Mit den Bücher von Otfried Preußler bin ich aufgewachsen. Gemeinsam mit anderen Kinderbuchklassikern wie Astrid Lindgren, Paul Maar oder Michael Ende gehörten seine Bücher zu den ersten, die mir vorgelesen ...
Mit den Bücher von Otfried Preußler bin ich aufgewachsen. Gemeinsam mit anderen Kinderbuchklassikern wie Astrid Lindgren, Paul Maar oder Michael Ende gehörten seine Bücher zu den ersten, die mir vorgelesen wurden. Schon als ich die "Räuber Hotzenplotz" Reihe nochmal ausgegraben habe, habe ich beschlossen, auch "Die kleine Hexe", "Der kleine Wassermann" und "Das kleine Gespenst" nochmal etwas Aufmerksamkeit zu widmen.
Nach dem nochmaligen Lesen hat sich mein Eindruck aus Kindertagen bestätigt, dass "Die kleine Hexe" mein Lieblingsbuch des Autors ist. Die 127seitige, lehrreiche Geschichte mit viel Witz und Herz über die 127jährige Hexe konnte mich auch mit 22 Jahren noch mitreißen und nostalgische Erinnerungen wecken. Zwar sind manche der Lektionen, die die Hexe den Dorfbewohnern erteilt sowie Teile der Sprache (z.B. die teilweise rassistischen Bezeichnungen für die Faschingskostüme der Kinder) etwas veraltet, dennoch hat das Kinderbuch im Sinne eines eines klassischen Märchens immer noch eine gültige Moral über Freundschaft, Nettigkeit und der Sieg des Guten. Über die hier sehr klare Unterscheidung von Gut und Böse kann man darüber hinaus hervorragend beim Vorlesen mit seinen Kindern diskutieren. Trotz dass man dem Roman ihre beinahe 70 Jahre anmerkt, ist die Geschichte der kleinen Hexe herrlich zeitlos!
"Pah!", rief die kleine Hexe, "Verboten ist vieles. Aber wenn man sich nicht erwischen lässt..."
Mit den Bücher von Otfried Preußler bin ich aufgewachsen. Gemeinsam mit anderen Kinderbuchklassikern wie Astrid Lindgren, Paul Maar oder Michael Ende gehörten seine Bücher zu den ersten, die mir vorgelesen ...
Mit den Bücher von Otfried Preußler bin ich aufgewachsen. Gemeinsam mit anderen Kinderbuchklassikern wie Astrid Lindgren, Paul Maar oder Michael Ende gehörten seine Bücher zu den ersten, die mir vorgelesen wurden. Schon als ich die "Räuber Hotzenplotz" Reihe nochmal ausgegraben habe, habe ich beschlossen, auch diesen drei Kinderbuch-Klassikern nochmal etwas Aufmerksamkeit zu widmen.
"Das kleine Gespenst" fand ich wieder super süß! Schon als Kind hat mir die Idee, ein für Kinder oft unheimlich konnotiertes Wesen als verspielte Hauptfigur darzustellen, deren Streiche und Abenteuer man verfolgt, sehr gut gefallen. Auch nun fand ich das kleine Gespenst wieder sehr sympathisch und habe bis zum Ende mitgefiebert. Sehr empfehlen kann ich hier übrigens auch die Live-Action Verfilmung von (2013) sowie auch das Hörspiel mit Anna Thalbach.
“Auf Burg Eulenstein hauste seit uralten Zeiten ein kleines Gespenst. Es war eines jener harmlosen kleinen Nachtgespenster, die niemandem etwas zuleide tun, außer man ärgert sie."
Mittlerweile bin ich ein großer Fan von Leigh Bardugo und habe alles gelesen, was sie auf den Markt gebracht hat. "Der Vertraute" ist ihr neuer Standalone-Roman, der inspiriert von ihrer Familiengeschichte ...
Mittlerweile bin ich ein großer Fan von Leigh Bardugo und habe alles gelesen, was sie auf den Markt gebracht hat. "Der Vertraute" ist ihr neuer Standalone-Roman, der inspiriert von ihrer Familiengeschichte von einer jungen Magierin während des goldenen Zeitalter Spaniens zur Zeit der Inquisition erzählt. Der Klapptext und die Themen rund um Magie, Verrat und Ketzerei haben mich schon sehr neugierig gemacht, sodass ich wahnsinnig gespannt auf die Geschichte war, auch wenn ich mir nicht sicher war, was mich erwarten würde. 480 Seiten später kann ich nun bestätigen, dass ich definitiv nicht habe kommen sehen, wohin Leigh Bardugo mit dieser Geschichte über Verzweiflung, Intrigen, Aufstieg, Macht, Liebe, Träume und Wunder geführt hat. Eine bezaubernd düstere, spannende und magische Geschichte!!!
"Es gibt unterschiedliche Arten des Leidens, dachte Valentina. Die Art, die einen überraschte, und die Art, mit der man so lange lebte, dass man sie gar nicht mehr bemerkte.“
Die Covergestaltung ist recht schlicht, aber durchaus eindrucksvoll. Vor einem pechschwarzen Hintergrund ist eine beringte Hand zu sehen, die eine goldene Gebetskette hält, während aus dem pompösen Ärmelaufschlag ein schwarzer Skorpion kriecht. Damit sind die Hauptmotive der Handlung - Reichtum, Kirche und Santangels Wappentier der Skorpion - vertreten. Zum schwarz-goldenen Look des Buches passt auch der schwarze Farbschnitt ganz wunderbar, mit dem die erste Auflage ausgestaltet ist. Vielen Dank an der Stelle an den Verlag für das Rezensionsexemplar, was aber natürlich wie immer meine Meinung nicht beeinflusst hat.
Erster Satz: "Wäre das Brot nicht verbrannt, so wäre dies eine ganz andere Geschichte. Wäre der Sohn der Köchin in der Nacht zuvor nicht zu spät heimgekommen, hätte die Köchin nicht gewusst, dass er sich mit dieser Theaterdichterin herumtrieb.“
Mit diesem ersten Satz steigen wir in das Leben der Dienerin Luzia Cotado ein, die zwischen harter Arbeit und Angst vor der Inquisition heimlich von einem besseren Leben träumt. Als ihre Herrin Doña Valentina entdeckt, dass sie magische Fähigkeiten hat und kleine Wunder vollbringen kann, ist das ihre Eintrittkarte in eine Welt voller Reichtum und Schönheit aber auch Intrigen und Bigotterie und so schwebt sie bald in Lebensgefahr. Bis wir allerdings an dem Punkt ankommen, an dem sich Luzia der Gier der Adligen stellen muss, gehen einige Seiten ins Land. Gerade in den ersten 100 Seiten benötigt die Geschichte einige Zeit, um ins Rollen zu kommen und uns die Figuren und ihre Lebensumstände vorzustellen. Dabei fokussiert sich die Autorin weniger auf die Vergangenheit oder die Rahmenbedingungen von Luzias Magie, sondern mehr auf deren Wünsche oder Ängste und stellt sie mehr als junge Frau am Boden der Gesellschaft als als Magierin vor. Wie gerade Luzia zu ihren Milagritos gekommen ist und wie die Refranes aus der Mischsprache Ladino zu Zauberformeln werden, bleibt dabei geheimnisvoll und unbeantwortet, was zur vielschichtigen Atmosphäre des Romans beiträgt.
"Du bringst das Blut in meinen Adern aufs Neue zum Fließen. Du erinnerst mein Herz daran zu schlagen."
"Ein Herz kann nicht vergessen zu schlagen", schnaubte sie. Seine Miene wurde ausdruckslos.
"Alles kann in Vergessenheit geraten, wenn nur genug Zeit vergeht.“
Auch im weiteren Verlauf hätte die eigentliche Rahmenhandlung mit der Bedrohung durch die Inquisition, Antonio Pérez´ Plan und dem magischen Turnier für meinen Geschmack noch etwas stärker ausgeprägt sein können. Anders als bei Leigh Bardugos anderen Fantasy-Reihen stehen Magie und Abenteuer allerdings nicht im Vordergrund, sondern vielmehr die Figuren und die generelle Atmosphäre der Geschichte. So ist der Hauptspannungsgeber der Geschichte die Frage, wem Luzia vertrauen kann und wem nicht, sowie die Frage, worauf die Geschichte überhaupt hinauslaufen wird. Diese Unsicherheit erzeugt eine großartige Atmosphäre voll unterschwelliger Spannung, die sich bis zur letzten Seite langsam aufbaut und immer wieder mit einer unerwarteten Wendung überrascht.
