andere Menschen im Flugzeug, als dieses plötzlich zu sinken beginnt. Es gibt kein Entkommen und es bleiben nur mehr wenige Stunden Sauerstoff. Der Countdown läuft.....

Wir erleben Kapitel aus der Sicht der eingeschlossenen Passagiere und aus der Sicht der Rettungkräfte. Es werden zu Beginn jede Menge Figuren vorgestellt. Im Mittelpunkt steht jedoch Will Kent. Parallel dazu gibt es einen weiteren Handlungsstrang um Chris, der Mutter von Shannon und Noch-Ehefrau von Will. Sie ist Industrietaucherin und wird zum Unglücksort gerufen. Natürlich setzt sie alles daran, ihre Tochter zu retten. Ihr Plan, den sie der Rettungsmannschaft darlegt, scheitert zunächst an der Sturheit von Navy und Küstenwache....
Als Leser wechseln wir zwischen den beiden Handlungssträngen und erleben die Emotionen im Flugzeug, sowie von den Rettungsmannschaften hautnah mit.
In kleinen Rückblenden erfahren wir zusätzlich mehr aus dem Leben der Familie Kent.

Die Autorin spielt gekonnt mit unseren Albträumen, wenn es ums Fliegen geht. Sie war jahrelang Flugbegleiterin und kennt sich mit diesem Thema sehr gut aus....auch mit den Ängsten der meisten Passagiere. Meisterhaft fängt sie die Emotionen und die Umstände während des Absturzes ein.
Der Spannungsbogen bleibt von Beginn an hoch und T.J. Newman hat wieder einen absoluten Pageturner geschrieben. Ich habe den Thriller an zwei Abenden inhaliert. Aufgebaut ist er ähnlich, wie ihr Debüt. Die Umstände sind jedoch anders als bei "Flug 416".

Der Schreibstil ist sehr bildhaft und knackig - passend für einen Thriller. Die technischen Details werden verständlich dargestellt. Die Charaktere sind allerdings ein wenig eindimensional und stereotypisch.
Meine Kritikpunkte, die ich schon bei ihren Debütthriller hatte, gibt es auch diesmal, obwohl ich "Absturz" doch um einiges besser fand. Es war mir wiederum zu amerikanisch (heldenhaft) und manchmal etwas überzogen. Als Katastrophenfilm kann ich mir die Geschichte allerdings sehr gut vorstellen und anscheinend sind die Filmrechte bereits vergeben.

Spannung auf hohem Niveau kann die Autorin - ob es ihr auch bei anderen Themen gelingt?


Fazit:
Ein wahrer Pageturner, den ich in kurzer Zeit gelesen habe. Actionreich und spannend - jedoch wieder sehr "amerikanisch" und etwas überzogen. Trotzdem fand ich "Absturz" gelungen und empfehle es allen weiter, die einen nervenaufreibendn Katastrophen-Thriller lesen möchten!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.05.2024

Sommerlicher und erfrischender Jugendroman

Emmas Herzdilemma
0

Von Stefanie Gerstenberge habe ich schon einige Jugendromane gelesen - viele davon hat sie gemeinsam mit ihrer Tochter Martha Martin geschrieben. "Emmas Herzdilemma" kommt aus der alleinigen Feder der ...

Von Stefanie Gerstenberge habe ich schon einige Jugendromane gelesen - viele davon hat sie gemeinsam mit ihrer Tochter Martha Martin geschrieben. "Emmas Herzdilemma" kommt aus der alleinigen Feder der Autorin.

