Definitiv Geschmackssache – gesellschaftskritisch, aber sehr in die Länge gezogen
Die kleinen Lügen der Ivy LinVorab: Ich bin mir nicht zu einhundert Prozent sicher, wie viele Sterne ich diesem Buch geben kann, da es sich hierbei definitiv um Geschmackssache handelt und ich die Rezension so objektiv wie möglich ...
Vorab: Ich bin mir nicht zu einhundert Prozent sicher, wie viele Sterne ich diesem Buch geben kann, da es sich hierbei definitiv um Geschmackssache handelt und ich die Rezension so objektiv wie möglich schreiben möchte.
Dieses Buch ist mit 496 Seiten recht umfangreich.
Es ist in verständliche, deutsche Sprache übersetzt worden, allerdings lesen sich einige Sätze ab und an ein wenig „geschwollen“ – es werden Wörter verwendet, die man im normalen Sprachgebrauch eher nicht verwenden würde.
Darum geht es: Während Ivys Eltern in die USA auswandern, um den großen amerikanischen Traum wahr werden zu lassen, wird die zweijährige Ivy bei ihrer Großmutter Meifeng in China zurückgelassen.
Nachdem ihre Eltern Fuß gefasst und die notwendigen finanziellen Mittel haben, holen sie die mittlerweile fünfjährige Ivy und Meifeng zu sich.
Doch schnell wird klar, dass Ivy, trotz aller Versuche, nirgends dazugehört.
Die Beziehung zu ihren Eltern ist distanziert und sie findet keine Freunde – dabei ist alles, was sich Ivy wünscht, akzeptiert zu werden.
In den ersten Kapiteln wird schnell deutlich, in welche Richtung sich Ivy entwickelt.
Sie nimmt Verhaltensmuster schnell an, leider nicht nur die Guten – sie beginnt zu stehlen und zu lügen. Schon bald basiert ihr ganzes Leben auf einer Lüge.
Die gängigen Klischees werden in diesem Buch auf jeden Fall bedient.
Ivy, die hübsche, kleine Chinesin einer Arbeiterfamilie und die privilegierten Amerikaner.
Der Autorin gelingt es in ihrem Buch aber, gesellschaftskritisch zu erzählen, ohne dabei „mit dem Finger auf andere zu zeigen“.
Inwiefern es einen zum Nachdenken anregt oder wie man die Dinge interpretiert, ist hier natürlich bei jedem unterschiedlich.
Der Schreibstil ist professionell und die Erzählperspektive auktorial - der „Erzähler“ dieser Geschichte ist allwissend und erzählt nicht nur, was bei Ivy vor sich geht, sondern zeitgleich auch beispielsweise bei Ihren Eltern.
Die Charakterentwicklung ist in sich abgeschlossen, aber überwiegend sehr zweidimensional.
Man kann sich die Charaktere zwar vorstellen, man hat aber nicht das Gefühl, diese wirklich „kennenzulernen“. Es ist schwierig, sich mit diesen zu identifizieren oder Sympathie aufzubauen.
Besonders der Anfang hat sich leider sehr in die Länge gezogen, was ziemlich ermüdend war.
Viele Wendepunkte, von denen andere sprechen, konnte ich nicht feststellen und das Ende wirkte vorhersehbar.
Einige Stellen wurden viel zu detailliert beschrieben (Beschreibung des Hauses, Bestecks, Teppichs,…) – hier hätte sich die Autorin gerne kürzer halten dürfen, da der Lesefluss so ein wenig ins Stocken geriet.
Ich habe leider zu keiner Zeit Empathie für Ivy oder die anderen Charaktere empfinden können und habe mich nicht nur einmal zum Weiterlesen zwingen müssen, da einige Kapitel wirklich sehr langwierig waren.
Schlussendlich muss ich sagen, dass ich wohl leider nicht zur Zielgruppe dieses Buches gehöre.
Wenn Du allerdings denkst, dass das Buch etwas für Dich sein könnte, empfehle ich, einige andere Rezensionen zu lesen.