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Veröffentlicht am 11.06.2024

Spicy Wissenschaftsnerds

Not in Love – Die trügerische Abwesenheit von Liebe
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Ali Hazelwood ist mir natürlich ein Begriff, aber „Not in Love“ ist tatsächlich mein erstes Buch von ihr. Mich hat speziell bei diesem Buch gereizt, dass es sich thematisch offenbar etwas wissenschaftlich ...

Ali Hazelwood ist mir natürlich ein Begriff, aber „Not in Love“ ist tatsächlich mein erstes Buch von ihr. Mich hat speziell bei diesem Buch gereizt, dass es sich thematisch offenbar etwas wissenschaftlich orientieren will. Das hatte mich von der Prämisse her ein wenig an Susannah Nix und ihre „Chemistry Lessons“ erinnert, wobei ich da etwas enttäuscht war, wie wenig ‚nerdig‘ die Geschichte letztlich doch war.

Bei „Not in Love“ lässt sich das Urteil auf eine Art und Weise auch fällen, aber aus einem ganz anderen Grund. Es ist durchaus so, dass wir Protagonistin Rue bei ihrem Arbeitsalltag begleiten und man auch durch die ganze Firma, für die sie arbeitet, tief in wissenschaftliche Kontexte und vor allem den Arbeitsalltag dort eintaucht. Das fand ich eigentlich wirklich positiv, auch weil es bei Liebesgeschichte so nicht oft auftaucht, da sind andere Berufsfelder oft viel attraktiver einer größeren Leserschaft zu verkaufen. Dennoch war ich letztlich überrascht, zumal ich vom Ruf her Hazelwood auch eher zu den humoristischen Liebesromanautorinnen gepackt hätte, wie groß der Anteil an spicy Szenen war und auch auf eine Art und Weise, dass es mir fast zu viel war. Es war weniger, wie oft es solche Szenen über die Buchlänge gab, sondern mehr konkrete Darstellung. Es ist schließlich nicht das erste und sicherlich auch nicht das letzte Mal, dass ich ein solches Buch lese und da war augenscheinlich, dass es für mich eine Richtung hatte, die ich nicht so gerne lese, aber das ist totale Geschmackssache, je nach Vorliebe wird es andere wahrscheinlich sehr willkommen beim Lesen sein.

Zum Glück ist es aber nicht so, dass die expliziten Szenen den ganzen Bucheindruck überschatten. Auf eine Art passte es auch zu den Figuren bzw. hat sich keinesfalls widersprochen. Denn beide haben eine schwere Geschichte hinter sich und vor allem familiär nie wirklich Rückhalt erfahren. Während Eli in seinen Freunden eine richtige Familie gefunden hat, die ihn aber dennoch auch seine Freiheit immer noch sehr genießen lässt, kennt Rue das weniger. Sie hat Tisha und sie hat auch ihre Chefin Florence, aber dennoch ist sie vor allem eine Einzelgängerin, die sich auch in sozialen Kontexten sehr schwer tut, aber dennoch sich gerne auf eine Art austobt. Das ist schließlich auch der Grund, warum sich die beiden Figuren kennenlernen. Ich fand ihr erstes Aufeinandertreffen gut gemacht und es war dabei vor allem wichtig, dass es genau da noch nicht zu mehr gekommen ist, da so gleich die Grundlage gelegt wurde, dass es zwei Figuren sind, die vieles für sich behalten, sich aber gegenseitig sehr private Aspekte anvertrauen können. Das hat mich gleich überzeugt, denn wenn bedingungsloses Vertrauen nicht selbstverständlich ist, dann sind solche Szenen gleich eine besondere Grundlage, von der aus man miteinander arbeiten kann.