Besonders spannend am Roman fand ich die beiden Verläufe, die die Geschichte einnimmt. Der gemeinsame Ausgangspunkt zweigt nämlich ab einer bestimmten Stelle in verschiedene Richtungen ab und wir erhalten zwei parallel laufende Handlungsalternativen. Beide Handlungsstränge sind toll gekenntzeichnet. Es gibt verschiedene Schriftarten und zu Beginn wissen wir durch eine Grafik des Collosseums oder des Kölner Doms, wo wir uns gerade befinden.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Emma erzählt. Sie ist ein typischer Teenager, die sich vor ihren Pflichten drückt und selten Verantwortung überbnimmt. Das wird ihr jedoch zum Verhängnis, als sie mit Ringo, dem betagten Hund ihres Großvaters in den Park geht, um ihren heimlichen Schwarm Oscar zu sehen. Statt auf Ringo aufzupassen, sind ihre Augen nur bei Oscar. Ringo nutzt die Gelegenheit und haut ab - und wird von einem Auto angefahren. Daraufhin muss Emma die Tierarztkosten selbst zahlen und der gemeinsame Urlaub mit den Eltern in Frankreich wird gestrichen. Stattdessen soll sie in der kleine Pension ihrer Tante Dette in Rom sechs Wochen Mädchen für alles spielen und das Geld für den Tierrarzt verdienen. Emma hat null Bock darauf, vorallem wo Oscar den Sommer über in Köln bleibt.

Und hier teilt sich nun die Geschichte:
- Bei der Rom-Variante fliegt Emma in die italienische Hauptstadt, wird endlich selbstständiger und lernt Verantwortung zu übernehmen. Dabei läuft ihr immer wieder ein süßer Junge mit dunklen Locken über den Weg. Sie lernt italienisch und verliebt sich nicht nur in das quirlige Rom.
- Bei der Köln-Variante bleibt Emma in Köln. Etwas wiederwillig hilft sie ihren Opa in seiner Wohnung. Dabei lernen sich die Beiden richtig gut kennen und lernt einiges über Poesie. Emma macht sich Gedanken über einige Dinge, die zum Erwachsen werden dazugehören, macht ihren Roller-Führerschein und wird ebenfalls sehr viel selbständiger. Nur Oscar schwirrt ihr noch immer im Kopf herum....

Es macht Spaß die Geschichte aus zwei verschiedenen Perspektiven zu lesen und zu sehen, wie Emma sich in Köln und in Rom verhält. Die Unterschiede zwischen den beiden Städten nutzt die Autorin geschickt, um die Entwicklung von Emma in verschiedenen Situationen zu beleuchten.

Stefanie Gerstenberger hat die oftmals impulsive Art von Emma sehr gut getroffen. Auch diese "Ich-Bezogenheit", die Teenager in diesem Alter an sich haben, spiegelt sich perfekt wieder. Emmas Seelenleben wird ebenfalls gut beschrieben. Sie macht eine glaubhafte Entwicklung durch, während sie sich mit den Entscheidungen und Konsequenzen ihres Handelns auseinandersetzt.

Das Buch fällt mit dem quitschgelben Cover sofort ins Auge und versprüht Fröhlichkeit. Der frech fröhliche Schreibstil passt perfekt zur jugendlichen Zielgruppe und macht auch Erwachsenen Spaß. Obwohl einige ernste Themen aufgegriffen werden, sprüht die Geschichte oftmals voller Humor. Während es in Köln meistens regnet und die Stimmung in diesen Leseabschnitten düsterer ist, wirkt der Abschnitt in Rom fröhlicher. Die Beschreibungen der italienischen Hauptstadt sind sehr bildhaft und den typischen Lebensstil der Einheimischen spürt man durch die Zeilen. Dramatische Ereignisse findet man aber in beiden Handlungssträngen.

Neben der jugendlichen Leichtigkeit werden aber auch Themen wie Scheidung, s*xuelle Übergriffigkeit, Diebstahl, Lügen, Untreue und Tod behandelt. Gerstenberger verwebt diese doch schweren Themen gut in die Geschichte rund ums Erwachsen werden. Sie geben dem Roman auch Tiefgang neben der jugendlichen Leichtigkeit.
Stefanie Gerstenberger hat es perfekt geschafft, die beiden Handlungsstränge am Ende so zusammenzuführen, dass sie ein logisches und passendes Bild ergeben und dem Leser trotzdem noch Spielraum für seine eigenen Gedanken lässt.

Fazit:
Ein erfrischender Jugendroman mit zwei möglichen Varianten, der unterhält. Perfekt für Mädchen ab 13 Jahren und junggebliebene Erwachsene, die nach einem tollen Sommerroman suchen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere