Cover-Bild Nachruf aufs Paradies
23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 11.04.2024
  • ISBN: 9783462006254
Lutz Dursthoff

Nachruf aufs Paradies

Meine Frau, unsere russische Datscha und ich

In einem kleinen Dorf tief in der russischen Provinz eine zweite Heimat zu finden, das war der Traum. Dann kam der Angriff auf die Ukraine. Von den Abenteuern und Skurrilitäten des russischen Landlebens erzählt Lutz Dursthoff mit Leichtigkeit und Humor. Und er hält mit Wehmut und Zorn fest, was dieser Krieg alles zerstört hat.

»Seit Jahren hatten mir Freunde gesagt, ›schreib das doch auf‹, wenn ich berichtete, auf welch abenteuerlichen Wegen meine Frau und ich es, trotz pandemiebedingt geschlossener Grenzen, auf unsere Datscha geschafft hatten. Oder was die Wölfe im Winter wieder angestellt hatten.« Endlich hatte Lutz Dursthoff, langjähriger Sachbuchlektor im Verlag Kiepenheuer & Witsch, mit dem Schreiben begonnen. Doch dann der Bruch. Die Ungeheuerlichkeit eines brutalen Angriffskrieges, geführt von dem Land, das ihm mit den Jahren so vertraut geworden war. Wie weitererzählen? Am Ende ist ein berührender Abgesang entstanden, eine nostalgische Erzählung von einer versunkenen, idyllischen Welt, die seine aus Russland stammende Frau und er sich in der ländlichen Abgeschiedenheit erobert und erarbeitet hatten, ganz buchstäblich auf den Äckern, Beeten und in den Treibhäusern ihrer Datscha. Sowie ein subjektives Zeugnis der Zeit, als der Krieg wieder Einzug in Europa hielt.

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Veröffentlicht am 26.05.2024

Paradise lost

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Die Datscha nahe der Grenze zu Belarus war jahre-, ja jahrzehntelang der Sehnsuchtsort von Lutz Dursthoff und seiner Frau Galja. Die heile Welt, für Galja mit der Kindheit in der Sowjetunion verbunden, ...

Die Datscha nahe der Grenze zu Belarus war jahre-, ja jahrzehntelang der Sehnsuchtsort von Lutz Dursthoff und seiner Frau Galja. Die heile Welt, für Galja mit der Kindheit in der Sowjetunion verbunden, mit langen Ferien bei der Oma, wurde das immer neu transformierte Grundstück auch für den deutschen Ehemann zum russischen Paradies mit Banja und Gemüsegarten, Besuchen der Kinder und Enkel, gemütlichem Plausch mit den Nachbarn.

Dursthoffs Buch "Nachruf aufs Paradies" war ursprünglich anders gedacht: Episoden aus dem Datschaleben für die deutschen Leben, reflektieren über das Leben zwischen zwei Welten, seit der deutsche Verlagsmensch bei einem Arbeitstausch zu Perestrojka-Zeiten in einem Moskauer Verlag seine Galja kennen und lieben lernte.

Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hat sich das geändert. Zum einen war da die ethische Frage: Können wir, wollen wir in dieser Situation überhaupt noch nach Russland reisen? Zum anderen die schmerzliche Erkenntnis, dass mit vielen russischen Nachbarn auf dem Dorf plötzlich keine Gespräche mehr möglich sind, dass viele die staatliche Propaganda nicht hinterfragen. Da ist aber auch die Sorge um die jungen Leute im russischen Bekannten- und Verwandtenkreis: Droht ihnen die Mobilmachung, müssen sie in den Krieg?

"Nachruf aufs Paradies" wechselt immer wieder zwischen den Erinnerungen an den Aufbau dieses Paradieses, Pilzsuchen im Wald, Baden im See, ein ruhiges, entschleunigtes Leben, recht paradiesisch eben. Zugleich wird reflektiert über deutsch-russische Beziehungen, über die Sorge um ein Land, das beiden eben sehr am Herzen liegt, ohne dass diese Liebe blind und unkritisch ist. Das Entsetzen und die Enttäuschung darüber, wie sich Russland seit den Perestrojka Jahren und insbesondere unter Putin gewandelt hat, ist spürbar. Dursthoff bemüht sich nicht um Objektivität, er nimmt Partei - gegen den Krieg und das System Putin, aber eben auch für das, was in Russland gut und schön ist. Von der unkritischen Begeisterung aus jungen Jahren beim MSB ist jedenfalls keine Spur mehr, auch der letzte Datscha-Sommer, während des Krieges, ist von schmerzlicher Ernüchterung geprägt.

Das Buch ist sehr persönlich und zeigt gerade deshalb, dass es eben nicht so einfach ist, wenn man den Menschen so verbunden ist, das Regime aber gründlich ablehnt. Was tun? wie schon Lenin fragte. Der Autor ringt noch mit einer Antwort.