Im Verlauf fand ich auch, dass das Buch sich genug tiefgründige Momente gönnt. Die Sprache brachte mich zwar manches Mal raus, aber es ist oft dann doch noch mehr daraus geworden, aus dem die Figuren gut ausgearbeitet wurden. Ich habe beide auf eine Art lieb gewonnen. Rue mehr als individuelle Person, weil sie schon ungewöhnlich war und dadurch faszinierend. Dafür war Eli mehr der, der durch die Personen um ihn herum sehr interessant wurde. Sein Freundeskreis mit all den Schichten, die Schwester, aber natürlich auch, wie respektvoll er in Rues Leben eingetreten ist. Auch auf der Handlungsebene war ich zufrieden. Es war eine Geschichte, die sich zwar irgendwie absehbar gestaltete und sie hatte auch nicht so viele Wendungen, weil wie gesagt, die expliziten Szenen dafür auch zu viel Raum eingenommen haben, aber es war letztlich rund und ein Ende, was sehr, sehr viel richtig gemacht hat. Für Rue und Eli alleine, aber auch für sie als Paar.

Fazit: Ich weiß nicht, wie Ali Hazelwoods Stil sonst ist, aber mir war es anteilig doch zu sehr spicy und auch in der Art nicht so meins. Aber das wäre für mich kein Grund, ein Buch abzubrechen und das wäre bei „Not in Love“ auch schade gewesen, denn ansonsten ist es eine sehr runde Geschichte, mit gut ausgearbeiteten Figuren, vielleicht was wenig Handlung, aber dafür auch mit wissenschaftlichen Themen ein ungewöhnlicher Rahmen. Es gab also starke Pro-Argumente, aber auch Contra-Argumente. Aber ich würde auf jeden Fall so gerne nochmal was von Hazelwood lesen, um zu ergründen, ob die Stilistik generell so ist.

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Veröffentlicht am 27.05.2024

Sehr spicy, rau und auch tiefgehend

Flawless
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Wenn man überwiegend Bücher aus dem Lyx-Verlag liest, dann ergibt sich durchaus ein Gefühl für das Programm. Zwar ist der Stil aktuell sehr im Wandel, was ich auch positiv sehe, weil man nicht immer das ...

Wenn man überwiegend Bücher aus dem Lyx-Verlag liest, dann ergibt sich durchaus ein Gefühl für das Programm. Zwar ist der Stil aktuell sehr im Wandel, was ich auch positiv sehe, weil man nicht immer das gleiche lesen kann, aber dennoch bleiben manche Umstände sehr typisch. In dem Sinne bin ich bei „Flawless“ ein wenig doch herausgefallen. So ein Cover, wie es „Flawless“ hat verbinde ich vom Programm her eher für die überwiegend eher tiefsinnigeren Geschichten, bei denen die Pastellfarben auch von der Assoziation her gut aufgehoben sind. Den tatsächlichen Inhalt von „Flawless“ habe ich dann eher nicht so passend empfinden, was aber nicht gleich Schlechtes bedeutet.

Dank „Yellowstone“ auch wieder sehr beliebt geht es ums Bullenreiten, aber auch das Ranchleben in den USA. Es ist insgesamt eine eher raue Gegend, in der dennoch hochemotionale Gefühle möglich sind, aber einfach mit eigenen Gesetzen. Dazu ist „Flawless“ für mich voll von spicy Szenen. Dementsprechend ist auch die Sprache, da dirty talk ein großes Thema zwischen dem Paar ist. Das alleine schon zusammen erweckte bei mir schnell den Eindruck, dass es nicht unbedingt der Inhalt ist, den ich bei ähnlichen Covern zuletzt gelesen habe. Mich hat es ein wenig an Sarina Bowen erinnert, die ich immer gerne gelesen habe. Mein Geschmack hat sich ehrlicherweise davon etwas entfernt, aber dennoch konnte ich das Buch von Elsie Silver gut weglesen. Denn obwohl ein großer Fokus auf der Liebesgeschichte in sehr körperliche Form liegt, so habe ich es doch empfunden, dass die Geschichte für mich nicht oberflächlich geblieben ist.