"Don Marius, Don Victor Pérez, vielleicht der König selbst... eigentlich sind sie alle gleich.", sagte sie schließlich, als sie fertig war. "Sie kreisen in ihrer Umlaufbahn, und wir dürfen ihre Bewegungen bewundern. Sei vorsichtig... mit Santángel." Scheinbar wollte sie heute jeder warnen.
"Weil ich einen Pakt mit dem Teufel geschlossen habe?" Valentina zuckte zusammen.
Sie schüttelte den Kopf. "Weil er ein Mann ist, Luzia.“
Dazu passend ist auch das historische Setting zur Zeit der spanischen Inquisition ausgewählt. Als politisch brisante und künstlerisch spannende Epoche, die als goldenes Zeitalter Spaniens in die Geschichte einging, hält das Setting gesellschaftlichen Reichtum und künstlerische Blüte, aber auch Brutalität und Schrecken bereit. Vor allem der mitschwingende Antisemitismus, den Luzia aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln erfährt, trifft dabei empfindlich den aktuellen Zeitgeist. Dabei ist die Geschichte grob von Leigh Bardugos eigenen Vorfahren inspiriert, die aufgrund ihrer jüdischen Konfession 1492 aus Spanien fliehen mussten. Folter, Verfolgung, Mord, Gefangenschaft - die Autorin schreckt nicht davor zurück, die brutalen Vergehen der Kirche an Andersgläubigen darzustellen, weshalb es sich ausdrücklich nicht um ein Jugendbuch handelt.
"Fürchte die Menschen, Luzia", sagte er. "Fürchte ihren Ehrgeiz und die Verbrechen, die sie dafür begehren. Vor Magie hingegen oder dem, was du damit tun kannst, muss du doch nicht fürchten."
Auch hinsichtlich der Figuren ist die Geschichte deutlich erwachsener und reifer als ihre letzten YA und NA Reihen. Denn auch wenn ich die Figuren alle großartig fand, kommt keine einzige davon einem klassischen Helden auch nur nahe. Auch wenn Luzia als Hauptfigur im Vordergrund steht, wechselt Leigh Bardugo zwischen personalen Erzählperspektiven einer Vielzahl von handelnden Figuren, die unterschiedlicher nicht sein können. Was sie alle verbindet: Sie haben alle geheime Motive, Wünsche, Bedürfnisse, Träume oder Visionen, die sie ohne Zurückhaltung und Rücksicht auf Verluste verfolgen. Während Luzia keinen Hehl aus ihrer Gier und ihren Ambitionen für einen gesellschaftlichen Aufstieg macht, der ihr ein leichteres Leben ermöglicht, tendiert ihre Herrin Valentina in ihrer Machtlosigkeit und Unzufriedenheit zur Grausamkeit gegenüber Unterstellten, Santángel würde sich für seine Freiheit bis nach Italien durchmorden und auch Nebenfiguren wie Teoda, Hualit, Fortún Donadei oder Victor de Paredes verlieren sich in dieser grausamen Zeit. Dennoch gelingt es der Autorin erstaunlicherweise, dass einem die Figuren mit der Zeit unweigerlich ans Herz wachsen und gerade aufgrund ihrer unverschleierten Rücksichtslosigkeit nahbar werden.
"Wenn sie ehrlich war, spürte sie den Sog dieser größeren Magie. Ihr gieriges Herz sehnte sich danach. Nicht nur nach der Hoffnung, aus dieser Stadt, aus diesem Leben entkommen zu können. In Wahrheit hatte sie es genossen, furchterregend zu sein."
Besonders überzeugen konnten mich dabei die dargestellten Beziehungen zwischen Luzia und Valentina, die sich von gehorsamer Dienerin und kleinlicher Herrin zu Leidensgenossinnen wandeln und die romantische Beziehung zwischen Luzia und Guillén Santángel. Zwar bekommt die Liebesgeschichte in der Geschichte nur begrenzten Raum, diesen nutzen die beiden Figuren aber ganz wunderbar aus, um sich einen eigenen kleinen Kosmos ganz für sich alleine zu gestalten, in dem nichts als ihre Nähe eine Rolle spielt. Ob die Liebe der beiden das magische Turnier, die menschlichen Abgründe und die brutale Inquisition überlebt... lest selbst!
