Lara Adrian – Midnight Breed, 6, Gesandte des Zwielichts
Nachdem der “Dunkle Hafen” von Andreas Reichen in Berlin komplett augelöscht, nicht mal vor Kindern und Frauen halt gemacht wurde, glaubt der Orden aber auch die übrige Vampirwelt, Andreas wäre in den Flammen gestorben. Andreas ist keineswegs Tod, auch wenn er sich nach dem Gemetzel an seiner Familie und dem Verlust seiner Freundin genauso fühlt. Beseelt von Rache tötet er in den anderen dunklen Häfen die Verursacher seines Leids, doch den Schlimmsten hebt er sich bis zum Schluss auf: Wilhelm Roth. Aber nicht nur das Wilhelm die Auslöschung des Dunkel Hafens angeordnet hat, er ist auch der Gefährte von Claire, die Andreas vor über 30 Jahren geliebt hat, was das ganze noch persönlicher macht. Andreas, dessen Gabe die Pyrokinese ist, ist nicht mehr er selbst als er bei Claire auftaucht, um herauszufinden wo sich Roth versteckt. Doch es kommt zu einem Eklat, und Claire, die schon lange Jahre keinen gemeinsammen Nenner mit ihrem Gefährten hat und gar nicht weiß, wo er sich aufhält, weckt wieder erneut Andreas´ Gefühle.
Aber auch Claire konnte Andreas nicht vergessen, der sie einfach vor so vielen Jahren hat stehen lassen. Die Emotionen müssen allerdings hinten angestellt werden, denn als bekannt wird, dass Roth einen mächtigen Verbündeten hat, wird es auch für den Orden heikel...
Der sechste Band aus der “Midnight Breed”-Reihe steckt voller Überraschungen, Action und Erotik. Aber die Atmosphäre des Buches ist sehr düster und beklemmend, alles wird von Andreas Reichens Gefühlswelt dominiert. Das Buch erscheint mir intensiver, aber nicht weniger spannend und fesselnd als seine Vorgänger. Der deutsche Vampir, den wir in den Vorgängerbänden als charmant und schlagfertig, vertrauenswürdig und mit Humor kennen gelernt haben, wird hier von seiner Wut und seiner Gabe fast schon verzehrt. Er ist ein gebrochener Vampir und hat sich bereits aufgegeben, sein Ziel ist es, die Mörder zu bestrafen und dann selbst abzutreten. Den einst vor Lebenslust so strahlenden Vampir so gebrochen zu erleben, war erschreckend.
Claire war mir sympathisch, sie ist eine toughe Stammesgefährtin, die aber sehr unglücklich ist. Ihr Gefährte ist nicht, wie schon so oft in den Vorgängerbüchern erklärt, mit ihr eins. Er kommt alle Jubeljahre mal zum nötigen Blutaustausch, ansonsten hintergeht er sie, treibt sich in der Welt herum und schmiedet böse Pläne. Claire hat die Gabe in Träumen zu wandeln, was eine interessante Fähigkeit ist, außerdem lässt sie sich nichts vorschreiben und kann beim Orden mit ihrer Gabe punkten.
Es ist wahrscheinlich unnötig zu erwähnen, dass Lara Adrian ihren Charakteren Leben einhaucht und sie vielseitig ausarbeitet. Mir gefällt das hier ein Gleichgewicht zwischen Stärken und Schwächen besteht, das die Figuren lebensechter macht.
Die Story ist wieder gut ausgearbeitet, sodass ich mich schnell in ihr verlieren konnte. Das Universum des Ordens wird stetig erweitert, die Handlungsorte bildhaft beschrieben und die Spannung flott aufgebaut und durchgängig gehalten. Dazu kommen Geheimnisse, viele überraschende, nicht vorhersehbare Wendungen, ständige Perspektivwechsel und mehrere Handlungsstänge, die sich immer mal wieder kreuzen und ebenfalls für Neugier beim Leser sorgen. Der Cliffhanger lässt böses Erahnen, das Finale war vielleicht ein ganz klein bisschen unspektakulär, was Wilhelm Roth betrifft, aber dennoch stimmig.
Mitreißend, fesselnd und temporeich wird die Geschichte von Andreas auf der einen Seite erzählt, auf der anderen Seite die Suche nach Dragos forciert, der hier als übergeordneter Bösewicht mit teuflischem Plan fungiert. Das klappt sehr gut.
Ich kann die Reihe allen Fantasy-Romance-Liebhabern empfehlen. Obwohl jedes Buch eigenständig gelesen werden könnte, empfehle ich die Reihe mit “Geliebte der Nacht” zu beginnen, da die Grundstory durcherzählt wird und so Ereignisse im Handlungsstrang um den Orden und Dragos besser nachzuvollziehen sind.
Das Cover passt wieder sehr gut zur Reihe und hat einen hohen Wiedererkennungswert.
Fazit: Diesmal ist die Story düsterer, beklemmender aber genauso spannend und sinnlich wie die Vorgänger. 5 Sterne