Summer und Rhett waren jeweils für sich gut ausgearbeitet. Sie auf jeden Fall noch mal besser als er. Bei Rhett fand ich es ein wenig schade, dass die Familiendynamik noch etwas zurückhaltend blieb. Das mag daran liegen, dass es noch weitere Bände für dieses Ansinnen geben wird, aber die Entschuldigung, dass sie mit dem alleinerziehenden Vater und gleich drei Brüder nie über die Gefühle reden, darf nicht auf ewig eine Ausrede zu sein. Zudem ist auch die Schwester nur am Anfang mal aufgetaucht, um dann keine Rolle mehr zu spielen. Das klappte also nicht ideal und am Ende fehlte für mich auch eine finale Aussprache, aber dennoch habe ich Rhett als Figur verstanden. Als jüngster auf der Ranch hat er seinen Weg einfach nicht so logisch gefunden wie die anderen, so dass er sich eben ein Feld gesucht hat, wo alles bekommen hat, was es zuhause nicht selbstverständlich gab. Summer wiederum war mir als weibliche Protagonistin genau recht. Sie war verletzlich und dennoch sehr selbständig, gewieft und dabei einfach eine starke Frau. Bei ihr war für mein Empfinden alles sehr gut ausgearbeitet. Sowohl die ganze Familiendynamik als auch die Beziehungen zu Stiefmutter und Schwester und auch dem Ex-Partner. Sicherlich wäre ihre Krankengeschichte nochmal interessanter gewesen, aber dennoch war es insgesamt sehr gut gemacht.

Zusammen hatten Summer und Rhett sicherlich auch schnell eine gehörige Chemie. Ich bin zwar nicht mehr so der Fan davon, wenn sich der Mann wie ein Affe aufführt, der sich stolz auf die Brust klopft, aber es hat mich nicht unangenehm gestört, eben weil Summer eine starke Frau ist, für die das alleine nicht entscheidend ist. Rhett war manchmal wie eine Art Kleinkind, den man bei einigen Aspekten noch heranführen musste, aber er hatte auch andere Sachen, gerade mit seinem Schützling Theo, die gezeigt haben, dass er ein gutes Herz hat und einfach lernen muss, nicht nur an sich zu denken. Die Geschichte war für mich insgesamt sehr logisch aufgebaut und ich fand auch die am Ende in den Weg geworfene Steine angemessen. Der Geschichte hätte ich übertriebenes Drama zugetraut, aber es war nicht so.

Fazit: Angesichts des Covers war ich über den Inhalt von „Flawless“ doch etwas überrascht, da sich dahinter von meiner Erfahrung her nicht so viele spicy Liebesgeschichten verbergen. Das ist „Flawless“ eindeutig, aber es gibt auch sehr nahbare Figuren und eine gute Geschichte. Ich weiß nicht, ob es für mich wirklich reicht, die Geschichte fortzusetzen, aber sie ließ sich flott und gut weglesen.

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Veröffentlicht am 24.04.2024

Insgesamt zu brav

Am Ende gibt es nur uns
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„Am Ende gibt es nur uns“ ist bereits 2023 erschienen und wurde nun nochmal als Taschenbuch veröffentlicht, so dass ich auf das Buch von Paige Toon aufmerksam geworden bin. Auch wenn ich die Autorin schon ...

„Am Ende gibt es nur uns“ ist bereits 2023 erschienen und wurde nun nochmal als Taschenbuch veröffentlicht, so dass ich auf das Buch von Paige Toon aufmerksam geworden bin. Auch wenn ich die Autorin schon mehrfach wahrgenommen habe, so ist es doch erst mein erstes Buch von ihr.

