Bewegender Roman
„...Wir waren ein paar Tage segeln. Eigentlich wollten wir die ganzen Osterferien über die schwedische Küste hinab segeln. Aber dann bin ich abgehauen...“
Es sind nur wenige Zeilen, hinter denen aber ...
„...Wir waren ein paar Tage segeln. Eigentlich wollten wir die ganzen Osterferien über die schwedische Küste hinab segeln. Aber dann bin ich abgehauen...“
Es sind nur wenige Zeilen, hinter denen aber ein bitteres Leben steckte. Juni hatte guten Grund, ihren Mann zu verlassen.
Die Autorin hat einen bewegenden Roman geschrieben. Die Geschichte wechselt gekonnt zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet.
Juni zieht in Norwegen in das Haus ihrer Großeltern, in dem zuletzt ihre Mutter gelebt hatte. Sie will endlich ausräumen und sich gleichzeitig Gedanken machen, wie ihr Leben weiter gehen soll.
Juni erinnert sich an ihre Großmutter Tekla, die im Regen tanzte und dann zusammenbrach. Sie hatte keine Gelegenheit mehr, ihrer Enkelin von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Nun, nach dem Tod ihrer Mutter, findet Juni eine Fotografie, die ihre Großmutter mit einem deutschen Soldaten zeigt.
Juni erinnert sich an die Worte ihres Großvaters:
„...Die Menschen sagen immer, man soll nicht zurückblicken, aber das ist falsch. Man muss ein Stück weit zurückschauen, um zu wissen, wer man ist und woher man kommt...“
Teklas Geschichte führt mich als Leser in die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs. Otto, ein deutscher Soldat, hatte sich um Teklas Pferd gekümmert. Zwischen beiden beginnt eine zarte Liebesgeschichte. Dass durfte aber nicht sein. Tekla folgt Otto in ein Lager, wo sie auf die Ausreise nach Deutschland warten mussten. Damit aber verlor Tekla ihre norwegische Staatsangehörigkeit. Sie heiratet Otto im Lager. Er nimmt sie mit nach Demmin, wo er auf einen großen Gut aufgewachsen ist. Noch ahnt er nicht, was ihn dort erwartet.
Teklas Leben führt sie von Demmin über Berlin an die Küste, wo ihr Konrad eine Rückkehr nach Norwegen ermöglicht. Sie lernt die Not der Nachkriegszeit kennen, findet aber auch Menschen, die ihr zur Seite stehen.
„...Nicht zerbrechen. Beuge dich, aber zerbrich nicht, wiederholte sie wieder und wieder...“
Kann der Blick in die Vergangenheit erklären, warum Junis Mutter in eine Welt aus Selbstmitleid, Depression und Alkoholismus abgeglitten war? Was unterschied sie von ihren Brüdern, die in Norwegen geboren waren?
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, wie die Schicksale im Krieg noch die nachfolgenden Generationen beeinflussen.