"Du bist also fertig mit mir?", fragte sie, als er zur Tür ging.
Ich habe noch nicht einmal angefangen...“
Fazit:
"Der Vertraute" ist eine historische Fantasy-Geschichte, die mit düsterer Atmosphäre, geheimnisvoller Magie, moralisch grauen Figuren und einem lebendigen Historien-Setting überzeugt. Leigh Bardugo erzählt eine düstere, spannende und magische Geschichte über Verzweiflung, Intrigen, Aufstieg, Macht, Liebe, Träume und Wunder!
Mittlerweile bin ich ein großer Fan von Leigh Bardugo und habe alles gelesen, was sie auf den Markt gebracht hat. "Der Vertraute" ist ihr neuer Standalone-Roman, der inspiriert von ihrer Familiengeschichte ...
Mittlerweile bin ich ein großer Fan von Leigh Bardugo und habe alles gelesen, was sie auf den Markt gebracht hat. "Der Vertraute" ist ihr neuer Standalone-Roman, der inspiriert von ihrer Familiengeschichte von einer jungen Magierin während des goldenen Zeitalter Spaniens zur Zeit der Inquisition erzählt. Der Klapptext und die Themen rund um Magie, Verrat und Ketzerei haben mich schon sehr neugierig gemacht, sodass ich wahnsinnig gespannt auf die Geschichte war, auch wenn ich mir nicht sicher war, was mich erwarten würde. 480 Seiten später kann ich nun bestätigen, dass ich definitiv nicht habe kommen sehen, wohin Leigh Bardugo mit dieser Geschichte über Verzweiflung, Intrigen, Aufstieg, Macht, Liebe, Träume und Wunder geführt hat. Eine bezaubernd düstere, spannende und magische Geschichte!!!
"Es gibt unterschiedliche Arten des Leidens, dachte Valentina. Die Art, die einen überraschte, und die Art, mit der man so lange lebte, dass man sie gar nicht mehr bemerkte.“
Die Covergestaltung ist recht schlicht, aber durchaus eindrucksvoll. Vor einem pechschwarzen Hintergrund ist eine beringte Hand zu sehen, die eine goldene Gebetskette hält, während aus dem pompösen Ärmelaufschlag ein schwarzer Skorpion kriecht. Damit sind die Hauptmotive der Handlung - Reichtum, Kirche und Santangels Wappentier der Skorpion - vertreten. Zum schwarz-goldenen Look des Buches passt auch der schwarze Farbschnitt ganz wunderbar, mit dem die erste Auflage ausgestaltet ist. Vielen Dank an der Stelle an den Verlag für das Rezensionsexemplar, was aber natürlich wie immer meine Meinung nicht beeinflusst hat.
Erster Satz: "Wäre das Brot nicht verbrannt, so wäre dies eine ganz andere Geschichte. Wäre der Sohn der Köchin in der Nacht zuvor nicht zu spät heimgekommen, hätte die Köchin nicht gewusst, dass er sich mit dieser Theaterdichterin herumtrieb.“
Mit diesem ersten Satz steigen wir in das Leben der Dienerin Luzia Cotado ein, die zwischen harter Arbeit und Angst vor der Inquisition heimlich von einem besseren Leben träumt. Als ihre Herrin Doña Valentina entdeckt, dass sie magische Fähigkeiten hat und kleine Wunder vollbringen kann, ist das ihre Eintrittkarte in eine Welt voller Reichtum und Schönheit aber auch Intrigen und Bigotterie und so schwebt sie bald in Lebensgefahr. Bis wir allerdings an dem Punkt ankommen, an dem sich Luzia der Gier der Adligen stellen muss, gehen einige Seiten ins Land. Gerade in den ersten 100 Seiten benötigt die Geschichte einige Zeit, um ins Rollen zu kommen und uns die Figuren und ihre Lebensumstände vorzustellen. Dabei fokussiert sich die Autorin weniger auf die Vergangenheit oder die Rahmenbedingungen von Luzias Magie, sondern mehr auf deren Wünsche oder Ängste und stellt sie mehr als junge Frau am Boden der Gesellschaft als als Magierin vor. Wie gerade Luzia zu ihren Milagritos gekommen ist und wie die Refranes aus der Mischsprache Ladino zu Zauberformeln werden, bleibt dabei geheimnisvoll und unbeantwortet, was zur vielschichtigen Atmosphäre des Romans beiträgt.