Grundsätzlich muss ich sagen, dass mir das Setting des Buchs sehr gut gefallen hat. Mit dem ländlichen Ansatz in den USA, dazu die Farmarbeit mit Obst und Gemüse, das erweckt gleich so ein spezielles Gefühl, vor allem, wenn man sich als Leserin mit Selbstversorgung aktiv beschäftigt. Ich fand auch die Charaktere im Prinzip sehr nahbare Menschen. Mit unserer Protagonistin Wren war es natürlich am einfachsten, weil wir durch ihre Perspektive am nächsten an ihr dran waren. Ich fand sie auch gut nachvollziehbar, vor allem auch was das Zurückweisungsgefühl angesichts der neuen Familie ihres Vaters anging. Ihre Reise zu sich selbst und einer Vorstellung davon, was sie sein will und nicht sein will, das hat mich ebenfalls gut überzeugen können. Anders als ihr Gegenüber war ebenfalls eine Figur, die ich sehr gut verständlich fand, auch wenn wir seine Perspektive nicht hatten, was auch geholfen hat, ein lange verborgenes Geheimnis auch tatsächlich geheim zu halten. Aber seinen inneren Widerstand hätte ich sogar auch ohne Geheimnis gut unterstützen können, weil Verlust ein sehr sensibles Thema ist, bei dem jeder sein eigenes Tempo hat, was auch zu respektieren hat.

Dennoch fand ich die Liebesgeschichte zwischen den beiden zu brav. Damit meine ich noch nicht mal, dass ich besonders erotische Szenen vermisst habe. Keinesfalls. Es war eher so, dass Wren zwar viel von Gefühlen sprach, die aber nicht immer so brav rüberkamen. Wenn Anders sich auch viel verboten hat, so wäre es dennoch möglich gewesen, dass es zu flimmernden Momenten gekommen wäre, bei denen einfach etwas überspringt, was hängen bleibt. Deswegen hatte ich am Ende eigentlich das Gefühl, dass für mich die Liebesgeschichte noch gar nicht so weit fortgeschritten war, wie es mir aber vermittelt wurde. Hier passte es also leider nicht ideal zusammen. Dieser Eindruck hat sich aber auch durch viele Aspekte des Buchs gezogen. Es gab durchaus die Momente, bei denen alles ideal zusammenkam, beispielsweise hat Wren so bedeutsame Gespräche mit ihrer Stiefmutter und Halbschwester gehabt, was ich klasse ausgearbeitet fand. Auch Wren und Jonas hatten bedeutungsvolle Sequenzen zusammen. Jonas alleine wiederum war mich nicht konsequent genug, weil die Angst um ihn und seinen Gesundheitszustand den Anfang des Buchs prägen und dann geht das einfach verloren. Aber auch Wrens Vater ist sicherlich so eine Rolle, bei der man letztlich zu viel gefehlt hat, um ein wirklich rundes Bild zu erzeugen.

Fazit: „Am Ende gibt es nur uns“ macht vieles in der Tendenz genau richtig, führt es aber nicht immer konsequent zu einem Ende. Ich konnte das Buch gut weglesen, weil Stil und Tempo stimmen, aber insgesamt doch etwas zu brav und etwas zu oberflächlich, um sich wirklich nachhaltig in mein Herz zu arbeiten.

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Veröffentlicht am 08.04.2024

Nur einseitig sehr interessant

The Idea of You
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Ab dem 2. Mai 2024 ist auf Prime Video die Filmadaption zu „The Idea of You“ nach Robinne Lee zu streamen und das ist Grund genug, das Buch nun auch mal zu lesen, der 2017 nach seiner Erscheinung ehrlich ...

Ab dem 2. Mai 2024 ist auf Prime Video die Filmadaption zu „The Idea of You“ nach Robinne Lee zu streamen und das ist Grund genug, das Buch nun auch mal zu lesen, der 2017 nach seiner Erscheinung ehrlich gesagt völlig an mir vorbeigegangen ist, was sich vielleicht auch davon erklären lässt, dass der Roman erst jetzt auch auf den deutschen Buchmarkt geholt wurde. Ich hatte im englischsprachigen Raum aber auch so schon einen gewissen Hype mitbekommen, was ganz sicherlich am Cast (mit Anne Hathaway und dem aufstrebenden Nicholas Galitzine) und an der Thematik des Altersunterschieds mitsamt Boyband liegt. Also überzeuge ich mich mal, was das Buch zunächst zu bieten hat.

Die Thematik des großen Altersunterschieds (immerhin 20 zu 40 und damit genau das Doppelte) fand ich eigentlich das spannendste, denn wenn man ansonsten bei Liebesromanen oder noch spezieller noch bei New Adult unterwegs ist, dann ist es nicht ungewöhnlich, dass der Protagonist oder auch in selteneren Fällen die Protagonisten bekannte Figuren sind. Meist sind es Rockstars (oder nennen wir es etwas unspezifischer Musiker), aber auch Schauspieler sind immer wieder gerne gefragt. Dementsprechend ist der riesige Altersunterschied sicherlich der Aspekt, der „The Idea of You“ für mich rausstechen lässt. Ich persönlich bin bei dem Thema bewusst zurückhaltend in Urteilen, zumal man es nicht über einen Kamm scheren kann. Denn ab wann ist es ein Altersunterschied? Ab wann ist es vielleicht Vater-/Mutterkomplex? Ab wann ist es klar Missbrauch und wann ist es einfach Seelenverwandtschaft? Denn so wie ich an Liebe über Ethnien und Geschlechter hinweg glaube, so ist dann ganz sicher nicht das Alter der Faktor, der alles zum Erliegen bringt. Zumal es im Buch auch gut angesprochen wird, dass es häufiger für viele zum Problem wird, wenn die Frau älter ist, während es bei älterem Mann und jüngerer Frau schneller normal ist. Natürlich waren im Buch viele Stellen zu entdecken, wo man die unterschiedliche Reife von Solène und Hayes sehr deutlich merken konnte.

Aber vielleicht setze ich mal etwas früher an. Das Buch ist ausschließlich aus Solènes Sicht erzählt. Das passiert durchaus häufiger in Büchern, gerade wenn es auch von einer Autorin ist, die sich dann mit der weiblichen Perspektive leichter tut. Ich bin inzwischen ganz eindeutig mehr Fan von der Gleichberechtigung, weil es mir hilft, bei beiden Figuren mitzufühlen und so auch tiefer in ihre Liebesgeschichte einzutauchen. Dementsprechend hat Hayes hier schon schlechtere Karten. Auch wenn es nicht grundsätzlich ein Problem ist, aber hier war es eins, dass ich Hayes nicht in den Kopf gucken konnte. Ich habe mich daher beim Lesen so oft bei dem Gedanken erwischt, dass ich ihn manches Mal richtig gewandt, gebildet, aufmerksam und anpassungsfähig empfand. Das war dann vor allem auch alles, was mit Solènes Kunst und entsprechenden Kontakten zu tun hatten, aber dann wiederum war er manchmal so kindisch und wirklich wie ein kleines Baby, das immer gewiegt werden muss, in Sicherheit. Deswegen war es auch immer ein Hin und Her im Empfinden der ganzen Liebesgeschichte. Es gibt viele explizite Szenen, da dann an Hayes als Kind zu denken, das wäre fatal, aber so war es auch nicht. Aber dennoch hätte das Ungleichgewicht manchmal nicht größer sein können und dann war ich auch bei toxischen Gedanken in Bezug auf diese Beziehung.