"Du bringst das Blut in meinen Adern aufs Neue zum Fließen. Du erinnerst mein Herz daran zu schlagen."
"Ein Herz kann nicht vergessen zu schlagen", schnaubte sie. Seine Miene wurde ausdruckslos.
"Alles kann in Vergessenheit geraten, wenn nur genug Zeit vergeht.“
Auch im weiteren Verlauf hätte die eigentliche Rahmenhandlung mit der Bedrohung durch die Inquisition, Antonio Pérez´ Plan und dem magischen Turnier für meinen Geschmack noch etwas stärker ausgeprägt sein können. Anders als bei Leigh Bardugos anderen Fantasy-Reihen stehen Magie und Abenteuer allerdings nicht im Vordergrund, sondern vielmehr die Figuren und die generelle Atmosphäre der Geschichte. So ist der Hauptspannungsgeber der Geschichte die Frage, wem Luzia vertrauen kann und wem nicht, sowie die Frage, worauf die Geschichte überhaupt hinauslaufen wird. Diese Unsicherheit erzeugt eine großartige Atmosphäre voll unterschwelliger Spannung, die sich bis zur letzten Seite langsam aufbaut und immer wieder mit einer unerwarteten Wendung überrascht.
"Don Marius, Don Victor Pérez, vielleicht der König selbst... eigentlich sind sie alle gleich.", sagte sie schließlich, als sie fertig war. "Sie kreisen in ihrer Umlaufbahn, und wir dürfen ihre Bewegungen bewundern. Sei vorsichtig... mit Santángel." Scheinbar wollte sie heute jeder warnen.
"Weil ich einen Pakt mit dem Teufel geschlossen habe?" Valentina zuckte zusammen.
Sie schüttelte den Kopf. "Weil er ein Mann ist, Luzia.“
Dazu passend ist auch das historische Setting zur Zeit der spanischen Inquisition ausgewählt. Als politisch brisante und künstlerisch spannende Epoche, die als goldenes Zeitalter Spaniens in die Geschichte einging, hält das Setting gesellschaftlichen Reichtum und künstlerische Blüte, aber auch Brutalität und Schrecken bereit. Vor allem der mitschwingende Antisemitismus, den Luzia aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln erfährt, trifft dabei empfindlich den aktuellen Zeitgeist. Dabei ist die Geschichte grob von Leigh Bardugos eigenen Vorfahren inspiriert, die aufgrund ihrer jüdischen Konfession 1492 aus Spanien fliehen mussten. Folter, Verfolgung, Mord, Gefangenschaft - die Autorin schreckt nicht davor zurück, die brutalen Vergehen der Kirche an Andersgläubigen darzustellen, weshalb es sich ausdrücklich nicht um ein Jugendbuch handelt.
"Fürchte die Menschen, Luzia", sagte er. "Fürchte ihren Ehrgeiz und die Verbrechen, die sie dafür begehren. Vor Magie hingegen oder dem, was du damit tun kannst, muss du doch nicht fürchten."
Auch hinsichtlich der Figuren ist die Geschichte deutlich erwachsener und reifer als ihre letzten YA und NA Reihen. Denn auch wenn ich die Figuren alle großartig fand, kommt keine einzige davon einem klassischen Helden auch nur nahe. Auch wenn Luzia als Hauptfigur im Vordergrund steht, wechselt Leigh Bardugo zwischen personalen Erzählperspektiven einer Vielzahl von handelnden Figuren, die unterschiedlicher nicht sein können. Was sie alle verbindet: Sie haben alle geheime Motive, Wünsche, Bedürfnisse, Träume oder Visionen, die sie ohne Zurückhaltung und Rücksicht auf Verluste verfolgen. Während Luzia keinen Hehl aus ihrer Gier und ihren Ambitionen für einen gesellschaftlichen Aufstieg macht, der ihr ein leichteres Leben ermöglicht, tendiert ihre Herrin Valentina in ihrer Machtlosigkeit und Unzufriedenheit zur Grausamkeit gegenüber Unterstellten, Santángel würde sich für seine Freiheit bis nach Italien durchmorden und auch Nebenfiguren wie Teoda, Hualit, Fortún Donadei oder Victor de Paredes verlieren sich in dieser grausamen Zeit. Dennoch gelingt es der Autorin erstaunlicherweise, dass einem die Figuren mit der Zeit unweigerlich ans Herz wachsen und gerade aufgrund ihrer unverschleierten Rücksichtslosigkeit nahbar werden.