Aufgrund dieses Aspekts wird es im Film sicherlich spannend werden, wie das rüberkommt, denn dort werden die Perspektiven etwas anders verteilt wirken. Aber hier im Buch ist es Solènes Geschichte und wenn die Autorin entsprechend eigene Fantasien in Bezug auf einen Musiker hat, dann verstehe ich auch, dass sie vor allem ihre eigene Perspektive da versucht hat auszuleben. Zumal es da auch genug interessante Ausgangspunkte gab. Wie reagiert das Umfeld? Wie es für die Tochter, die typisch schwärmerisch auf ihr Idol steht? Wie ist es für Solène, wenn es publik wird? gibt es Zukunftsplanungen oder nur im Moment leben? Es gab da doch vieles, was ich sehr spannend fand. Man hat an Solènes Gedanken auch gemerkt, wie inkonsequent sie da war, denn es gibt keine Schablone für dieses Leben. Sie hat aber eigene Erfahrungen schon gemacht, sie hat eine wichtige Lektion in Bezug auf persönliches Glück gelernt, sie kann anders entscheiden als noch als 20-Jährige. Aber mir hätte das Buch ganz sicherlich besser gefallen, wenn Hayes seine Perspektive bekommen hätte. Denn so war der Buchtitel auch Programm und ich habe manches Mal auch gedacht, dass Solène aus einem Traum erwacht. Dem war nicht so, weswegen das Ende auf eine Art auch sehr abrupt wirkte. In der Konsequenz bin ich wohl ganz dabei, aber es ist schon ein echtes Ausrufezeichen.

Fazit: „The Idea of You“ hat mir aufgrund des ungewöhnlichen Aspekts des Altersunterschieds durchaus gefallen. Da Solènes Perspektive so intensiv beleuchtet wird, wurden da auch viele Seiten interessant betrachtet. Aber mir fehlte Hayes' Perspektive, um mehr mitleiden zu können. So wirkte er mal erwachsen, mal sehr kindisch und er war bis zum Ende nicht richtig greifbar. Ja, weil er vielleicht nur die Idee einer echten Person ist. Ich bin jedenfalls froh, es gelesen zu haben, denn es ist anders, auch mit dem gewählten Ende, aber die ideale Lektüre ist es nicht.

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Veröffentlicht am 26.03.2024

Schwermütig zum Abschied

Move On - New England School of Ballet
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Jetzt ist die „New England School of Ballet“-Reihe mit Band 4 tatsächlich schon wieder vorbei. Dabei fühlt es sich so an, als wäre es gerade erst losgegangen. Den ersten Band hatte ich einer Leserunde, ...

Jetzt ist die „New England School of Ballet“-Reihe mit Band 4 tatsächlich schon wieder vorbei. Dabei fühlt es sich so an, als wäre es gerade erst losgegangen. Den ersten Band hatte ich einer Leserunde, wo viel diskutiert wurde, war es jetzt genug Ballett, ja nein? Wahrscheinlich ist es mir deswegen noch emotional so präsent und deswegen auch so nah. Insgesamt würde ich sagen, dass ich mir von dieser Reihe von Anna Savas etwas anderes vorgestellt hätte. Aber mit dem dritten Band habe ich glaube ich auch damit abschließen können, nicht mehr so viel Tanzen und so eigene Vorstellungen zu einer Ballettschule zu erwarten und dann war es auch deutlich einfacher, sich mehr auf das zu konzentrieren, was ich angeboten bekommen haben. Und da ist ganz klar der Fall, dass Savas eine gute Erzählerin ist.

Auf den dritten Band hatte ich mich richtig gefreut, weil Lia einfach die Persönlichkeit war, die mich bis dato am meisten fasziniert hat. Bei Skye war das jetzt etwas anders. Ich mochte sie zwar durchgängig, gerade weil sie auch für Jace so eine gute Freundin war, aber sie war dennoch für mich nicht so mysteriös aufgebaut, dass ich ihr unbedingt hinter die Birne gucken wollte. Aber sowas ist so gesehen nicht schlimm, denn Reihen lese ich eigentlich eh konsequent und da wird man oft von Figuren überrascht, die man vorher gar nicht so vielversprechend auf dem Schirm hatte. Skye gehörte eindeutig zu. Sie ist wirklich einfach eine liebe Persönlichkeit, die mir wahrscheinlich aus der Reihe von der Persönlichkeit her auch am ähnlichsten ist. Das waren dann vor allem Eigenschaften, sich so sehr um andere zu sorgen, dass man sich selbst dabei verliert. Aber es war auch das Teilen von eigener Kunst, ohne dass aber konkret die Person dahinter im Vordergrund stehen muss, sondern vielmehr die Botschaft des Ganzen. Das hat mich mit Skye sehr verbunden. Dementsprechend habe ich mich bei ihr schnell einfinden können. Gabriel war nun ein Neuzugang und er hat es am Anfang nicht leicht bei mir gehabt.

Das liegt aber auch daran, dass die anfängliche Atmosphäre des Buchs schon recht düster ist. Es war ein wenig wie im ersten Band bei Zoe und Jace, aber da war ohnehin noch alles neu zu entdecken, weswegen es mich da nicht so gestört hat, aber so Enemies-to-Lovers-Geschichten haben immer einen schmalen Grat. Ich mag es normalerweise gerne, wenn da am Anfang in das feindliche Miteinander Humor eingewoben wird. Das war hier nicht möglich. Gabriel und Skye haben eine gemeinsame Geschichte mit vielen verletzten Gefühlen, bei der auch wirklich böse Worte gefallen sind. Natürlich kann da nicht mit Humor gearbeitet werden. Aber dadurch war die Geschichte anfangs so schwer. Egal, wann die beiden Figuren sich begegneten, immer Hass, Hass, Hass. Ich weiß nicht, ob in einem Buch schon mal so oft „Ich hasse dich“ gefallen ist. Das hat mit mir als Leserin schon etwas gemacht. Dazu kam auch das Ungleichgewicht der Perspektiven und damit meine ich nicht, wer hat wie viele Kapitel bekommen, sondern mehr, dass ich aus Skyes Perspektive ein besseres Verständnis für die Gesamtsituation hatte, während Gabriel da zurückhaltender gestaltet wurde, weswegen ich die ganze Zeit dachte, warum hat er denn nun so überreagiert?

Den Verlauf der gemeinsamen Geschichte, sowohl in den Rückblenden erzählt, aber dann auch in der Gegenwart, das war für mich vollkommen okay. Die Anziehung zwischen den beiden war evident und hat durch das Eifersuchtsdrama auch angemessenes Futter bekommen. So war es gut nachvollziehbar, warum die beiden ein Arrangement getroffen haben, wo dann schnell alles aufgesprungen ist, weil da nun mal mehr loderte. Also von der Chemie, der Intensität zwischen ihnen, da hat Savas nochmal einen richtig guten Job angeboten. Dennoch würde ich in einer Nachbetrachtung sagen, dass die Trennung arg überzogen war. Auch wenn letztlich noch rausgekommen ist, dass beide nicht ehrlich waren, aber Gabriels Empfindungen erschienen mir dennoch zu intensiv, zumal ich aufgrund der Andeutungen aus seiner Perspektive viel Schlimmeres erwartet hätte. So entstand mehr der Eindruck, wie viel Zeit die beiden zusammen verplempert haben. Also insgesamt ein reizvolles Paar, aber drum herum eine Geschichte, die mehr Leichtigkeit verdient gehabt hätte. Aber der Abschlussband rettet sich von der Atmosphäre her auch, weil es wunderbar gelungen ist, die übrigen Paare noch einmal einzubinden. Auch die Idee mit der Dokumentation war da sehr passend, weil so während der Produktion schon viel rekapituliert werden konnte, aber besonders der Zeitsprung war noch einmal richtig schön und hat mir auch nochmal bewiesen, dass ich die Reihe trotz der generellen Kritik rund um Ballett dennoch gerne gelesen habe.

Fazit: Mit „Move On“ verabschieden wir uns von der Ballettschule in Boston und es war noch einmal eine sehr schwermütige Geschichte, die zwar ein Paar hat, wo von der Chemie her alles da war, so dass ich mitfühlen konnte, aber ein bisschen mehr Spaß und Laune wäre nicht schlecht gewesen. Dazu ist der generelle Abschiedsgedanke wunderbar gelungen und hat belegt, Abschied nehmen ist hier nicht leicht, aber ich freue mich auf neue Abenteuer mit Anna Savas.

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