"Wenn sie ehrlich war, spürte sie den Sog dieser größeren Magie. Ihr gieriges Herz sehnte sich danach. Nicht nur nach der Hoffnung, aus dieser Stadt, aus diesem Leben entkommen zu können. In Wahrheit hatte sie es genossen, furchterregend zu sein."
Besonders überzeugen konnten mich dabei die dargestellten Beziehungen zwischen Luzia und Valentina, die sich von gehorsamer Dienerin und kleinlicher Herrin zu Leidensgenossinnen wandeln und die romantische Beziehung zwischen Luzia und Guillén Santángel. Zwar bekommt die Liebesgeschichte in der Geschichte nur begrenzten Raum, diesen nutzen die beiden Figuren aber ganz wunderbar aus, um sich einen eigenen kleinen Kosmos ganz für sich alleine zu gestalten, in dem nichts als ihre Nähe eine Rolle spielt. Ob die Liebe der beiden das magische Turnier, die menschlichen Abgründe und die brutale Inquisition überlebt... lest selbst!
"Du bist also fertig mit mir?", fragte sie, als er zur Tür ging.
Ich habe noch nicht einmal angefangen...“
Fazit:
"Der Vertraute" ist eine historische Fantasy-Geschichte, die mit düsterer Atmosphäre, geheimnisvoller Magie, moralisch grauen Figuren und einem lebendigen Historien-Setting überzeugt. Leigh Bardugo erzählt eine düstere, spannende und magische Geschichte über Verzweiflung, Intrigen, Aufstieg, Macht, Liebe, Träume und Wunder!
Ich habe selbst noch nichts von Neil Gaiman gelesen, kenne aber viele seiner Werke. "Art Matters" ist eine Kollektion von bisher unveröffentlichten Texten zum Thema Kunst, Schreiben, Bibliotheken und Tagträume. ...
Ich habe selbst noch nichts von Neil Gaiman gelesen, kenne aber viele seiner Werke. "Art Matters" ist eine Kollektion von bisher unveröffentlichten Texten zum Thema Kunst, Schreiben, Bibliotheken und Tagträume. In den beiden Teilen "Credo" und "Make Good Art" sind zwei seiner berühmten Reden verschriftlicht, in denen er dazu auffordert, kreativ zu werden und sich mithilfe von Kunst auszudrücken, um die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Er argumentiert, weshalb Kunst ein wichtiger Teil der Gesellschaft und kein Luxuszeitvertreib von einigen wenigen ist. Das kurze darauffolgende "Making A Chair" ist ein Gedicht über die Freude am Schaffen etwas zuvor nicht dagewesenen und hat in mir auch eine ziemlich große Schaffenslust geweckt. Und zuletzt bringt er in dem Essay "On Libraries" die Wichtigkeit von öffentlichen Büchereien und dem Zugang zu Büchern für alle auf den Punkt. Dabei kann man die Passion des Autors für Kunst, Phantasie, Ideen und Tagträumen aus jedem Wort herauslesen und sich leicht von seiner Leidenschaft anstecken lassen.
Zum Abschluss dieser sehr kurzen Rezension deshalb noch drei Zitate, die ich sehr inspirierend fand:
"It is easy to pretend that nobody can change anything, that society is huge and the individual is less than nothing. But the truth is individuals make the future, and they do it by imagining that things can be different."
"Now go, and make interesting mistakes. Make Interesting. Mistakes. Make glorious and fantastic mistakes. Break rules. Leave the world more interesting for you being here. Make good art."
"Fiction builds empathy. Fiction is something you build up from twenty-six letters and a handful of punctuation marks, and you, and you alone, using your imagination, create a world, and people it and look out through other eyes. You're being someone else, and when you return to your own world, you're going to be slightly changed."
Das Urteil
Dieses dünne Büchlein ist nicht nur für langjährige Fans des Autors geeignet, sondern auch empfehlenswert für Personen, die sich gerne kopfüber in bestärkende und inspirierende Aussagen des Autors zum Thema Kunst stürzen möchten.